man der Errungenschaften jener großen Zeit freudig und dankbar gedacht. Aus allen Kundgebungen liebevoller Anhänglichkeit, welche mir in großdr Anzahl von nah und fern zugegangen, ist mir die Freude an dem geeinigten deutschen Vaterlande und das Gelöbnis entgegengeklungen, das Erbe unserer Väter zu erhalten und zu bewahren. Im Vertrauen aus diese Gesinnung hoffe ich zuversichtlich, daß es unter Gottes Schutz gelingen wird, das durch die Einmütigkeit der deutschen Fürsten und Stämme geschaffene und in den verflossenen vier Jahrzehnten kräftig geförderte Werk im friedlichen Wettbewerb mir den anderen Kulturvölkern weiter zu befestigen und auszubauen, zum Segen des teueren Vaterlandes. Allen denen, welche meiner an meinem Geburtstage mir freundlichen Glückwünschen und frommer Fürbitte gedacht, allen, die ihre treue Teilnahme schriftlich oder telegraphisch kundgegeben haben, spreche ich auf diesem Wege meinen herzlichsten Dank ans.
Die militärische Aktion gegen die Aufständischen in Ponape.
ff Berlin, dl. Jan. Ein heute eingelansener telegraphischer Bericht des Fregattenkapitäns Voler- thum, des Kommandanten der „Emden", schildert die militärische Aktion gegen die aufständischen Eingeborenen der Insel Ponape. Danach trafen am 10. Jan. die Schiffe „Emden" und „Nürnberg" auf Ponape ein, wo bereits „Cormoran" und „Planet" ankerten. Am l 3. Januar morgens begann die Beschießung der feindlichen Stellung durch „Emden" und „Cormoran" Der Feind hatte sich in einer Stärke von 230 Leuten und 90 Gewehren auf den hohen Felsen verschanzt. Von Polizeitruppen mar ein Gürtel gebildet, um die Kolonie vor Ausfällen zu sichern. Diesen Absperrungsgürtel ließ Fregattenkapitän Volerthnm durch ein Landungskorps verstärken und ferner die Blockade der Aufständischen nach der See zu vornehmen. Dann wurde von einem Landungskvrps der „Nürnberg" zusammen mit 100 Pvlizeisoldüten ein Angriff unternommen und das Hochplateau erstürmt. Der Feind floh e^zach kurzem Widerstand. Der Gegner verlor ß Tote. 7 Männer, sowie 1 4 Frauen und Kinder wurden gefangen genommen. Auf unserer Seite net ein Po- lizcisolda!: schwer verwundet wurden Leutnant z. S. v. Prittwitz und Gaffron und ein Polizeisoldat. 39 Männer und 34 Frauen und Kinder wurden im weiteren Verlaufe der Verfolgung gefangen genominen. Nach ferneren Streifzügen ergibt sich als Gesamtzahl der Gefangenen die Zahl von 78 Männern und 175 Frauen nebst Kindern. 5 Männer, die am Blutbad vom 16. Oktober beteiligt waren, befinden sich unter den Gefangenen. Unter der Führung der Häuptlinge Jomatau und Samuel sind noch etwa 46 Aufrührer mit Gewehren bewaffnet auf der Insel Ponape und auf Dschokatsch zerstreut. Durch fortgesetzte Streifzüge.und durch energischen Druck auf die loyalen Stämme, bei der Auffindung der Rebellen behilflich zu sein, wird versucht, auch diesen letzten Rest zu ergreifen. Sehr erschwert werden die militärischen Operationen durch das unwegsame Gebirgsland und den tropischen Busch. Für die Beendigung der Aktion läßt sich daher ein Zeitpunkt noch nicht angeben. Eine Verminderung der
„Vergeben Sie mir!" sagte sie, „ach, wenn Sie alles wüßten! Anfangs war es ja nur ein Scherz, und "
„— bleibt ein Scherz!" fiel Oelsbach ihr zornig ins Work. „Ich hätte Sie nicht getäuscht, Ilse!"
„Das weiß ich," erwiderte sie, „aber hören Sie mich nur eine Minute an."
„Wozu?" sprach Oelsbach bitter: „das ändert die Sache nicht; die Ilse, die ich liebte — mehr liebte, als Sie ahnen — ist eine andere geworden! O Kind, wußten Sie nicht, wie teuer mir gerade Ihre Frische, Ihre Unschuld waren, daß ich es nie verzeihen kann, daß Sie mein Ideal so grausam zerstörten?"
»Was konnte die arme Ilse sagen? Sie tat nur einen tiefen Seufzer und trat zu dem glücklichen Paar, das in der Türe stand.
Hier reichte sie Oelsbach zum Abschied die Hand.
„Es tut mir leid, Ihrer Schwester keinen besseren Schutz gewährt zu haben," sprach sie, „das ist jedoch das einzige, weshalb ich Sie um Verzeihung bitte, Sie mißverstehen mich grausam."
Diese Worte sagte sie in kaltem Ton, und Oelsbach versetzte mit tiefem Weh im Herzen: „Ich fühle mich stark versucht. Ihnen zu vergeben, gleichviel, ob Sie mich darum bitten oder nicht. Aber was ist Liebe, wenn sie das Vertrauen verloren hat?"
Damit trennten sich zwei Menschen, die für einander bestimmt schienen, und Ilse kehrte zu ihrem Alltagsleben zurück.
Aber die Folgen dieses Abends vermochte sie nicht mit den Kleidern abzuwerfen.
Tante Anreliens Rückkehr brachte eine ganze Flut von Vorwürfen und Entrüstungen über die zivei jungen Mädchen; und als auch die kleine Hexe, wie Tante Aurelie Nora nannte, sich verabschiedet hatte und zu den Ihren hetmgekehrt war, da schwand aller Sonnenschein aus Ilses Leben, und dieser erschien alles ernst und trübe.
(Schluß folgt.)
Seestreitkräfte ist zur Zeit unangängig. Der Begleitdampfer „Titania" wartet bis zum 4. Februar in Jap auf telegraphische Befehle.
Ausländisches.
!l Genua, 31. Jan. König Friedrich Au gust von Sachsen ist hier eingetroffen und begab sich an Bord des Lloyddampfers „Großer Kur fürst", wo er den Kommandanten des hier liegenden deutschen Schulschiffes „Hertha" empfing. Mittags ging der „Großer Kurfürst" nach Port Sudan in See.
1s Petersburg, 31. Jan. Aus ganz Südrußland und von der ganzen Küste des Schwarzen Meeres werden Schneestürme gemeldet, durch welche der Bahnverkehr gestört wird. Zum Teil mußte er sogar eingestellt werden. In Nikolaijew im Gouvernement Cherson konnten die Dampfschiffe und Eisbrecher nicht landen. Der Schiffsverkehr mit Odessa hat aufgehört. Der Abeudzug von Nikolaijew nach Cher son ist im Schnee stecken geblieben.
I> Manilla, 3l. Jan. Die Ausbrüche des Vulkans bei Taal dauern in ungeminderker Weise an. Die Zahl der Token betrügt nach mäßiger Schäl zuug 400.
!! Peking, 3l. Jan. Die Nachrichten über die Pest tanken allenthalben günstig. Der europäische Handelsverkehr wird auf der nordchinesischen Bahn unter Beobachtung einer siebentägigen Quarantäne wieder ausgenommen.
Ij Puerto Cortez (Honduras), 31. Jan. Die Revolutionäre sind fünfzehn Meilen von hier gelandet und ans dem Vormarsch hieher begriffen.
Allerlei.
* Die deutsche Kronprinzessin wird am 8. Februar von Alexandrien nach Neapel fahren, wo am l l. Februar die Ankunft erfolgen wird. Der Besuch Siziliens ist aufgegeben worden.
* In Laibach starb ein Postbeamter mit Hinterlassung eines Vermögens von 1 Million Kronen. Er erbte dieses Vermögen von seiner Schwester, die als Dienstmädchen nach Aegypten auswanderte und dort die Frau eines türkischen Paschas wurde, der sie zur Universalerbin einsetz!e.
* In einem Dorf bei Gnesen erstickten vier Kinder. Die Kleinen marci: ohne Aufsicht gelassen worden und hatten sich an dem offenen Ofen zu schaffen gemacht. Bei Gr ätz in Posen wurde xin junger, 26jähriger Bauer ermordet anfgefnnden. Als Mörderin wurde seine eigene Frau verhaftet, die von den Eltern aufgehetzt gewesen fein soll.
* Der S tu d e n t e n str e i k in der galizischen Uni versitätsstadt Krakau nimmt einen aufrührerischen CharaUer an. Die Streikenden erbrachen gewaltsam das Hanpttor der Universität, drangen in die Hör- füle ein und verhinderten die Vorlesungen, zu deren Schutze die Univerfilätsportale vernagelt worden waren.
* In der italienischen Provinz Potenza ist der Postwagen von fünf bewaffneten Banditen überfallen und völlig cmsgeranbt worden. Die Banditen sind unerkannt entkommen.
8 Tic Aussichten der Lenkballons für >911.
Eine Umfrage bei den Lei lern und Führern der verschiedenen Luftfchiffahrtsgesellschasten hat ergeben, daß alle diese Gesellschaften dem Jahre 19 l l in Bezug auf die Entwicklung ihrer Unternehmungen mit großer Hoffnung entgegensehen. Insbesondere die Zeppelingesellschaft erwartet viel von ihren Neu ballten und ihren neuen Typs. Sv schreibt der Di rektor der Luftschiffbau Zeppelin G. m. b. H„ A. Cvlsmann: „Ueber die Absichten der Delag kann ich Ihnen mitteilen, daß das Luftschiff „Deutschland" wieder hergestellt ist und im März oder April nach Düsseldorf fahren wird, um von dort aus die Rundfahrten zu beginnen. Im Mai wird es zeitweise in Baden stationiert fein, bis ein zweites Luftschiff im Mai oder Juni fertig wird, um dauernd in Baden untergebracht zu werde,:, bis im Herbst die Hallen in Frankfurt und Hamburg fertig sind. Wenn es gelingt, bis zum Herbst die Halle bei Pots dam fertig zu stellen, wird ein drittes Luftschiff voraussichtlich dort stationiert werden. An irgend welchen Termin ist die Delag nicht gebunden und bindende Zusagen an Städte werden nicht mehr gegeben. Die Fortschritte, welche hier in Vorbereitung find, lassen hoffen, daß bei vorsichtiger Führung der Luftschiffe die Leistungen dieses Jahres die Hoffnungen rechtfertigen werden, welche das deutsche Volk in die Erfindung des Grafen Zeppelin setzte." Ueber Einzelheiten der im Bau befindlichen Zeppelin-Luftschiffe verlautet noch, daß bei der Deutsch land eine Menge Konstrnkkionsverbessernngen vorge nommen worden sind, die sich im letzten Jahre ergeben haben. Namentlich ist darauf Wert gelegt worden, eine Gewichtserleichterung herbeiznführen, damit eine stärkere Auftriebskraft erzielt wird. Der neueste Typ der Zeppelingesellschafk ist ein kleiner Luftkrenzer, der nur ungefähr zwei Drittel jo lang
wie die Deutschland sein wird. Er ist als militärischer Aufklärungskrenzer gedacht und wird deshalb ebenso starke Maschinen wie die Deutschland' erhalten, so daß eine erhöhte Geschwindigkeit erzielt werden kann. Die Länge dieses neuen Typs beträgt etwa 400 Meter, die beiden Enden laufen spitzer zu als wie bei der Deutschland, so daß der Luftwiderstand leichter überwunden werden kann.
O<ff<«tlich<r Sprschsaal.
(Für Einsendungen unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion nur die preßgesetzliche Verantwortung.)
Handwerkerbankfache. Die Nr. 25. ds. Bl. enthält das Ausschreiben einer Generalversammlung auf Sonntag den 12. Februar nachm. 3 Uhr in die hiesige Turnhalle. Um was es sich handelt, ersehen die Genossen aus der Bekanntmachung; es erübrigt jedoch zur Aufklärung einiges beizntra- gen. Nach Paragraph 44 Abs. 4 des Statuts haftet jeder Genosse für die Verbindlichkeiten der Genossenschaft dieser, sowie den Gläubigern derselben nach Maßgabe des Gesetzes mit seinem ganzenBermögen. Der Umsatz der Handwerker- bant hat pro Jahr 12 Millionen überschritten; die Bank hat das Recht, Anlehen, die neben den Stammanteilen als Betriebsmittel dienen, bis zum Betrage von 2einhalb Millionen aufzunehmen.
Die Petenten sind nun der Ansicht, daß die Einführung der beschränkten Haftpflicht zum Schutze der Genossen eine zeitgemäße und unabwendbare Notwendigkeit ist. Welcher Mann z. B. ist heute noch so unklug, eine Bürgschaft in unbeschränktem Betrage unter Risiko seines ganzen Vermögens einzugehen ? Die Bank hat bei der unbeschränkten Haftpflicht den Revers, daß jeder Genosse für alle Bankgeschäfte haftet. Jedermann weiß, daß, wenn es durch irgend eine Krisis zu einer unvorhergesehenen Katastrophe kommt, daß dann eben die Macht der Verhältnisse stärker ist, als der gute Wille.
Beschränkte Haftung haben in unserem Schwarzwaldkreis: Creditbank für Landw. und Gewerbe; Calw Gewerbebank Nagold, Gewerbebank Oberndorf Handels- und Gewerbebank Reutlingen, Handwerkerbank Rottweil, Handwerkerbank Tuttlingen, Handwerkerbank Urach. Warum sollen wir nicht auch tun, was andere Städte tun können? Jene Banken kommen ihrer Aufgabe vollständig nach. Wenn die Bank für zu unsichere Eredite kein Geld hat, so ist das gewiß kein Fehler! Sollen wir alle wohlgemeinten Warnungen wieder in den Wind schlagen, die man event. später bitter büßen muß? Wenn wir eine beschränkte Haftpflicht einsiihren, ist dem Gemeinsinn vollständig Rechnung getragen. Fallen wir ja nicht in den Fehler zurück, das all-, gemeine Wohl außer Acht zu lassen wiegen kleinlicher Bedenken.
Ehrenpflicht für jeden Genossen ist es, in der Versammlung zu erscheinen.
Handel «nd Verkehr.
* Von der oberen Donau, 31. Jan. Die Holzversteigerungen haben nun in der ganzen Gegend eingesetzt. Trotzdem überall eine lebhafte Nachfrage namentlich nach Säg- und Werkholz ist, sind die Preise im Vergleich zu jenen der letzten Jahre nicht in die Höhe gegangen. Nur Brennholz scheint etwas im Preise anzuziehen. Für Sägholz (Fichten) werden zurzeit 110—11 ö Proz. des Revierpreises bezahlt, l. Kl. auch darüber. Papierholz gilt 8—9 Mk., buchene Scheiter 10—13 Mk-, buchene Prügel 8—9 Mk.
jj Stuttgart, 31. Jan. (Schlachtviehmarkt.) Zugrtrieben 179 Großvieh (26 aus Frankreich) 193 Kälber, 724 Schwein?.
Erlös aus O Kilo Schlachtgewicht: Ochsen I. Qual, s) ausgsmäfrere von 90 bis — Pfg., 2. Qual, b) fleischige und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qua', a) voüfleisckige, von 84 bis 87 Mg., 2. Qualitä! b) älte-.e und weniger fleischige von 80 bis 83 Pfg-, St ere und Jungrinder 1. Qual, s) ausgemästete von 92 bis 95 Pfg., 3. Qualität ':.-) fleischige von 89 bis 91 Pfg., 3. Qualttä, (v geringere von 85 bis 88 Pfg.; Kühe I.Qual. ») junge gemästete von — bis — Mg., 2. Qualität d) ältere gemästete von 65 bis 75 Mg., 3. Qualität H geringer! von 45 dis 55 Pfg., Kälber: 1. Qualität >-.) beste Saug kälber von 106 bis 112 Pfg-, 2. Qualität b) gute Saug kälber von 100 bis 105 Pfg-.- 3. Qualität c) geringere Saugkälber von 95 bis 100 Mg. Schweinei. Qualität ») junye fleischige 67 bis 68 Pfg-- 2. Qualität d) schwere fette von 64 bis 66 Pfg., 3. Qualität e) geringere von 60 bis 62 Pfg-
Kurzer Getreide-Wochenbericht der Preisberichtsstelle des deutsche« LaudwirtschaftSrats
vom 4 bis 30. Januar 1911.
Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nack, Qualität, wobei das Mehr (-(-) bezw. (—) Weniger gegen« über der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:
Weizen Roggen Hafer
Frankfurts. M.205(—1'si) 162'/-(^D 165(—)
Mannheim 2I5(—) 162'si(—) 165(—)
Stuttgart 215(-j-2'/z) 167O(—) 165(—)
München 226(—) 170(—)168(—)
Verantwortlicher Redakteur: L. Lank, Nltrnflrig.