ss Tunis, 18. April. Präsident Fallieres ist heule nachmittag hier eingetrofsen. ^
Biserta, 18. April. Zur Begrüßung des Präsidenten Fallieres waren außer dem englischen und dem italienischen Geschwader auch ein spanischer Kreuzer eingetroffen. Unmittelbar nach der Landung richtete Präsident Fallieres an die Könige von England, Italien und Spanien Depeschen, in denen er ihnen für den neuen Beweis der Sympathie dankt und seine Bewunderung für die schönen Schiffe ausspricht.
* Biserta, 18. April. Präsident Fallieres empfing an Bord der „Berite" die fremden Admirale und bestieg sodann mit Gefolge einen Torpedobootszerstörer, worauf er die Parade über das englische und das italienische Geschwader sowie über den spanischen Kreuzer abnahm. Nachher besuchte der Präsident die Kommandanten der fremden Schiffe und ging darauf an Land.
js Mserta, 18. April. Aus Anlaß der Anwesenheit des Präsidenten Fallieres fand heute ein Festmahl statt, bei dem Fallieres einen Trinkspruch auf das Gedeihen des Schutzgebietes aus- brachle und sein Glas zu Ehren^, der Souveräne erhob, die ihn in den Gewässern von Biserta durch ihre Kriegsschiffe begrüßt und d'adurch Frankreich einen Beweis ihrer hohen Sympathie gegeben haben.
Der mexikanische Aufstand
ii Douglas, 18. April. In der Schlacht bei Aga Prieta haben die Aufständischen den ersten Angriff der Bundestruppen erfolgreich abgeschlagen. Später warfen sie neue Verschanzungen auf. Es heißt, ihre Verluste seien gering, während die Bundestruppen schwere Verluste erlitten hätten.
* Newyork, >8. April. Die Bevölkerung in Douglas, wo viele Kugeln einschlugen, so daß sieben Amerikaner verletzt wurden, ist in höchster Aufregung. Sie veranlaßte den Gouverneur, an Taft zu telegraphieren und ihn um Schutz zu ersuchen. Taft antwortete, er würde höchst ungern die Amerikanerin Mexiko in Gefahr bringen, was sicher geschähe, falls er Militär über die Grenze schicke.
js Washington, 18. April. Die Regierung von Mexiko hat dem Präsidenten Taft die Versicherung abgegeben, daß die Vorkommnisse von Agua Printa sich nicht wiederholen würden. An der Grenze werde künftighin eine Politik strengster Zurückhaltung befolgt werden.
Vermischtes.
^ Der Krönungsfächer der Königin von England.
Alle Stände wetteifern in England, an ihrem Teil zum Glanze und Gelingen des Krönungsfestes, das belanntlich im Juni gefeiert werden wird, beizutragen. Sv hat die Gewerkschaft der Londoner Fächerfabrikanten beschlossen, der Königin Mary zu ihrer Krönungstoilette einen Fächer zu schenken, der ein wahres Wunder von Schönheit und Kostbarkeit zu werden verspricht. Es wird natürlich ein Spitzen- Fächer sein, und zwar wird er aus den wertvollsten und prächtigsten Honiton-Spitzen bestehen. In der kleinen Ortschaft Honiton, im östlichen Devonfhire an den fruchtbaren Usern des Otterflusses gelegen und auch durch ihre vorzügliche Butterproduktion bekannt.
werden die besten englischen Spitzen hergestellt. Von Honiton aus hat die Spitzenart, die man „Points dIAngleterre." nennt, ihren Siegeslauf durch das ganze übrige Europa genommen. Als Gestell des Fächers dient ganz Heller, makelloser Schildpatt, dessen Einlagen aus feinstem Golde sind. Der Fächer wird der Königin während der Krönungsfeier aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nur als Schmuckstück, sondern auch noch aus einem praktischen Grunde höchst willkommen sein. Es ist nämlich zu vermuten, daß die Luft in der Halle von Westminster in Anbetracht der sommerlichen Jahreszeit und der Fülle der in engem Raum versammelten Menschen einiges zu wünschen übrig lassen und an die Kräfte des Königspaares nicht unerhebliche Anforderungen stellen wird. Die Königin wird daher gewiß Gelegenheit haben, den Fächer seiner eigentlichen Bestimmung nach zu benutzen und sich während des angreifenden Schauspiels/dessen wichtigste Teilnehmerin sie ist, ein wenig Kühlung mit ihm zu verschaffen.
8 Ganz der Papa. Einen interessanten Fall von Vererbung, der klar zeigt, wie stark bisweilen die durch Anpassung bedingten Lebensgewohnheiten von Tieren noch bei der folgenden Generation, wenn diese auch iu völlig anderer Umgebung lebt, sich bemerkbar machen, erzählt ein gelegentlicher Mitarbeiter des „Kosmos" wie folgt: Vor etwas über Jahresfrist gelangte ein alter, in Newyork geborener Hund in meinen Besitz, den sein früherer Herr mit nach Deutschland gebracht hatte und nun nicht wieder mit hinüber nehmen wollte. Das alte Tier war inzwischen taub geworden, auch schwachsichtig, und würde in einer Stadt wie Newyork sehr bald durch Ueberfahren umgekommen sein. Der Hund gewöhnte sich rasch an mich, zeigte aber ungewöhnliche Eigenheiten. Sein Hang zum Umherschweifen ist so größt daß er beständig zum Spaziergang mahnt und dann erst ausgelassen fröhlich wird, wenn ich den Stock zum Ausgehen in die Hand nehme. Den ganzen Tag über zeigte er keine Freßlust, nimmt kaum Leckerbissen an und hat nur nach Wasser häufiges Bedürfnis. Erst wenn der Abend hereinbricht, zeigt er Hunger, ist voller Freude, wenn es endlich zum Abendbrot geht, und frißt dann begierig, aber lieber in einzelnen Brocken aus der Hand als aus irgend einem Gefäß. Dann fordert er dringend zu einem Spaziergang in das nächtliche Dunkel auf und hält sich für eine Versagung durch rastloses Umhereilen im Garten und Hof schadlos. Ich fragte nun brieflich den früheren Eigentümer, woher diese auffällige Eigenart des Hundes stamme, und erhielt die Auskunft, der Hund habe sie von frühester Jugend an gezeigt und allezeit beibehaltenl Seine Mutter sei eine feine verzärtelte französische Pudelhündin, die trotz Einsperrung von einem herrenlosen, in der Gegend des Newyorker Zentralparks allgemein bekannten schottischen Grehhund belaufen worden sei. Dieser herrenlose Hund habe sich tagsüber meistens im Park aufgehalten, wo er sehr- häufig seinen Durst gestillt habe. Seine einzigen menschlichen Freunde seien die Nachtpolizisten im Zentralpark gewesen. Sobald diese mit hereinbrechender Nacht ihren Dienst antraten, habe der Hund sich zu ihnen gesellt und sie auf ihren Patrouillengängen begleitet, ihnen auch manch guten Dienst im Kampf gegen Rowdies geleistet. Am meisten habe er aber die Gunst der Polizisten dadurch gewonnen, daß er treue Wache bei ihnen hielt, wenn sie sich
aus ruhend auf eine Bank im Park gesetzt hatten. Dabei riskierten sie nämlich, ihre Stelle zu verlieren, wenn sie der Vorgesetzte auf der nächtlichen Ronde eingeschlafen fand. Davor habe der Hund sie aber mit unablässiger Wachsamkeit geschützt: er kannte die Vorgesetzten genau, bemerkte sie trotz der Dunkelheit schon von weitem, weckte den eingeschlafenen Polizisten und zeigte überhaupt die Annäherung unfehlbar und dabei lautlos an. Natürlich belohnten die Polizisten so gute Dienste dadurch, daß jeder dem Hunde etwas zum Fressen mitbrachte, und das bildete seine einzige Nahrung. Obgleich! nun der junge Hund in einem geordneten Haushalt erzogen wurde und jederzeit, wenn er Verlangen geäußert hätte, auch Futter bekommen haben rvüäe, zeigte er von Jugend auf am Tage nur Verlangen nach Wasser; erst abends bei hereinbrechender Nacht steigerte sich seine Lebhaftigkeit, erst dann zeigte sich wirkliche Freßlust! Das ist auch jetzt noch in seinem hohen Alter von 1 Seinhalb Jahren so geblieben."
8 Ein Mißverständnis. In einem Gasthofe des Dorfes Heiligenstedten bei Itzehoe hängt das Bildnis eines 476 Pfund schweren Mannes, namens Butterbrodt (geb. 1730). Von diesem wird folgendes erzählt: Der Ortsgeistliche stellte B. wegen seiner Aergernis erregenden Völlerei zur Rede. B. ent- gegnete: „Herr Pastor, ik kann dat dauhn, ik kann dat ok latepr." Der Geistliche versteht diese Antwort dahin, daß B. es wohl tun, jedoch auch lassen könne. Da B. jedoch weiter unmäßig lebt, stellt der Geistliche ihn nochmals zur Rede, daß er sein Versprechen nicht gehalten habe. B. antwortete: „Herr Pastor, Se hefft mi nich richtig verstahn, ik heff seggt: ik kann dat dauhn, dat heet; ik kann dat betalen: ik kann dat ok laken, dat heet: „ich heff Platz in min Lief." Darnach hat der Geistliche B. unbehelligt gelassen.
Handel «nd Verkehr.
Il Ststtgarr. 18. April. (Schlachtviehmarkt.) Zug lneben 109 Großvieh, 98 Kälber, 860 Schueiw.
Erlös aus 'st Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 94 bis 97 Pfg., 2. Qual, b) sieb äste und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 88 bis 91 Pfg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 87 bis 88 Pfg., Sliere und Jungrinderl. Qual, s) ausgemästete von 100 bis 103 Pf., 2. Qualität d) fleischige von 96 bis 98 Pfg., 3. Qualität geringere vor; 90 bis — Pfg.; Kühe 1. Qual, s) ivrrg, gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität 1) ältere gemästete von 68 bis 78 Pfg., 3. Qualität e) geringer« von 48 bis 58 Pfg., Kälber: 1. Qualität k) beste Saugkälber von 109 bis 112 Pfg.. 2. Qualität b) gute Saugkälber von 103 bis 107 Pfg., 3. Qualität e) geringere Saugkälber von 95 dis 100 Pfg. Schweinei. Qualität r) junge fleischige 61 bis 62 Pfg., 2. Qualität b) schwere fette von 60 bi- 61 Psg., 3. Qualität s) geringere von 54 bis 57 Pfg.
Voraussichtliches Wetter
am Donnerstag, den 20. April: Wolkig, einzelne Gewitterregen, etwas Abkühlung.
BeKMvsnrtlichrr Redakteur: L. Lauk, Alter? steia.
Truck u- Verlag der W. Rieler'schcn B,-Ldruckerei, : . Lauk, Alteustest.
- ' Hermann hatte aber für die liebliche Aussicht kein Auge. Die grünlich schimmernde Fläche des Weihers schien größere Anziehungskraft auf ihn auszuüben. Er hörte aus, die Steinchen zu werfen, und blickte trüb« sinnend in daS Wasser hinein, als sähe er aus dem schlammigen Grund« allerhand Spukgestalteu aufsteigen. ,,,,
Plötzlich zuckte er leicht zusammen!
Ein feines silberhelles Lachen erklang hinter ihm, und als er «ufblickte, sah er auf dem Landungssteg eine schlanke Lhädchengestalt jm duftigen weiße« Sammerkleide, mit Wehenden blonden Locken stehen und fröhlich lache«. ^
Jm ersten Augenblick glaubte er, es sei die Nixe dÄt einsamen Weihers,- dann erinnerte er sich jedoch, daß daS junge Mädchen Fräulein Else Lange, die Tochter des Pächters, war.
»Ah, Fraulein Else, wie kommen Sie hierher?"" fragte er, ohne jedoch feine bequeme Stellung «ufzugeben.
„Sie sehen ja,"" entgegnet« Else, indem sie ihren Farbenkasten und das Skizzeubuch emporhab, „ich will skizzieren."
„Oh, richtig! Sie sind ja Künstlerin! Wollen Sie de« See hier «bkonterfeien?"
„Za."
„Na, genieren Sie sich nicht. Ich störe Sie dach hoffentlich nicht?""
„Nicht im geringsten. Wen» Sie erlauben, werde ich! hier auf dem Steg Platz nehmen."
„Und wenn Sie erlauben, werde ich hier im Krhst Neger? bleiben und «ätz ?ine Zichsrette rauchen."
.Rauchen Sie nur — das vertreibt die Mücken."
Damit klappte sie ihren Feldstuhl auseinander, ließ sich darauf nieder und begann zu malen.
Hermann veränderte seine Lage, sodaß er ihr ins Gesicht sehen konnte, und rauchte schweigend seine Zigarette.
Sie war doch ein verteufelt hübsches Mädchen geworden, diese kleine Else mit den grünlichblauen großen Augen, den goldblonden Locken und dein süßen, kleinen, roten Möndchen. Als er vor einem Vierteljahre heimgekommen, hatte er sie kaum wiedererkannt. Er hatte sie freilich auch drei, vier Jahre nicht gesehen — und damals war sie kaum siebzehn Jahre gewesen, ein scheublickender Backfisch, während sie jetzt eine vollendete junge Dame geworden war.
Als Kinder hatten Else und Hermann zusammen gespielt, obgleich er drei Jahre älter war als sie. Diese Kinder- freuudschaft hatte daun ein Ende gefunden, als er vom Kadettenkorps in das Regiment getreten war. Seitdem hatten sre sich nicht wiedcrgesehen.
Jetzt hatten sie ihre Kinderfreundschaft erneuert.
Nach einer Weile fragte er:
„Wo haben Sie eigentlich das Malen erlernt, Fräulein Else?""
„Na, im Institut.""
„Ach so. Sie waren in einem Institut für höhere Töchter? Ich dachte, da lernte man nur Blumen malen'?""
„Ich war auch ein Jahr auf der Kunstschule in Dresden."
„Wirklich?"
„Ja, und im Winter gehe ich nach Berlin auf die Akademie."'
„Naim, was wolle« denn dort?"
Sie lachte. -
„Was ich da will? Mich ausbilden und mein Zeichen
lehrerinnenexamen machen, wenn's zur freien Kunst nicht; langt!"
„Alle Wetter, sind Sie aber verständig! Ich, dachte,, Sie hätten's nicht nötig. Ihr Vater soll ja ein sehr wohl-,, habender Mann sein." . ,
„Das weiß ich nicht," entgegnete sie leicht errötend,. „Aber wir sind acht Geschwister, sechs Jungen und zwei Mädchen, da bleibt für den einzelnen nicht viel übrig."* „Richtig! Sie haben sechs Brüder. Was ist denn eigenp-: lich aus Ihren Brüdern geworden?" "
„Heinrich der älteste, Hilst den? Vater in der Wirtschaft, und Wilhelm, der zweite ..."
„Ah Willi! Er ist etwas älter als ich War mein Spielkamerad. Wo steckt er denn?"
„Er ist Ingenieur geworden und nach Südafrika ge-,. gangen." u
„Nach Südafrika? Was macht er denn dort?" ^
„Aber, Herr von Lauenau! Er arbeitet natürlich dovk in seinem Fache! Jetzt ist er an der Bahn von Swakop»-, mund nach Windhuk beschäftigt, und wird sich wahrscheinlich ! in dem Lande ankaufen."
„Ein merkwürdiger Geschmack! Aber sagen Sie, warum wollen Sie denn eigentlich Zeichenlehrerin werden?" ' „Mein Gott, man muß doch etwas tun auf der Welt!* ! lachte Else.
„So? Muß man daS? Wozu?"
„Um ein nützliches Mitglied der menschlichen Geselle! schüft zu werden," versetzte sie etwas altklug. j l
Fortsetzung folgt. .