haben. Die Aenderung ist auf einen Bon rag des Reichskanzlers beim Kaiser ziirückznführen and wird mit den Gesundheitsverhältnissen in Ostasien be gründet, wo die Pest von der Mandschurei ans un heimliche Verbreitung findet. Indessen ivird es ver mntlich hier ilnd da Leute geben, die noch nach anderen Gründen forschen. An und für sich ivird mau gewiß geneigt sein, zu bedauern, daß der Krön priuz gerade den Teil feines Neiieprvgramms, der für ihn der nützlichste und wichtigste hätte fein tön neu, aufgeben muß. Aber das Bedauern wird doch etwas gemildert, dadurch, daß bisher von der Krön prinzenreise fast nur über Sport und Lpiel und Jagd und Schaugepränge berichtet worden ist.

Paul Singer st.

Der Neichstagsabgeorduete Paul Singer, seit 1890 Vorsitzender der sozialdemokratischen Partei Leitung, ist am Dienstag nach langein Leiden im 68. Lebensjahre gestorben. Er gehörte dem Reichs tage seit 1884 an. In der sozialdemokratischen Par tei spielte er eine große Rolle. Er war neben Be bei und dein längst verstorbenen Liebknecht ein maß gebender Führer. Weniger durch seine politische und agitatorische Bedeutung, als durch sein Orgcmisci tionsgeschick und seine Geschäftsgewandtheit, die man besonders auf den sozialdemokratischen Parteitagen, deren Vorsitz er seit langen Jahren führte, be wundern konnte. Persönliche, Gegner und Feinde halte er in der Partei nicht. Er war zwar ein Ra dikaler, tat aber den Revisionisten nicht weh. Für die Parteikasse stiftete er große Summen, denn er war ein reicher Mann. Die Teilhaberschaft an der Damemnantekfabrik Gebr. Singer die er mir sei nem Bruder gegründet hatte, hatte ihn, den Sohn wenig wohlhabender jüdischer Eltern, zum Millio när gemacht. Die Genossen nahmen ihm das aber nicht weiter übel.

Würltrmlirrgischer Landtag.

Stuttgart, 8. Februarl

Der heutige 6. Tag der Generaldebatte zum Etat beganu mit einer eineinhalbstündigen Rede Dr. Lindemanns Soz. , der die zweite Garni tur der Parteiredner schloß. Er machte es sich zur Aufgabe, die auf seine Partei gerichteten Angriffe zurückzuweisen, insbesondere den Vorwurf des Ter­rorismus, und sprach sich gegen eine Verstaatlichung der Stuttgarter Straßenpolizei und für die Erhau ung des Neckarkanals auch ohne Tchiffalirtsabgaben aus. Man müsse ernstlich prüfen, ob das Land die Last der Gehaltsvorlage tragen könne. Dr. Mül berge r D. P. richtete an die Sozialdemokratie die Frage, ob sie den Etat wieder ablehnen wolle und befürwortete die Errichtung der Maschinenbau fachschule in Eßlingen. Dr. Rübling >B. K. hätte gern gewußt, wie die Deutsche Partei ihren schütz zollsreundlichen Standpunkt' bei dem Wahlbündnis mit der Bvlkspartei wahrnehmen will und forderte eine sichere finanzielle Grundlage für die Gehalts aufbesserung. eine Vereinfachung der Staatsverwal tnng, die jede Steuererhölmng überflüssig macht, möglichste Rücksicht auf die mit Verkehrsmitteln nicht bedachten Gegenden des Landes, Ordnung in der Staatsschuldentilgung, sowie eine gerechte Reuord nung des Gemeiudefinanzwesens. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker bezeichnete die Beziehungen zur Reichspost als die denkbar besten und äußerte seine Bedenken gegen die Einführung eines Bestellgeldes. Bezüglich des Telephvnwesens Hab? die Reichspost auf unsere Postverwaltung keinen Druck ansgeübt. Mit den Anforderungen an die Nebenbahnen gehe man schon an die äußerste Grenze des möglich Sobald die Gehaltsvorlage verabschiedet sei, werde man auf absehbare Feit hinaus Ruhe bekommen Was die Vereinfachung der Staatsverwaltung be treffe, so habe die Regierung nicht nur den Vor­satz. etwas zustande zu bringen, sondern sie sei auch entschlossen, mit Energie vorzugehen. lieber Nach" könne die Vereinfachung- natürlich nicht ins Leben treten. Minister des Innern v. P i s ch e k be tonte die Vorteile der Schiffahrtsabgaben und er klärte, daß sich bei der Stuttgarter Polizei wohl Mißstände gezeig" haben, daß sie aber nicht io charcik terisiert werden könnten, wie dies die Abgeordneten Kraul und Schrewp getan haben. Er habe die Ab sicht, alle vier Kreisregiernnqen aufzn- heben. Ans Anwag des Abg. Gröber wurde sv dann die Writerberatung auf morgen vertagt.

Landesnachrichlrn.

B-nersbronn, 2. Febr. Am Samstag den 4. und Sonn'ag den ä. Februar findet hier der jähr­liche Bundeswettlauf des Schwäbischen Schneeschuh bundes statt. Zum ersten Mal kommt dabei die Mei sterschaft von Schwaben zum Auftrag die durch Teil nähme am groß'n Dauerlauf und großen Sprung

Schwarz Wälder«» nn tagsblatt.

Hügel gewonnen werden kann. Vvn Stuttgart werden am Sonntag zwei Sonderzüge hieher abgehen. Der erste, der etwa um halb l> Uhr abgeht und um 8 Uhr in. Baiersbronn eintrifft, ist be ­sonders für Skiläufer vorgesehen, während der zweite für Zuschauer bestimmte Svnderzug etwa un, halb 7 Uhr abgeht.

js Stuttgart, 8. Febr, Die V v l k s s ch n l k v m »ichsion der Zweiten Kammer hat heute eine Sit zuug abgehalten, in der Abg. Hanser für die Petition des Allgemeinen Vereins für Ältschrift Württ. Lan­desgruppe, behufs amtlicher Einführung der Alt­schrift (Antigua, sog. Lateinschrift! als Referent auf gestellt wurde,

8 Cannstatt, 8. Jan. Der Aviatiker Fiedler hat. gestern wieder auf dem Exerzierplatz mehrere Flüge, ausgeführt, denen diesmal die Herzöge Al- brecht und Robert, mehrere Minister und zahlreiche Offiziere beiwohnten. Die Flüge, rührten bis zu einer Höhe, vvn 109 Meter und umfaßten mehrere Schlei fen über dem großen Exerzierplatz. Bei günstigem Wetter sollen die Flüge in den nächsten Tagen fort­gesetzt werden.

Admiral Truppet

Gouverneur des Schutzgebietes von Kiauischou wird seinen Abschied erbitten.

st Schwieberdingen, OA. Ludwigsburg, 8. Febr. Dieser Tage hielt sich hier ein angeblicher Pferde­knecht auf, der in etiler Wirtschaft für euren Pferde- iransport Quartier bestellte, und bei mehreren Leu­ten Aufträge auf Lieiernng von Häcksel, Kleie und Hafer erteilte. Unter Hinterlassung einer Zechfchuld vmfchwand er dann. Da er das Manöver an an­deren Orten wiederholen dürfte, so fei vor ihm gewarnt,

st CMngen, 8. Febr. Das bisher au die Reclar- iverke Aktiengesellschaft in Altbach verpachtete hie­sige. Elektrizitätswerk ist vvn den bürgerlichen Kol­legien an diese Gesellschaft verknust worden, nin günstigere Bedingungen für den Strvinbezug durch die hiesige Industrie zu erzielen,

st Marbach a. R., 8, Febr, Ein Wirt in Groß­bottwar hat im November v. I, von einer Stuttgar­ter Weinhandlung läO Liter neuen Tiroler Weiß­wein bezogen, dem er Ui Pfund Zucker in 14 Liter Wasser zusetzte. Er will nicht gewußt haben, daß man fremde Weine nicht zuckern darf. Er erhielt eine Geldstrafe von 1.0 Mark. Der Wein wird ein­gezogen. In der gleichen Weise behandelte ein zwei­ter Wirt in Großbottwar seinen Wein und wurde zu der gleichen Strafe verurteilt.

st Im Walde der Börtlingen ließ Sägewerks- besitzer Mauz von Bartenbach mehrere starke Lang Holzstämme aus dem Wald ziehen. Plötzlich kam ein ca. 24 Meter langer, erstklassiger Langholz stamm ins Rutsche,! und schoß pfeilschnell mehrere hundert Meter abwärts, direkt auf den Weiler Zell zu. und stieß an dem angebau en Geflügelhof des Bauern Friedrich Geiger auf. Zinn Glück wa reu keine Menschen unterwegs und auch der Ge bändeschaden ist nicht erheblich.

st Künzelsau, 8. Febr. Der seit mehreren Iah reu in Ingetfingen im Ruhestand lebende Haupt lehrer Hirsch ist im Bette erstickt anfgefunden worden. Das Bett brannte noch leicht und Hirsch wies zahlreiche Brandwunden ans. Der Fall ist noch nicht ganz geklärt, doch nimmt inan an, daß er durch seine Gewohnheit, bei Licht im Bette zu lesen und durch einen dabei entstandenen Unfall ums Leben gekommen sei.

h Frikdrichshascr», 8. Febr. Der seinerzeit bei seiner Anknnst ans Rorschach hier unter dem Ver­darb" der Spionage verhaftete und nach Stuttgart einaelieferte, von da sodann nach Straßburg ver­brachte französische Haupt mann Lux soll, wie

nnninehr verlautet, nach Leipzig gebracht werden, um vor dein Reichsgericht wegen Spionage abge- nrteitt zu werden. ! (

st Vom Bodensee, 8. Febr. Eine riesige Zahl Schlittschuhläufer lockte der gestrige Feiertag nach dem Untersee. Taufende von Freunden des Eis­sports tummelten sich auf der herrlichen Bahn. Hegne, Allensbach, Markelsingen und Radolfzell wa­ren die Ziele, von denen ans die Schlittschuhläufer der Insel Reichenau auf der ansgesteckten Bahn zu­strebten. Der Verkehr auf oer Eisenbahn war so stark, daß zur Heimbefördernng der Passagiere abends von Radolfzell aus ein Sonderzug eingelegt werden mußte. Zwischen Hegne und Allensbach ist auf dem dort etwas brüchigen Eis ein Her^ eingebrochen. Außer dem zur Zeit gerade nicht angenehmen kal­ten Bade hat er sich keinen weiteren Schaden zu- gezvgen.

Nus dem Reiche.

st, Pforzheim, 8, Febr. Ein hartnäckiger Milch- fälfcher ist der Milchhündler .Lutz hier: bei dem in den letzten Tagen d veimal hintereinander zuerst 230, dann 0,7 und sdcmn 80 Liter Milch beanstandet und weggenvininen wurden, die bis zu eindrittek ge­wässert waren. Darauf spielte Lutz den wilden Mann und ließ seinen Zorn an seinem. Esel ans. Als ihm dieser behördlich weggenommen wurde, holte er ihn nachts heimlich ans dem Städtischen Schlacht­hof wieder weg. Dem Schutzmann widersetzke sich Lutz, sodaß er gefesselt werden mutzte.

st Berlin, 8l. Febr. Rach hier eingetroffenen: Meldungen ist die Pest entlang dev-Schantung- eijenbahn ausgetreten und die Personenbeförderung in zweiter und dritter Klasse zwischen Tsingtau und Tsinanfu aus Veranlassung der chinesischen und deut­schen Behörden eingestellt worden.

st Bremerhaven, 8. Febr. Wie das Wesersener- schisf meldet, ist der Oldenburger Schoner ,,Nikolans" in der Nähe des Feuerschiffes ge­funken. Wahrscheinlich ist der Schoner gestern abend von einem andere» Schiff überrannt wor­den. Näheres ist bis jetzt nicht bekannt.

NuslauiMEek

st Haag, 8. Febr. Wie aus Batavia amtlich geineldec wird, sind in Manggar auf Biltiton von der chinesischen Bevölkerung angezettelte Unruhen ansgebrochen. Zur Wiederherstellung der Ordnung sind Truppen dorthin entsandt worden.

st Kalkutta, 8. Febr. Der deutsche Kronprinz, ist heute nachmittag vier Uhr aus der ^Station Hanra eingel rossen, wo festlicher Empfang stattfand. Un­ter Salutschüssen schritt der Kronprinz die vvn eng­lischer Infanterie und Eingeborenen-Freiwilligen ge­stellten Ehrenkvmpagnien ab und fuhr dann, zur Rechten des Vizekönigs sitzend, im Wagen nach dem Palais. Eine große Menschenmenge begrüßte den Kronprinzen mit Hurrarufen. Vor dein Palais stan­den ebenfalls Ehrentruppen. Ans der Freitreppe wa­ren zahlreiche Geladene, di? diplomatischen Vertreter fremder Nationen sowie Eingeborenen-Fürsten ver­sammelt. Der Kronprinz nahm die Vorstellung zahl- weicher Geladener entgegen. Die deutsche Kolonie brachte, als der .Kronprinz die Freitreppe Hinauf­stieg ( ein dreifaches Hurra ans, woraus er erfreut dankte. Nach Vorstellung der Damen des Hauses empfing der Kronprinz den Magistrat von Kalkutta, der eine Begrüßungsadresse überreichte. Heute abend findet ein Staatsbankett statt.

st Newport, 8. Febr. Der bankerotte Weinhünd- ler Max Huesner ans Traben-Trarbach ist auf Er­suchen Den scl'staiids an Bord des Dampfers ^t.. Paul verhaftet worden. Seine Verbindlichkeiten sol­len eine Million Mark betragen.

* Newhork, 8. Febr. l 5,00 in e x i ka nti s ch e Insurgenten rücken gegen Ciudad Jnanrez vor. Die Bevölkerung floh nach dem gegenüber liegenden texanischen Orte El Paso. Die Banken brachten ihre Wembestände in Sicherheit. Die Polizei zündete die vier .Kilometer vvn der Stadt errichtet? Pulvernie­derlage an, damit sie nicht den Insurgenten in die Hände falle.

Handel und Verkehr.

-r. Berneck, 3. Febr. Bei einem am l. d. M.ffabge- haltenen S u b m is s i o n s st am m h o l z v erk a u f erzielte die Freiherr!, von Gültlingen'sche Gutsherrschaft für ca. 400 Festmeter starkes Nadelholz (Fichten und Tannen) einen Durchschnittspreis von 123,0 Proz. der 4914er Tax­preise. Bei dem gestrigen Brennholz- und Reisverkauf wurden folgende Durchschnittserlöse erzielt: für 1 Raum­meter Nadelholz-Anbruch, worunter einiges Schindelholz, 8,66 Mk.. (Ausbot 6,40 Mt.) und für 1 Flächenlos Nadel­reis geschätzt zu 100 Wellen, 8,85 Mk. (Ausbot 6 Mk.)

Verantwortlicher Redakteur: L. Lank, Altenstetg.