* Nagotd, 9. Febr. Von 11 > beteiligten Ge- sclstiftsinhäbern haben 93 den Antrag auf Einfuhr u n g d e s Achtuhrladenf chlusses in der Stadtgemeinde Nagold während der Zeit vom l. Ott. bis 31. März gestellt. Da hienach die gesetzlich erforderliche Mehrheit von mehr als zwei Dritteln der beteiligten Geschäftsinhaber dem Antrag zugestimmt hat, tritt der Achtuhrladenschluß lt. Anordnung der Kgl. Regierung des Schwarzwaldkveises mit den, l 5. Febr. in Kraft. Ihre goldene H ochzeit konnten vorgestern die im 77. Lebensjahre stehenden, noch rüstigen Eheleute Privatier Ehr. Schweiler und Frau feiern.
* Aichelberg, 9. Febr. Der I. ständige Pfarrer der hiesigen Gemeinde hat gestern seinen Einzug hier gehalten. Der Ortsvorsteher mit dem Kirchengemeinderat und Mitgliedern des Gemeinderats hol ten den Geistlichen, Pfarrer Holzapfel aus Mört mvhl, aus der Bahnstation Alrensteig ab. Am Sonntag findet die Investitur statt.
Calw, >9. Febr. Unter riesiger Beteiligung der Einwohnerschaft fand heute die Beerdigung des im Alter von 57 Jahren gestorbenen Oberlehrers M ülle r statt. Der Verstorbene war 35 Jahre au den hiesigen Schulen tätig und stand infolge seines heiteren Gemütes, seiner regen Tätigkeit in Schute und Vereinen in hohem Ansehen. Er war Leiter der Sonderkonferenzsn und kam als Experte bei den Schulprüfungen in alle Gemeinden des Oberamts hinaus. Biele Jahre war er Vorstand des Schwarzwaldvereins und ein tragisches Geschick roar es für ihn, als er am letzten Samstag Mn Arm niederlegte und zürn Ehrenvorstand ernannt worden war, daß ihm diese Ehrung kurz vor seinein Tode mugeteilt wurde. Mehr als 2«) Jahre war er Dirigent des Liederkranzes und hak ans den lchwä- bischen Sängerbnndsfesten 2 Preise errungen. Viele Jahre bekleidete er bei der Deutschen Partei das Am! eines Kassiers und Schriftführers. Die Wertschätzung seiner Persönlichkeit kam bei der heutigen Beerdigung deutlich zum Ausdruck: nicht weniger als l9 Kränze wurden an seinem Grabe niedergelegt.
* Wildbad, 8. Febr. In der letzten Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde der Erlaß, des Kgü Amtsgerichts Neuenbürg vom 18. Jaurmr I9II, nach welchem beabsichtigt ist, vom I. Oktober 19ll ab eine G e r i ch t s v o l lzn e he r st e ll e beim K. Amtsgericht in Neuenbürg mit dem Sitz in Neuen bürg und eine Hitfsgerichtsvollzieherstells in Herren alb un-er Aufhebung der hiesigen Gerichtsvollzieherstelle zu errichten, bekannt gegeben. Einstimmig wurde beschlossen, an das K. Justizministerium die dringende Bitte zu richten, für die 3 Gemeinden Wildbad, Calmbach und Enzklösterle, die von Neuenbürg zu weit entfernt liegen und nach der letzten Volkszählung 4067, 2571 und 349, zusammen 6987 Einwohner zählen, eine dritte Gerichtsvollzieherstelle mit dem Sitz in Wildbad und mit Beibehaltung des derzeitigen Gerichtsvollziehers Bott zu errfchten. Bon 8l beteiligten Geschäftsinhabern in Wildbad haben 69 den Antrag auf Einführung des A ch l u h rladenschlnsses unterzeichnet, so daß nunmehr die Kreisregierung den Acht- uhrladenschlnst mit Wirkung vom 10. Februar ab angeordnet hat. Der Achtuhrladenschluß erstreckt sich auf die Werktage. Ausgenommen sind: a die Zeit von, !5. Dezember bis 27. Dezember je einschließlich: b' die Samstage und die Vorabende vor Fest- tzagien.
st Horb, 8. Febr. Endlich ist etwas Licht in den grausigen Leichenfund gekommen. Nach den Aussagen einer herbeigeeilten jungen Frau aus Böblingen ist die Leiche die ihres Ehemannes, sie erkannte ihn an den Kleidern und Strümpfen. Ob Selbstmord oder ein Verbrechen vorliegk, ist zur Stunde noch nicht festgestellt.
st Horb, 8. Febr. Die im Schwarzwald seit längerer Zeit Herumschweisende Einbrecherbande hat nun scheints zwei ihrer Mitglieder verloren. Heute nacht l Uhr wurde in Rexingen der Versuch gemacht, im Rathaus einzubrechen. Dies wurde dadurch verhin derk, daß vom Rathaus eine elektrische Klingel zur Privatwohnung des sehr entfernt wohnenden Orksvorstehers führt. Er begab sich sogleich mit dem Autochanffeur ins Rathaus und überraschte zwei Stromer an der Diebesarbeit. Sie wurden verhaftet und heute früh dem Amtsgericht Horb Angeführt.
* Stuttgart, 8. Febr. Der Ehrenpreis für Kavallerie-Offiziere für das Jahr 1910 ist im 43. -württ. - Armeekorps dem Oberleutnant Frhr. v. Lindenfels vom Drag' Reg. 25 in Ludwigsburg zuertannt worden.
Stuttgart, 8. Febr. Das bischöfliche Ordi nariat in Rottenbnrg hat nach dem Schwab. Merkur nunmehr auch allen katholischen geistlichen Gymnasialprofessoren Württembergs die Aufforderung, den Modernisteneid zu leisten, .nachträglich zugesandt.
st Stuttgart, 8. Febr. Ueber das Befinden des Königs laufen aus Cap Martin andauernd befriedigende Nachrichten ein. Im Laufe der vergangenen Woche hat der König der Kaiserin Eugenie von Frankreich in ihrer bei Cap Martin gelege neu Villa einen Besuch abgestattet.
st Oberbettringen, OA. Gmünd, 8. Febr. Die auf dem Lindenhof herrschende Maul- und Klanen seuche hat einen derart bedrohlichen Charakter angenommen, daß dem Besitzer Hutten bis jetzt 6 wertvolle Kühe und 1 Kalb an der Seuche verendet sind.
st Donzdorf, OA. Geislingen, 8. Febr. Flasch nermeister Schlutter von der Fabrik Grünbach, der sich vor acht Tagen die Pulsader durchfchnitl, weil er wegen Veruntreuungen im Geschäft entlassen wurde, und mit der bedeutenden Wunde noch in Nacht und Kälte umherirrte und Hände und Füße erfror, ist im Geislingsr Krankenhaus' gestorben. Er hinterläßt eine Witwe und zwei Kinder.
Aus dem Reiche.
st Sitzumringen, 8. Febr. Als ersten Frühlingsboten bemerkten wir gestern abend im Tale und auf dem First des Schlosses den Storch, der aber angesichts der Winterlandschaft alsbald wieder seinen Kurs gegen Süden an Wat. '
H Von der bayerischen Grenze, 8. Febr. Kurz vor der Station Jmmenstadt ist gestern nachmittag die fordere Tenderachse der Lokomotive des mittags 12.50 Uhr in München abgehenden und abends 5.03 in Lindau eintreffenden Schnellzuges 86 infolge Achsenbruchs entgleist. Äerletzt wurde niemand.
st Berlin, 8. Febr. Heute abend fand im kgl. Schloß der zweite diesjährige Hofball statt, an dem auch die hier weilende Deputation des russischen Husarenregiments, dessen Chef die Kaiserin ist, teil- j nahm. Der Kaiser war wegen einer Erkältung dem Ball fern geblieben.
* Berlin, 8. Febr. Die der Voss. Zlg. gemeldet wird, brannte gestern abend infolge Kurzschlusses der Hofbahnhof in Zar st oje Sselo mit den gesamten Einrichtungen ab.
Ausländisches.
st itonstantinopel, 8. Febr. Aus Aleppo wird
berichtet, daß die Stadt infolge eines feit 25 Tagen andauernden Schneiefalls von der Außenwelt fast völlig abgeschnitten sei. Der Eism- bahnverkehr ist gestört. Der Ausbruch von Hungersnot und Unruhen wird befürchtet.
st Saloniki, 8. Febr. Wie von zuständiger Seile gemeldet wird, find'' die in Weinen eingetroffenen Verstärkungen vom l. und 2. Korps drei Stunden vor Hodeida auf Araber gestoßen. Nach heftigem Kampf zogen sich die Araber mit einem Verlust von 150 Mann einige Stunden zurück. Die Truppen hatten 50 Tote und Verwundete. Aus Jerusal em werden Angriffe der Beduinen auf türkisches Militär gemeldet. Es wurde sofort eine energische Verfolgung ausgenommen, bei der die Beduinen namhafte Verluste erlitten.
>! Washington, 8. Febr.' Das Repräsentantenhaus hat eine Vorlage angenommen, in der für die Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an die erste deutsche Ansiedelung in German- town 30 000 Dollars bewilligt werden.
Allerlei.
* In ganz Westpreußen gingen heftige Schneefälle nieder. Der Schnee liegt meterhoch und verursachte viele Verkehrsstockungen. — Auch in Sachsen sind, namentlich im Erzgebirge, starte Schneemassen niedergegangen, die den Verkehr ans verschiedenen Nebenbahnen gestört haben.
* Bor dem Amtsgericht Grenße u (Kreis Sondershausen erschien ein l 4jähriger Junge in einem langen Gehrock, der bis auf die mit großen Stiefeln bekleideten Füße herabfiel. Von gleichem Umfang waren die Hosen, ebenso der unförmliche Hut. Allgemeines Erstaunen und schlecht unter drückte Heiterkeit! Der Junge aber zog seine Ladung heraus und zeigte dem Vorsitzenden mit triumphierender Miene die Worte: ,,Jn Sachen Ihres Vaters !" Er hatte den Text der Vorladung etwas zu wörtlich genommen.
BerarwDvrMchrr Redakteur: L. Lauk, Altentteia.
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t Unmut demnächst in Weinen übergehen könne. „Aber es wäre vielleicht dach besser gewesen, der Vater Härle Herrn v. Römer sogleich gesagt, daß ich zu jung zu einer Heirat sei und daß ich ihn nicht mag, auch wenn ich älter wäre, und Härte mich daheim behalten. Ich kann dach nicht aus Dankbarkeit hier alles golden finden, was ich sehe und vielleicht nicht verstehe."
„Du kannst aber so bescheiden sein, den Rat und das Urteil und die Einsicht erfahrenerer Leute, als Du bist, Erika, zur Richtschnur zu nehmen und nichts zu äußern, von .dem ich Dir sage, daß es töricht sei."
Friedrich Gerland, dessen Teilnahme an der Unterredung mit jeder Minute gewachsen war, sah wohl, daß das junge Mädchen auch auf diese Mahnung noch antwortete. Aber da er seinen Gang durch den Hof fortgesetzt hatte und jetzt am weitesten von den Damen entfernt war, zu gleicher Zeit die Tischglocke ein zweites Mal ertönte, so hörte er nicht mehr, was die Gescholtene erwiderte. Ein Gefühl der Verwunderung, wie rasch er hier aus seiner l gleichmäßigen Vereinzelung aufgestört worden sei und am - Schicksal anderer teilzunehmen genötigt ward, überkam ihn. Er sagte sich, daß er besser getan haben würde, eine abgelegene, ganz einsame Privatwohnung zu wählen, beruhigte sich mit dem Alltagstroste, daß es dazu noch immer Zeit sei und spähte in dem Gewühl, das sich um die Tafeln zu reihen begann, nach Fräulein Addenhofen und nebenher aber doch auch nach den beiden Damen, die er im Hofe weniger belauscht, als gehört hatte. Die einfache Hausregel, daß die zuletzt Angekommenen die untersten Plätze an der Tafel erhielten, erwies sich seinen Wünschen unverhofft ' günstig — er fand sich neben Fräulein Addenhofen und sah die beiden unbekannten Damen sich gegenüber. Er verneigte sich vor den beiden, während er seiner Nachbarin die Hand reichte und verbindlich sagte: „Je weniger ich noch gehofft
habe, Ihnen zu begegnen, nachdem ich Sie in Pisa verfehlte, um so erfreulicher ist mir das Zusammenkommen im gleichen Haus."
„Vetter Peter. Ihr Freund, hat auch dafür gesorgt," gab sie scherzend zur Antwort. „Ich wette, nur er hat Sie zu den ehrwürdigen Schwestern geschickt — wie er müderen Adresse für den unwahrscheinlichen Fall, daß ich nach Rom käme, besorgte."
Friedrich Gerland nickte - das Tischgebet, das eine der an den Tafeln zur Aussicht anwesenden Schwestern sprach, hinderte jede weitere Antwort. Als aber die Mahlzeit ihren Anfang nahm, richtete sich seine Aufmerksamkeit' mehr auf die Gegenübersitzenden, als aus seine Nachbarin. Die junge Dame, die hier zwischen ihrer Tante und der Schwester vom Kreuz saß, die an diesem Tische das Amt der Wirtin versah, mochte sich erinnern, daß sie den neuen Ankömmling vorhin im Hose gesehen und daß sie dort lauter gesprochen hatte, als ihr jetzt lieb war. Denn sie errötete, sobald die Augen des hochgewachsenen ernsten Mannes sich auf sie niedersenkten und löffelte ihre Suppe mit einem Eifer, als habe sie auf sonst nichts acht. Sie gab, vor sich niederschauend, Gerland abermals Gelegenheit, ihr schönes blondes Haar zu bewundern, das, nur von einem seidenen Band zusammengehalten, in breiten Wellen in den Nacken herabfiel, aber sie entzog ihm den Anblick ihrer Züge. Fräulein Addenhofen, der es nicht entging, daß ihr Bekannter mit einiger Teilnahme auf das junge Mädchen blickte und die von der anderen Seite einen fragenden Blick der Tante Fräulein Erikas auf sich gerichtet sah, bewirkte alsbald eine Vorstellung: „Gestatten Sie, daß ich Sie mit dem Herrn bekannt mache, gnädige Frau. Herr Doktor Friedrich Gerland — Frau v. Herbert — Fräulein Erika v. Herbert! Sind Sie noch immer Privatgelehrter, lieber Doktor, oder muß man Sie bald Professor oder Archivrat nennen?"
„Ich fürchte, daß Sie dazu niemals Gelegenheit erhalten, Fräulein Addenhofen," erwiderte der junge Gelehrte. Er hatte bei der Namensnennung der Frau v. Herbert eine gewisse Befangenheit nicht verbergen können, obschon er artig sagte, er glaube, daß seine Eltern mit der Familie v Herbert in Koblenz bekannt gewesen seien. Die Dame bestätigte mit einem geringschätzigen Zucken in den Mundwinkeln, daß sie die Familie des Herrn kenne und fügte, jede Antwort mit ihrem Ton zum voraus abschneidend, die Bemerkung hinzu, sie hoffe, daß es den Eltern Doktor Gerlands wohlergehe. Sowohl Fräulein Addenhofen auf der einen, als die junge Dame auf der anderen Tischseite, die bei der Vorstellung sehr bereitwillig und erwartungsfroh von ihrem Teller aufgeschaut hatte, fühlten, daß ein kühler, eisiger Zug durch die Mitte des Tisches ging. Doktor Gerland tat noch eine höflich flüchtige Frage an Frau v. Herbert, ob sie gleich ihm zum ersten Male in Rom sei, an Fräulein Erika, ob sie heute nachmittag dem Konzert der Bergsaglierikapelle auf Monte Pincio beigewohnt habe. Aber er begnügte sich mit den kurzen Antworten, die ihm zuteil wurden und sobald sich Frau v. Herbert an ihren Nachbar, ein?n älteren deutschen Herrn, in dem trotz seines braunen Zivilrocks niemand den Soldaten verkennen konnte, mit dem Seufzer wandte, daß die Welt gar klein und es nirgends möglich sei, unerwünschten Begegnungen auszuweichen, widmete Friedrich Gerland sich gänzlich seiner ernsten Nachbarin. Er gab Fräulein Addenhofen keine Erklärung des Vorganges und knüpfte ein längeres Gespräch an die Aeußerung über seinen Berus, die die Dame vorhin getan hatte.
(Fortsetzung folgt.)