Ausländisches.

* Rom, 3. April. Wie derMesaggero" mel­det, fuhr das italienische Mittelmeergeschwader nach , Angusta (an der Ostküste von Sizilien), um für alle Fälle bereit zu sein) wenn die Dinge in Albanien eine beunruhigende Wendung nehmen sollten.

ss Madrid, 3. April. Das Ministerium ist end- giltig gebildet.

- * Konstantinopel, 3. April. Aus Tripolis (Afrika) kommen Nachrichten von einer großen Hun­gersnot.

* Tanger, 3. April. Aus Fez wird unterm 28. März gemeldet: Die Verproviantierungs­kolonne, die gestern zu der gegen die Scherardas operierenden Mahalla abmarschierte, wurde heute früh bei Gebgeb von einer Bande der Beni Mter ausgeplündert.

Allerlei.

* In Berlin wurde die internationale Ausstellung für Reise- und Fremdenver­kehr in den Ausstellungshallen des Berliner Zoolo­gischen Gartens eröffnet.

* Vor den Augen zahlreicher Passanten, die nicht inehr zu helfen vermochten, fuhr in Berlin ein Droschkenauto in eine Gruppe Kinder. Der Chauf­feur besaß die Geistesgegenwart, die Vorderräder herumzureißen, sodaß die Kleinen zwischen die Räder des schweren Wagens zu liegen kamen. Mehrere Passanten sprangen nun hinzu und zogen die vor Schrecken besinnungslos gewordenen Kinder, die stark bluteten, aber nicht gefährlich verletzt waren, unter dem Kraftwagen hervor. Die Schuldsrage ist noch nicht genügend geklärt.

* Die beiden Faßroller, die auf Grund einer Wette mit einem Fasse von der Donauquelle bis zur Mündung der Donau in das Schwarze Meer und wieder zurück in die Heimat zu Fuß wandern wollten, kamen nur bis nach Mengen, wo sie ihre sonderbare Tour aufgaben..

* Ein am Samstag nachmittag in Bitterfeld auf­gestiegener Ballon wollte abends gegen acht Uhr in einem Walde bei Wesseln landen. Dabei verfing sich der Ballon in einer hohen Fichte. Aus einer Höhe von 25 Metern über dem Boden versuchte einer der Insassen, ein preußischer Offizier, durch die Aeste zu springen, brach aber das linke Bein'. Er verlor das Bewußtsein nicht und beruhigte seine Genossen mit dem Zurufe, er sei gut angekommen!, aber erst am Sonntag früh gelang es ihm, auf den Knieen rutschend, Wesseln zu erreichen. Er wurde von da nach Reichstadt gebracht und trat gestern die Rückreise nach Berlin an. Der Ballon hatte sich infolge der plötzlichen Entlastung wieder er­hoben und war, wie der Offizier durch seine Auf­opferung beabsichtigt hatte, davongeflogen. Ueber sein weiteres Schicksal ist noch nichts bekannt.

* Hat Peary den Nordpol erreicht? Diese Frage ist von der geographischen Gesellschaft in Neuyork nachgeprüft worden. Ihr Bericht liegt jetzt im Druck vor. und aus ihm erhellt, daß Peary dem Pol bis auf 3 Kilometer nahe gekommen ist. und zwar nicht am 6. April, sondern am 7. April.

Z Ein Franzose über den Marstall des Deut­schen Kaisers. In einer Pariser Zeitschrift berichtet der Graf Comminges, ein bekannter französischer Sportsmanu, über einen Besuch im Marstall des Deutschen Kaisers. Der königliche Marstall in Ber­lin enthält, so beginnt der Graf Comminges, 204 Wagenpferde und 97 Reitpferde, 600 Wagen und an 1000 Geschirre. Der Dienst ist für Menschen und Pferde ziemlich hart, denn etwa 50 Wagen sind täglich im Gebrauch und jeder Kutscher hat seine zwei Pferde zu pflegen und Wagen und Geschirr selbst zu putzen. Größte Ordnung und genaueste Kontrolle herrschen. Das Budget des Marstalls, das der Graf Comminges noch auf Friedrich den Großen zurückführen zu müssen glaubt, ist ziemlich knapp bemessen. Er schreibt:Alles ist geräumig, ein­fach, hell, sehr sauber. Nirgends aber bemerkt man eine verfeinerte Eleganz." Da stehen die Automobile des Kaisers, ungefähr dreißig an der Zahl, die für den Gebrauch der kaiserlichen Familie bestimmten dunkelblauen und die rotbraunen Wagen des Ge­folges .(deren Farbe der Franzose recht häßlich fin­det), Schlitten in allen Größen, die gelbe Reise- kutfche Friedrich Wilhelms III., die Kalesche, in der Wilhelm I. 1866 und 1870 von Sieg zu Si!eg fuhr, prunkvolle Galakarossen, an denen der silber- gestlckte Kutschbock-Behang allein 3000 Mark kostet, Jagd-, Gepäck- und Küchen-Wagen und die eigen­tümlichen Wägelchen, welcher der Kaiser sich in Nor­wegen bedient. Sehr hübsch findet Graf Comminges die Reitbahn des Marstalls. Die Trophäen aus Stück über ihren monumentalen Eingängen erreg­ten, wie er gehört hat, anfangs das Mißfullen des Kaisers. Er wollte sie durch reiterliche Wahrzeichen aus Marmor ersetzen, verzichtete aber auf diesen Wunsch, als die Kaiserin vom Architekten vernom­

men hatte, daß die Aenderung die Kleinigkeit von 30 000 Mark kosten würde. Die deutschen Pferde des Marstalls sind dem Grafen Comminges etwas zu schwerfällig und temperamentlos, doch leugnet er nicht, daß sie sich gerade deshalb für ihren Dienst gut eignen. Von den Lieblingspferden des Kai­sers erwähnt er den gewichtigen Grauschimmel! Oranier", auf dem der Monarch hinter dem Sarge des Königs Eduard VII. ritt, deneinem Zirkus­pferde ähnlichen" ungarischen ScheckenHarlekin" und einen mächtigensehr dekorativen" Rappen, auf dem der Kaiser die Paraden abzunehmen Pflegt. In den Ställen des Neuen Palais bei Potsdam sind die Pferde untergebracht, die der Kaiser, die Kai­serin und die junge Prinzeß Viktoria Luise auf Spa­zierritten benutzen. Auch die Jsabellen-Ponies, die der türkische Sultan dem Kaiser einst schenkte, sieht man hier. Wenn der Graf Comminges sein Ur­teil dahin zusammenfaßt, daß man im Marstall des Deutschen Kaisers nichts Schlechtes, nichts Geschmackloses, aber auchnichts Sensatio­nelles" finde, so meinen wir, daß er ihm ein bes­seres Zeugnis garnicht ausstellen konnte.

8 Ein Telephon am fahrenden Zug. Die Deu.sche Verliehrszeitung teilt in ihrer neuesten Nummer die interessante Neuigkeit mit, daß die Versuche des Münchner Elektro-Jngenieurs v. Kramer zur Er­richtung eines Fernsprechverkehrs zwischen fahrenden Eisenbahnzügen und festen Stationen zu einem wert­vollen praktischen Ergebnis geführt haben, dessen Tragweite namentlich für die Sicherung des Eisen­bahnverkehrs sofort in die Augen springt. Die prak­tischen Versuche des Erfinders sind von der London- Brigthon-Coast-Railway auf der Strecke zwischen London und Brigthvn vorgenommen worden, und zwar mit so günstigem Erfolge, daß dasRailo- phone", das Zugtelephon, auf dieser Eisenbahnlinie dauernd eingeführt wird. Es handelt sich um elek­tromagnetische Uebertragung der Sprechströme aus einer an der Unterseite des Eisenbahnwagens befind­liche Spule auf eine parallel zu dsm Schienen aus­gespannte Leitung und umgekehrt. Der Abstand zwi­schen Spule und Leitung soll etwa 45 Zentimeter betragen. Die Kosten für die Vorrichtung, die auf jeder Strecke angebracht werden kann, belaufen sich auf ungefähr 170 Mark für die englische Meile. In erster Linie würde die Neuerung dem Eisenbahn­betriebe zugute kommen u. zur erhöhten Sicherheit des reisenden Publikums beitragen. Selbst wenn die Züge in voller Fahrt sind, soll es möglich sein, ihnen von den Stationen aus jederzeit Mitteilungen und Anordnungen jeglicher Art zukommen lassen. Auch sollen die auf derselben Strecke verkehrenden Züge unmittelbar miteinander verkehren können. Die Signalgebung wird sich mehr als bisher, z. B. auch bei nebeligem Wetter, sicher stellen lassen. Dem Vernehmen nach beabsichtigt auch die preußisch-hes­sische Staatseisenbahn-Berwaltung im April d. I. gleichartige Versuche anscheinend mit dem Kra- merschen System - anzustellen.

ß Wiederbelebung vom elektrischen Strome Be­täubter. Mit der zunehmenden Verbreitung der elek­trischen Ueberlandzentralen und der Hochspannlei­lungen mehren sich auch die Unglücksfälle, die beim Berühren solcher Leitungen eintreten. Es ist daher eine Erfahrung, über die in derBadischen Ge- werbezeituug" berichtet wird, von allgemeinem In­teresse. Es hat sich gezeigt, daß die Menschen, die durch starke elektr. Entladungen betäubt worden sind, durch Anwendung der künstl. Atmung ebenso wi e Er­trunkene wieder zum Leben gebracht werden können. In der elektrischen Zentrale von St/ Denis war vor einiger Zeit eine Betriebsstörung durch Kurz­schluß eingetrcten. Die Maschine wurde daraufhin angehalten und nach der Ursache der Störung ge­forscht. Nach etwa einer viertel Stunde fand man einen Arbeiter, der leblos auf einem Gerüst saß und einen Telegraphendraht noch in der Hand hielt. Er war damit beschäftigt gewesen, diesen Draht an einen? Hause zu befestigen, berührte aber mit dem anderen Ende des Drahtes die Hochspannleitung, so daß der Strom von 4500 Volt Spannung durch seinen Körper ging. Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis es gelang, den Betäubten von seinem Sitz zu entfernen. Er gab kein Lebenszeichen mehr von sich, auch nicht, nachdem man längere Zeit durch Auf- und Abwärtsbewegung der Arme eine künstliche Atmung hervorgerufen hatte. Erst als man gewaltsam den Mund öffnete und abwechselnd an der Zunge zog, nahmen die Lungen des Scheintoten ihre Tätigkeit wieder auf und nach zwei Stunden hatte der Verunglückte seine Sprache wiedererlangt. Außer Brandwunden hatte er keinen Schaden er­litten.

8 Derkugelsichere Panzer". Bor einigen Jah­ren starb in Wiesbaden der Erfinder eines kugelsiche­ren Panzers, Dove. Er hätte bei Lebzeiten nicht viel Glück gehabt. Seine Frau bringt jetzt denKu­gelsicheren" verbessert auf die Spezialitätenbühne u. wird ihn vom 1. April ab im Schumanntheater vorführen. Donnerstag vormittag gab Frau Dove mit Unterstützung des Kapitäns Smith, ihrem zwei­ten Galten, vor geladenen Gästen eine Sondervor­

stellung. Zunächst wurde die Durchschlagskraft der deutschen und österreichischen Militär-Munition an einem dicken Eichenstamm erprobt, der von dem 88er Geschoß und von der österreichischen Patrone glatt­durchbohrt wurde, während die neue deutsche Spitz­patrone etwa in der Mitte des Stammes stecken blieb. Mit gleichen Patronen und gleichen Geweh­ren beschoß Frau Smith sodann den Panzer, der vorsichtig, damit das Geheimnis gewahrt bleibt, in einem 40:30 Zentimeter großen KstfSN p?xborgen ist. Man beschoß mehrere Male die Brustgegend, dann wurde das Kissen einem Pferd angeheftet, immer mit dem gleichen Resultat: die Kugeln vermoch!- tne den Panzer nicht zu durchdringen. Das ge­heimnisvolle Kissen fing die Patronen prompt auf, Mann und Pferd blieben unverletzt.

Literarisches.

Die anläßlich der Silberhochzeit des württem- bergischen Königspaares soeben erschienene Landrs- fest-Postkarte hat die Serie der patriotischen Post­karten um zwei weitere Nummern vermehrt. In der Hauptsache sind sie wie die Huldigungs-Postkarten (mit Königin Luise-Bild) ausgeführt, aber neu ar­rangiert. No. l enthält ein schwungvolles Fest­gedicht von Willi Widmann, No. 2 den Trau-Text (1886), den Fest-Text (1911) und die wichtigsten Ereignisse aus 25 Jahren. Die prächtigen Bild­nisse wurden mit Genehmigung der Kgl. Hofphoto­graphen H. Brandseph und H. Hildenbrand, Stutt­gart reproduziert. Zu haben in der W, Rieker- schen Buchhandlung, L. Lauk, Alten steig.

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Halt im Gedächtnis Jesum Christum. Hauptzüge aus dem Leben Jesu in Wort und Bild. Mit 64 Autotypien älterer und neuerer Meister. Heraus­gegeben unter Mitwirkung namhafter Mitarbeiter von Pfarrer P. Dorsch. Dritte vermehrte und ver­besserte Auflage. Groß 4 Oktav. Geb. mit Farb- schnitt 45 Mark, mit Goldschnitt 16,50 Mark. Zu beziehen durch die W. Riekersche Buch­handlung, L. Lauk, Alten steig.

Zugleich ein Prachtwerk und ein Erbauungsbuch, liegt das schöne Werk schon nach leinhalb Jahren in neuer, 3. Auflage vor. Dieselbe ist wiederum bereichert. Prälat Weitbrecht, Stadtdekan Keeser, Prof. Wurster, Dekan Römer- die verst. Geistlichen Dekan Kopp, Stadtpfarrer Stähle, Pfarrer Kalb sind unter den württ. Mitarbeitern, denen sich eine An­zahl norddeutscher Kirchenmänner, darunter fl Stök- ker, anreiht. Das Werk ist darauf angelegt. Ge­stalt und Leben Jesu in künstlerischer Verklärung der christlichen Familie nahe zu bringen. Was große und tiefangelegte Künstler aus den Erzählungen der Evangelien gestaltet haben, das zeigt jedesmal ein vortrefflich reproduziertes Bild (zumeist im Format von 18/25 Zentimeter.) Der erbauende Text gibt zugleich die Erläuterung. Für Konfirmation und Ostern, wie überhaupt für die christlichen Feste und für Familienfeiern wird sich für das fromme Haus nicht leicht ein schöneres Geschenkwerk finden lassen.

Handel «nv Verkehr.

-r. Berneck, 3. April. Bei dem am Samstag abge­haltenen Submissions st ammholzverkauf von 112 Festmeter meist schwächerem Durchforstungsholz erlöste die Freiherrlich von Gültlingen'sche Gutsherrschast im Durchschnitt 128,7 Proz. der 1911er Taxpreise.

* Vom Kocher, 1. April. Entgegen dem flauen Gang in anderen Geschäftszweigen ist beim Stammholzhandel nach wie vor die Abnahme aller Holzgattungen eine flotte. Eine Neuerung in dieser Branche besteht darin, daß geschnittene Holzdielen (von minderwertigerem Holz) auf Gewicht verkauft werden.

Voraussichtliches Wetter

am Mittwoch, den 5. April: Ziemlich wolkig, rauh, kein wesentlicher Niederschlag.

Verantwortlicher Redakteur: L. Lauk, Altenstete.

Truck u- Verlag der W. Rieker'schen Buchbruckerel Lauk. Mtensteig.

Zu welcher Zeit und auf welchen Bodenarten kann Thomasmehl ausgestreut werden? Thomasmehl wirkt nicht nur auf leichtem Sand-, sandigen Lehm- und Moorböden, sondern es wird mit bestem Erfolge immer mehr auch auf den besseren und besten Böden angewendet.

Für Frühjahrssaaten und auf Kleefeldern kann die Düngung nicht nur den ganzen Herbst und Winter hindurch, sondern auch noch nach Abgang des Frostes bis ins Frühjahr hinein erfolgen.

Um volle Ernten mit schweren Körnern zu erzielen, bemesse man die Thomasmehlgabe um so stärker, je schwerer der zu düngende Boden ist. Thomasmehlgaben von weniger als 400 Kg. pro Ha. sind im allgemeinen als schwach zu bezeichnen und genügen nur da, wo die Böden durch jahre­lange, regelmäßige kräftige Düngung schon in einen besseren Kulturzustand gebracht worden sind.

Zur Frühjahrsdüngung versäume man nicht, rechzeitig Thomasmehl zu bestellen, denn je zeitiger die Düngung aus­geführt werden kann, solange noch genügend Winterfeuchtigkeit im Boden ist, um so sicherer ist die Wirkung.