LAnoesllLchrichten.

30. Mär;.

- Die Maut- mch Klauenseuche ist weiter aus­geb rochen in Malmsheim, OA. Leonberg, und in Emberg, OA. Calw. - Erloschen ist die Seuche u. a. in Neubulach und Würzbach, OA. Calrch

' Sporteln, für die Verleihung öer Befugnis zum Anleiten von Lehrlingen im Handwerl. Der Gesetzentwurf für eine Aenderung des Württemberg. Sportelgesetzes sieht eine Sportel für die Verleih­ung der Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen im .Handwerk in Fallen, in denen die Verleihung aus Grund der Bestimmungen des Paragraphen 129 Absatz 2 oder des Paragraphen 129a Absatz 3 GO. in der Fassung der Novelle vom 30. Mai 1908 er­folgt, vor. Im Fall des Paragraphen 129 Absatz 2 GO. soll eine einmalige Sportel von 30 Mark, im Fall des Paragraphen 129a Absatz 3 GO. eine solche von 5 10 Mark erhoben werden. Die beab­

sichtigte Einführung dieser Sporteln hat in Handwer kerkreisen eine Beunruhigung hervorgerufen, zu der auch imgenaue Berichte oder mißverständliche Auffas­sungen über den Inhalt des Entwurfs bsigetragen zu haben scheinen. Es wird deshalb nicht unange­bracht sein, die Bedeutung der von der Regierung in dem Entwurf vorgeschlagenen Sporteln sich zu vergegenwärtigen. DasGewerbeblatt aus Würt­temberg" schreibt dazu. Nach den Bestimmungen der Gewerbeordnung darf das Anleiten von Lehrlin­gen in Handwerksbetrieben nur von Personen ans­geübt werden, denen die Befugnis dazu für das betreffende Handwerk zusteht. Der regelmäßige Weg zur Erlangung der Anleitungsbefngnis ist die Ab­legung der Meisterprüfung. Die Gewerbeordnung hat jedoch in Paragraph 129 Absatz 2 GO. den höheren Verwaltungsbehörden (in Württemberg sind dies die K. Kreisregierungeni das Recht eingeräumt, einzelnen Handwerkern die Befugnis zur Lehrlings­anleitung im Weg einer widerruflichen Verleihung zu erteilen. Diesen Handwerkern kommt dann die Anleitungsbefugnis auch zu, wenn sie keine Meister­prüfung abgelegt haben. Der Entwurf für die Aen­derung des Sportelgesetzes geht nun davon aus, daß eine solche Verleihung für den betreffenden Handwerker einen besonderen Vorteil bedeutet, für den er wohl eine Sportel (vorgeschlagen sind 30 Mark bezahlen könne, zumal die Handwerker, welche darauf angewiesen sind, zum Zweck der Ejr- langung der Anleitungsbefngnis die Meisterprü­fung abzulegen, auch Opfer an Geld und Zeit brin­gen müssen (die Meisterprüfungsgebühr allein be­trägt 20 MarkV Die Fälle, in denen die höheren Verwaltungsbehörden von dem ihnen in Paragraph 1 29 Absatz 2 GO. einqeräumten Recht der Verleih­ung der Anleitungsbefugnis Gebrauch machen^ wer­den übrigens verhältnismäßig selten bleiben. Nach der Ansicht des Gesetzes soll von dein Recht nur ausnahmsweise Gebrauch gemacht werden. Das Ge­setz schreibt auch vor, daß vor der Verleihung die Handwerkskammern und, wenn eine Innung be­steht, die Innung gehört wird. Der in dem Ent­wurf vorgesehene weitere Fall für den Ansatz einer Sportel (5 10 March kommt auch verhältnismäßig

selten vor. Er ist gegeben, wenn von der Bestim-- mung des Paragraphen 129a Absatz 3 GO. Ge­brauch gemacht wird. Diese Bestimmung kann dann Anwendung finden, wenn ein Handwerker gleich­

zeitig mehrere Handwerke (z. B. das Bäcker- und Metzgerhandwerk) betreibt. Besitzt er für eines der mehreren Handwerke die Anleitungsbefugnis, so kann ihm die untere Verwaltungsbehörde (K. Oberamt) diese Befugnis auch für die weiteren von ihm be­triebenen Handwerke verleihen. Auch in einem sol­chen Fall ist die Handwerkskammer vor der Verleih­ung zu hören. Für sonstige Fälle der Verleihung der Anleitungsbefugnis sieht der Entwurf zur Aen­derung des Sportelgesetzes keine Sporteln vor. Es sollen also insbesondere Fälle der Weiterverleihung der Anleitungsbefugnis auf Grund der Uebergangs- bestimmung des Art. 2 Zifs. 1 der Gewerbeordnungs­novelle-vom 30. Mai 1908 sportelfrei bleiben. Es ist dies die Bestimmung, zufolge deren solchen Hand­werkern, die beim Inkrafttreten der Novelle (1'. Oktober 1908 > sich nach den bis dahin geltenden Be- stimmnngen bereits im Besitz der Anleitungsbefngnis befunden hatten, diese Befugnis auch fernerhin von der unteren Verwaltungsbehörde (K. Oberamt) wei­ter verliehen werden kann bezw. unter bestimmten Voraussetzungen auf Ansuchen weiter verliehen wer­den muß. Auch für die Erwerbung der Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen durch die Erstehung der Meisterprüfung sieht der Entwurf keine Lportel vor, ebensowenig für die Ausübung einer erworbenen Anleitungsbefugnis oder für das Halten von Lehr­lingen.

st Dornstetten, OA. Freudenstadt, 29. März. Zur Bekämpfung der immer noch zahlreichen Feld­mäuse, die durch den milden Winter kamen, ließ die hiesige Gemeinde einen Zentner vergifteten Ha­ber kommen, um denselben teils auf ihrem Eigen­tum zu verwenden, teils an die Felderbesitzer zum Selbstkostenpreis abzugeben.

st Neuenbürg, 29. März. Der Hausbesitzer Hum­mel von Dennach wurde dem Gericht übergeben, da ihm die Schuld an dem Schadenfeuer, das sein Haus zerstörte, beigemessen wird.

* Tübingen, 29. März. Der Ausbrecher- Schwarz besaß die Frechheit, am letzten Sonntag nachmittag nach Tübingen zu kommen. Auf dem Bahnhof sprach er mit dem Friseurgehh'lsen, der ihn im Gefängnis rasiert hatte. Er sagte, er sei schon einige Male in Tübingen gewesen, nachdem er ans dem Gefängnis ausgebrochen sei, er wolle nach Ulm und dann nach Wien reisen. Schwarz war überall sehr nobel angezogen und trug eine neue Handtasche. Ehe die Polizei verständigt wer­den konnte, machte er sich davon.

st Stuttgart, 29. März. Wie die Württemberger Zeitung hört, besteht in'Friedrichshafen die Absicht, das neu hergestellte LuftschiffDeutschlands" am Silbernen Hochzeitstage des Württemberg. Königspaares in Stuttgart einen Besuch ab- statten zu lassen. Voraussetzung ist natürlich, daß das Luftschiff sich bei den Probefahrten bewährt, und günstige Witterung.

st Stuttgart, 29. März. Der Finanzaus­schuß nahm heute den Etat der Universität, der Technischen Hochschule und der Baugewerkschule an. U. a. wurde die ordentliche Professur für Luft­schiffahr:, Flugtechnik und Kraftfahrzeuge ohne Wi­derspruch genehmigt. Die Frage der Fachschule für Maschinenbautechniker wurde auf Freitag zurückge­stellt, ferner wurde bewilligt der Etat der gewerb­lichen Fortbildungsschulen, der Frauenarbeitsschu- ! len. Hieraus einigte sich das Haus dahin, dnß die

Denkschriften betreffend die Unterhaltung der gym­nasialen und realistischen Schulen, ferner die Ueber- nahme der Bolksschullasten aus den Staat und die Verwilligung von Staatsbeiträgen an Gemeinden zu Lehrergehalten nicht in diesem Sommer, sondern später ausführlich behandelt werden soll. Bezüg­lich eines Gesuchs um grundsätzliche Zuweisung der Klassen 1 bis 3 an Präzeptoren und Realhehrer wurde ein Antrag des Referenten Dr. Eisele ange­nommen, wonach das Gesuch der Regierung für die Klasse 1 und 2 zur Erwägung übergeben wer­den soll.

* Stuttgart, 29. März. Die hiesigen Bau­schlosser werden morgen Abend die Kündigung einreichen und am Freitag abend die Arbeit in allen Werkstätten der Schlosserzwangsinnung niederlegen.

* Stuttgart, 29. März. Der Südd. Milchhänd­lerverband hielt am Sonntag hier seinen dritten Verbandstag ab. Landtagsabg. Hitler - Stuttgart hielt dabei einen Vortrag über den Existenzkampf des Kleinhandels. Die großen Milchzentralen und die Konsumvereine bedrohen in den Großstädten den kleinen Milchhändler. Es soll deshalb gemeinsam gegen erste re angekämpft werden.

* Stuttgart, 29. März. Durch einen in der vergangenen Nacht in der Bonbonsfabrik von Moser- Roth ausgebrochenen Brand wurde ein Teil des Dachstocks der Mälzerei von den Flammen einge­äschert. Der angerichtete Schaden ist beträchtlich.

Illingen, OA. Maulbronn, 29. März. Heute morgen gegen 7 Uhr fand man in einem Graben in der Nähe des A. H. Scheytt'schen Hauses die Leiche des C. Angermaier von Baihingen a. E. Er hatte eine schwere Wunde am Kopf. Die Un­tersuchung wird ergeben, ob er in den Graben ge­fallen, oder was wahrscheinlich ist, geworfen wurde.

st Heilbronn, 29. März. Durch di- im vor. Jahr nicht unbedenklich aufgetretenen Pocken ist die Er­weiterung des Krankenhauses insbesondere durch Er­stellung einesAbsonderungshauses"" für gemein­gefährlich? Krankheiten (Pocken, Cholera, re.) zu der dringendsten Aufgabe geworden. Absei s der übrigen Anlage wurden ca. 56 Ar Grundstücke um ca. 42 000 Mark erworben und als Bauareal bereit gestellt.

st Hellbraun, 29. März. (L e h r e rz ula g e n.) Die Ortszulage der hiesigen Lehrer ist in die Schwebe gekommen. Während der Entwurf der neuen Gehaltsordnung die Einführung der Ortszu­lagen vorsieht, ist der württ. Städtetag - und mit ihm der hiesige Oberbürgermeister anderer Meinung, die Gemeindevertretung soll sich einer Ein­gabe an die Stände um Beseitigung der Ortszu­lagen anschließen. Im Kollegium waren die An­sichten geteilt, zum Teil noch nicht genügend geklärt und es wurde ein Vertagungsantrag auf eine zweite Lesung angenommen. Nachdem aber der Verein württ. Körperschaftsbeamten einstimmig der Ein­gabe beigetreten war, wurde die Besetzung einiger- neu errichteten und vom Obsrschulrat genehmigten Schulstellen ausgesetzt, da die Stadt die Entwick­lung der Dinge zunächst bis Mai abwarten will.

st Welzheim, 29. März. Der 40jährige Gottlieb Elser von Mägerhos wurde bei Ebni tot aufge- fundeu. Es wird vermutet, daß sich der Verstor­bene, der am Sonntag einige Wirtschaften der um­liegenden Weiler besucht hätte, beim Nachhausegehen auf den Boden legte und eingeschlafen ist, wobei

im Kaiserhof reisten wir ab. Mir war sehr beklommen zumure, Otto immer so ernst; aber wie nun die Reise kam, wurde auch er froher und lustiger. Wo es uns besonders gefiel, machten mir Rast; alle Menschen aufmerksam und zuvor, kommend -

Ach, liebste Hanna, ich tue Dir doch nicht weh? Du hast mir einmal mit heißen Wange» und glänzenden Angen den Plan zu dieser, zu Eurer Reife geschildert, ich weiß es noch genau : Ich verspürte Neid I O, sei mir nicht böse! Ich glaube, wenn ich so recht z«r Besinnung gekommen wäre, aber ich habe ja immer zu Dir gejagt: Es tut mir so furcht­bar leid I Hätte ich mir an jenem Abend nicht den Kuß verstaucht-

i-u hast manchmal von einemSchicksal"" gesprochen, so war es wohl mein und Dein Schicksal, meinst Du nicht auch, Herzeiishamia'?

Doch jetzt muß ich schließen, denn ich will mich nach dem Diner erkundige» I!

r. tlo sag!, eine Hausfrau müsse sich um alles selbst kümmern, auch um die Küche.

Gehe ich nun gehorsam in die Küche, sagt die Köchin ga», pikiert.-Gnäd ge Frau", anfangs mußte ich immer lachen über dasgnäd'ge Frau I"gnäd'ge Frau halten mich blotz aus, und der Herr Doktor lieben doch Pünkt­lichkeit über alles I'

Was soll ich denn machen? Ich ziehe mich mitsamt nie,er grotzen WirfichaftSschürze in mein Boudoir das lauschigste Plätzchen in der ganzen Wohnung zurück.

Ach, konnte ich Dir doch eüimal alles zeigen! Und w viel mochte ich Dir erzählen! Ist Tante immer noch sehr böse? Und darf ich jetzt öster schreiben? Wirst Tu mir bald antworten?

Seid alle vielmals gegrüßt und habt noch ei» wenig lieb-

Eure Saiun.

Nachschrift: Was macht Kurt Mangold? Ob er noch a» mich denkt, der gute Junge?

Nachschrift II: Otto weiß übrigens nichts von diesem Briefe. Wenn ich von Euch spreche, wird er gleich ganz ernst und still. Neulich schloß er sich in sein Zimmer ein, es war nach einem Besuch bei einer dieser langweiligen Familien, und ich hatte gesagt, Du, Hanna, würd.st gut zu ihnen gepaßt haben.

Ich ließ ihn sitzen, ärgerte mich aber doch. Zum Glück kam Sophia, da mußte er hervor und war furchtbar lustig.

Man muß sich die Männer erziehen,"' sagt Sophia.

Hanna war, während sie las, sehr bleich geo enden. Jedes Wort dieses oberflächlichen, fast kindischen Briefes bohrte sich schmerzlich in ihre Seele.

War dies nun die echte Sanni? So ganz ohne Ernst, ohne Tiefe

Und die hatte er vorgezugeu, nur weil sie jung, schön und ein häßliches Gefühl kroch in ihrem Innern aus und reich war? Sollte die Mutter doch recht haben? Und mußte sie, Hanna, wirklich alle ihre Ideale zu Grabe trage» ?

Ein paar schwere Tränen tropften ans die Briefblättcr nieder. Nach ei', er Weile erhob sie sich, zi'ntt ete eine Kerze an und hielt die Blätter au die Flamme.

'Als das glänzende Papier, langsam verglühend, sich krümmle, lächelte sie bitter: So hatte auch ihr Herz sich ausge- bäuint!

Und was blieb zuletzt übrig? Ein Häuschen Asche. Fortsetzung folgt.

8 Die Uhr. Aus den, handschriftlichen Lieder- buche eines Schwarzwälder Uhrmachers geht folgen­des ernste Gedicht durch die Presse, dessen Dichker und dessen Entstehungszeit wohl niemand angeben kann, das aber jeder mit Rührung lesen wird:

Die Uhr schlägt Eins. Ich war ein Kind, wie war die Zeit mir wohlgesinnt und flog in Wonnen.

Die Uhr schlägt Zwei. Es wächst der Knab', Feld, Wald und Heid' schlägt seine Lab', frisch fließt der Lebensbronnen.

Die Uhr schlägt Drei. Es wird ungrad, die Welt ist weit und rauh der Pfad, doch Kraft ist in der Seelen.

Die Uhr schlägt vier. Es winkt das Glück. Jhni nach, ihm nach und nie zurück! Es kann dir gar nicht fehlen.

Die Uhr schlägt Fünf. Ich halt' eine Braut, sie ward zum Weib mir angetrant. Wie war dis Arbeit süße.

Die Uhr schlägt Sechs. Das Haus ward voll, der Kinder Lustim Ohr mir scholl, doch Sorg' hat schnelle Füße.

Die Uhr schlägt Sieben. Krankheit kam, mich bang und trüb gefangen nahm, mein Weib ging für mich schaffen.

Die Uhr schlägt Acht. Ich sah einen Schrein, da legten sie mein Kind hinein, könnt' mich empor nicht raffen.

Die Uhr schlägt Neun. Ich bin erwacht, ich haL' mein Weib zur Ruh' gebracht, wohl unter grünem Rasen.

Die Uhr schlägt Elf. Die Zeit ist stumm, wie ein­sam ist's um mich herum, nichts will zurück mir kehren.

Genug, genug. Bald schlägt es Zwölf. Den letz­ten Schläg, Gott helf, Gott helf, werd' ich ihn endlich hören?