die Arme eine Neigung nach innen und die Brust wird eingeengt; das alles aber hindert das freie Atmen durch die Lungen und macht deren Tätigkeit unregelmäßig. Mancher Herz- und Lungenkrankheit könnte durch Beobachtung dieser einfachen Regel vorgebeugt werden.
scb. Mutmaßliches Wetter. Der neue Luftwirbel aus dem Atlantischen Ozean ist über uns weggezogen. Der Hochdruck aus Südwesten greift weiter um sich. Für Sonntag und Montag ist zwar noch wechselnd bewölktes, aber meist trockenes und wärmeres Wetter zu erwarten.
Wem gehören die abfallenden Früchte? Zur Zeit der Obstreife entstehen zwischen Nachbarn häufig Streitigkeiten darüber, wem diejenigen Früchte gehören, welche auf das Grundstück des Nachbars hinüberfallen und nicht selten kommt es dieser Frage halber zu gerichtlichen Auseinandersetzungen. Es sei daher im Interesse der Vaum- befitzer auf Z 911 des bürgerlichen Gesetzbuches aufmerksam gemacht, wonach Früchte, welche von einem Baum oder Strauch auf ein Nachbargrundstück hinüberfallen, als Früchte dieses Grundstückes dem Nachbar gehören. In diesem Sinne sind bereits mehrere Prozesse entschieden worden.
Die Zündhölzer werden nicht teurer! Wie uns von kundiger Seite mitgeteilt wird, haben die Fabriken wegen des überall lautgewordenen Widerspruchs von einer Erhöhung der Zündholzpreise abgesehen und die alten Preise auch für das neue Jahr (1. Okt. 1913) festgelegt.
! Stammheim, 24. Aug. Unter dem Verdacht, gewildert zu haben, wurde gestern ein hiesiger Bauer verhaftet.
j s Weilderstadt, 23. Aug. Das Oehmd, das in sonstigen Jahren vor Bartholomäus unter Dach gebracht wurde, steht dieses Jahr noch vollständig auf der Wiese und noch die Hälfte der Halmfrüchte auf dem Felde. Die Hopfen zeigen bei dem naßkalten Wetter kein richtiges Wachstum. Das Futter gilt gegenwärtig 2,50 Mk.—2,90 Mk. und Stroh 1 Mk. der Zentner. Der Obstertrag ist gegen frühere Jahre bedeutend größer. Die hiesigen Bienenzüchter fangen mit dem Einwintern an. Sie bezogen von dem von der Regierung zu diesem Zwecke abgegebenen steuerfreien Zucker 18 Ztr., gewiß auch eine große Eeldausgabe, in Anbetracht des schlechten Honigertrags. Von den Händlern wurde zu dem am Montag stattfindenden Markt schon ziemlich Einstellvieh zugeführt.
st. Nagold, 23. Aug. Vom 1. September ab werden auf der Strecke Haiterbach—Nagold—Herrenberg Kraftwagenfahrten eingerichtet werden. Die bisherigen Personenpostfahrten und der werktägliche Postbotengang zwischen Nagold und Haiterbach, sowie der zwischen Herrenberg und Oberjettingen (über Unterjettingen) werden aufgehoben.
Altensteig, 23. Aug. In unserer Gegend scheint der Typhus eingekehrt zu sein. Im nahen Hochdorf wurde ein 42jähriger Familienvater zu Grabe getragen, der dieser Krankheit erlag. Seine 16jähr. Tochter lag im Nagolder Krankenhaus an Typhus darnieder, wurde aber in die Heimat entlassen. Von Ueberberg mußten zwei Kranke ins Nagolder Krankenhaus gebracht werden, da ebenfalls Typhus vorzuliegen scheint.
Mönchberg OA. Herrenberg, 23. Aug. Beim Earbensetzen ist der 67 Jahre alte Weber Johs. Kegreiß so unglücklich vom Scheunenboden auf die
Tenne gefallen, daß er sich das Rückgrat und den Brustkorb schwer verletzte und unter qualvollen Schmerzen seinen Verletzungen erlag.
Pforzheim, 23. Aug. Gestern nachmittag versuchte die Frau Varklas, zwei Kinder ihrer Schwester, ein Pflegekind und sich selbst in ihrer Wohnung mit Leuchtgas zu vergiften. Durch den Gasgeruch wurden die Hausbewohner aufmerksam und es konnten sämtliche Beteiligten gerettet werden. Das Motiv der Tat ist unbekannt.
Die Staatsforsten unserer Gegend.
Zu einem der natürlichen Vorzüge unseres Schwabenlandes gehört die reiche Bewaldung. Von der Gesamtfläche Württembergs mit 1951300 ka sind über 600000 Ks, somit nahezu '/» der württ. Vodenfläche, mit Wald bepflanzt und zwar etwa 62 °/° mit Nadelholz und 38 °/» mit Laubholz. Von der gesamten Waldfläche Württembergs entfallen 196059 ba oder rund V- auf Staatswaldungen, eine etwa ebenso große Fläche auf Körperschaftswaldungen und der Rest auf Privatwaldungen. lieber die Staatswaldungen unserer Gegend entnehmen wir aus den soeben erschienenen „Statistischen Mitteilungen" für das Verwaltungsjahr 1. April 1910 bis 31. März 1911 u. a. folgende Angaben: Die Fläche der Staatswaldungen des Forstbezirks Stammheim weist 662 Kg, wovon 631 Kn ertragsfähig, auf; ferner die Fläche der Forstbezirke Hirsau 1832 da, davon 1765 bk ertragsfähig. Hofft ett 2106bä, hievon 2050Ka ertragsfähig, Liebenzell 1573 Ka, darunter 1520 da ertragsfähig.
Die Ergebnisse sind folgende:
Hirsau Hofstett
Lieben
zell
Stamm
heim
Gefällt wurden:
Bau- und Nutzholz .
in 8 960
8412
6 986
4182
Brennholz ....
in 4 768
1 651
4 505
2 558
Erlös pro in in :
Eichenstämme . . .
. 19,69
—
16,91
—
Nadelholzstümme . .
22,99
23,54
23,23
24,33
Buchene Scheiter u. Prgl. 7,86
—
8,26
11,69
Nadelholz- „
5,42
4,90
5,59
6,00
Holzertrag.
218 129
173 575
169 917
104 691
Gesamteinnahmen
225 326
178 555
174 282
107 167
Gesamtausgaben
40 267
40 988
41 296
16 822
Hievon u. a. für:
Kulturen . . . . ^
4 865
6 337
2 997
1 720
Wegbauten . . . ^
4 579
9 877
3 839
2 995
Holzhauerlöhne .
20 593
15 928
18 969
9131
Steuern . . . .
8 272
6 253
6 578
2 162
Reinertrag ... st
185 059
137 566
132 986
90 345
ader pro bs. . . ^
93,93
56,25
76,63
132,32
Beschäftigte Arbeiter .
158
148
118
90
Zahl ihrer Arbeitstage
10 935
14 517
9 018
4 774
Im Reinertrag pro Ka sind die anteiligen Kosten am allgemeinen Kostenverwaltungsaufwad (10.86^ pro bä) mitberllcksichtigt. An Körperschaft s- waldungen stehen in Staatsbeförsterung in den Forstbezirken Hirsau 968 Ka, Hofstett 1045 Ka, Liebenzell 1316 da, Stammheim 1850 Ka.
Württemberg.
Stuttgart, 23. August. Die Sammlungen für eine Nationalflugspende haben zu einem außerordentlich befriedigenden Resultate geführt. Nach Mitteilungen der Zentralsammelstelle beläuft sich die Gesamtsumme der Sammlungen auf 5 Mill. Mk., die bei verschiedenen Banken deponiert wurden. Damit übersteigt schon jetzt die deutsche Flugspende die französische, die nur rund 3'/- Millionen erbrachte, um rund Ifls Mill. Mk., welche Summe sich aber noch beträchtlich erhöhen wird durch die
für den Herbst geplanten Vlumentage und die Ausgabe einer Flugspendemedaille. Man hofft, durch diese Veranstaltungen mindestens noch eine Million Mark zu sammeln, so daß die Eesamt- flugspende sich auf 6 Mill. Mk. belaufen dürfte. Der Schluß der Sammlungen ist für den Spätherbst in Aussicht genommen. Alsdann soll ein Kuratorium aus Mitgliedern des Eeneralstabs, Technikern und Finanzleuten gebildet werden, das über die Verwendung und die weitere Verwaltung der Spende zu beschließen haben wird. Durch eine Kundgebung der Reichsregierung an das deutsche Volk soll der Nation der Dank für die Opferwilligkeit ausgesprochen werden. Aus Württemberg wurden bis jetzt 55000 Mk. nach Berlin abgeliefert. Zwar haben sich inzwischen wieder einige tausend Mark angesammelt, aber das Ergebnis ist mehr als bescheiden.
Tübingen, 23. Aug. Welche Summen Arbeit der Umzug in das neue Bibliothekgebäude verursacht, mag daraus erhellen, daß die Bibliothek insgesamt 527000 Bände und ca. 4200 Handschriften umfaßt. — In Jettenburg hat eine Kuh des Bauern Mozer drei lebende Kälber zur Welt gebracht. Sowohl die Mutter wie die drei Töchter — die Neugeborenen sind sämtlich weiblichen Geschlechts — sind munter. Wenn aber jetzt das Fleisch nicht bald billiger wird-
Lauffen a. N., 23. Aug. Die hiesige Eetreide- verkaufsgenossenschaft bezahlt ihren Mitgliedern für neue Gerste 10.60 Mk. pro Zentner. Den Konsumenten dürfte demnach der Zentner auf 11 Mk. zu stehen kommen.
Hohenacker OA. Waiblingen, 22. Aug. Der annähernd 60 Jahre alte Eemeindepfleger Karl Walz wurde, als er beim Ausladen von Garben half und diese Arbeit während einer kurzen Unterbrechung des schlechten Wetters mit großer Beschleunigung ausgefllhrt wurde, durch Ueberan- strengung vom Schlage getroffen und sofort getötet.
Maulbronn, 22. Aug. Postillon Joh. Kreß von Sternenfels ist in treuer Pflichterfüllung 16 Jahre lang von Sternenfels nach Mühlacker täglich hin- und zurückgefahren. Er hat in dieser Zeit ungefähr 290000 Kilometer zurückgelegt und manche heitere und ernste Episode auf seinem Postwagen erlebt. Wie wird ihm zumute sein, wenn er nun nicht morgens ^4 Uhr in den Stall zum Pferdefüttern muß, weil er vom Automobil abgelöst wurde.
Nordhausen OA. Brackenheim, 22. Aug. Die 1821 erbaute Kirche hat sich als reparaturbedürftig erwiesen. Sie wurde seinerzeit durch Hand- und Spannfrohnen der Eemeindegenossen und milde Beiträge reformierter Glaubensgenossen erbaut. Die Einwohner, in der Mehrzahl Waldenser, haben sich schon 1823 der Landeskirche angeschlossen; auch wurde die französische Sprache als Kultussprache und in der Schule als Jnterpretationssprache gleichzeitig abge- schasft und 1826 der erste lutherische Pfarrer ernannt. Heutzutage gibt es noch viele Familien mit französischem Geschlechtsnamen, die Sprache selbst aber kennt niemand mehr. Außer einigen Gewandnamen und wenigen Brocken Patois erinnern sprachlich nur noch die Geschlechtsnamen an die Einwanderung der Waldenser vor mehr als 200 Jahren. Auch der Dorfname Nordhausen, von Nordheim und Hausen gebildet, weil das Dorf zwischen diesen beiden Ortschaften liegt, kann sich hinsichtlich seines Ursprungs mit den Waldenserortsnamen Pinache, Eroßvillars, Kleinvillars, Serres und ähnlichen nicht messen.
gelobte ich alle Jahre um diese Zeit eine Wallfahrt dahin. So hielt ich es alle Jahre, seit der Zeit, da mich der Heilige durch ein Wunder von Henkers Hand errettet hat. Wenn ich nun mein Gebet verrichtet hatte, ging ich allemal zum Herrn Abt, um ihm ein paar schöne Gänse oder ein Lamm zu bringen, oder was er sonst gerade gerne hat. — Aber ich mache Euch Langeweile mit meinem Geschwätz, Junker?"
„Nein, nein, erzähle nur weiter," antwortete Georg, „komm, setze dich zu mir auf jene Bank."
„Das würde sich schön schicken!" entgegnete der Bote, „wenn ein Bauer an des Junkers Seite sitzen wollte, den der Oberfeldhauptmann vor aller Augen so oft gegrüßt hat; erlaubt mir, daß ich mich vor Euch hinstelle."
Georg ließ sich auf einen Steinsitz am Wege nieder, der Bauer aber fuhr, auf seine Axt gestützt, in seiner Erzählung fort: „Ich hatte diesmal bei den unruhigen Zeiten wenig Lust zur Wallfahrt, aber „gebrochener Eid tut Gott leid," heißt es, und so mußte ich mein Gelübde vollbringen. Wie ich vom Gebet aufstand, um dem Abt zu bringen, was recht ist, sagte mir einer der Pfaffen, daß ich diesmal nicht zu ferner Ehrwürden könne, weil viele Herren und Ritter dort zu Besuch seien. Ich bestand aber doch darauf, denn der Abt ist ein leutseliger Herr und hätte mir's nicht verziehen, wenn ich ihn nicht heimgesucht hätte. Wenn Ihr je ins Kloster hinaus
kommt, so vergesset nicht nach der Treppe zu schauen, die vom Hochaltar zum Dorment führt. Sie geht durch die dicke Mauer, welche die Kirche ans Kloster schließt, und ist lang und schmal. Dort war es, wo mir das Fräulein begegnet ist. Es kommt mir nämlich ein feines Weibsbild im Schleier mit Brevier und Rosenkranz die Treppe herab entgegen; ich drücke mich an die Wand, um sie vorbei zu lassen, sie aber bleibt stehen und spricht: „Ei Hans, woher des Wegs?"
„Woher kennt Euch denn das Fräulein?" unterbrach ihn Georg.
„Meine Schwester ist ihre Amme und —"
„Wie, die alte Rose ist Eure Schwester?" rief der junge Mann.
„Habt Ihr sie auch gekannt?" fragte der Bote. „Ei seh' doch einer! Aber daß ich weiter sage. Ich hatte eine große Freude, sie wiederzusehen, denn ich besuchte meine Schwester häufig in Lichtenstein und habe das Fräulein gekannt, als man sie noch in ihres Vaters Schwertkoppel gehen lernte. Aber ich hätte sie kaum wieder erkannt, so groß war sie geworden, und die roten Wangen sind auch weg wie der Schnee am ersten Mai. Ich weiß nicht, wie es ging, aber mich dauerte ihr Anblick in der Seele, und ich mußte fragen, was ihr fehle, und ob ich Ahr nicht etwas helfen könne? Sie besann sich eine Weile und sagte dann: Ja, wenn du verschwiegen wärest, Hans, könn
test du mir wohl einen großen Dienst leisten! Ich sagte zu, und sie bestellte mich nach der Vesper."
„Aber wie kommt sie nur in das Kloster?" fragte Georg. „Sonst darf ja doch kein Weiberschuh über die Schwelle!"
„Der Abt ist mit ihrem Vater befreundet, und da so viel Volk in Blaubeuren liegt, so ist sie dort besser aufgehoben, als im Städtchen, wo es toll genug zugeht. Nach der Vesper, als alles still war, kam sie ganz leise in den Kreuzgang. Ich sprach ihr Mut zu, wie es eben unsereins versteht, da gab sie mir dies Blättchen und bat mich, Euch aufzusuchen."
„Ich danke dir herzlich, guter Hans," sagte der Jüngling. „Aber hat sie dir sonst nichts an mich aufgetragen?"
„Ja," antwortete der Bote, „mündlich hat sie mir noch etwas aufgetragen; Ihr sollt Euch hüten, man habe etwas mit Euch vor."
„Mit mir?" rief Georg; „das hast du nicht recht gehört, wer und was soll man mit mir Vorhaben?"
„Da fragt Ihr mich zu viel," entgegnete jener; „aber wenn ich es sagen darf, so glaube ich, die Vün- dischen. Das Fräulein setzte noch hinzu, ihr Vater habe davon gesprochen, und hat nicht der Frondsberg Euch heute zugewinkt und Euch geehrt wie des Kaisers Sohn, daß sich jedermann darob verwunderte? Glaubt nur, es hat allemal etwas zu bedeuten, wenn solch ein Herr so freundlich ist."
(Fortsetzung folgt.)