GegrüsSkt
1877.
8K LageSvuSgabe w-tet okrteljkhrlich im Bezirk Nagold und Nachbarortsoerkehr Mk. 1.25
außerhalb Mk. 1.85.
Die Wochenausgabe (Schwarzwälder Sonntagsblatt) kostet vierteljährlich SO dfg.
MMblalt für
IlLgemeine^Ameige
MmML.M
und'UnlerhaltungFhlLtt
obsren ck/äcj
Fer«st-r:cher
Nr. ,1.
HI-rzelgLrrp« «>»
bei einmaliger Vir» rÄrkirng 18 Wg. »I« emivalLrae .^eill. oe> Wieoerbolun^er
mrivreLe:!p,-7 Rabatt
Netlamen 15 Ris. die Texlzerle,
Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.
Ks. 3 S.
Berlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Lauk), Altenfteig.
Mittwoch, sr» 8 . Gebe«««.
Amtsblatt ?Lr Vfatzstrastttwriler.
LSil.
Amtliches.
Auf Grund der in der Zeit vom '.4. bis 4l. Januar d. I. vorgenommenen Staatsprüfung für den höheren Fincu.izd teilst ist der Kandidat Theodor Endrist von Neuenbürg für befähigt erkannt und zum Finanzassessor bestellt worden.
Tagespolitik.
Die Budgetkommission des Reichstags begann gestern die Beratung des Militär er als. Zunächst machte der Kriegsminister ausführliche Mit Leitungen über die Streitkräste der Nachbarstaaten und über die militärpolitische Lage. Der Staatssekretär des Auswärtigen gab Mitteilungen über die internationalen Verhältnisse und erklärte, daß sich in unserem Verhältnis zu den anderen Machten nichts geändert habe seit den Mitteilungen, die der Reichskanzler vor einigen Wochen im Plenum des Reichstages gemacht habe. Darauf erstattete der Berichterstatter, der konservative Abge- vrdnete v. Byern sein Referat und trat für die Bewilligung der Heeresvorlage ein. Er brachte auch zum Ausdruck, daß der .Kriegsminister noch mehr Härte fordern müssen und wohl auch gefordert hätte, wenn der Reichsschatzsekretär nicht den Blaustift in Tätigkeit gesetzt hätte. Dein widersprach der Kriegs- Minister und erklärte, daß alles gefordert sei, was er für nötig gehalten habe. Der Reichsschatzsekretär habe ihn dabei nicht gehindert. Von sozialdemo irakischer und volksparteilicher Seile wurde der Ansicht Ausdruck gegeben, daß nach den Mitteilungen der Vertreter der verbündeten Regierungen besondere Gründe für eine Heeresvermehrung nicht vor- liegen. Ein konservativer Redner erklärte, daß der Referent Abgeordneter v. Byern ein Hinausgehen über die Vorlage nicht habe befürworten wollen, er habe nur die Stimmung im Lande geschildert. Im übrigen sprach er sich für die Bewilligung der Heeresvorlage aus. Unser Heer müsse zu einem kriegs- lüchtigen Instrument gemacht werden in der Hand des Kaisers, um gegen alle Eventualitäten gesichert zu sein. Ein Zentrumsabgeordneter wünschte weitere Auskunft und meinte, es müsse erwogen werden, ob nicht eine Verständigung mit anderen Staaten darüber möglich sei, daß das Weiterrüsten nicht mehr in dem bisherigen Tempo erfolge. Der Kriegs- Minister wies demgegenüber darauf hin, daß dis Vorlage weniger eine numerische Verstärkung der Armee als vielmehr ihre inner? Konsolidierung bezwecke. Deutschland liege nun einmal geographisch sehr ungünstig und müsse mit dieser Tatsache bei der Festsetzung der Heeresstärke rechnen. Von der Volksbartei wurde der Wunsch geäußert, der Kriegs- minister möge dem Reichstage bezüglich der Bes sernng des Militärstrafrechies entgegenkommen. Nachdem sich noch ein Mitglied der Reichspartei für die neue Heeresvorlage ausgesprochen hatte, wurde die Verhandlung ans morgen vertagt.
Der vierjährige tatsächliche Leiter der dänischen auswärtigen Politik, Geheimer Legationsrat P. V e del, ist gestern im hohen Alter von 88 Jahren gestorben. Er war überall in der diplomatischen Welt bestens bekannt und mit vielen der fremden leitenden Staatsmänner befreundet. Man schätzte den Umfang seines Wissens und seine ganz nnge wöhnlichen Sprachkenntnisse. Weniger bekannt dürfte es sein, daß P. Bedel es im Jahre 18 70 verhin derte, daß Dänemark die Einladung Frankreichs annahm, am Krieg mit Deutschland teilzu nehmen. Damals war der Herzog von Cadore von Napoleon nach Kopenhagen geschickt worden, um den König Christian zu überreden, mit ihm zwecks Wiedergewinnung der Herzogtümer gemeinsame Sache zu machen. Die Stimmung war ganz entschieden für Frankreich, aber der König war, von Bedel berate«, gegen den Krieg, der vielleicht das Ende Dänemarks bedeutet hätte.
Lvrd Roberts berührte in einer Versammlung in London die Hoffnungslosigkeit und völlige Unwirksamkeit der Territvriala r m e e. Man könne gegen eine Invasion nicht gerüstet sein, wenn man nicht das Beispiel Deutschlands durch Schaffung eines zuverlässigen Volksheeres nachahme. Er sei überzeugt, daß eine noch so starte Flotte die Sicher heit des Landes nicht unter allen Verhältnissen ge währleisten könne. Man müsse eine hinreichend starke Armee haben, die auf demokratischer Grund tage errichtet sei und in der alle Klassen der Be völkerung, die Söhne der Herzöge und die Söhne der Arbeiter, Schulter an Schulter fechten würden.
estellungen
auf unsere Zeitung „Aus den Tannen" werden fortgesetzt von allen Postanstalten, Postboten Agenten und Austrägern, sowie in der Expedition der Zeitung entgegengenommen.
HM Wm» die Melle „Welche von beide» ?"
Wnrttembergifther Landtag.
Stuttgart, 7. Februar,.
In der Zweiten Kammer wurden heute an die Regierung vom Zentrum und Bauernbund drei Ans ragen gestellt, die Maßnahmen gegen die Maul und Klauenseuche, sowie zahlenmäßige Nachweise über den G-etreideantauf der Proviantämter, bei württ. Landwirten und Händlern und Auskunft über die Zahl und d ie Gebrauchsfäkngkeit der würit. Remvnten gegenüber den ans anderen Bundesftaa len bezogenen Miluärpferden fordern. Der Gesetz en.wurf betr. den Ankauf des vormalige«! Sstn ttgart e r Schlachthauses durch den S.aai um 07-7 000 Marl zu dem Zweck der Errichtung eines Paketpostamtes wurde auf Antrag des Abg. Graf Z!r. au den Finanzausschuß verwiesen. In der Debatte wurden gegen den Preis, bei dem die Stadt 200 OoO Mark verdient, Bedenken erhoben, ebenso gegen die Verlegung der Paket- Post ans diesen Platz. Es wurde verlangt, daß sie mit der neuen Bahnlwfanlage verbunden und ans dein Rosensteingelände errichtet werde. Diesem Verlangen stellte der Ministerpräsident Dr. v. Wetz jäcker die Interessen des Publikums entgegen. Der Gesetzentwurf betr. die G e w ä h r n n g e in e s D a r kehens von 140 000 Mark an die Gemeinde Böhmenkirch wurde in erster Lesung angenom inen. Redner aller Parteien erklärten ihre Znstim mnng zu der Vorlage. Weiterhin wurde der Gesetz eniwurs betr. die Gewährung von Darlehen in Höhe von 240 000 Mark an W e i n b äuge m ein den in Verbindung mit einem Antrag des Bauern bnndes betr. die B e n r la n b u n g v o n Soldat e n zur Teilnahme an de» Arbeiten zur Bekamp sung der Re b s ch ä d l i n g e beraten. Kriegsmini ster v. Marchtaler sagte solche Beurlaubungen nacb Möglichkeit zu. Mehrere Abgeordnete erklärten die Bereitwilligkeit ihrer Parteien, der Regierung einen noch weit größeren Kredit einznräumen. Kritisiert wurde die Anwendung von Zwangsmaßregeln bei der Bekämpfung des Heu und Sauerwnrms, auch wurde die baldige Vornahme von Notstandsarbeiten verlangt. Minister v. Pis chek rechtfertigte die Höhe der Darlehen mit den Anmeldungen der Gemeinden und den Zwangserlaß mit der Erkenntnis, daß die Bekämpfung des Heu- und Sauerwnrms keinen Wert hat, wenn sie nicht allgemei-i geschieht. Die Notstandsarbeiten seien zum Teil bereits im Gange. Nach längerer Debatte wurde der Antrag des Aba. Dr. Wolf sW.Ktt aus Verweisung des Gesetzes an den Finanzausschuß angenommen. Morgen werden die heute gestellten Anfragen sowie mehrere kleine Gesetze beraten.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 7. Februar.
Zunächst wird das Gesetz betr. die bei einem obersten Landgericht einzn legenden Revisionen in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten in dritter Lesung ohne Debatte angenommen. Sodann wird die zweite Lesung der Jnstiznoveltc „Gerichtsverfassungsgesetz" fortgesetzt. Die Sozialdemokraten beantragen die Einfügung von Paragraph 8b, 8c und 8d. In diesen wird verlangt, daß die dauernde oder zeitweise Enthebung voin Amte oder unfreiwillige Pensionierung des Richters nur durch Zweidrittelmehrheit des Plenums des betreffenden Amts , Land oder Oberlandesgerichts ausgesprochen werden kann. Ferner soll der Richter in seinen Amtsverrichtungen von keiner Behörde abhängig sein. Die Rechtsenkscheidung des Gerichtes durch Rechtsmittel anzugreifen, soll keiner Behörde zustehen und schließlich soll für das Gehalt des Richters ohne Rücksicht auf seine Stellung sein Dienstalter maßgebend sein. Zu Paragraph 22 beantraget: die Freisinnigen Einfügung eines Paragraphen 22a. wonach das Amt eines in Strafsachen erkennenden Amts Richters und Vorsitzenden des Schöffengerichts nur von einem ständig angestellten Richter lvahrgenvmmen werden darf. Hierüber ent spinnt sich eine sehr lange Debatte, in deren Verlauf- ein Teil des Zentrums, die Nativnalliberalen, die Fortschrittliche Bolkspartei und die Sozialdemokraten sich für den Antrag aussprechen. Es wurde, dabei die Frage berührt, ob Amtsgerichte mit nur einen: Ricoter beiznbehalten sind. Staatssekretär Dr. Liseo stimmt im Prinzip dem Antrag zu. Wegen seiner praktischen Nndurchführbarkeit aber bittet er um Ablehnung. Man sei immer bestrebt, das Hilfs- riclttertnm abznjchassen. doch werde es sich nicht ganz beseitigen lassen. Die kleinen Amtsgerichte' seien beim Publikum lehr beliebt. Der freisinnige Annag wird angenommen. Zu Paragraph 2.4 Abs. 4 - Zusammensetzung des Schöffengerichts bestimmt die Kvlnmt'ssionsfassultg. daß die Zuziehung der Schöffen bei geringfügigen Uebertretungen unterbleiben kann. Ein sozialdemokratischer Antrag will diese Bestimmung streichen. Der Antrag wird abgelehnt. Ein Antrag Dahlem Ztr. ivill in Paragraph 64 das Präsidium ausschalten und die Maßregelung von Richtern den ..gemeinsamen Sitzungen" Vorbehalten. Bei der Abstimmung über diesen Antrag erweist sich das Haus als beschlußunfähig. Die Beratung wird abgebrochen. Morgen l Uhr Fortsetzung.
Landesnachrichtrn.
Aki«»rkt»ig> 8. Februar.
" Die Maat- und Klauenseuche verbreitet sich in Württemberg, wie im Reiche überhaupt, immer mehr. Bis zum 7. Februar waren in Württemberg verseucht: 24 Oberämtcr und 57 Gemeinden.
* Der Schneeschuhsport findet in der Jugend die größte Stütze und je mehr die Jugend für diesen Spvrtt gewönne« ivird, je größer sind die Aussichten desselben für die Zukunft. An dem Schneeschuhwettlauf in Baiersbronn beteiligten sich schon etwa 4 00 Schulkinder und sie fanden den besonderen Beifall der zahlreichen Zuschauer. Am nach sten Sonntag sollen nun auch in Frendenstadt Schneeschnhwettlänfe der Jugendabteilung des «-chneeschnhvereins, die etwa 177 Mitglieder zählt, stattfinden.
ii. Etchauscu, 7. Febr. Am Sonntag abend wurde im (Hasthaus zum Waldhorn hier eine Versammlung abgehalten, bei der Pfarrer Wall eine« Bortrag hielt über die Erbauung eines Gemeinde Hauses als Unterkunftsort für unsere Vereine, für religiöse Versammlungen. Bibelstnnden, Kinder- und Feiertagsgottesdienste, Leichenfeiern bei Unwetter nsw. Auch sollen daran eine Kranken- n. Kinderschwester nntergebracht werden. Nachdem bisher durch freiwillige Gaben bis jetzt nahezu 4000 Mark zu- sjammengeslvssen sind, hat sich nun ein Altsschutz gebildet, der die Sache weiter fördern will. - Ge.-