o Herrenberg, 12, Juni, Die beiden Brüder von Gariringen, die wegen Verdachts der Eides- verletznng am Mittwoch inhaftiert wurden, sind wie der aus der Haft entlassen worden, nachdem sich ein Beweis zum Streitobjekt, eine Onittnng, vor- gefunden haben soll,

st Tübingen, 12, Juni, Die Tagung der deut­schen Kolonialgesellschaft schloß mit einem Ausflug nach dem Hohenzollern und einem Besuch in Tüb ingen,

H Stuttgart, >2. Juni, Heute mittag 2,55 Uhr sind der König und die Königin mit der Prinzessin von Bentheim zum Sommeraufenthalt nach Beben Hausen mit Gefolge übergesiedelt,

st Stuttgart, l2. Juni, (Pfingstverkehr auf der Eisenbahn. In der Zeit vom Psingstfamstag bis Pfingstdienstag sind aus den Stationen der württ, Staatseisenbahnen l 029 791 Fahrkarten ausgegeben worden mit einer Gesamteinnahine von 827 614 Mk, Gegenüber dem Vorjahr betrug die Zahl der aus­gegebenen Fahrkarten mehr 8114 Stück und der Erlös hieraus mehr 27 575 Mr,

j! Stuttgart, >2, Juni, Die Vereinigten Ge­werkschaften Stuttgarts haben den Boykott über ein hiesiges Fleisch und Wurstwarengeschäft ver­hängt,

st Stuttgart, 12. Juni, Der heutige zweite Tag der Burgenfahrt galt zunächst der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten Halls und der Komburgt Nachm, führte der Luxussonderzug die Teilnehmer in kurzer Zeit nach Neuenstern, dem freundlichen hohen- lohischen Städtchen, das zum Empfang der Gäste reich geschmückt war. Es wurde das berühmte Stammschloß der Neuensteiner Linie der Fürsten zu Hohenlohe, einer ehernaligen Wasserburg, die gegen­wärtig von dem genialen Architekten Bodo Ebhardt mit ganz bedeutenden Mitteln im Auftrag des Schloßherrn, des Fürsten von Hohenlohe-Oehrin gen, Herzog von Ujest, einer vollständigen Restaurie­rung unterzogen wird, besichtigt. Heute abend fuhr die Gesellschaft nach Heilbronn weiter,

jj Gmünd, 12. Juni. Gestern fand hier die 12, Tagung des Verbands württ, Post- und T e l eg r a p h en u n t e r b e a m t e n statt. Eine große Debatte erregte die Frage der obligatorischen Ein führung einer Sterbekasse. Geplant ist ein Beitrag von 10 Pfg., der bei jedem SterbefaU von den Mit­gliedern erhoben werden soll. Es kommen jährlich etwa 30- 40 Sterbefälle vor. Das Sterbegeld soll 200 Mark betragen und wenn die Ehefrau stirbt, 50 Mark, Die Abstimmung ergab Annahme des Antrags mit allen gegen l l Stimmen, Stimmbe rechtigt waren 77 Delegierte. Zur Beratung stau den nicht weniger als 26 Anträge, Ein Antrag verlangt die Schaffung weiterer gehobener Stel­len für Unterbeamten, ein anderer fordert, daß auch bei Postunterbeamten 3, Klasse mehr etatsmäßige Stellen beschaffen werden, ein dritter Antrag will erreichen, daß die Unterbeamten mitHerr" angc- redet werden. Die verschiedenen Anträge wurden größtenteils nach ausgedehnter Debatte der Ver- bandslettung zu geeigneter Behandlung übergeben. Die nächste Tagung findet in Stuttgart statt. Die Verhandlungen dauerten ununterbrochen 6 Stun­den lang,

>! Lansfen a. N., >2, Juni, Ein Radfahrer aus Ludwigsburg, der von Nordheim kam, stürzte gestern bei einer scharfen Kurve der steilen Steige und war sofort tot. Der Verunglückte war ver lobt und von seinem zukünftigen Schwager begleitet.

der nun die traurige Nachricht den Angehörigen nach Hause bringen muß,

9 Lauffen a. N., l 2, Juni, Zu dem tödlichen Unfall des Radfahrers auf der Nordheimersteige er­fahren wir noch, daß der Verunglückte ein aus Saul gau gebürtiger Installateur namens Metzler ist, st Hellbraun, 12, Juni, Nach einer Landes ausfchußsitzuug am Samstag abend wurde gestern vormittag in den Kilianshallen der 3, Württem berg, S ch mied e m e i ft er Verb a ndstag unter großer Beteiligung seitens der Verbandsmitglieder abgehalteu. Nach gegenseitigen Begrüßungsan sprachen erstattete der Verbandsvorsitzende Jllig den Geschäftsbericht, in dem er darauf Hinweisen konnte, daß dem Verbände nunmehr 35 Juuuugen ange­hören, von denen 22 zu der Tagung Vertreter ent . sandt hatten, lieber die Meisterprüfung im Schmiede Handwerk referierte Handwerkskammersekretär Mül ler-Heilbroun, lieber Organisationsfragen sprach der Verbandsvorsitzende Jllig-Stuttgart, der eine Ver­besserung der wirtschaftlichen Lage in einer genauen und richtigen Kalkulation und in einer aufrichtigen Organisation der Schmiedemeister erblickt, um jede Schmutzkonkurreuz auszuschließen, Dr. Grundmann- Berlin, Verwaltungsdirektor der Schmiedeberufsge- uossenjchaft, sprach über berufsgeuosseinchaftl, Fra­gen mit besonderer Berücksichtigung der neuen Ver sicherungsgesetzgebung, die in mancher Beziehung eine Verschlechterung des Versicherungswesens für die Be­rufsgenossenschaft bringe, insbesondere auf dem Be- schwerdcinstanzengang. Dafür, daß der Reichstag die Halbierung der Beiträge ablehnte, was die Arbeit­geber 60 -Millionen Mark jährlich gekostet hätte, müsse man dankbar sein. Auf Anregung des Land tagsabgeordnteen Hilter wurde eine Resolution au genommen, die die Beseitigung des Paragraphen 100g der Gewerbeordnung verlangt. Als Ort des nächsten Verbandstags wurde Reutlingen bestimmt, st Heribronn, 12, Juni, Gestern fand hier der 4, Verbands tag des Landesverbandes württ, Wagnerm ei st e r statt, der vom stellvertretenden Vorsitzenden, Jllig-Stuttgart, geleitet wurde. Ein Antrag der Innung Aalen betr, energischere Werbe­tätigkeit der Innungen für die Verbandszeitung und den Verband fand einstimnüg Annahme, Sedan.n kam das Ergebnis der Handwerkerberatung bezüglich des Paragraphen I 0»g der Gewerbeordnung zur Bespre­chung, wobei der Hoffnung auf baldige Beseitigung dieses Paragraphen Ausdruck gegeben wurde. Einem Antrag der Filderinnung entsprechend nahm der Verbandstag folgende Resolution an: Der Verbands- tag erkennt den Antrag der FildeAunung nach einer gerechteren Einschätzung der Gewerbesteuer als be­rechtigt an, und erachtet die Gewerbesteuerordnung einer Reform bedürftig und beauftragt die Berbands- leitung, diese Resolution d er Ständekammer zu un terbreiten. Ferner erachtet der Verbandstag die Ab Haltung der Holzverküufe im Wirtshaus statt an Ort und Stelle im Walde für einen Mißstand, Als Ort des nächsten Verbandstags wurde Aulendorf ge­wählt, ,

st Heilbronn, 12, Juni, In vergangener Nacht hat in Bibcrach hiesigen Oberamts der ledige Ziege­leiarbeiter Heimerdinger aus Neckargartach vor der Brauerei zur Krone den 28 Jahre alten Taglöhner Karl Jörgle erstochen. Der Tat gingen Streitigkeiten voraus. Der Täter ist verhaftet,

!! Vom Zabergän, >2, Juni, Ein Gang durch die Weinberge erfreut Auge und Herz, Alles gesund !

und grün bis grünblau. Das Grünblaue kommt vom Spritzen. Der Traubenansatz ist allerdings verschie­den, Am meisten Trauben zeigen die Weiß» und Rot rieslingstöcke, während der Schwarzriesling, der häu­fig in den Talweingärten vorkommt, wenige Trau­ben zeigt. Die Lemberger und Portugiesertrauben und der Weißelbling haben ebenfalls viel Trauben, dagegen weisen die Sylvaner und Tokayer wenig Ansatz auf. Gutedel und besonders die Trollinger sind in vielen Weingärten gering ausgegangen. Da­gegen haben die spärlichen Träublein große Bee­ren angesetzt. Die Blütezeit naht. An Kamerzen und Weinbergmanern blüht es schon lebhaft und der Traubenblütenduft macht sich da und dort bemerklich,

!! Hall, l2, Juui. Ein seltenes Fest, die Feier seines 8 0jührigen Bestehens durfte vorgestern der hiesige G e w e r b e v e r e i n begehen. Da der Verein der älteste unter den württ, Gewerbever­einen ist und unter diesen stets eine geachtete Stel- > lang eingenommen hat, so durste sich die Feier einer- ganz besonders großen Beteiligung aus allen Tei­len Württembergs erfreuen,

!! Crailsheim, 12, Juni, Der über 400 Mit­glieder zählende Landesverein württ, Zugführer und deren Anwärter hielt gestern in der reich be­flaggten Stadt seine 9. Haupt- und Generalver­sammlung ab. Die reichhaltige Tagesordnung wurde mit großer Sachlichkeit erledigt, was auf die an­wesenden Vertreter der Vorgesetzten Behörden den besten Eindruck machte. An die Verhandlungen schloß sich ein gemeinsames Mahl, dem später eine gesellige Unterhaltung folgte. Künftig finden die Versammlungen des Landesvereins nur alle zwei Jahre und zwar in Stuttgart statt,

st Waldsee, 12, Juni, Beim Kahnfahren im Sec schlug gestern ein mit drei Personen besetztes Boot um. Zwei Insassen konnten sich durch Schwim­me!, retten, der dritte ist ertrunken.

st Leukkirch, 12. Juui, lieber die furchtbaren Gewitter, die am Freitag das württembergische und bayerische Allgäu mit dem Jllertal heinisuchten, erfährt man weiter: Außer Tannheim und Rot hat der Hagel auch die Gemarkungen Hofs, Berkheim, Jllerbachen und Eichenberg ziemlich stark betroffen und teilweise Schaden an den Feldfrüchten bis zu 40 und 50 Prozent angerichtet. In Tannheim hat der Hagel bis herauf nach Kronwinkel fast alles vernichtet. Die Hagelkörner lagen so dicht, daß man sie noch anderntags in Gräben und auf Wiesen in Haufen schöpfen konnte,

st Friedrichshafen, 12. Juni. Morgen und über­morgen findet hier die 104, Sitzung der ständigen Tarifskommission der deutschen Eisenbahnen statt, z an der außer den Vertretern der Verwaltungen der Ausschuß der Berkehrsinteressenten teilnimmt. Die Tagesordnung für die Beratungen umfaßt nicht we­niger als 68 Punkte, Als Vertreter Württembergs ! in dem genannten Ausschuß beteiligen sich Frei­herr v, Wöllwarth auf Hvhenroden und Geheimer Kommerzienrat von Wiedenmann an den Verhand­lungen, >

st Friedrichshasen, 12, Juni, Die alljährliche Ofsiziersreunion der Bodenseegarnisonen fand ge­stern, begünstigt vom schönsten Wetter, statt unter Teilnahme der Herzöge Albrecht, Robert und Ulrich, des Erzherzogs Eugen von Oesterreich und zahlreicher Generale und Abordnungen württembergischer Regi­menter, Die österreichischen, bayerischen und ba­dischen Offiziere trafen mit Sonderschiffen hier ein.

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Liebe und Hochachtung können durch kein Gesetz er­zwungen werden, sie müssen erworben werden.

Zschokke.

Neuer Frühling.

Erzählung aus der Gegenwart von O, Elster. Foitsttzung. Nachdruck verboten.

6!se faßte sich zuerst,

Ich wollte mit Dir sprechen, Mutter, was alles zu geschehen hat, um den Wunsch Roberts zu erfüllen. Es sind da doch gewiß Formalitäten nötig . . ."

Ja, aber ich denke, daß die nötigen Formalitäten in diesem Falle rasch erfüllt werden können. Ich werde meinen Rechtsanwalt fragen. Ach, mein teures Kind, daß alles so kommen mußte!"

Sie gingen gemeinsam zu Robert, der sie mit äugst- lich forschendem Blick empfing.

Als ihm seine Mutter aber den großherzigen Entschluß Elses mitteilte, im leuchtete es in seinen Augen auf, sein« Sangen überzog Purpurglut und plötzlich richtete sich sein gelähmter Körper straff empor, jknd seine Lippen stieße« »inen Jübelruf aus.

Tann aber sank er wie vom Blitz getroffen zusammen «nd brach in ein krampfhaftes Schluchzen aus.

Ties erschüttert kniete Else neben ihm nieder; sie

streichelte sanft seine heftig zuckenden Hände und sprach milde, liebevolle Worte zu ihm.

Nach und nach beruhigte er sich. Er lag mit geschlos­senen Augen da.

Welche Gedanken mochten in diesen Minuten durch seine Zeele ziehen welche Schmerzen welches Leid sein Herz jermartern?

Und Plötzlich öffnete er die Augen.

Nicht wahr, Else," sagte er matt lächelnd,es war illes ein Traum?"

Nein, mein Robert, es ist ss, wie Deine Mutter Dir ägte: ich werde Dein Weib und bleibe nun immer bei Dir, im Dich gesund zu pflegen."

Gesund gesund! O mein Gott Unbarmherziger nur eine Stunde meine Kraft meine Gesundheit dann will ich ja gerne sterben"

Sein Haupt sank herab, eine Ohnmacht umhüllte seine Sinne,

Aber bald erholte er sich wieder, und nun erfaßte ihn eine fieberhafte Unruhe.

Seine Mutter mußte ihm versprechen, alle Förmlich­keiten so rasch wie möglich zu erledigen. Nach der Trau­ung wollten sie alle drei sofort nach Bad Oeynhausen ab- reisen.

An die Wirkung dieses Bades klammerte sich all seine Hoffnung, wie ein Ertrinkender sich an ein Stückchen Holz klammert, das ihn doch nicht über Wasser halten kann.

21. Kapitel.

Es waren furchtbare Tage für Else, welche jetzt folgten.

Die fieberhafte Unruhe des Kranken dauerte fort. Er quälte sich und seine Umgebung mit hundert Plänen und

rxwisiniiigen, Mirwnrien unv mganiwsmrii zue me Zurnnsr, die niemals verwirklicht werden konnten.

Die Erregung, in welcher er sich befand, täuschte ihm eine Besserung seines Leidens vor. Er glaubte, sich freier bewegen und besser gehen zu können als sonst, er glaubte sich stärker und frischer zu fühlen.

Ich werde nicht sterben, nicht wahr? Else? Nicht wahr, Mutter?" so fragte er oftmals,Ich fühle mich schon jetzt viel besser, viel kräftiger, und das Bad wird seine Wirkung schon tun. O, wie glücklich werde ich dann sein, meine Else?"

In seinem krankhaften Egoismus dachte er gar nicht daran, welches Opfer Else ihm brachte. Zuerst war er überrascht, tief gerührt, erschüttert gewesen, jetzt fand er es ganz natürlich, daß Else sein Weib wurde. Dann könn­ten sie doch immer beisammen sein und er würde ja ge­nesen !

Der Arzt schüttelte den Kopf über die Veränderung in dem Wesen seines Patienten.

Ich bin Ihnen die Wahrheit schuldig, Fräulein Else," sagte er zu dieser,Ihr Entschluß ist ein so heldenhafter, daß ich ihn als Mensch nicht begreifen, als Arzt nicht billigen kann. Glauben Sie ja nicht an eine Besserung in dem Befinden Ihres Bräutigams! Die Anzeichen der letzten Tage sind ein letztes Aufflackern der Lebens­geister Fräulein Else, Sie heiraten einen Sterbenden!"

Ter Wunsch des Sterbeuoen ist mir heilig, Herr Doktor."

O, Sic werden eine sehr junge Witwe sein," setzte der Arzt ernst hinzu,

Ter Tag der Vermählung war gekommen. Alle For­malitäten waren erfüllt.