gerier Hilfe in dieses ein. Dort war ein Dieb an der Arbeit, der, als er Schritte hörte und sich ent­deckt sah, ohne jeden Raub durch ein Fenster auf einen Anbau ins Freie sprang, jedoch mit verletzten Füßen auf dem Boden ankam. Dies ermöglichte seine Festnahme. Der ins Amtsgericht Backnang ein­gelieferte Einbrecher ist der Gerbereiarbeiter Fr. Gras von Backnang.

st Heilbronn, 2. April. Unter den hiesigen Straßenbahnern ist bekanntlich eine Lohnbe­wegung ausgebrochen, die jetzt eine gefährliche Wen­dung zu nehmen droht, da die Angestellten der Straßenbahngesellschaft den von der Direktion vor­gelegten Dienstvertrag einstimmig für unannehmbar .erklärt haben und sich auf weitere Verhandlungen mit dem Direktor nicht einlassen wollen.

* Dettingen u. T., l. April. Im Verlauf von Streitigkeiten hat der 32 Jahre alte Gottlieb Metz­ger seinen 38 Jahre alten Bruder Wilhelm mit einem Lattenstück so heftig auf den Kopf geschlagen, daß der Verletzte nach kurzer Zeit starb. Der Täter hat sich dem Gericht freiwillig gestellt.

st Heidenheim, 2. April. Die Tochter des Oeko- nomen Laible wollte mit dem Lichte in der Hand Russen" fangen und kam dem Bett zu nahe. Dieses sing Feuer und verbrannte gänzlich. Ein größeres Brandunglück konnte nur mit großer Mühe abgewen­det werden. Das Mädchen blieb unverletzt.

st Mergentheim, 2. April. Bad Mergentheim erhält eine neue Anziehungskraft in der Person des Technikers Edwin Buckenmayer aus Baden-Baden, der im Laufe dieses Sommers auf einem selbst­konstruierten Flugapparat auf dem hiesigen Exer­zierplatz Flugversuche unternehmen wird. >

st Friedrichshafen, l. April. Das Luftschiff Deutschland" ist heute nachmittag kurz vor 3 Uhr zu einer Passagiersahrt aufgestiegen. Die Führung haben Dr. (Äkener und Oberingenieur Dürr. Graf Zeppelin befindet sich als Passagier in der Kabine. An der ersten Passagierfahrt nahmen u. a. teil: die Schwester des Grafen Zeppelin, Freifrau v. Gem- mingen, Dr. Hugo Eckener, Oberingenieur Dürr, Hofrat Schmiedt-Tübingen, Professor Pankok und Schriftsteller O. F. Hoppe-Stuttgart. Die Deutschland" ist nach einer glänzend verlaufenen Fahrt um 5 Uhr wieder gelandet. Die Fahrt hatte zum Hohentwiel und über Stein am Rhein geführt, ferner Konstanz berührt.

ff Friedrichshafen, 2. April. (Die Huldigungs- sahrt.) Wie dasSeeblatt" berichtet, soll Graf Zep­pelin die Einwohner von Friedrichshafen gebeten, haben, sie möchten heute abend nach Beendigung des hiesigen Blumentages die Blumen am Portier­haus der Luftschiffbaugesellschaft abgeben, damit der Graf sie bei seinem Fluge am silbernen Hochzeits­tage über dem K. Schloß in Stuttgart abwerfen könne. Man wird gut tun, an diese Mitteilung keine allzugroßen Hoffnungen zu knüpfen und auch an die Wetterlage zu denken, die nur allzu leicht einen Strich durch die Rechnung machen könnte und nach der neuesten Wetterkarte für Mitte und «Schluß, dieser Woche durchaus nichts Gutes verheißt.

Staatshilfe und Weinbau

st Stuttgart, 2. April. Am 27. März, fand unter zahlreicher Beteiligung eine Ausschußsitznng des Weinbauvereins im Ratsherrnzimmer des Rats­kellers statt, bei der nach eingehender Beratung einstimmig eine Resolution als Eingabe an die Württembergische Ständeversammlung angenommen wurde. In der Eingabe war unter anderem die Bitte ausgesprochen, den bereits bewilligten Be­trag von 240000 Mark zu erhöhen und die Unverzinslichkeit der Darlehen auf drei Jahre festzusetzen. Weiter wird ausgeführt, daß der Weinbau sich in einer solch harten Bedrängnis be­finde, daß eine weitergehende Staatshilfe notwendig ist und zwar sollte der Kgl. Zentralstelle für die Landwirtschaft eine größere Summe aus Staatsmit­teln zur Unterstützung und Förderung des Weinbaus überhaupt ohne Verpflichtung zum Wiederersatz tun­lichst rasch zur Verfügung gestellt werden.

Ans dem Gerichtssual.

* Tübingen, l. April. (Strafkammer.,, Der Briefträger Matthäus Schweizer in Unterhausen stand seit längerer Zeit unter dem Verdachte,, Briefe und andere Postsendungen unbefugt eröffnet, unter­drückt und deren Inhalt (Geld- Eßwaren usw.) sich angeeignet zu haben. Er wurde deshalb durch einen am 4. Januar in Stuttgart aufgegebenen, an Karl Moosburger in Oberhausen diesen Namen gibt es dort nicht adressierten Brief, in welchem ein einem Geldstück ähnliches Kupserstück eingewickelt war und den er zu besorgen hätte, auf die Probe gestellt,. Diesen am 5. Januar zur Bestellung erhaltenen Brief öffnete er, nahm das Kupserstück heraus, warf es in die Echatz und verbrannte den Umschlag. Schweizer wurde wegen eines Vergehens gegen Pa­ragraph 354 St.G.B. zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.

Aus dem Reiche.

st Sigmarmgen, 2. April. Nun hat der allen Landwirten unheimliche Gast, die Mau,lst und Klauenseuche, doch noch die hohenzollersche Grenze überschritten. Die ersten Erkrankungen sind in Mindersdorf festgestellt worden.

st Halberstadt, 2. April. Das Luftschiff P. 5, das heute vormittag 9.1.0 Uhr in Bitterseld aufge­stiegen war, ist nach schwerer Fahrt um 12.45 Uhr in Halberstadt gelandet. Plötzlich aufgetretene Ge­witterböen erforderten das Zerlegen des Schiffes. Es wird mit der Bahn heimgesandt werden.

st Berlin, 2. April. Am 3. April beginnt in Döberitz der erste F li e ge r k ur s us für die aus der Armee kommandierten Offiziere. Für die erste Ausbildung, deren Dauer auf drei Monate bemessen ist, sind 25 Offiziere, darunter auch Ver­treter des bayerischen, sächsischen und Württemberg. Kontingents kommandiert worden. Mit der Lei­tung der neugebildeten Lehranstalt ist Oberst Mes­sing beauftragt worden.

ff Köln, 2. April. Die Kölnische Volkszeitung meldet aus Siegburg: Bei einem gestern nachmittag niedergegangenen Gewitter wurden drei Perso­nen, die in einer Scheune Zuflucht gesucht hatten, durch den Blitz getötet. Ein Knecht und ein Kind werden noch vermißt.

LusLsnÄischeK.

ff Wie», 2. April. Wie dieZeit" meldet, hat der deutsche Kaiser aus Korfu an Kalis er Franz Josef folgendes Telegramm gerichtet: Un­ter dem Eindruck des Anblicks Deines Geschwaders, welches mich vor Brioni bei sonnigem Wetter unter der Führung von Franz begrüßt hat, drängt es mich, Dir für die mir dadurch bereitete Freude meinen innigsten Dank zu sagen. Schiffe und Mannschaften sehen ganz vorzüglich aus und ma­növrierten exakt und ausgezeichnet. Ich werde mir die von Dir auch jetzt wieder erwiesene gütige Auf­merksamkeit in dankbarer Erinnerung wahren. Die Kaiserin schließt sich ineinen innigsten Grüßen an, auch ergriffen von demselben empfangenen denk­würdigen Augenblick. Gez. Wilhelm.

st Rom, 2. April. In Gegenwart des Königs und der Königin, des Unterrichtsministers und den Spitzen der Behörden wurde heute der Internatio­nale Kongreß eröffnet.

st Rom, 2. April. Heute nachmittag erfolgte in der Internationalen Kunstausstellung die Einweihung der deutschen Abteilung. Nachdem der König im ersten Saal des Pavillons Platz genom­men hatte, hielt Fürst Bülow in deutscher Sprache folgende Rede: Als Ehrenvorsitzender des Deut­schen Komitees für die Internationale Kunstausstel­lung in Rom habe ich die Ehre, Ew. Majestät zu begrüßen. Indem sich das Deutsche Reich an der Jubelfeier seines Freundes und Bundesgenossen be­teiligt, bringt es die Gemeinsamkeit der Interessen und Erinnerungen zum Ausdruck, die beide Länder verbinden. Um zur Einigung zu gelangen, mußten Italien und Deutschland einen langen Weg der Mühen und Kämpfe zurücklegen. Italien wie« Deutschland haben ihr Ideal verwirklicht. Bevor es seine politische Wiedergeburt erlebte, war Italien im Jahrhundert seiner Renaissance die Wiege der schönen Künste geworden. Ew. Majestät wollen un­seren Dank für Ihren Besuch entgegenehmen, der für alle, dis bei dem Zustandekommen der deut­schen Abteilung mitgewirkt haben, eine Ehre und eine Freude ist. Hierauf besichtigte der König die einzelnen, Säle.

* Paris, 1. April. Der Präsident der Re­

publik hat eine Einladung der Königin der Nieder­lande zum Besuche Hollands angenommen. Die Reise wird im Monat Juli stattfinden. Herr Fal- lieres wird sich auf einem Kriegsschiff nach Holland begeben und in Amsterdam landen. ;

ss Madrid, 2. April. Wie verlautet, hat der König ein Entlassungsgesuch des Ministerpräsidenten Canalejas abgelehnt.

st Madrid, 2. April. Der König hat Canalejas sein ferneres Vertrauen zum Ausdruck gebracht, in­dem er ihn ermächtigte, die bisher von ihm verfolgte Politik fortzusetzen und in der Zusammensetzung des Kabinetts die Aenderungen, die er für notwendig hält, vorzunehmen.

* Konakry (Französisch-Guinea), 1. April. Ein Hauptmann und ein Leutnant,die beauftragt waren, den Mali von Sumba, den fanatischen Marabut, fest­zunehmen, wurden beim Einmarsch in das Dorf des Malis infolge Verräterei getötet. Die Tirail- leure bemächtigten sich des Dorfes und schlugen den Feind in die Flucht. Außer den beiden Offizieren wurden etwa zehn französische Soldaten getötet und sechzehn verwundet.

Die Ermordung v. Schlichtings.

* Berlin, 31. März. Die Morgenblätter melden: Die Witwe des in Konstantinopel ermordeten Oberst­

leutnants v. Schlichting wandte sich an den tür­kischen Botschafter mit der Bitte, den Sultan zu er­suchen, daß er den Mörder ihres Gatten begnadigen möge.

* Konstantinopel, 1. April. Der meuchlerische Mord des albanesischen Soldaten Hadji Bairam an Oberstleutnant v. Schlichting hat heute beim Mor­gengrauen seine gesetzliche Sühne gefunden. Der Mörder wurde füsiliert, ohne daß er vorher Reue über fein Verbrechen geäußert hätte. Hinter den Kasernenanlagen vom Jildiz-Kiosk war Schlichtings Schützenregiment in Paradeuniform aufmarschiert. Sämtliche Offiziere hatten auf dem rechten Flügel Aufstellung genommen, unter ihnen auch die zwei deutschen Reformer Oberst Veit und Oberstleutnant Sauer. Der Soldat Bairam wurde, an den Füßen gefesselt, zwanzig Schritt vor die Front des Re­giments geführt. Hierauf verlas der Auditeur das Urteil des Kriegsgerichts. Ein Hodscha timt nun an Bairam heran, um ein Gebet mit ihm zu sprechend Bairam sagte nur:Möge Allah mir meine Sünden vergeben!" Er händigte dem Priester vier Med- jidie, seine Ersparnisse, ein, um anständig begraben zu werden. Dann trat ein Peloton von zwölf Mann, sämtlich Albanesen, vor und gab eine Salve auf Bairam ab. Dieser stürzte, von fünf Kugeln durchs Herz getroffen, sofort tot nieder.

* Konstantinopel, 1. April. Die Offiziere des Regiments, das v. Schlichting befehligte, meistens Albanesen, veröffentlichen imTanin" einen Brief, in dem sie die Tätigkeit und die Verdienste v. Schlich-- tings rühmend hervorheben und ihr lebhaftes Be­dauern über den Tod des beliebten Offiziers, der einem feigen Mörder zum Opfer gefallen, aus- drücken.

st Konstantinopel, 2. April.Tanin" gibt noch­mal der Trauer der türkischen Armee über den Tod des Oberstleutnants v. Schlichting Ausdruck. Die Erinnerung an ihn werde ewig in den Herzen der Ottomanen fortleben. Die türkische Armee schulde den deutschen Offizieren viel Dank. Das Blatt betont weiter die freundschaftliche Sprache der deutschen Presse aus Anlaß des Mordes und das Gnadengesuch der Witwe v. Schlichtings, das ein Zeichen des edlen Wesens der Deutschen sei, und drückt die Zuversicht auf e'ine 'künftige Verbrü­derung der deutschen und der türkischen Armee aus.

Die Uebersührnng v. Schlichtings.

* Konstantinopel, 1. April. Die Leichenfeier für den ermordeten Oberstleutnant von schlich­ting gestaltete sich zu einer der imposantesten Kund­gebungen, welche die türkische Hauptstadt jemals ge­sehen: Der halbstündige Weg vom deutschen Hospital zum Friedhof war von sicher hunderttau send Menschen eingesäumt,- die Infanterieregimente:: bildeten Spalier und hielten die Ordnung aufrecht; im Aufträge des Sultans nahm dessen Neffe, Prinz Abdul Halim an der Trauerzeremonie teil; fast sämt­liche Minister, die gesamte Generalität mit Mah­mud Schefket an der Spitze, eine Deputation des zweiten Adrianopeler Armeekorps, geführt vom Korpskommandeur Abdullah Pascha, Deputationen der Kammer und des Senats, Offiziere und Mann­schaften aller fremden Missionen erwiesen Schlich­ting die letzte Ehre. Besonders hervorgehobsn muß außer der stimmungsvollen Rede des Pastors, Gra­sen Luettichau, noch werden, daß zum Schmuck des Sarges auch herrliche Blumen spenden tür­kischer Frauen beitrugen.

Handel und Berkehr.

* Altensteig-Stadt, 3. April. Bei dem am 1. April d. I. ans den Stadtwaldungen Priemen Abt. 7. 9. 11. 20. 25. u. Scheidholz stattgefundenen Nadel st amm- h o lzv erka ufwurden bei einem Taxpreisvon 31369,86 Mk., 37,468Mk. 119,44Proz. erlöst. Angebotevon 116122 Proz. der einzelnen Lose.

ss Stnttgart, 1. April. (Schlachtviehmarkt.) Zugr trieben 136 Großvieh, 67 Kälber, 389 Schweim.

Erlös aus Vs Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 93 bis 95 Pfg., 2. Qual, d) fleischige und ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 86 bis 87 Pfg., 2. Qualität b) älter« und weniger fleischige von 84 bis 85 Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, s) ausgemästete von 94 bis 97 Pfg., 2. Qualität d) fleischige von 90 bis 94 Pfg., 3. Qualität (o geringere von 88 bis 90 Pfg.; Kühe 1. Qual, s) jung» gemästete von bis Pfg., 2. Qualität b) älter« gemästete von 65 bis 77 Pfg., 3. Qualität o) geringer« von 45 bis 57 Pfg., Kälber: 1. Qualität ») beste Saug­kälber von 104 bis 109 Pfg., 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 97 bis 103 Pfg., 3. Qualität e) geringere Saug­kälber von 88 bis 97 Pfg. Schweinei. Qualität n) junge fleischige 62 bis 63 Pfg., 2. Qualität d) schwere fette von 59 bis 61 Pfg., 3. Qualität o) geringere von bis Pfg.

Voraussichtliches Wetter

am Dienstag, den 4. April: Bewölkt, naßkalt.

Verantwortlicher Redakteur: L. Lauk, Menstetg.

Druck u- Verlag der W. Rieker'schcn Buchdruckerei, 9. Lauk, Mensteig.