Ludwigsburg, 24. Aug. Vom OLerling seiner Scheuer ist in Oßweil der 84 Jahre ulte Schäfer Matthäus Rommel abgestürzt. Er erlitt einen Schädelbruch, dem er bald darauf erlag.

Heilbronn, 24. Aug. In einer von über 1000 Personen besuchten Versammlung in den Kilians­hallen protestierte gestern abend die Sozialdemokra­tie gegen die hohen Fleischpreise. Gewerkschaftssekre­tär Ziegler wies in seinem Referat darauf hin, daß die Fleischpreise allein iw letzten Jahre um 15—27 Pfg. in die Höhe gegangen und in Heilbronn auf einem! noch nie gesehenen Niveau angelangt sind, das aber, wie man ankündige, noch weiter steigen soll. Genosse Schweikert jun. wandte sich gegen die Mo­nopolstellung der Metzgermeister. Die Heilbronner Metzgerinnung habe Strafen von 600—1000 Mk. auf die Eingehung eines Lieferungsvertrages mit dem Konsumverein gesetzt. Obermeister Hauth von der Metzgerinnung wies auf den Schaden hin, den die Maul- und Klauenseuche angerichtet habe, sowie auf die Vernachlässigung der Mastzucht durch die Milchwirtschaft. Ein Nachlassen der Preise sei leider noch nicht so rasch zu erwarten. Die Versammlung nahm einstimmig eine Resolution, worin u. a. die Einwohnerschaft aufgefordert wird, dem Wurst- und Fleischgenuß solange zu entsagen, oder ihn auf das mindeste Mast zu beschränken, bis die Fleischpreise wieder normal geworden seien.

Nürtingen, 24. Aug. Die K. Kreisregierung in Reutlingen hat die Wahl des Ortsvorstehers von Oberboihingen wegen ungesetzlicher Wahlbeein­flussung für ungiltig erklärt. Der Neugewählte hatte, wie erinnerlich, damit, daß er sich mit einem Gehalt von 1700 Mk. statt der ausgeworfenen 2100 Mk. begnügte, unerlaubten Stimmfang betrieben.

Blaubeuren, 24. Aug. Seit einigen Tagen wird der 17jährige Sohn eines hiesigen Bürgers E. Sch. von seinen Eltern vermißt, welche, wie es scheint, der Ansicht waren, daß er sich vielleicht bei Ver­wandten oder Bekannten aufhalten werde. Dem ist nicht so, denn zum großen Erstaunen der Eltern des Vermißten kam eine briefliche Botschaft, wonach er um Geld und Bekleidungsstücke schrieb und bemerkte, daß er mit einem Werber der Fremdenlegion be­reits die deutsche Grenze überschritten und beab­sichtige, sich zur Fremdenlegion zu begeben. Was den jungen Mann zu diesem unglücklichen Entschluß geführt hat, ist unklar.

Aus Welt und Zeit.

Berlin, 25. Aug. Das Oberhofmarschallamt teilt mit: Der Kaiser ist in Wilhelmshöhe an einer Erkältung erkrankt, welche mit einem leichten, aber mehr schmerzhaften Muskelrheumatismus ver­bunden ist. Der Kaiser hat infolgedessen auf ärzt­lichen Rat die Reise nach Merseburg und Dresden aufgegeben.

Köln, 24. Aug. Die wochenlang anhaltende reg­nerische und kalte Witterung läßt für die diesjährige Ernte das Schlimmste befürchten. Die aus fast allen ackerbautreibenden DistriktenDeutschlands einlaufen­den Meldungen lauten geradezu trostlos. Im Ruhr­gebiet, dem fruchtbarsten Teile Westdeutschlands, bangt der Landmann um die gesamte Ernte. Sollte nicht ein baldiger Umschwung eintreten, so muß mit einer völligen Mißernte gerechnet werden. Auch in den rheinischen Weinbergen sieht es geradezu trost­los aus.

London, 25. Aug. Gestern abend gegen 7 Uhr brach in der vierten Etage des Haupttelegraphen->

amtes in London ein Brand aus, der in kurzer Zeit mehrere Tausend Drähte in Flammen setzte. Die Angestellten versuchten vergebens das Feuer zu löschen. Währenddessen kam die Feuerwehr. Es standen aber bereits alle Drähte in Hellen Flammen, sodaß es nicht möglich war, des Brandes sofort Herr zu werden. Alle Angestellten mußten das Gebäude verlassen. Der Schaden, der an dem Gebäude, den Drähten und Apparaten angerichtet wurde, ist ein sehr großer. Durch Messungen wurde festgestellt, daß alle Verbindungen mit dem Kontinent, mit Amerika, und namentlich mit der Provinz unterbrochen sind. Es wird mehrere Tage dauern, bis die Verbindun­gen wieder hergestellt sind und der Dienst wieder ausgenommen werden kann. — Um 10 Uhr nachts war man des Feuers Herr geworden, und eS wurden sofort die Wiederherstellungsarbeiten ausgenommen. Die Verbindungen mit dem Kontinent sind bereits teilweise wieder hergestellt.

Landwirtschaft und Märkte.

Herrenberg, 24. Aug. Auf den heutigen Schweine­markt waren zugeführt: 72 St. Milchschweine, Er­lös pro Paar 50—70 Mk., 21 St. Läuferschweine, Erlös pro Paar 65—115 Mk. Verkauf: gut.

Pforzheim, 24. Aug. Der heutige Schweinemarkt war befahren mit 57 Ferkelschweinen. Verkauft wurden alle. Preis das Paar 42—62 Mk.

Milchleistungskontrolle. Landwirtschaftsinspek­tor Ströbele veröffentlicht im Landw. Wochenblatt eine Uebersicht über die Milchleistung der verschie­denen Rindviehrassen in Württemberg. Seine Kontrolle erstreckte sich auf 1910/11. Daraus seien folgende Einzelheiten aufgeführt: Der Wert der durchschnittlichen Gesamtleistung einer Kontrolle beim Fleckvieh belief sich auf 368 Mk., beim Braun­vieh auf 384 Mk., beim Limpurger Vieh auf 374 Mk. Beim Vergleich zeigt es sich, daß die Lim­purger Kühe, wenn man den Wert der geleisteten Arbeit zur Milchleistung zuschlägt, in der Gesamt­leistung dem Fleckvieh nicht nur gleichkommen, son­dern im Durchschnitt pro Kuh eine um 6 Mk. höher zu bewertende Produktion aufweisen, ganz abgesehen davon, daß das Fleckvieh im Durchschnitt während des Kdntrolljahres im Lebendgewicht ungefähr gleich geblieben ist, während bei den „Limpurgern" eine Lebendgewichtzunahme von etwa 20 Kilogramm pro Jahr und Kuh zu verzeichnen ist. Das Braun­vieh steht mit einem durchschnittlichen Eesamt- leistungswert (Milch-Kalb-Arbeit) von 384 Mk. und einer Lebendgewichtzunahme von 26 Kilogramm pro Kuh an erster Stelle.

Wöchentlicher Saatenstandsbericht der Preisbe- richtstelle des Deutschen Landwirtschaftsrates. Das Wetter war auch in der Berichtswoche sehr unbestän­dig und es verging fast kein Tag ohne Niederschläge, sodaß die Erntearbeiten immer wieder unterbrochen werden mußten. Bezeichnend für die Schwierigkei­ten, mit denen die Landwirtschaft zu kämpfen hat, ist der Umstand, daß auch jetzt — wenngleich ver­einzelt und meist nur aus großen Gütern — noch Reste der Roggenernte draußen stehen, die bisher nicht geborgen werden konnten. Immerhin sind Roggen und Gerste in der Hauptsache unter Dach, während Weizen erst zum kleineren Teil eingefahren ist, und vom Hafer noch viel, teilweise sogar unge­schnitten, am Felde war. Der durch Nässe an der Halmfruchternte ungerichtete Schaden wird als ziem­lich erheblich bezeichnet. Fast überall wird über

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Auswuchs geklagt; auch soll viel Getreide in nicht ganz trockenem Zustande eingeerntet sein. Ganz be­sonders dürfte der Hafer gelitten haben. Er ist un­ansehnlich, vielfach schwarz geworden, und da er überreif ist, so geht durchKörnerausfall viel verloren. Von den Hackfrüchten haben die Rüben durch die Feuchtigkeit gewonnen und zeigen bei reichlicher Vlattbildung ein gutes Aussehen; auch das Wur­zelgewicht hat zugenommen, dagegen sind die Fort­schritte beim Zuckergehalt infolge des kühlen Wet­ters und mangels Sonnenschein nicht befriedigend. Ueber die Kartoffeln lauten die Berichte sehr ver­schieden; zwar haben sie sich von den Folgen der vorausgegangenen Trockenheit erholt, vielfach be­ginnen sie aber jetzt schon unter Nässe zu leiden, so­daß trockenes Wetter dringend erwünscht ist, um dem häufig beobachteten Krankwerden Einhalt zu tun. Die Futterpflanzen entwickeln sich weiter sehr gün­stig, der junge Klee steht gut, und der Nachwuchs auf den Wiesen verspricht einen reichlichen Ertrag zu liefern.

Letzte Nachrichten und Telegramme.

Freudenstadt, 26. Aug. Die Bewohner unserer Stadt scheinen dieses Jahr sehr schwer zum Steuer­zahlen zu kommen. Im Gemeinderat wurde mitge­teilt, daß 400 Steuerzahler mit ihrer Steuer vom vorigen Jahr im Rückstände sind.

Stuttgart, 26. Aug. (TelephZ Eine aus 60 Ve- zirksoertretern des Oberamts Welzheim bestehende Abordnung erschien gestern bei Regierungsdirektor Dr. v. Hi ober, um ihm die Landtagskandidatur für den Bezirk Welzheim anzubieten. Dr. v. Hieber nahm an. — Für den Bezirk Neckarsulm stellte die Zentrumspartei den Redakteur Hanser vom Deut­schen Volksblatt als Landtagskandidaten auf. — In Waiblingen stellte der Bund der Landwirte Ge­meinderat und Seifensieder Kr eh als Kandidaten für den Landtag auf.

Göppingen, 26. Aug. (Teleph.) In der Nacht zum Sonntag gab es wegen eines Frauenzimmers Streit, wobei der verheiratete Gürtler Robert Schniepp einen Messerstich in die Brust erhielt, was seinen sofortigen Tod herbeiführte. Schniepp hin­terläßt eine Frau und drei kleine Kinder._

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Standesamt Calw.

Geborene.

20. Aug. Otto Albert, S- d. Christian Maier, Färberei­arbeiters hier.

Getraute.

23. Aug. August Paul Einsele, Galvaniseur und Sofie Burg­

hardt hier.

24. „ Paul Friedrich Graf, Maschinenftricker und Emma

Magdalena Weinbrenner hier.

Gestorbene.

22. Aug. Friedrich Blessing, Schuhmacher hier, 62 Jahre alt. 24. Marie Barbara geb. Riehm, Witwe des Georg

Friedrich Held, Fabrikarbeiters hier, 63 Jahre 11 Monate alt.

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Amtliche und Privatanzeigen.

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Für den Neubau des Bezirkskrankenhauses in Ealw sind nachstehend aufgeführte Bauarbeiten im Submissions­wege zu vergeben und zwar:

Gipserarbeiten . . 13021 Mk.

Rolladenlieferung . 1683 „

Glaserarbeiten . . 7 548 „ ) Ist nur in eine

Anschlagarbeiten . 2010 „ j Hand zu vergeben.

Schlosserarbeiten . 3660 „

Die hiezu erforderlichen Unterlagen, Pläne, Kosten­anschläge, Bedingungen rc. liegen vom 25. August an auf dem Baubüro für den Neubau des Vezirkskrankenhauses in Calw, Jnselstraße Nr. 215 bis zum Samstag, den 31. August 1912, abends 6 Uhr, in den üblichen Bürostunden zur Einsicht­nahme auf und wollen diesbezügliche Angebote in Prozenten der Ueberschlagspreise ausgedrückt, rechtzeitig und verschlossen, mit entsprechender Aufschrift versehen, ebendaselbst abgegeben werden.

Unternehmer, welche der Bauleitung nicht näher be­kannt sind, haben ihren Angeboten Fähigkeits- und Ver­mögenszeugnisse neuesten Datums beizufügen.

Die Wahl unter den Bewerbern behält sich die Bau­leitung vor.

Zuschlagsfrist 10 Tage.

Calw, den 24. August 1912.

Die Bauleitung: Reg.-Baumeister Rich. Dollinger, Architekt.

Bad Teinach.

UsusvsnIrsuG,

Am nächsten Mittwoch, den 28. August 1912, nachmittags 8 Uhr» bringe ich auf dem hiesigen Rathaus das

Gebäude Nr. 6 an: 99 gm einem 2ftock.Wohnhaus, 18 „ Hofraum.

ganz: 25 „ Hofraum im hint. Tal (Stockwerkseigentum)

antragsgemäß im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf. Liebhaber sind eingeladen.

Den 24. August 1912.

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Die bedingungslosen Angebote in ganzen und Zehntelsprozenten der Taxpreise ausgedrückt, sind unter­zeichnet, verschlossen und mit der Aufschrift „Angebot auf Stammholz" bis spätestens Freitag, 6. Septbr., vorm. 10 Uhr, beim Forstamt ein­zureichen, worauf sofort im Wald­horn in Enzklösterle die Eröffnung der Angebote erfolgt.

Abfuhrtermin 1. Januar 1913.

Losverzeichnisse und Offertformu­lare unentgeltlich vom Forstamt.