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1877.

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TUeszewW für die MrmlsWrde RWld, ImdeOM Md Calw. :: Mit der Wochen-AusgabeSchmrzwälder SmatiMatt."

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Ausgabe in Altensteig-Stadt.

Tagespolitik.

Im Reichstage finden Bemühungen statt, we gen der bei verschiedenen G e setzen! w ürfen vor handenen Meinungsverschiedenheiten mit der Reichsregierung eine Verständigung herbeizuführen. Vor allem gilt das von der elsaß-lothringischen Ver fassungsfrage und vorn Gerichtsveriassungsgesetz. Bei dem Entwurf Wer die Schiffahrtsabgaben sind die Aussichten gering.

Die Reichsr-egierung hat die gute Absicht, Et faß.-Lothringen schrittweise ins Deutschtum hi neinznführen und ihnen nach dem Maße Selbstän digkeit zu geben, als ihre deutsche Gesinnung sich festigt. Aber die Elsaß-Lothringer haben für dieses Entgegenkommen kein Verständnis. Während ihr Land unter französischer Herrschaft nie etwas ande res geblieben wäre, als eine von Paris aus ner waltete Bundesprovinz, fordern sie von Deutsch­land völlige Selbständigkeit als Bundesstaat und uneingeschränkte Selbstverwaltung. Auch wollen die Annektierten von >87! durch drei Stimmen im Bundesrat über das Schicksal des deutschen Reiches mit entscheiden. Schon den ersten Paragraphen des von der Regierung ausgestellten Versassnngsentwnr fes erklären sie als eineStärkung des prcußi scheu Einflusses" für unannehmbar. Dieser Para graph lautet:Die Staatsgewalt in Elsaß Lothrin gen übt der Kaiser aus." Wen» nicht der Kai fer, wer sonst soll sie ausüben? In Straßbnrg ha! der Abgeordnete Blnmenthal erklärt, die beste Staatsform sei die republikanische. Er wird sich selbst nicht mit der Hoffnung schmeicheln, für die sen Gedanken die Mehrheit des Bundesrats zu ge Winnen. In der Reichstagskominission ist der Vor schlag, einen Statthalter ans Lebenszeit zu eine» nen, vertreten worden. Soll dieser Statthalter un­verantwortlich und unabsetzbar sein? Und wenn nun ein Mann wie Freiherr Edwin Manie»sfr! Statthalter würde, der es gewesen ist, soll es lein Mittel geben, sich seiner zu entledigen? Soll er nn antastbar bleiben, auch wenn er noch so viel Un heil anrichlet? Dieses anspruchsvolle Auftreten der Elsaß Lothringer beweist, daß sie für die Verfassung noch nicht reif sind und daß die Berliner Regie­rung sich übereilt hat. Sie hat an dem Bienenkorb gerüttelt: die Protestler haben sich der agitatorisch wirksamen Frage bemächtigt und fordernAlles oder nichts". Indem die Regierung das Problem aufrollte, setzte sie ruhende Kräfte in Bewegung, die nun gegen sie selbst andrängen werden, und wäh­

Darnst^g, Ss« 14» Arbrnar.

LuustzMt. ?«r BtiUztzrafr»»eUr«.

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Amtliches.

Ausbruch der Maul- und .Klauenseuche im Oberamt Calw.

Ta in Neubulach die Maul- und Klauenseuche ausge- Lrochen ist, wird vom Kg!. Oberamt folgendes angeordnet:

1. In dem Umkreis von l2 Km. des genannten Seuchen­ortes, in welchen im O b e r a m ts b e z i r k Nagold die Geincinden: Nagold, Altcnsteig, Mtensteig-Dorf, Berneck, Ebershardt, Ebhauseu-Wöllgausen, Esslingen, Egenhausen, Emmingen, Ettmannsweiler, Gaugenwalv, Gültlingen, Min­dersbach, Pfrondorf, Rohrdors. Roifelden, Schönbronn, Sulz, Ueberberg, Walddors, Wart, Wenden und Wildberg fallen, ist der Handel im Umherziehen mit Wiederkäuern und Schweinen bis zu dem Tage, an welchem die Seuche amtlich für erloschen erklär» wird, untersagt. Uwer das Verbot fällt auch das Anfsuchen von Bestellungen seitens der Händler ohne Mitführung von Tieren außerhalb ihres Niever- lassuugsortes. Zuwiderhandlungen werden nach 8 148 Ziffer 7 u R.G.O. d. h. mit Geldstrafe von 150 Mk. ev. Haft bis zu 4 Wochen und 8 328 R.St.G.B. d. h. mit Gefängnis bis zu einem ev. zwei Jahren bestraft

2. Im gleichen Umkreis ist die Abhaltung von Pferde-, Rindvieh- und Schweinemärklen bis auf Weiteres verboten. In nächster Zeit werden im Bezirk von dieser Maßregel be­troffen: der Markt in Altensteig am 15. Februar und der­jenige in Nagold am 2. März 1911.

rend sie vielleicht glaubte, Friede aus Erden und im Himmel ein Wohlgefallen zu Massen, rief sie Erregung und stürmische Begierden wach.

U eberdie deuts ch r u s si s ch enV er Han d lnngen wegen der Bagdadbahn dauern in den Pariser und Londoner Zeitungen die Erörterungen fort. Man gibr sich den Anschein, als ständen die Dinge recht ungünstig, und erhebe auch die Türkei mit einem Male Widersprüche. Alle diese Angaben find unbegründet, denn in der Hauptsache ist schon ein volles Einvernehmen hergestellt und über die technischen Einzelheiten wird es zweifellos erzielt werden. Auch die Türkei ist mit den Prinzipien des Uebereinkommens ganz einverstanden.

Deutscher Reichstag.

Berlin, l 3. Februar.

Aus der Tagesordnung steht die zweite Lesung des Marineetats, des Etats für Kiautschou und des ostasiatischen Marinedetachjemcnts. Mit Kapitel 45, TitelGehalt des Staatssekretärs" werden Kapitel 5la und folgende (Znlagwesen. nach längerer Ge­schäftsordnungsdebatte verbunden. Frhr. v. Thune seid (Ztr. : berichtet über die Kommijsionsvrrhandlnn gen. Erzberger (Ztr.) erblickt in unserem Flot tengesetz eine Garantie für die Erhaltung des Welt­friedens, die dazu dient, daß das deutsche Volt seine Weltmission auch erfüllen kann. Abg. Drö scher (Kons.: Unsere Flottenpvlltit, wie sie sich im Flottengesetz widerspiegelt, ist trotz aller Kritiken als richtig anerkannt worden. Die Durchführung der Reformen in der Verwaltung der Wersten, die jetzt nach kaufmännischen Grundsätzen vor sich geht, er kennen wir an. Die Organisation der Werften selbst ha: sich ausgezeichnet bewährt. Die langsame Aus gestaltung der Unterseebootsfrage erwies sich als richtig und hat uns viele Opfer erspart. Das be wies das jüngste Unglück. Die Disziplin bei Ossi zierr n, Ingenieuren und Mannschaften ist mnster giltig. Staatssekretär v. Tirpitz: Ich bin dankbar dafür, daß wir mit den verfügbaren Mitteln tat­sächlich das Möglichste für unsere Seemacht ge­schaffen haben. Ich kann bestätigen, daß unser Flotten bau von Anbeginn an niemals aggressiven Zwecken gedient hat. Das ist für jeden Deutschen so selbstverständlich, daß ein wei­terer Beweis nicht notwendig sein dürste. In der Begründung des Gesetzes ist das klar ausgesprochen. Die Flotte soll zum Schutze unseres Handels und un­serer Kolonien, zur Sicherung eines Friedens mit Ehren dienen. Dazu soll unsere Flotte nicht so groß sein, wie die Flotte Englands. Ihre Besinn mnttg als Verteidignngsinittel ist damit sehr klar ausgesprochen. Die Einnahmen aus dein Verkauf zweier Kriegsschiffe an die Türkei unterliegen selbst­verständlich der Genehmigung des Reichstags. Die Einzelheiten über das Unglück mit dem Untersee­boot U. 3 werden besser in der Kommission be sprechen. Wäre das Boot grade ans Grund gesunken^ so:te es für 48 Stunden Lust gehabt und alle Mann wären gerettet worden. Es hatte aber eine starke Schräglage auf dem Boden angenommen, und so entwickelten sich im Vorschiff gewisse Stickgase. Man verfuhr ganz richtig, indem man die Mann schäften zunächst aus dem Vorschiff herausholte. Es wurde erst später bekannt, daß die Offiziere mit dem Mann am Ruder es für nötig gehalten haben, im Turm zu bleiben. Der Bericht des Stationschcfs an den Kaiser bestätigt, daß vollkommen richtig ver­fahren wurde. Andernfalls halte man vielleicht die drei Mann im Turm gerettet, und die 28 Mann starke Besatzung wäre nmgekommen. Die Herabset zung der Zulagen ist mir sehr schwer geworden. Es war unmöglich, sie ans dem mit größter Spar­samkeit ausgestellten Etat herausznholen. An an deren Stellen ließen sich Einschränkungen nicht ma­chen. Die kaufmännisckie Organisation läßt sich auf den Wersten nicht ohne weiteres einführen. Wir

werden die bisherige Organisation allmählich zu bes­sern suchen. Abg. Ledebour (Soz.-: Die Aner--. tennung der wackeren Leute auf U. 3 ist allgemein im Hause. Die Streichung der Heizerzulage ist eine ungerechtfertigte Schädigung der Heizer und des Dienstes. Der Großadmiral Prinz Heinrich hat neu­lich eine Wahlrede gehalten, und zwar vor einem Kriegervcrein. Läßt ihm der Dienst die Zeit dazu? Wir verlangen, daß kein diensttuender Admiral solche Reden hält, oder daß der Staatssekretär im Inter­esse des Dienstes einschreitet. (Gelächter rechts, Bei­fall bei den Sozialdemokraten. Staatssekretär v. Tirpitz: Ich muß entschieden gegen die Art und Weise protestieren, mit der der Abg. Ledebour über den Prinzen Heinrich gesprochen hat, in dessen Rede nichts enthalten ist, was er nicht hätte sagen kön­nen. Sie war eine Ansprache im engsten kamerad­schaftlichen Kreise. Der Prinz Heinrich erhält weder Pension noch Gehalt von der Marine und die Dar­stellung des Abg. Ledebour ist völlig unrichtig. Die Antwort ans die Frage, wer die Anregung zur Streichung der Heizerzulage gegeben hat, geht aus meiner Rede völlig klar hervor. Wenn Sie wol­len, bekenne ich mich als schuldig. Darauf vertagt sich das Haus. Morgen l Nhr Weiterberatung. Scblnß 7 Uhr.

Landrsnschrichlrn.

j Herrenalb, OA. Neuenbürg, l 3. Febr. In die am Walde gelegene und einer Herrschaft in Karls­ruhe gehörige VillaMargitta" wurde eingebrochen. Die Diebe stahlen Lebensmittel und zertrümmerten Teile der Einrichtung.

js Reutlingen, 13. Febr. Schon wieder ist von einem Gasrohrbrnch zu berichten, durch den Men­schenleben in Gefahr gerieten, vergiftet zu werden. Diesmal betraf es die Hauptleitung in der Urban­straße, die schadhaft wurde. Das Gas strömte in die Parterrewohnung der August Enßles Witwe, Urban­straße 5, und betäubte die 72 Jahre alte Frau gestern nachmittag derart, daß ernste Lebensgefahr bestand. Der mit ihr zusannnenlebende Sohn konnte noch rechtzeitig ärztliche Hilfe holen, brach aber dann tu der Wohnung gleichfalls bewußtlos zusammen. Er konnte mit dem sofort in Tätigkeit geletzten städ­tischen Sauerstoffapparat alsbald zum Bewußtsein­gebracht werden, während seine Mutter erst im Be­zirkskrankenhanse zu sich kam. Beide befinden sich heute außer Gefahr. Der Schaden war bis Mit­ternacht behoben.

jj Stuttgart, l3. Februar. Der Slaatsanzeiger schreibt: Die ans Cap Martin neuerdings eingetrof- senen Nachrichten bestätigen in erfreulicher Weise die gute Wirkung des dortigen Aufenthalts aus die Gesundheit d'es Königs. Seine Majestät hctt sich infolgedessen ans ärztlichen Rat hin ent schlossen, diesen Aufen-Halt noch bis in die erste Hälfre des Monats März zu verlängern. Die Feier des Allerhöchsten Geburtstages wird somit in Ab Wesenheit des Königs, im übrigen aber in der her- Gmmlichen Weise hier begangen werden.

Stuttgart, >3. Febr. (Kautionsschwindler.) Es ist Anlaß gegeben, vor sog. Kautionsschwinde leien, die in letzter Zeit hier wiederholt vorkamen, öffentlich zu warnen. Der Kautionsschwindler geht folgendermaßen vor: Er wendet sich an solche Per­sonen, die in einer» Inserat eine Stellung mit leich­terer Arbeit (als Bnreandiener, Portier, Hausmeister ic.i suchen mit der Mitteilung, daß er eine solchje Hilfskraft brauche, jedoch müsse dieser mit Rück­sicht ans die Vertrauensstellung eineKaution" stel­len. Selbstverständlich aber hat der Schwindler kein Bureau oder ähnliches, es ist ihm vielmehr lediglich! um die Erlangung der Kaution, die für den Geschä­digte» natürlich verloren ist, zu tun. Wenn der Schwindler zufällig ein Bureau besitzt, dann wird der Stellensuchende gar alsTeilhaber" in das angeb­lich gut florierende, in Wirklichkeit natürlich über­schuldete und vor dem Konkurs stehende Geschäft anfgenonnnen und wird nun durch allerhand nn »