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^ 199. Amts- und Anzeigeblatt für den OberamtsbezirL Calw. 87. Jahrgang.

Erscheinungsweise: Smal wöchentlich. Anzeigenpreis : Im Oberamts­bezirk Calw für die einspaltige Borgiszeils 10 Pfg-, außerhalb desselben 12 Pfg.. Reklamen LS Psg. Schluß filr Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon g.

Montag, den 26. August 1912.

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich, Post­bezugspreis für den OrtS- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 42 Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung,

betreffend die Textausgabe der neuen Bauordnung.

Die Vuchdruckerei W. Kohlhammer in Stuttgart hat dem Oberamt am 21. ds. Mts. auf eine dies­bezügliche Anfrage mitgeteilt, daß sie die vierte Lieferung des oben bezeichneten Werkes deshalb noch nicht zur Ausgabe gebracht habe, weil die K. Verordnung, betr. die Feuerpolizei, vom K. Mini­sterium abgeändert werde und sie den Gemeinden kein Buch verkaufen möchte, das in kurzer Zeit (zum Teil wenigstens) schon wieder veraltet wäre; sie werde beim K. Ministerium wieder Erkundigung einziehen, ob das Erscheinen der betr. Verordnung nicht in Bälde zu erwarten sein dürfte.

Dies bringen wir den Schultheißenämtern, welche bei uns die Textausgäbe der Bauordnung bestellt haben, hiemit zur Kenntnis.

C a lw, den 22. Aug. 1912.

K. Oberamt.

Binder.

geböte an Schlachtvieh häufen sich bei mir jeden Tag mehr. Ich möchte den Farmern, die ja auch zum größten Teil Deutsche sind, gern den Gefallen tun, ihr Vieh abzukaufen, aber wo soll man damit bleiben, wenn man kein Absatzgebiet hat? Nach unserem Vaterland hätte man ein Absatzgebiet, aber selbst für die eigene Kolonie ist die Einfuhr nach dort verboten. Ich möchte wissen, wo der Grund für ein solches Verbot zu suchen ist? Wenn man den kleine­ren Farmern in den ersten Jahren Absatzmöglichkeit für ihreProdukte schaffen, so werden sie auch existieren können, sonst müssen sie, da sie nicht das nötige Ka­pital haben, um dies lange auszuhalten, zugrunde gehen und nur die größeren werden bestehen bleiben. Was die Gesundheit des Viehs in Deutsch-Südwest­afrika anbetrifft, so können wir in dieser Beziehung sehr zufrieden sein. Wir haben lange nicht soviel Krankheiten zu verzeichnen, wie beim deuschen Schlachtvieh. Tuberkulose haben wir hier gar nicht, während andere Krankheiten nur sehr selten sind. Auch haben wir durch die andauernde Aufkreuzung mit eingefllhrten Bullen ein sehr schönes Schlachtvieh gezüchtet, so daß wir heute sehr schöne, vollfleischige Tiere auf den Markt bekommen. Die Tiere haben, wenn sie schlachtreif sind, im Alter von 45 Jahren, ein Durchschnittsgewicht von 56 Zentner Schlacht­gewicht. Schlachthammel, welche man heute zu Tau­senden kaufen könnte, wenn man nur Absatz hätte, kosten der Hammel im Gewicht von 4050 Pfund Schlachtgewicht 1214 Mk. pro Kopf und werden noch im Preise fallen, wenn kein Absatz kommt. Aeltere Kühe kauft man hier mit 6070 Mk. pro Stück. Schweinezucht ist hier gleichfalls im Ent­stehen begriffen. Ochsensleisch guter Qualität kostet heute 35 Mk. pro Zentner Schlachtgewicht, geringere Ware 30 Mk. Kälber werden hier bis zu 150 Pfd. Schlachtgewicht zum Preise von 6070 Mk. gehan­delt. Bullen kauft man heute mit 25 bis 30 Mk. pro Zentner Schlachtgewicht. Der Markt ist hier nicht so geregelt, wie in Deutschland; je weiter ab­seits der Bahn, desto günstiger ist der Einkauf hier­zulande. In diesem Jahre hat es hier reichlich ge­regnet, so daß die Weide überall vorzüglich steht, und die Farmwirtschaft schreitet im allgemeinen sehr gut vorwärts. Hoffentlich lassen sich unsere Einfuhrgegner dazu bewegen, daß sie ihren eigenen

Landsleuten hier in Deutsch-Slldwestafrika Einfuhr für einige Tausend Ochsen und Hammel nach Deutschland gestatten, was doch bei dem deutschen Massenverbrauch gar nichts ausmacht, während es für den hiesigen Farmer, wenn in der jetzigen Zeit ab und zu ein Dampfer Schlachtvieh ausgeführt wer­den könnte, von sehr großem Vorteil wäre, da er mit diesem Gelbe die Weiterbestockung der Farmen sehr fördern könnte. Als Bullen zum Aufkreuzen werden hier folgende Rassen eingeführt: Ostfriesländer, Simmentaler, Pinzgauer und Holländer. An Scha­fen werden gezüchtet: das Perser Fettschwanzschaf, das Damara-Fettschwanzschaf, das Merinoschaf und das Karakulschaf."

Mit der Erlaubnis zur Einfuhr südwestafrikani­schen Viehs könnte also ein klein wenig unserem Mangel abgeholfen und zugleich den deutschen Ko­lonisten ihr Fortkommen erleichtert werden.

Beachtenswert ist schließlich, was das Organ der württ. Fleischermeister, dieSüd- und Mittel­deutsche Fleischerzeitung" zur Behebung der Fleisch­teuerung vorschlägt:...So bleibt schließlich nur noch die Vermehrung des einheimischen Viehstandes übrig, und dieses Mittel ist zweifellos dasjenige, das am ehesten Aussicht auf Erfolg hätte. Die Bieh- zucht muß um jeden Preis gehoben werden. Zu diesem Zweck ist es nötig, daß die Einfuhr von Fut­termitteln erleichtert wird, daß den Staats­domänen die Auflage gemach wird, entsprechend ihrer Größe einen Viehstand zu erhalten. Es könn­ten insbesondere auch die Städte die Schweine­mästung begünstigen, indem sie die bei ihnen an­fallenden, ganz erheblichen geeigneten Abfälle in irgend einer Weise dafür dienstbar machen oder selbst Mästereien einrichten. Geschehen muß etwas, dar­über ist sich jeder klar, aber wie dies gemacht wer­den soll, darüber ist man sich nich ganz klar. Die Negierungen sind besonders auch deshalb in ihren Maßregeln etwas vorsichtig, weil die Viehzucht in der Hauptsache nicht von den großen Gütern, die fast immer mit dem Mangel an geeigneten Hilfskräften zu kämpfen haben und auf denen deshalb dieselbe erschwert ist, getrieben wird, sondern von den mitt­leren und kleineren Bauern. Unsere süddeutschen Bauern leben in der Hauptsache von der Viehzucht. Die Schweinezucht und Schweinemast wird sogar in

Bekanntmachung.

Die K. Regierung des Schwarzwaldkreises hat am 23. August 1912 die Wahl des Bauern Johann Georg Schaible in Martinsmoos zum Ortsvor­steher der Gemeinde Martinsmoos bestätigt.

Calw, den 24. Aug. 1912

K. Oberamt.

Binder.

Das Steigen der Fleischpreise.

(Schluß.)

(Aus deutschen Kolonien wird kein ViehnachDeutschlandhereingelassen.)

Ein Abonnent der Allgemeinen Fleischerzeitung in Swakopmund (Deutsch-Slldwestafrika) schreibt: »Ich lese oft in Ihrer Zeitung von andauernder Viehknappheit in unserem Vaterlande. Da können Sie wohl verstehen, wie einem deutschen Viehhänd­ler, der hier in einer deutschen Kolonie ansässig ist, zumut ist, der gern Vieh absetzen möchte, aber kein Feld hat, um sein Vieh los zu werden. Die An-

Achtenstein.

18) Romantische Sage von Wilhelm Hauff.

Georg war überrascht von der richtigen Bemer­kung des schlichten Bauers; er entsann sich auch, daß Mariens Vater tief in die Geheimnisse des Bundes­obersten eingedrungen sei und vielleicht etwas er­fahren habe, was sich zunächst auf ihn beziehe. Aber er mochte sinnen, wie er wollte, so konnte er doch nichts finden, was zu dieser geheimnisvollen War­nung Mariens gepaßt hätte. Mit Mühe riß er sich aus seinem Gewebe von Vermutungen, indem er den Boten fragte, wie er ihn so schnell gefunden habe?"

Dies wäre ohne Frondsberg so bald nicht ge­schehen," antwortete er;ich sollte Euch bei Herrn Dieterich von Kraft aufsuchen. Wie ich aber die Straße herein ging, da sah man viel Volk auf den Wiesen. Ich dachte, eine halbe Stunde mache nichts aus, und stellte mich auch hin, um das Fußvolk zu betrachten. Wahrlich, der Frondsberg hat es weit gebracht. Nun da war mir's, als hörte ich nahe bei mir Euren Namen nennen; ich sah mich um, es waren drei alte Männer, die sprachen von Euch und deuteten auf Euch hin, ich aber merkte mir Eure Gestalt und folgte Euren Schritten, und weil ich meiner Sache doch nicht, ganz gewiß war, so gab ich Euch das Rätsel von Sturm und Licht auf."

Das hast du klug gemacht," sagte Georg lachend; aber komm in mein Haus, daß man dir etwas zu

zu essen reiche; wann kehrst du wieder heim?"

Hans bedachte sich eine Weile, endlich aber sagte er, indem ein schlaues Lächeln um seinen Mund zog: Nichts für ungut, Junker; aber ich habe dem Fräu­lein versprechen müssen, nicht eher von Euch zu weichen, als bis Ihr dem bündischen Heer Valet ge­sagt habt."

Und dann?" fragte Georg.

Und dann gehe ich straks nach Lichtenstein und bringe ihr die gute Nachricht von Euch; wie wird sie sich sehnen! Alle Tage steht sie wohl im Gärt­chen auf dem Felsen und sieht ins Tal hinab, ob der alte Hans noch nicht kommt!"

Die Freude soll ihr bald werden," antworte Georg,vielleicht reite ich schon morgen, und dann schreibe ich vorher noch ein Brieflein."

Aber greifet es doch klug an, "sagte der Bote, das Pergament darf nicht breiter sein, als jenes, das ich brachte. Denn ich muß es wieder im Knie­gürtel verstecken. Man weiß nicht, was einem in so unruhiger Zeit begegnen kann, und dort sucht es niemand."

Es sei so," antwortete Georg, indem er aufstand. Für jetzt lebe wohl; um Mittag komme zu Herrn von Kraft, nicht weit vom Münster. Gib dich für meinen Landsmann aus Franken aus, denn die Ulmer sind den Württembergern nicht grün."

Sorgt nicht, Ihr sollt zufrieden sein," rief Hans dem Scheidenden zu. Er sah dem schlanken Jüngling nach und gestand sich, daß das holde Pflegkind seiner

Schwester keine üble Wahl getroffen habe, wenn auch die rosigen Wangen des Kindes bei der ersten Liebe der Jungfrau etwas von ihren blühenden Farben verloren hatten.

9.

Was unter dieser Sonne kann es geben,

Das ich nicht hinzuopfern eilen will.

Wenn Sie es wünschen? Fliehen Sie!

Schiller.

Georg war es anfangs bange, wie sich sein neuer Bekannter in dem Kraftschen Hause benehmen werde. Er fürchtete nicht ohne Grund, jener möchte sich durch seine Mundart, durch unbedachte Aeußerungen ver­raten, was ihm höchst unangenehm gewesen wäre; denn je fester er bei sich beschlossen hatte, das Bun­desheer in den nächsten Tagen zu verlassen, um so weniger wollte er in den Verdacht geraten, in Ver­bindung mit Württemberg zu stehen. Konnte und durfte er ja doch im schlimmen Falle, wenn der Bote entdeckt wurde, wenn er bekannte, an ihn ge­schickt worden zu sein, die Geliebte nicht verraten. Er wollte umkehren und den Mann aufsuchen, ihn bitten, sich sobald als möglich zu entfernen, aber als er bedachte, daß dieser schon längst von dem Platze ihrer Unterredung sich entfernt haben müsse, daß er indes zu Kraft kommen könne, schien es ihm geratener, dahin voraus zu eilen, um jenem dort die nötigen Winke zu geben und ihn vor Unvor­sichtigkeit zu warnen.

(Fortsetzung folgt.)