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Ausgabe i« Altensteig-Stadt.
To«nrrstag, VE 3Ü. Mürz.
Amtsblatt sSr Pfalz-rasoweller.
1911 .
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Amtliches.
Die Stelle des Badinspektors in Wildbad wurde dem Bauamtswerkmeister Vogt bei dem Bezirksbauamt Calw übertragen.
Tagespolitik.
Die Ermordung des deutschen Mili- tärinstrukteursOberstleutnant v. Schlichtin g durch eine türkische Schildwache in Koustauti- nopel ruft in Deutschland lebhaftes Bedauern hervor. Es ist für den Offizier ein hartes Schicksal, mitten aus einer fesselnden und dankbaren Tätigkeit durch einen tückischen Zufall abberufen zu werden. Denn viel anders wird man die sinnlose Tat des albanesischen Soldaten nicht auffassen dürfen, da der sterbende Offizier versicherte, daß die Angabe des Täters, er sei von dem deutschen Offizier mißhandelt worden, unrichtig sei.
Abgeordneter Bebel sagte in seiner Wahlrede zu Hamburg, wo er wieder als Kandidat aufgestellt wurde: „Daß wir in Gießen unterlegen sind, hat mich eigentlich recht gefreut. So eine Ohrfeige ist ganz nützlich. Es gibt in unseren Reihen zu viele Hoffnnngsmeier, von denen manche verlangen, daß bei den nächsten Wahlen in aussichtslosen Kreisen keine sozialdemokratische Kandidaten aufgestellt würden. Das wäre aber das Verkehrteste; denn es kommt nicht auf die Zahl der Mandate, sondern auf die der Stimmen an. Vier Millionen Stimmen und 50 Mandate sind mir lieber als drei Millionen Stimmen und 100 Mandate."
Die deutsche Telefunkeu-Gesell schüft hat alle übrigen drahtlosen Systeme überflügelt. Nicht nur in Deutschland, sondern auch überall im Ausland wird vorzugsweise ihr System verwendet, das englisch-italienische Marconi-System ist in den Hintergrund gedrängt worden. Von 1800 auf der Well vorhandenen Stationen sind fast 1200 nach dem deutschen System erbaut. Auch die Reichspostverwaltung benutzt es ausschließlich.
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Die Italiener geben der Forderung des Tages ihr volles Recht; kein Mensch hat daran gedacht, daß ein vollständiger Ministerwechsel in die Feststimmung hineinfiel, sie haben in froher Ausgelassenheit gefeiert. Wenn bei uns in solchem Augenblick eine Kanzlerkrisis käme, dann münden wir an trüben Zukuuftsbetrachtungen Ueberschuß haben. Die Italiener ergehen sich im Gegenteil in begeisterten Zu- kunslsschildernngen, der König, die Minister, Volksvertreter, Stadtbehörden, Zeitungen, alle reden ein und dieselbe Sprache. Nach den Festlichkeiten wird auch die Stimme der Parteien von neuem zu ihrem Recht gelangen, aber die Ueberzeugung von Italiens Wachstum zu immer glänzenderer Höhe kann nicht erschüttert werden. Und dabei laufen in den öffentlichen Verhältnissen noch ganz andere Dinge mitunter, wie in Deutschland, die sehr begründeten Anlaß zum Nachdenken geben würden. Dem Italiener sind das nur vorübergehende Erscheinungen, die ihm die Freude an der Gegenwart nicht ver-> derben. Und von den verschiedenen Nationen, die dem Dreibunde angehören, dünkt sich die italienische darum als die erste.
In Portugal herrscht mm nach Mittel lüngen des porlugiesischen Gesandten in Berlin vollständige Ruh? und Ordnung. Die Ausstände gehen zu Ende, ohne daß Gewalttätigkeiten Vorkommen. Die Finanzlage ist fest und bessert sich weiter, desgleichen die wirtschaftliche Lage. Der Wert des Außenhandels hat sich seit der Ausrufung der Republik gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres vermehrt. Die Weinausfuhr hat zugenommen. Die Geldsendungen an? Brasilien haben wieder begonnen.
Ueber den Stand der Djinge zwischen Mexiko undden Bereinigten Staaten meldet der Sonderberichterstatter der „Köln. Ztg." aus San Antonio in Texas unter dem 26. März: „Die Lage wird hier widersprechend beurteilt. Der Glaube an die Erhaltung des Friedens ist indessen gering. Von unterrichteter Seite wird die Meinung vertreten, daß die Neuyorker Finanzkreise auf dem Rücktritt von Diaz bestehen; die dann unvermeidliche Anarchie würde den Anlaß zum Einschreiten geben. Hier liegt seit längerer Zeit ein fertiger Einmarschplan vor. Die Truppen, die in Galveston stehen, sollen zu Schiff nach Beracruz: von hier sollen Bergartillerie und zwei Kavallerieregimenter bei Brownsville über die Grenze und dann den Jose- fluß entlang nach Satillo gehen, während Infanterie und Feldartillerie mit der Bahn über Laredo nach Saltillo geschickt würden. Das Militär atmet erleichtert auf, weil endlich die Entscheidung naht. Die Ungewißheit und Untätigkeit wirken nervenaufreibend. Das Lager ist infolge tagelangen schweren Regens ein grundloser Schlammsumpf.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 20, März.
Zunächst wird der Gesetzentwurf betr. Tagegelder, Umzugskosten usw. der Kolvnialbeamten der Budgetkommission überwiesen. Darauf wird der Entwurf zur Ergänzung des Besoldungsgesetzes in erster und zweiter Lesung angenommen. Die Etatsv beratnnq wird beim Etat des Reichseisenbahnamtes fortgesetzt. Nach unbedeutender Debatte wird der Etat bewilligt. Der Etat Reichsdruckerei passiert ohne Debatte. Es folgt der Etat des Reichstags.! Die Abgeordneten tragen zahlreiche Wünsche vor. Präsident Graf Schwerin Löwitz sagt möglichste Berücksichtigung der vorgetragenen Wünsche zu. Dann wird ein Antrag auf Vermeidung von Fremdwörtern usw, angenommen und der Etat bewilligt. Ohne Debatte werden der Etat des Rechnungshofes und der des allgemeinen Pensionsfonds bewilligt. Hierauf vertagt sich das Haus auf morgen l2 Uhr: Etat des Reichskanzlers und des Auswärtigen Amtes, Schluß nach sieben Uhr.
Hi
Die Wahrheit richtet sich nicht nach uns, wir müssen uns nach ihr richten. M. Claudius.
Hanna.
Novelle von M. Alb recht.
(Fortsetzung.) Nachdruck verbalen.
Du hast recht, liebe Mutter," entgegnete Hanna sanft. „Es ist Schmerz und Trauer durch sie in mein Leben gekommen, aber darf ich sie deswegen hassen? — Eine von uns mußte entsagen — entweder Sanni oder ich — u. sie mit ihrem ungestümen Kinderherzen würde noch tiefer davon
betroffen sein, wie ich, — selbst wenn er sie nicht soviel mehr geliebt hätte wie mich."
Frau Giese zuckte schweigend die Achsel. Ihr waren schon häufig Bedenken gegen seine Liebe aufgestiegeu; sollte Sannis Reichtum nicht mitgesprochcn haben ?
Sie vermochte nun einmal nicht die ideale Auffassung zu teilen, die Hanna hegte.
Als sie jedoch eine derartige Andeutung gemacht, war Hanna in eine so große Erregung geraten, hatte den Treulosen in einer Weise verteidigt, daß sie seither dies Thema vermied.
So ließ sie denn auch jetzt die Tochter gewähren? und bald saß Hanna in ihrem Stübchen, uni den Brief zu lesen
Berlin VV., im September.
Liebste Hanna!
Tante hat mir zwar das Schreiben an Euch verboten und wenn ich es dennoch tue, so geschieht es, weil ich gerade jetzt so viel an Dich erinnert werde. — Ich will Dir auch
gleich sagen, wie das kommt: Auf Ottos Verlangen haben wir Besuche bei seinen verheirateten Kollegen gemacht und die Frauen erinnern mich fast alle an Dich! — Zwar ganz so steif und pedantisch, wie sie, warst Du nicht; — Du konntest manchmal so fröhlich lacken und ich glaube, das bringen diese gar nicht fertig; — aber entsetzt warst Dr-, ooch recht häufig über meine tollen Einfälle. Und wenn ich hier etwas sage, sehen sie mich auch mit einer Art mitleidigen Staunens an. oder sie lächeln so nachsichtig-überlegen, dag ich am liebsten so ganz etwas Außergewöhnliches tue oder sage, ersteres, um meinem Aerger Lust zu machen, und zweitens, um diese entschieden gräßlich wirtschaftlichen Hausfrauen auf den Kops zu stellen. — So erzählte ich der einen ganz ernsthaft, daß ich unser Abendbrot für gewöhnlich fix und fertig von Borchardt — ist eins der besten und teuersten Telikateßgeschäfte hier — kommen ließe! Ach hättest Du das Gesicht sehen können!
Via. jedenfalls bin ich mit den Damen fertig! Mein Herr Gemahl wünscht, daß dies mein Verkehr werden soll. Er hielt mir einen langen Sermon, etwa wie folgt:
.Liebes Kind, das sind höchst gebildete Damen, dabei äußerst tüchtige Hausfrauen, und du könntest durch den Umgang mit ihnen deine mangelhaften Kenntnisse auf wirtichnstlichem Gebiete bereichern."
Zuerst wollte ich den Schlußpassus übelnehmen, fand es aber nicht der Mühe wert, darauf zu reagieren. — Ich machte einen Knicks, gähnte furchtbar laut und sagte mit niedergeschlagenen Augen: „Wie der gestrenge Herr Haus- lyrann befehlen! — Die Damen sollen von mir lernen!"
Da lachte der Tyrann und küßte mich. — So mache ich es nämlich immer, und nachher nie ich, was ich will.
Die Männer von diesen .tüchtigen Hausfrauen" sind übrigens viel netter.
Aber was wird dies für ein Brief, mit dem Ende fange ich an!
Puh — würde der korrekte Königliche Gymnasial- Oberlehrer Dr. Otto Werner entsetzt darüber sein, wenn er
ihn sähe! Ueberhanpt ist er von einer unheimlichen Korrektheit, seit wir im eigenen Heim sind. Vorher war's viel amüsanter und lustiger. Dabei ist dieses „Heim" entzückend eingerichtet. Sechs Zimmer — Otto wollte höchstens vier. — Ach, er ist manchmal auch wunderlich. Doch ich fing von „vorher" an. — Fa, das war eine wundervolle Zeit. Berlin ist zu schön!
In dem Pensionat, in dem Ihr mich untergebracht hattet, lernte ich ein russisches Ehepaar kennen, ein halbes Jahr verheiratet, sehr reich und vornehm. Sie nahmen sich meiner liebevoll an, und in ihrer Begleitung lernte ich die Herrlichkeiten der Residenz kennen. Otto hatte immer so wenig Zeit!
Wir haben uns sehr liebgewonnen — ich meine Sophia und ich — und da sie noch den Winter hier verleben wollen, hoffe ich, es wird recht unterhaltend werden. Otto mag sie nicht, und dabei sagte Sophia neulich: „Dein Gemahl — wir nennen uns schon lange Du — ist ein ganz charmanter Mensch!"
Denke aber nicht, ich hätte nur dem Vergnügen gelebt, o nein! Vormittags sind wir aus den Magazinen gar nicht herausgekommen — die vielen Besorgungen: Toiletten, Möbel und so der ganze Apparat einer eigenen Häuslichkeit mit seinem
Drum und Dran. Ein Glück, daß ich Sophia hatte, die ist so praktisch.
Wir mußten ja mit 20 000 Mark reichen. Pa soll diese Summe zur Ausstattung bestimmt baden, falls ich mich vor memer Volljährigkeit vermählte. Ich kanu's kaum glaube»; Pa war doch so gutl — Otto fand «s viel zu viel; aber di« Männer haben eben keine Ahnung, was zu einer Einrichtung gehört, meinte Sophia. Mein Brautkleid allein kostete 5No Mark. Es war aber auch wundervoll. Sophia sagte, aus Paris hätten wir es nicht schöner gehabt und dann würde es das Vierfache gekostet haben.
Unsere Hochzeit war ganz klein. Gleich nach dem Diner