der Wagen ist der in Preußen schon vielfach singe führte rot-braune Farbentou vorgeschlagen. Die grü neu süddeutschen Wagen werden deshalb allmäh lich verschwinden. Für die Beförderung von Langholz ist ein neuer Wagentyp ausgestellt worden, der auch gegenüber den seitherigen württembergischen Lang holzwagen erhebliche Verbesserungen aufweist und u. a. eine Plattformlänge von 8 Meter erhalten wird. Die gedeckten.Güterwagen sollen etwas grö ßere Ausmaße als seither erhalten. Außerdem soll später eiu neuer Wagentyp mit einem Ladegewicht von 40 Tonnen zur Beförderung von schweren Eisen schienen in den Güterwagenpark eingereiht werden.

* Pfaffenhofen, OA. Brackenheim, 3. April. Ein hiesiger Gewerbetreibender, der vor 2 Wochen von einer Ratte in die Hand gebissen worden war, die Wunde aber nicht beachtet hätte, ist gestern an Blutvergiftung gestorben.

* Heilbronn, 3. April. In O b ? r e is e s hei m hat der Eisengießer Merkte seine Frau durch drei Messerstiche in den Hals lebensgefährlich verletzt,. Er gibt an, daß er seine Frau, seine fünf Kinder und sich selbst Hab? töten wollen. An der AuDfüb rung seines Planes wurde er durch die auf das Ge­schrei twr Frau herbeigeeilten Nachbarn verhindert.

Z Heilbronn, 3. April. Die Fahrpreisermäßi­gung, die die württembergischen Staatsbahnen den auf di? Kosten der WanderarbeitZstätten reisenden Wanderarmen gewählt haben, ist, laut Neckarzeitung, bis zum 31. März 1913 erstreckt worden. Von da an kommt die Ermäßigung in Wegfäll!.

st Bückingen, OA. Heilbronn, 3. April. Die Fran de? Weichenwärters Otterbach, die ein Kind von einem Fuhrwerk wegzog und so vom lieber- fahren rettete, wurde selbst von dem Pferde nieder­geworfen, vom Wagen überfahren und schwer ver­letzt. Der auf dem Wagen sitzende Fuhrmann ver­suchte schleunigst zu entkommen, konnte aber von einem Schutzmann noch erreicht werden.

Gmünd, 2. April. Es darf als sin großer Fortschritt der Handwerkervereinigungen be­zeichnet werden, daß sie es in den letzten Wochen zum erstenmal zustande gebracht haben, daß auf staat­liche und städtische Submissionen keine Einzeloffer ten mehr einaeben. sondern von den Genossenschaf­ten und Gesellschaften aus. So find gestern die In­nenarbeiten beim hiesigen Postneuban zum größten Teil nicht an hiesige Einzelfirmen, sondern an ,In­terne hmergesellschaften" vergeben worden.

St. N. T.

w Gmünd, 3. April. Der Verein für Homöo­pathie und Naturbeilkunde feierte gestern die Feier seines 25sährigen Bestehens und zugleich die Feier der 2mährig°n Borstandschaft seines Gründers Bern­hard Münz.

Frie-richshafen, 3. April. Für den gestrigen Blumensonntag waren von der Luftschiffbaugefell­schaft vier Aufstiege vorgesehen. Drei davon konn­ten programmäßig ausgeführt werden, während der vierte unterbleiben mußte, da inzwischen starke Wet­terwolken heraufgezogen waren und ein starker Wind aufgekommen war, der der Bergung des Luftschif­fes in der Halle einige Schwierigkeiten entgegensetzte. Im großen Ganzen hatten aber die Friedrichshafener gestern einen großen Tag.

Alrt Irdsirr Tage

werden Neu-Bestellungen auf die ZeitungAus den Tannen" bei der Expedition, unseren hiesigen Austrägern, von allen Postanstalten, Briefträgern und Landposiboten, sowie von den Agenten entgegengenommen.

Aus dem GerichtIsaak.

st Stuttgart, 3. April. Am l. Oktober abends nach 8 Uhr stieß in Cannstatt Ecke Halden- und Gar.ensti atze ein von Zuffenhausen kommender Stra­ßenbahnwagen mit einem Bierfuhrwert der Brauerei Cannstatt zusammen. Der Bierwagen wurde um­geworfen, der Straßenbahnwagen am Vorderperron erheblich beschädigt. Der verheiratete Bierführer G. Kaltenbacher und der neben ihm auf dem Bock sit­zende ledige Brauereiarbeiler Mack wurden herab geschleudert. Mack kam unter den Bierwagen zu liegen und wurde so schwer verletzt, daß er noch in der gleichen Nacht starb, Kaltenbacher trug einen Schenlelbruch davon. Weitere Personen wurden nicht verletzt. Der Vorfall hatte heute vor der Strafkammer ein Nachspiel. Kaltenbacher War an­geklagt, den Zusammenstoß dadurch verschuldet zu haben, daß er zu rasch gefahren und scharf links von der Gartenstraße in die Haldenstraße^ingebogen sei. Der Unfall ereignete sich vor der Einfahrt in die Brauerei. Die Strafkammer hielt ein fahr­lässiges Verschulden als erwiesen und verurteilte den Angeklagten wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Eisenbahntransportgefährdung zu 3 Mo­naten Gefängnis.

js Stuttgart, 3. April. (Strafkammer.) Ein Wirt von Tamm war wegen Vergehens gegen das Wein­gesetz angeklagt. Er hatte im Herbst v. I. einem Quantum gezuckerten neuen Tammer Wein ein Quantum Tirolerwein zugesetzt. Der Angeklagte be­hauptete, daß er den Tirolerwein erst beigemischt habe, nachdem der gezuckerte Tammerwein bereits vergoren habe. Die Sachverständigen, Regierungs­rat Dr. Spindler und Weinkontrolleur Vogelmann, sprachen sich dahin aus, daß eine Beimischung von vergorenem gezuckerten inländischen Wein mit aus­ländischem Wein zulässig sei. Die Strafkammer stimmte disier Auslegung des Paragraphen 3 des Weingesetzes zu und erkannte auf Freisprechung.

Aus dem Reiche.

* Pforzheim, '31. März. Nach dem in der heu­tigen Generalversammlung der Handelskammer er­statteten Jahresbericht geben die Mitteilungen aus dem Bezirk kein klares und einheitliches Bild. Die wirtschaftliche Gesamtlage im Kammerbezirk, die nach dem Bcrhältn'sse in der Hanptindustrie - der Schmuckwarenfabrikation - bestimmt wird, wurde durch den schweren Lohnkampf im letzten Jahresviertel ungünstig beeinflußt. In ihr, die im­mer erst geraume Zeit später als andere Gewerbe von der wirtschaftlichen Besierung erfährt, ließen im Berichtsjahr alle Anzeichen auf eine aufsteigende Konjunktur hoffen. Das Arbeitsangebot hatte nach­gelassen. Die Löhne in der Edelmewllindustrie hät­ten in der Sektion 3 der Süddeutschen Edel- und Unedelmetallberufsgenossenschaft, in der Pforzheim dominiert, schon 1909 um 2 Millionen Mark An­

genommen; der Giroverkehr der Reichsbank, welcher von 1907 auf 1908 um 38 Millionen, von 1908 auf l 909 um 28 Millionen Mark nachgelassen hätte, war mit einer Zunahme von 64 Millionen Mark fast wieder auf die Höhe von 1907 gekommen. Trotz der Arbeiterbewegung im Baugewerbe erfuhr der Grundstücksmarkt eine gewisse Steigerung. In der Schuhwarenindustrie litt unter dem Lohnkampf we­niger die Ausfuhr als das Jnlandgeschäst, da die Bewegung gerade in die Hauptsaison fiel und im Weihnachtsmonat die Geschäfte stillagen, was auch auf die Vorbereitungen zum Ostergeschäft ungünstig einwirkte. !

* München, 2. April. Vor dem Münchener, Schwurgericht hatten sich gestern wegen B ank- rr o t e n f ä l sch u n g in Höhe von über einer Mil­lion Mark der 22jährige Lithograph Eduard Irl aus München und der Kaufmann Otto Dvld aus Stutt­gart zu verantworten. Irl, der als tüchtiger Ar­beiter beim Katasterbüro beschäftigt war, hatte im Jahre 1909 den Dold kennen gelernt, der ihn un­ter Zusicherung einer Belohnung von 100 000 Mk. zur Herstellung von brasilianischen 500 Milreis- Banknoten überredete. Dold hatte früher in Bra­silien gelebt. Die falschen Banknoten sollten von einem Zwischenmann, dem Kaufmann D'Andrade nach Brasilien in die Zollkammer gebracht und dort mit echten Banknoten vertauscht werden. Irl stellte aus geschickte Weise tausend wohlgelungene Falsifikate her. Ende September 1910 stellte er weitere tausend Stück her und sandte davon hundert Stück an Dold in Zürich. Dort brachten zwei ungetreue Postbeamte, die sich eine Reihe von Unterschlagungen zuschulden kommen ließen, auch den Brief des Irl in ihre Hände. Sie fanden darin eine echte 500 Milreis- Note und hundert falsche. Sie veranläßten dann den Irl unter einer Deckadresse, ihnen weiters hun­dert falsche Noten zuzusenden, indem sie sich für Dold ausgaben. Als dann einer der Postbeamten in Lon­don verhaftet wurde, gestand er auch die Unterschla­gung der Banknoten ein, die in einem Bankhaus in Winterthur hinterlegt wären. Die eingeleiteten Recherchen führten zur Verhaftung Irls und Dolds. In der Verhandlung, die sich bis 3 Uhr nachts hinzog, waren beide Angeklagten voll geständig. Das Urteil lautete gegen Doll auf 12 Jahre Zuchthaus, gegen Irl auf 8 Jahre. Zuchthaus und für beide auf je 10 Jahre Ehrverlust.

si Reichenberg, 3. April. Der Ofensetzer Klein sprang gestern nach einem Streit mit seinem Va­ter in die Hochwasser führende Neisse. Seine Frau, die ihn zurückhalten wollte, sprang ihm nach. Beide ertranken. Die Leichen sind noch nicht gefunden worden.

js Hirschberg, 3. Avril. Die hiesige Papierfabrik Erfort u. Altmann hat ihren Konkurs angemeldet. Der Zusammenbruch erregt größtes Aufsehen. Der ein" der Inhaber, der Stadtverordnetenvorstand H. AOmann. erschoß sich.

ll Danzig, 3. April. Auf einein Spaziergang von Weichselmünde nach Heubude fanden vier Kna­ben Wasserschierling und aßen von den Wur­zeln. Der neunjährige Schüler Thiel verfiel in Tob­sucht und starb auf dem Felde. Der achtjährige Hirk konnte noch nach Hause gebracht werden, wo er trotz ärztlicher Hilfe starb. Die beiden anderen Knaben konnten am Leben erhalten werden.

Hllnna.

Novelle von M. Alb recht.

(Schluß.) Nachdruck verboten.

So habt Ihr kein Glück gefunden?" stammelte sie, mühsam nach fiafinng ri»u.end.

Glück? Glückt Da? Glück ist von mir geflohen, als ich in unbegreiflichem Sinnentaumel üem Zauber dieser dieser Sinne erlag. Hanna, ich habe diese Verirrung, die emztge meines Lebens, schwer gebüßt. Und wenn' ich mir in Stunden sophistischer Rechtfertigung vor mir selbst emreden wollte, dn, Hanna hättest mich in mein Verhängnis getrieben, als du dich ohne mich zu hören von mir wandtest, dann verachtete ich mich m der nächsten Minute, weil ich für mein Benehmen noch eine Entschuldigung finden wollte. Glücklich wahrhaft glücklich bin ich nicht eine Stunde gewesen; und ich glaube, auch Sauni hat ihre kindische Laune, denn anders kann ich ihr momentanes Gefallen an niemer Person nicht nennen, sehr bald bereut. Wohl habe ich ver­sucht, unser Leben io zu gestalten, wie cs sich für unsere Verhältnisse schickte; habe mich bemüht, cem unerfahrenen Linde zu helfen, sich in den nun einmal übernommenen Pflichten zurechtzufindcu, es gelang mir nicht.

Sie suchte und sand nur uu Taumel rauschender Ver­gnügungen Befriedigung. Eine Landsmännin, die ne kennen

gelernt, war :hr eine gule Lehrmeisterm darin, ivie in maß­loser Verschwendungssucht, geworden

Und selbst als das Kind kam, wurde es nicht besser; auch die Mutterliebe blieb dieser oberflächlichen Natur fremd. Ein paar Wochen hindurch war es ein Spielzeug, dann wurde es eine unbequeme Fessel, der sie sich in unverant­wortlichster Weise zu entziehen wußte. Das arme Ding kennt bisher keine Mutterliebe!"

Als dann zuletzt noch offenkundige Untreue, die sie mir lachend eingestand

O, laß mich schweigen von jener letzten Schmach I

Ich ich halte es wohl kaum besser verdient-" Er

schwieg, als übennairne ihn die Erinnerung an jene Zeit - .

.Hanna saß unbeweglich. Sie preßte die Lippen fest aui- einander, um einen Schmerzensschrei zu unterdrücke». Damm

darum also.hatte sie das Opfer der Entsagung gebracht! Eine Trennung war für uns beide eure Erlösung,"

fuhr Werner fort. Sie nahm ihr Vermögen und ich

unser Kind, meine kleine, ernste Hanna.-

Aber ich sehnte mich ans den Verhältnissen heraus. Meine Absicht ist, mich einer Expedition nach dem Innern Afrikas anznschließen, zuvor jedoch mußte ich mein Kind gut.n Händen anvertranen.

Als ich die auf meine Annonce eingelaufenen Briefe erhielt und darunter deine Handschrift erkannte, da war es mir, als sei dies eine Himmetsbotschaft, deren Gnade ich mich fast schämte.

Doch der heiße Wunsch, mein Kind an dein treues Herz zu legen, besiegte alle Bedenken. Nun bin ich hier und erwarte von dir meinen Urteilsspvuch."

Er schaute flehend zu ihr auf. Und nicht das verblühte Mädchenantlitz sah er vor sich, er sah nur die Augen diese treuen, klaren Sterne, die voll verzeihender Milde seinem Blick begegneten.

Ich danke dir für dein Vertrauen," sagte sie einfach. Ich will mein bestes Können einsetzen, um dem Kinde eine liebende Mutter zu sein."

Da ging ein Beben durch seinen Körper, ein Ton halb Schluchzen halb Jauchzen rang sich aus seiner Brust.

Sie strich sanft über seinen Scheitet. Er haschte nach ihrer Hand und küßte sie inbrünstig. Sich gewallsam zur Ruhe zwingend, erhob er sich jedoch jetzt, ohne ihre Hand freizugeben.

^airnci,- oegann. er wieder leije stockend.Der Güte gibt mir Mut. Wenn wenn du noch einin Vertrauen fassen könntest-

O nicht gleich/ fuhr er hastig fort, als er fühlte, wie ihre Hnnd m der seinen zuckte,aber allmählich vielleicht, 77 .,'"^'6 üblich? Ich würde kann in meinem Amt bleiben. Sieh du stehst allein und mittellos, ich kenne I« die Verhältnisse könnte ich meine Schuld nicht besser sühnen, indem ich mein Streben, meine Kraft für dich für dl.h und mein Kind einsetzte?

Hanna, darf ich hoffen? Darf ich wiederkommen, wenn es mir gar zu einsam ist, um euch beide zu holen?"

Ein Zittern überfiel die schlanke Gestalt des Mädchens.

Hanna der Traum unserer Jugend würde sich erfüllen-"

Sie hob endlich den gesenkten Blick und schaut« tief in seine flehenden Augen.

.,Ja." hauchte sie kaum hörbar,komme wieder."

Er zog sie mit scheuer Zärtlichkeit an sich. Für die Dauer einer Sekunde lehnte sie den Kops an seine Schulter, dann löste sie sich aus seinen Armen und glitt hinaus.

Draußen lehnte sie sich hochatmend, mit heftig pochendem Herzen an die Wand, ein Schwindel erfaßte sie; der Wechsel von tiefster Niedergeschlagenheit zu dem Glücksgefühl, welches in diesem Augenblick ihr ganzes Sein durchbebte, war z« plötzlich über sie gekommen >

Da schlug das zwitschernde Kinderstimmchen an ihr Ohr. Sie eilte vorwärts und das kleine Mädchen mit stürmischer Zärlichkeit an ihre Brust drückend, bedeckte sie das zarte Gesichtchen mit heißen Küssen.

Willst du bei mir bleiben, du Süßes?" Die Kleine nickte stumm, sie unverwandt mit den merkwürdig ernsten Äugen anschanend.

Und mich tiebhaben?"

Sehr!" enlgegnele oas Kind ernsthasl und legte sein« Aermchen sest um ihren Hals-

Ende.