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Ausgabe in Altensteig-Stadt.

MoMsg, ss« 3 . April.

Amtsblatt skr Psaljgraseuwetler.

1911 .

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werden Neu-Bestellungen auf die ZeitungAus den Tannen" bei der Expedition, unseren hiesigen Austrägern, von allen Postanstalten, Briefträgern und Landpostboten, sowie von den Agenten entgegengenommen.

Amtliches.

Bei der in den Monaten Dezember 1910 bis Februar 1911 abgehaltenen Staatsprüfung im Bauingenieur- f a ch sind u. a. die Kandidaten Rudolf Daser von Nagold und Emil Bernhardt von Freudsnstadt für befähigt erklärt worden. Sie haben die Bezeichnung'Regierungs­baumeister" erhalten.

Wiederholungskur sefürdieBesucherfrüherer

Unterrichtskurse über Obstbaumzucht.

Im kommenden Sommer, kurz vor bezw. nach der Heuernte, werden unter der Voraussetzung genügender Be­teiligung für die Besucher früherer Unterrichtskurse über Obstbaumzucht an der K. landwirtschaftlichen Anstalt in Hohenheim und, soweit erforderlich, an der K. Weinbauschule in Weinsberg Wiederholungskurse abgehalten werden, in welchen die Teilnehmer Gelegenheit zur Befestigung und Erweiterung der erworbenen Kenntnisse, sowie zum Aus­tausch ihrer Erfahrungen erhalten sollen. Die Dauer dieser Wiederholungskurse ist auf eine Woche festgesetzt. Der Unterricht Ist unentgeltlich; dagegen sind die Teilnehmer an den Wiederholungskursen verpflichtet, den Weisungen der Kursleiter nachzukommen, auch haben sie für Wohnung und Kost selbst zu sorgen. Bedingungen der Zulassung zu den Wiederholungskursen sind: der Nachweis des Besuchs eines früheren Unterrichtskurses über Obstbaumzucht mit Angabe des betreffenden Jahres und Orts, Auskunft über die seitherige Tätigkeit als Bezirks-, Gemeindebaumwart oder dergleichen und gMer Leumund. Gesuche um Zulassung zu den Wiederholungskursen sind mit einem schulrheißenamtlichen Zeugnis über die Erfüllung vorstehender Bedingungen spätestens bis 24. Mai d. I. an dasSekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" einzusenden.

Nach einem Erlaß des K. Ministeriums des Innern wird das Verbot des Feilbietens von Bäumen und Sträuchern im Um her ziehen häufig nicht be­achtet und findet ein Feilbieten von Obstbäumen und Obst- sträuchern im Umherziehen statt, wodurch der inländische Obstbau umsomehr geschädigt wird, als hiebei vielfach minder­wertige oder ungeeignete Sorten angeboten werden. Es wird daher vom Kgl. Oberamt ausdrücklich daraus hingewiesen, daß nach Z 56 Abs. 2 Ziffer 10 der Gewerbeordnung vom Ankauf oder Feilbieten im Umherziehen ausgeschlossen sind: Bäume aller Art, Sträucher, Schnitt-, Wurzel-Reben, Futtermittel und Sämereien, mit Ausnahme von Gemüse- und Blumensamen und daß Zuwiderhandlungen nach Z 148 Ziffer 7a der Gewerbeordnung mit Geldstrafe bis 150 Mk.. oder Haft bis zu vier Wochen bestraft werden.

Tagespolitik.

In einer von etwa 2000 Personen besuchten, von der Fortschrittlichen Volkspartei Freiburg i. Br. einberufenen öffentlichen Versammlung sprach Friedrich Naumann über die Aufgaben des Reichstags. Er betonte, von den nächsten Wahlen werde abhängen, ob der Regierungskurs wei­ter nach rechts oder nach links gehe. Deshalb müß­ten alle Teile des Liberalismus einig sein, Zwi­stigkeiten zu vergessen suchen und eine, linke Reichs­tagsmehrheit schassen, damit auch einen entsprechen­den Kurs im Reichsministerium. Naumann, der mit einem wuchtig wirkenden Appell zur Einigung auch im Freiburger Bezirk schloß, wies u. a. darauf hin, daß das Programm der Sozialdemokratie auch die Wehrhaftmachung des Volkes wolle: damit gebe die Sozialdemokratie zu, daß ein Kampf ums' Dasein der Nationen heute noch bestehe. Unter großem Bei­fall sprach auch Univ.-Prof. Dr. Aschoff im Sinne des Zusammengehens mit der nationalliberalen Partei.

Die alldeutschen Blätter haben der preußischen Regierung in letzter Zeit oft Vorwürfe gemacht, daß sie das Recht zur Enteignung polnischen Grundbesitzes, das sie sich zur Förderung der Kolonisation in Posen hat bewilligen lassen, nicht anzuwenden wage. Der preußische Landwirt- schastsminister erklärte in der Finanzkommission des Herrenhauses, die Regierung sei fest ent­schlossen, die durch das Gesetz vom 20. April 1886 begonnene Ansiedlungspolitik in Posen und Westpreußen fortzuführen. Sie werde nicht darauf verzichten, von der Befugnis der Ent­eignung in geeigneter Weise und mit Vermeidung jeder unnötigem Härte Gebrauch zu machen. Sie trage aber allein die Verantwortung für die zu treffenden Entscheidungen und könnte sich dabei nicht durch die in der Presse oder in Versammlungen ge­äußerten Wünsche, sondern nur durch sachliche und gewissenhafte Beurteilung bestimmen lassen. Ge­genwärtig schweben noch Verhandlungen über den freihändigen Ankauf einiger Güter und über die Uebernahme von Domänen, die in früheren Jahren mit der Absicht erworben worden sind, sie der An- siedlungskommissivn zur Besiedelung zu überlassen. Mit Rücksicht hierauf lasse sich noch nicht über­sehen, in wieweit der Landbedarf der Ansiedlungs­kommission für das Jahr 1912 aus freihändigen Ankäufen gedeckt werden kann. Gegenwärtig seien noch Stellenländer für 2250 Ansiedlerstellen ver­fügbar.

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Dieser Tage' - so schreibt Karl Eugen Schmidt- Paris imTag" hatte ich den Besuch eines I wißbegierigen Herrn aus Deutschland, der sich be­sonders für die Armee zu interessieren schien. In den Zeitungen hatte er zu wiederholten Malen von dem Antimilitarismus der französischen Ar beiter gelesen und meinte darum, es sei kein Verlaß auf die französische Armee. Diesen Irrtum habe ich ihm auszureden gesucht, und der Aufstand der Winzer des'Departements Aube kam mir dabei zustatten. In Deütschland irrt man sich gemeiniglich über französische Dinge, weil man glaubt, Worts hätten hier ebensoviel zu bedeuten wie dort. Aber Worte sind Wind, wie Shakespeare sagt, und in Frankreich sind sie noch windiger als anderswo. Da haben eben die Winzer der Champagne einen kleinen Aufruhr gemacht, und auf ihre Banner haben sie geschrieben: Champagner oder Preußen! Das soll heißen: wenn man uns nicht als Champagner gel­ten lassen will, wollen wir lieber Preußen werden als Franzosen bleiben. Nun möchte ich wohl den Spaß erleben, wenn irgendein Mensch diese Worte für Ernst nehmen und den Bewohnern des Depar­tements Aube Vorschlägen wollte, sich in das Deutsche Reich aufnehmen zu lassen! Genau ebenso aber steht: es mit dem französischen Antimilitarismus und der Insubordination. Diese Dinge würden nicht verhindern, daß im Falle eines Krieges die ge­samte französische Nation so einmütig wie nur je­mals in ihrer Geschichte gegen den Feind ziehen würde. Um französische Worte richtig zu verstehen, muß man sie sich zuerst in die Sprache des ge­sunden Menschenverstandes übersetzen, und ganz be­sonders gilt das von den für die Oeffentltchkeit gemachten Phrasen. Wenn man zum Beispiel in einer französischen Zeitung liest, daß der Depu­tierte X. seinen Kollegen P. einen käuflichen Ver räter, einen meineidigen Schelm und einen schmut­zigen Ehrabschneider und Verleumder nennt, so heißt das in nackter Prosa, daß A. einer andern Partei angehört als X. Das hindert aber keineswegs, daß die beiden Herren am nämlichen Tage, wo sie ein­ander sür die Öffentlichkeit so entsetzlich gescholten haben, sich in der Trinkstube der Abgeordneten­kammer die biedern Hände schütteln, zusammen über ihre lustigen Zeitungsartikel und Reden lachen und sich gegenseitig zu neuen Anstrengungen anfeuern, zugleich versichernd, daß sie nichts übelnehmen wer­den. Ebenso muß man alle andern öffentlichen Kund­machungen französischer Politiker übersetzen, um sie

richtig verstehen zu können. Wenn der grimmige Herve sagt, er wolle die Trikolore auf dem Mist­haufen aufpflanzen, so heißt das weiter nichts, als daß ihm die Nase des Premierministers nicht ge­fällt. Gegen die Armee hat er in Wirklichkeit gar nichts, sein leiblicher Bruder ist Hauptmann, und die Brüder sind sehr gute und zärtliche Freunde, gerade wie der Bruder des internationalen Jean Jaures Admiral ist. Man kann sich also an den Fingern abzählen, daß Herve und Jaures nicht in Wirklichkeit so furchtbare Feinde des Militarismus sein können, wie man aus ihren Reden und Schreibe­reien glauben könnte. Wer also in Deutschland meint, die französische Armee könne man über die Achsel anseheu, weil durch die antimilitäristische Propa­ganda ihre Widerstandskraft geschwächt sei, der irrt sich vermutlich ebensosehr, wie wenn er nach der Banneraufschrift der Winzer von Aube glauben wollte, man brauche jetzt nur einen preußischen Land­rat mit vier Polizeidienern nach Trohes zu schik- ken, um Besitz von diesem Teile der Champagne zu nehmen.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 31. März.

Im Reichstag wurde heute der Etat des Aus­wärtigen Amtes und des Reichskanzlers weiter be­raten. Die Debatte stand aber im ganzen unter dem Zeichen der inneren Politik. Der Sozialdemokrat Dr. Frank, der als erster Redner zu Wort kommt, kritisiert nur kurz die Haltung des Reichskanzlers in der Abrüstungsfrage und behandelte in längerer aber zumeist ganz wirkungsloser Rede die innere Politik. Der konservative Graf Westarp sucht die Haltung seiner Freunde in der Reichsfinanzreform- frage an Hand vieler Einzelheiten zu rechtfertigen. Es war recht stürmisch im Saal, da seine Freunde jeden Satz mit demonstrativem Beifall begleiteten, während die Linke lebhaft protestierte. Äbg. Fuhr­mann (natl. i leugnet, daß die Finanzreform einen Erfolg gehabt hat. Die Frage sei, ob die konser­vative Politik ein Glück oder ein Unglück für das Vaterland war. Rösicke ckons. wendet sich ins­besondere gegen den Hansabund. Haußmann (st Vg.) spricht zur Rede des Reichskanzlers. Mn der Kontrolle solle die Abrüstung nicht scheitern. Wo ein Wille sei, s ei auch ein Weg. Hierauf wird der Antrag auf Schluß der Debatte angenommen. Der Gehalt des Reichskanzlers wird gegen die Stim­men der Polen und der Sozialdemokraten ange­nommen und alsdann der Etat des Reichskanzlers und der Reichskanzlei angenommen. Es folgt der Etat des Auswärtigen. Amtes. Pfeiffer (Ztr.) ver­langt die Wahrung deutscher Interessen in Finnland. Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter: Vor Ueber- raschungen haben wir uns gesichert. Rußland muH uns 2 Jahre vorher davon unterrichten, wenn es Finnland einverleiben will. Abg. David (Soz.) führt Beschwerde über rechtswidrige Behandlung von Ausländern auf der Durchreise durch Deutschland. Abg. Görcke (natl.) beantragt die Erhöhung des Fonds für Schulwesen im Auslande um mindestens 100 000 Mark und fragt, wie es mit dem Gesetz betreffend die Reichsangehörigkeit stehe. Staatssek­retär v. Kiderlen Wächter: Das Gesetz ist fer­tig und nur mit Rücksicht auf die Geschäftslage im Hause noch nicht vorgelegt worden. Bezüglich der Entschädigung der Deutschen aus Anlaß des Buren­krieges haben wir schiedsgerichtliche Entscheidung verlangt. Nach weiterer Debatte werden die dauern­den Ausgaben bewilligt und die Resolution betr. Erhöhung der Fonds für Schulen im Auslande an­genommen. Der Rest des Etats wird bewilligt.

Berlin, 1 April.

Weiterberatung des Etats der Zölle, Steuern und Gebühren. Hierzu liegen Anträge vor auf Er­schwerung der Einfuhr schwedischer Pflastersteine durch einen angemessenen Einfuhrzoll, sowie ein An­trag auf Aufhebung der Talvnsteuer. Abg. Speck