ist ermittelt, es ist der Schultheiß von Dimbach (ein Ort im Bezirk Weinsberg.) Es ist doppelt bedauerlich, daß es ein Ortsvorsteher gewesen ist, der versucht hat, einen Geschworenen durch das Ansehen seiner Person zur Rechtsbeugung zu veranlassen. Die Unterstellung, daß ein Geschworener sich werde beeinflussen lassen, ist so unerhört, daß ich nur mein lebhaftes Bedauern über den Vorfall aussprechen kann. Ein Ortsvorsteher hätte sich vermöge seiner Stellung und Vorbildung sagen müssen, daß hier ohne Ansehen der Person gerichtet werden muß, und daß der schamlose Versuch einer Beeinflussung aussichtslos sein werde. Damit halte ich diese Sache an dieser Stelle für erledigt."
Aus dem Gerichtssual.
js Marbach a. N., 24. April. (Strafkammer.)) Eine gewerbsmäßige, jahrelang ausgeübte Wilderei hat vor der Strafkammer Gefängnisstrafen von 10 Monaten bis 2 Wochen für Väter und Söhne angesehener Kleinbottwarer Familien eingebracht. Die in Fleisch und Blut sitzende Lust am Jagen ging so weit, daß in einer Waldküche im ausgedehnten Forst Hasen gebraten und verspeist wurden.
Aus dem Reiche.
js Von der badischen Grenze, 24. April. Die badische Eisenbahnverwaltung hat mit einem Teil ihrer Ueberschüsse vor kurzem 5 Rettungszüge neu Herrichten lassen. Arzt-, Geräte- und Mannschaftswagen sind vollständig neu erbaut und eingerichtet und mit der gesamten inneren tadellosen Einrichtung stellt jeder Rettungs- und Hilfszug einen Musterzug in seiner Art dar. Die l leinviertel Meter langen dreiachsigen Arztwagen enthalten Operationsstuhl, Jnstrumentenstuhl, Wasch- und Desinsektionstische, Jnstrumentenschränke aller Art, Berband- und Arzneimittel, die Wandbekleidung besteht aus Linoleum, die Stoff-Fenstervorhänge sind mit Perga- moid überzogen und leicht abwaschbar, in einem Dachaufbau befindet sich ein 500 Liter haltender Wasserbehälter. Die große Abteilung hat acht auf federnden Gestellen ruhende Betten, ferner Schränke und Geräte für die Krankenpflege. Die Wageuwan- dung ist glatt, die Heizvorrichtung enthält neben kalt und warm eine solche für Entlüftung.
h Hildesheim, 24. April. Infolge Genusses verdorbenen Hackfleisches erkrankten gestern etwa dreißig Personen zum Teil sehr schwer. In einer Bäckersfamilie liegen sieben Personen schwer darnieder. Die erkrankten Personen wurden in das Krankenhaus gebracht. Untersuchung ist eingeleitet.
* Dortmund, 24. April. Gestern abend gegen l l Ubr hat sich auf Zeche Lukas ein größeres Gru - benunglück ereignet. Einige 30 Leute, die durch Einatmen von giftigen Gasen betäubt wurden, sind in die Krankenhäuser überführt worden. Der Grubeninspektor Limberg ist tot.
j! Löwenberg (Schlesien !, 24. April. Der Per- souenzug 850 überfuhr gestern abend zwischen Neuland und Giesmannsdorf ein mit vier Personen besetztes Fuhrwerk, das zertrümmert wurde. Die Pferde sind entlaufen. Der Lenker des Wagens, Lohnkutscher Trente aus Naumburg, wurde schwer, seine Frau und ein Kind leicht verletzt; ein zweites Kind blieb unverletzt. Trente ist mit dem gleichen Zuge nach Naumburg in ein Krankenhaus geschafft worden. Die Frau und die Kinder bega
ben sich in ihre Wohnung. Wie verlautet, ist Trente nachts seinen Verletzungen erlegen.
Ausländisches.
jj London, 24. April. Wie dem Reuterschen Bureau aus Tokio gemeldet wird, ist der Postdampfer Asia auf der Höhe von Finger-Rock (Südchina) gestrandet. Die Passagiere sind gerettet. Lloyds Agentur bezeichnet die Asia als Eigentum der Asiatischen Dampfergesellschaft zu London.
>j Peking, 24. April. In einem Edikt der chinesischen Regierung wird bekannt gemacht, daß die Pest erloschen sei Die Gesamtzahl der Opfer wird aus 60 666 angegeben.
I!. Tokio, 24. April. Die Ernennung des Japan feindlich gesinnten Chau-Eoh-Hsul zum Generalgouverneur in der Mandschurei ruft hier Beunruhigung hervor. Die Presse erblickt in der Ernennung einen unfreundlichen Schritt der chinesischen Regierung gegen Japan und befürchtet, angesichts der Japan feindlichen Gesinnung, in der Mandschurei Verwickelungen.
Die Lage in Marokko.
h Algier, 24. April. Der Dampfer Moulouga ist mit tausend Mann an Bord nach Casablanca abgegangen.
h Paris, 24. April. Aus Rabat wird über Tanger von gestern gemeldet, die Goumiers aus dem Schaujagebiet hätten am 17. April das rechte Ufer des Bu Regreg besetzt, wo die Basis für die Konzentration sein soll. Die im Schaujagebiet gebildete leichte Kolonie steht bei Buznika bereit. Die Meldungen des Hauptmanns Moreaux vom 21. April lauten wenig beruhigend.
h Tanger, 24. April. Wie aus Fez vom 17. April gemeldet wird, ist die Stadt ruhig und die Lage unverändert.
Allerlei.
* Am Samstag früh flog Prinz Heinrich von Preußen auf dem Darmstädter Truppenübungsplatz 40 Minuten lang in einer Höhe von 150 Metern und legte eine Strecke von 51 Kilometern zurück. Der Prinz stieg um 7 Uhr 44 Min. mit einem Euler-Flugapparat auf. Auf dem Platze übten zu dieser Zeit etwa 5 Regimenter. Der Prinz hielt sich durchschnittlich in einer Höhe von 150 Metern und durchflog 10 Runden. Wegen der dunstigen Lust war die Flugmaschine zeitweilig nicht zu sehen. Nach 40 Minuten brach eine Bentilsteuer- stange, aus welchem Anlaß der Prinz zur Landung schritt. Es erfolgte ein schulmäßiger Gleitflug. Die Landung erfolgte mitten unter den exerzierenden Soldaten.
* Aus einem Hause der Musau beiHagenau im Elsaß wurde dieser Tage ein Kaninchen gestohlen. Das kommt ja leider öfters vor, ist aber im vorliegenden Falle doppelt unrecht gewesen, denn drei junge, kaum acht Tage alte Häslein trauerten dem Verluste ihrer wohl in irgend eine Bratpfanne gewanderten Dkutter nach. Die drei kleinen Langohren wären kaum dem Leben zu erhalten gewesen, wenn ihr Besitzer nicht auf den guten Einfall gekommen wäre, ihnen eine Amme zu engagieren. Die Hauskatze war nämlich auch gerade Mama geworden und da junge Kätzlein im allgemeinen nicht so geschätzt
sind wie junge Hasen, so beseitigte man die erste- ren bis auf eines und gab der Katze dann die drei Waisen in Obhut und Pflege, die sie mit größter Gewissenhaftigkeit ausübt. Es ist eine Freude, die ungleichen „Milchgeschwister" in voller Harmonie beieinander zu sehen.
8 Ein gemeingefährliches Ehepaar, welches eine Art Mädchenhandel getrieben hatte, wurde von der 3. Strafkammer des Landgerichts 1 Berlin unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Lieber auf längere Zeit unschädlich gemacht. Wegen Zuhälterei bezw. gemeinschaftlicher Kuppelei waren der Sattler Albin Grießmann und dessen Ehefrau Marie angeklagt. — Der schon mehrfach vorbestrafte Angeklagte erschien eines Tages im vergangenen Jahre in dem mecklenburgischen Städtchen Brüel, wo er sich als Polizeibeamter ausgab und bald überall Bekanntschaften anzuknüpfen verstand, da er ganz offen erklärte, nur deshalb nach Mecklenburg gekommen zu sein, um sich hier eine Frau zu suchen. Die Folge war, daß er überall offene Türen fand, da sich die töchterreichen Eltern förmlich danach rissen, einen Beamten zum Schwiegersohn zu bekommen. Auf diese Weise machte er die Bekanntschaft eines Fräuleins Sch., der Tochter eines ehrsamen Schuhmachermeisters. Die Verlobung fand auch bald statt. An dem Hochzeitstage war alles schon in schönster Festesstimmung versammelt, nur der Bräutigam fehlte noch. Die frohe Stimmung verwandelte sich bald in das Gegenteil, als von dem Angeklagten ein Telegramm einlief folgenden Inhalts: „Hochzeit aufschieben, habe übereilt gehandelt." Die biederen Schuhmachersleute fühlten sich in dem kleinen Städtchen kolossal blamiert und waren deshalb froh, als einige Zeit darauf der Angeklagte erschien und ihnen den Vorschlag machte, ihm die Tochter nach Berlin mitzugeben, wo er sie bis zur Hochzeit bei seiner Schwägerin unterbringen wolle. — Auf diese raffinierte Weise verstand es der Angeklagte, das Mädchen nach Berlin zu verschleppen. Hier stellte er der Sch. seine Ehefrau als seine Schwägerin vor. Beide begannen dann auf das Mädchen ganz systematisch einzuwirken und sie moralisch derartig herunterzubringen, daß sie sich mit einem anderen; Manne einließ. Unter allerlei Drohungen wurde die Sch. schließlich gezwungen, auf die Straße zu gehen, wo ihr der f aubere Patron Beschützerdienste leistete. Das Mädchen wurde endlich völlig krank und siech von der Polizei aufgegriffen und dem Fröbel-Krankenhaus zugeführt. Erst hier fand es den Mut wieder, sich an seine in Berlin lebende Schwester und dann an seine Eltern zu wenden. Die Folge war die Verhaftung des gemeingefährlichen Kupplerehepaares. - Das Gericht hielt es für angebracht, den Ehemann Grießmann, den es als einen der gefährlichsten und raffiniertesten Zuhälter be- zeichnete, auf möglichst lange Zeit unschädlich zu machen. Gegen ihn lautete deshalb das Urteil auf drei Jahre Gefängnis und Ueberweisung an das Arbeitshaus, gegen die Ehefrau auf sechs Monate Gefängnis.
Voraussichtliches Wetter
am Mittwoch, den 26. April: Zuerst heiter, trocken, warm, schließlich Trübung.
Verantwortlicher Redakteur: L Lauk, Alteusteig.
Druck u- Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, L. Lauk, Altenstetg
Wust und Schlamm seines Lebens. Und jetzt zu der Zeu, wo anderen das Leben erst anfzublühen begann, stand er an dem Grabe seiner Jugend, seines Lebens, seiner Hojsn nungen.
Ein welkes Blatt, vom Winde ziellos hin- und her- getrieben; ein dürrer Baum, der keine Frucht mehr tragen konnte, weil das frische Quellwasser der Liebe seinen dürstenden Wurzeln fehlte.
Müde, langsam, schwerfällig erhob er sich.
„Mag es denn drum sein," murmelte er und ein trauriger Zug legte sich um seine Lippen. „Was hatte ich denn auch noch zu hoffen, zu erwarten? Ich Tor, daß ich auf ein Wunder wartete, daß ich zum Himmel aufsteigen wollte! Bleiben wir hübsch verständig auf der Erde!"
Der schrille Ton einer Glocke drang durch die mittägliche Stille.
Im Schlosse wurde zum Mittagessen geläutet.
Man hatte auf Lauenau die Gewohnheit einer längstvergangenen glänzenden Zeit, wo der Ton der Glocke stets eine zahlreiche Gesellschaft zum Mittagessen im Schlosse herbeirief, beibehalten, obgleich die Güte und Reichhaltigkeit der Speisen gehörig zusammengeschmolzen war und nur die Baronin mit ihren beiden Töchtern und ihrem Sohn dem Rufe der Glocke folgten- j Hermann lachte spöttisch auf.
Er dachte an diesen Mittagstisch> zu dem die Baronin und seine Schwestern stets noch in alten, unmodernen Staats Neidern erschienen, obgleich man niemal» mehr Gäste W und der Tisch nur ein einfache» bürgerliches Mahl iwfwjes. -' ^ )
^ Er Nächte an den alten Diener, einen Greis von mähr als siebzig Jahren, der im Schlosse geblieben war, weil er sonst nicht gewußt hätte, wohin, und der noch mit derselben steifen Grandezza und in derselben, jetzt freilich alten, verschlissenen Livree, wie früher, hinter dem Sessel der Baronin stand und die Erbsensuppe mit geräuchertem Fleisch würdevoll präsentierte, als trüge er einen Fasan auf silberner Platte.
Hermann dachte an all das Elend, den jämmerlichen Prunk seines heruntergekommenen, verfallenen elterlichen Hauses, an die Verschwendung seines Vaters, an die Prunksucht seiner Mutter, an seine eigene Torheit — und ein zorniger Trotz packte ihn.
Nicht der Trotz und das Selbstbewußtsein des Mannes, der aus eigener Kraft das Unglück besiegen will, sondern der Trotz eines stolzen, verwundeten Gemüts, das in dem Unglück eine Erniedrigung sieht. Nicht die kraftvolle Demut des Mannes, die von neuem aufbaut, was Schuld und Torheit vernichtet haben, sondern der Trotz und der Stolz, die unverschuldetes Unglück da sehen, wo die eigene Schuld und Torheit gefehlt haben.
„Ich werde ihr zeigen, daß ich auch ohne sie mein Ziel erreiche!" murmelte er. „Glanz und Reichtum sollen wieder hier einziehen, und ich will wieder Herr hier sein! Ja, das will ich! Sie soll mich picht mehr verspotten!"
Er richtete sich trotzig empor. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Seine Augenbrauen zogen sich finster zusammen.
Jetzt.glich er fast seiner Mutter. Nur daß seinem Gesicht die weiblich« Rundung fehlte. Hager und scharf erschien sein Antlitz, aus dem jede Spur von Jugendlichkeit verschwunden war-
Mit raschen, festen Schritten eilte er ins Schloß.
Seine Mutter und Schwestern warteten schon im Salon auf ihn.
„Wo bleibst Du denn so lange?" fragte die Baronin.
„Verzeih', Mama," entgegnete er. „Ich habe mir Deinen Vorschlag gründlich überlegt und bin zu dem Entschluß gekommen, genau danach zu handeln."
„Ich habe es nicht anders von Dir erwartet, mein Sohn," sagte die Baronin stolz und ruhig.
In diesem Augenblicke öffnete der alte Peter, der einzige Diener des Hauses, die Flügeltür zum Speisezimmer und meldete, wie in früheren Zeiten, mit steifer Grandezza:
„Es ist serviert!"
Hermann lächelte. Aber gleich darauf reichte er seiner Mutter den Arm und führte sie in das Speisezimmer, als
ginge es zu einem großen Diner. _,
Fortsetzung folgt.
Wahres Geschichtchen. ,Beim Appell wird auch der Befehl vom Herrn Oberst verlesen, dahin lautend, daß die Mannschaftszimmer gut geheizt und nicht unter 15 Grad haben sollen. Zwei Tage darauf revidiert der Oberstabsarzt die Stuben. Gleich bei der ersten dröhnt ihm die in vorschriftsmäßiger Haltung abgegebene Meldung entgegen: »Stube 16, 1 Gefreiter, 12 Mann, 1 Mann im Revier!" »Wieviel Grad Wärme haben Sie denn hier? fragt der gestrenge Oberstabsarzt. ,15 Grad, Herr Oberstabsarzt!" »Wo ist das Thermometer?" »Wir haben keinen, Herr Oberstabsarzt!" »Zum Donnerwetter, woher wissen Sie dann, daß es hier 15 Grad hat?" »Ist Regimentsbefehl, Herr Oberstabsarzt!" war die lakonische Antwort des Gefreiten!