Skgrürrort
1877.
DK Tagesaufgabe ostet vierteljährlich im Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr Mk. 1.35
außerhalb Mk. 1.35.
Die Wochenausgabe (Schwarzwälder Sonntagsblatt) 'ostet vierteljährlich 50 H?g.
-ÄttenML.M undAnlertraltungMatt
Amtsblatt für
Fc.nvrrchcr
Nr 11.
K;rz«!xz .'rrc>>r
b^i einmaltgei Si„> rnckune >0 Bkg. du --'-.kpaltigr ^eil«. bei Wiederboiunxen -nrivr-Lender?Nabatt.
Neklamen 15 p!a. !>ie Tezlze'le
Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Dberamtsbezirken Nagold, Zreudsnstadt, Calw u. Neuenbürg.
«e.
Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Laut), Altensteig.
Dienstag, tzsn 7. Febrnar.
Amtsblatt für Pfalzgrafexmeiler.
Amtliches.
Am 15. Februar 1911, vormittags 10 Uhr, sinder im Dienstgebäude des Bezirkskommandos Calw die ärztliche Untersuchung derjenigen V o l k s s ch u l l e h r er und Kandidaten des Volksschulamts, welche sich im militärpflichtigen Aller befinden und am 1. April 1911 zur Ableistung ihrer einjährigen Dienstzeit einlrelen wollen, statt.
Anläßlich des am 27. 28. Februar 1911 in Heilbronn stallfindenden Pferdemarkts wird bei P f erd e s e n d un g e n nach Heilbronn in der Zeit vom 23. bis 28. Februar 1911 und bei Pferdesendungen von Heilbronn in der Zeit vorn 27. Februar bis 4. März 1911 — je einschließlich — der für die Benützung von Persvnenzügen vorgesehene 50"/t>ige Frachtzuschlag nicht berechnet. Die Beförderung von Pferden nach Heilbronn ist auch am Sonntag, den 26. Februar 1911 gestartet.
Tagespolitik.
Die in Offenburg statrgefundene Landesvcr- sainmlung der Fortschrittlichen BollsPartei Bodens hat das von der Parteileitung vor geschlagene, für das ganze Land gültige Wahl ab ko mmen mit den N a r i v n a llr b e r a l e n gut geheißen.
Die ,,Mil.--pol. Korrespondenz" schreibt: Der Kaiser hat soeben eine bemerkenswerte, von modernem militärischen Geiste getragene Kabinetts- order erlassen, die in der Armee freudigen Widerhall erwecken wird. An der Spitze dieser kaiserlichen Willensmeinimg stehen folgende Sätze: „Es darf nicht zuviel besichtigt werden! Die regelmäßige Prüfung der kleineren Verbände, bis zum Bataillon itsw. einschließlich, liegt in der Hand der Regiments- und selbständigen Bataillonstommandeure, die Mir für die Ueberlvachnng des Ausbildnngsgangs ihrer Truppenteile in erster Linie verantwortlich sind. In der Art der Abhaltung der Besichtigungen find diese Vorgesetzten nicht durch Anordnungen von höherer Stelle zu beschränken." Weiter weist der Kaiser daraus hin, daß die notwendigen Besichtigungen verschiedener Dienstzweige am Schlüsse der einzelnen Ausbildungsabschnitte möglichst schnell hin tereinander vorgenommch, werden sollen, da sollst der zwischen den einzelnen Besichtigungen liegende Zeit raum leicht zu einem sprunghaften Hinarbeiten lediglich ans die bevorstehende Besichtigung führt. Den höheren Vorgesetzten wird gesagt, daß sie nicht bei allen Besichtigungen zugegen sein brauchen, und daß die Berechtigung zu einer bestimmten Anzahl von Dienstreise! nicht die Verpflichtung einschlicßt, diese Reisen alljährlich sämtlich auszuführen. Der Truppe soll die für die einzelnen Dienstzweige erforderliche Ausbildungszeit möglichst unverkürzt gelassen werden. Dann wird sie auch mit Freude und Zuversicht im Bewußtsein gründlichen Könnens an die Prü siing herantreten. Die Besprechungen sollen bestimmt und sachlich sein. Sie sollen Wiederholnn gen, die die Wirkungen leicht a bschwächen, vermei den. Durch die Beurteilung der Maßnahmen des Führers darf die Bewertung der Leistungen der Truppe nicht zu kurz kompien. Die Kabinettsorder schließt mit den Worten: ,',Die Besprechung soll bei Anerkennung guter Leistungen und bei klarem Her vorheben des zu Beanstandenden belehrend und an regend wirken und die Selbständigkeit, Tat- und Veraniwortnngsfrendigkeit beleben und heben!"
» »
»
Gegen den M o d e r n i st e n e i d hat sich, ebenso wie die katholisch-theologische Fakultät Mün ster, auch die in Bonn ausgesprochen. Weitere Universitäten sollen, wie angetündigt wird, demnächst noch folgen.
* . *
Die Wanderausstellung gegen die Schnndlir e r a 1 n r ist von der Deutschen Dichter- Gedächtnis-Stiftnng seit Beginn dieses Jahres außer in Berlin im Reichstagsgebände bereits in Danzig und Halle, und zwar mit dein gleichen Erfolge wie in Berlin, gezeigt worden. Im Februar wird sie zunächst in Chemnitz und während der zweiten Monatshälfte in Leipzig im Bnchgewerbehaus (hier in Verbindung mit dem Deutschen Bnchgewerbever- ein veranstaltet. Gleichzeitig findet sie in etwas kleinerem Umfang in Döbeln, Eisleben und Göttingen statt. Im März und April wird die Ausstellung voraussichtlich durch die größeren rheinischen Städte wandern, um dann über Schlesien nach Oesterreich (Wien usw.. weiterzugehen. Für den Herbst ist München und das weitere Südd e u tschlan d in Aussicht genommen und im Anschluß daran die Schweiz. Das vollständige Ausstellnngsmaterial ist zu diesem Zwecke in mehreren Exemplaren zniammengestellt worden.
In Denlsch - Süd w estafrita hat, wie mehrfach mitgeteilt, eine große Dürre bestanden, deren Folge ein starkes Viehsterben war. Jetzt hat ein tüchtiger Regen die Verhältnisse in ebft'enlicher Weise gebessert.
Deutschlands Beziehungen zu China sind recht herzliche. Wir l-aben intime Handelsbeziehungen zu dein größten Reich des Ostens, und ohne die würden die Lchiffabrisverbindungen nicht so gut sein, deren Vorteile außer Kiantschou besonders auch die Schutzgebiete in der Südsee genießen. China ist daher für unsere Kolonialpolitik pon hohem Wer:, wie auch Staatssekretär v. Linde- quist auf dem Jahresfestmahl der Deutsch-Asiatischen Gesellschaft darlegte. Wir können nur bedauern, daß der Besuch des deutschen Kronprinzen in Peking und in Tokio jetzt nicht mehr erfolgen konnte. Aber die asiatischen Völker haben schon die Ankündigung dieser Besuche als hohe Ehrung aufgefaßt, ein Beweis dafür, welch hohen Wert sie auf gute Beziehungen zu Deutschland legen, das ans dem Gebiet des technischen Lebens für sie vorbildlich und zum Musterstaat europäischer Kultur geworden ist. Wann der aufgeschobene Besuch des Kronprinzen im Osten erfolgt ist bisher übrigens nicht bestimmt. Alle' Nachrichten darüber sind nur Mutmaßungen.
-i- S
Zu der Frage der E n l v ö l k e r u n g H a n t - r ei ch s äußert sich auch Abg. Elementes in seinem Berichte über das Budget des Kriegsministerinms mit der Erklärung, daß die Sorge um den Luxus und um das behäbige Leben eine der Hanptursachen der Unfruchtbarkeit sei. Er weist das in folgender Tabelle nach: Auf 1000 verheiratete Frauen von ln bis nO Jahren zählt man l 08 Geburten (in sehr armen Vierteln 99 in armen, 72 in wohl habenden, 05 in sehr wohlhabenden, 00 i„ reichen und 04 in sehr reichen Merteln. Er schließt daraus, daß man ans ein weiteres starkes Herabgehen der Effektivbestände gefaßt sein müsse und daß man in zehn Jahren 02 000 und in zwanzig Jahren 08 ooo Mann weniger für die Einstellung in die Armee zur Verfügung haben werde. Daran knüpft er ml gende Erwägungen: Andererseits wäre es über kühn an eine bevorstehende Abrüstung der europä iscben Nationen zu glauben. Ereignisse aus allerletz , ter Zeit haben den Beweis dafür gestärkt, daß die vorgeschrittensten Doktrinen keineswegs bei unseren Nachbarn die Rassen Nebenbuhlerschaften und Haß ansbrüche hindern. Wie tüchtig auch der französische Soldat sein mag, seine Vorzüge vermögen doch die Minderzahl nicht ciuszuglcichen, und so müssen wir schon setzt Mittel ins Auge fassen, um dem Leute mange! mit dem wir bedroht sind, abzuhelfen.
Er schlägt dafür bekanntlich die Verwendung schwarzer Truppen in Frankreich vor.
*
Die offizielle Statistik beziffert die Zahl der spanischen Auswanderer im vergangenen Jahre auf l 00 000, eine gewaltige, der gesamten Einwohnerschaft einer der größten spanischen Städte wie Sevilla oder Valencia gleichtommende Ziffer, die indessen nach dem eigenen Geständnis des Bau- ienministers, den die Sache angeht, erheblich hinter der Wahrheit zurückbleibr. In der Tat sind die Angaben der argentinischen Statistik, die in erster Linie in Betracht kommt/bedenkend höher als die der spanischen. Wenn man demnach als der Wirklichkeit entsprechende Ziffer etwa 200 000 annimmt und erwägt, daß es sich da keineswegs um eine abnorme, sondern seit Jahren sich wiederholende Erscheinung handelt, so will das heißen, daß jahraus, jahrein von hundert Spaniern je einer zur Auswanderung gezwungen wird. Gezwungen, denn die Feststellung der wirrschaftlichen Verhältnisse der Emigranten läßt keinen Zweifel darüber, daß die spanische Auswanderung wesentlich zwangsweise geschieh!: unter dem Zwang des Hungers. Nicht um besser zu leben, geht der Spanier über Se^ sondern: um überhaupt leben zu können, wodurch es sich auch erklärt, daß die Auswanderung hier vielfach nicht ans individueller Entschließung stattfindet, sondern zu gleicher Zeit oder binnen einer kurzen Frist, ganze Ortschaften leert. In Andalusien namentlich, wo eine rückständige Latifundienwirtschaft lediglich von dem Riesenumsang der Güter und den Entbehrungen halb »erhungerter Arbeiter die Renten erwartet, die der fette Boden einer rationellen Ausbeutung in viel engeren Grenzen liefern würde, sind zerfallend? Dörfer, deren sämtliche Einwohner ausgewandert sind, ein nicht selten gebotener Anblick, In einem vor wenigen Tagen erschienenen Dekret wird ein Plan zur Bekämpfung der Auswanderung entworfen. Zur Abhilfe schlägt das Dekret zunächst eine Anzahl öffentlicher Arbeiten vor, wie den Bau von 00 000 Kilometern Landstraßen, von etwa zwanzig hydraulischen Anlagen, die Förderung von Teknndärbahnen, die Kolonisierung des Hinterlandes des großen tastilianisch-aragonesischen .Kanals nsw., wodurch der doppelte Zweck erreicht werden soll, ans lange hinaus Tausenden von Arbeitern einen ordentlichen Taglohn und dem Lande dauernd bessere Erwerbsverhältnisse zu schaffen. Es muß der Zukunft überlassen bleiben, wie es um die Durchführung des groß angelegten Planes steht, mit dem Herr Gasset seine Tätigkeit als Bantenminister beginnt.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 0. Februar.
Der Präsident eröffnet die Sitzung um 2.17 Uhr. Aus der Tagesordnung steht zunächst die Interpellation des Grafen Kanitz kons.) betr. Maßnahmen zur Verhütung einer Ueberschwem- mung des deutschen Geldmarktes mit fremden Wertpapieren und eines übermäßigen Abflusses deutschen Kapitals nach dem Ausland. Staatssekretär Dr. Delbrück erklärt sich bereir, die Interpellation Ende dieser oder Anfang nächster Woche zu beantworten. Es folgt die zweite Lesung der Novelle zum Gerichtsverfassungsgesetz, der Strafprozeßreform und des dazu gehörigen Entführungsgesetzes. Bei der Debatte führte Heine (Soz. - aus, im Moabiter Prozeß ist von hier aus versucht worden, dem richterlichen Urteil vorzugreifen, indem gesagt wurde, die Polizei habe nur ihre Schuldigkeit getan. Wie kommt ferner der Justizminister dazu, den Gerichtsvorsitzenden wegen seiner Rechtsbelehrung zur Rede zu stellen'? Staatssekretär Dr. Lisco wendet sich gegen die Vorwürfe des Vorredners. Der Jnstizminister habe den Landgerichts- Präsidenten Unger nicht zur Rede gestellt: er wollte sich nur informieren. Dem Reichskanzler hat ein Einschüchternngs- oder Beeinflussungsversuch vollständig fern gelegen Lärm, er steht viel zu hoch und denkt nicht daran. Er soll gesagt haben, die Schutzleute hätten nur ihre Pflicht getan. Das Wort