ist nicht nur der Hexenschuß, von dem Seine Mach stät kurz vor der Abreise befallen war, vollständig verschwunden, sondern auch das Allgemeinbefinden durchaus befriedigend.
st Stuttgart, 27. Jan. (Warnung vor der französischen Fremdenlegion.) Wie neuer- Regierung die Entlassung von Fremdenlegion«- dings festgesteltt worden ist, lehnt die französische/ r e n, solange sie dienstfähig sind, grundsätzlich ab, Alle Gesuche dieser Art sind also künftig aussichtslos. Andererseits ist ans der einschlägigen französischen Literatur zu entnehmen, daß zeitweise bei einem Gesamtbestand der Fremdenlegion von durchschnittlich 10 000 Mann 57 Prozent Reichsdeutsche waren (einschließlich der aus den Reichslanden Stammenden./ Es erscheint daher dringend notwendig, dem deutschen Zuzug zur französischen Fremdenlegion cntgegenzuwirken. Die Lehrer an den obersten Kna- benklassen und an den oberen Abteilungen der gewerblichen und der allgemeinen Fortbildungsschulen für die männliche Jugend werden von den Ober- fchutbehörden angewiesen, geeignete Gelegenheiten im Unterricht wahrzunehmen, um in eindringlicher Weise auf die verhängnisvollen Folgen des Eintritts in die französische Fremdenlegion hinzuweisen. (Vgl. das Buch von Erwin Rosen „In der Fremdenlegion, Erinnerungen und Eindrücke""».
- Botnang, 28. Januar. In dem Wohnhaus des Taglöhners Emil Bauer brach Feuer ans. Der Dachstuhl brannte vollständig nieder. Das ganze Gebäude ist stark beschädigt. Auch das Haus des Gottlob Baitingcr hat Schaden gelitten.
st Eßlingen, 28. Jan. Der verheiratete Maler Böckle, der kürzlich durch einen Sturz auf der Haustreppe verunglückte, ist seinen Verletzungen erlegen.
^ Hall, 29. Jan. Zn den zwischen Handwerksburschen stattgehabten Raufhändeln, wobei einer liegen blieb und später tot aufgefnnden wurde, erfahren wir weiter: Die Sektion des Jakob Reiner hat ergeben, daß die ihm beigebrachtcn Verletzungen nicht absolut tödlich waren, sondern daß vielmehr anzunehmen ist, er sei, durch die Schläge auf den Kopf betäubt, auf dem mit Eis und Schnee bedeckten Boden erstarrt. Die festgenommenen Begleiter des Getöteten sind der Taglöhner August Köster von Schwerin in Mecklenburg, der Taglöhner Friedrich Hang von Lehmweiler bei Böblingen und Mathias Vögele von Rexingen bei Horb. Inwieweit den einzelnen ein Verschulden trifft, wird die eingeleitete Untersuchung ergeben. Immerhin dürfte aber nach den bisherigen Ermittlungen Köster als Hauptschuldiger in Betracht kommen.
Ü In Kirchhenn u. T. wurde auf dem Güter- bahulwf ein Ankuppler beim Rangieren vom Trittbrett eines Wagens infolge Anpralls an einen über Nach: auf der Rampe stehen gebliebenen Pritschen- wageu, der in der Dunkelheit nicht zu erblicken war, herabgeschleudert und eingeklemmt, sodaß er außer bedeutenden Schürfungen im Gesicht schwere innere Verletzungen davontrug.
Aus dem Gerichtssaal.
/j Tuttlingen, 28. Jan. (Schöffengerichts Im Juni und Juli v. I. empfahl der Landespro- duitenhändler Aloys Busch von hier durch Inserate neues ,,Delikateß-Sauerkraut". Unter den Bestellern waren unter anderem zwei hiesige Gastwirte und ein Kaufmann von Oberndorf. Letzterer schickte
schließen. Du kannst Dir denken, daß ich viel mit meinen Vorbereitungen zu tun habe. Jetzt will ich zuerst zum Friseur eilen und sehen, ob ich kleine weiße Seitenlocken bekomme, für die Du ja, wie ich weiß, eine besondere Vorliebe hast. Im Grunde wird der Ball weniger kostspielig werden, als die Whistpartie, wie Du so großmütig vorschlägst, da diese mich viel Zeit, Aerger und Geld kosten würde — drei beini Kartenspiel wohl ganz unvermeidliche Dinge. Nora sendet gleich mir die herzlichsten Grüße. Deine Nichte Ilse Elgershoff.
U. 8. Ich habe schon daran gedacht, ob ich unseren Friedrich nicht zu unserem Schutz mit auf den Ball nehme, er könnte gewiß sehr gut „einen feinen alten Herrn" abgeben."
„Wagst Du diesen Brief abzuschicken, Ilse? Deine Tante wird einen Anfall bekommen, wenn sie ihn liest."
„Gewiß erhält sie den Brief! Da kann sie mir doch dann nicht zum Vorwurf machen, daß ich sie betrogen hätte. Wenn sie mir geschrieben hätte, daß es ihr auch nur einen Funken leid täte, würde ich es nicht tun: aber es ist' ihr stetes Streben, mir derartige schändliche Streiche zu spielen. Sie ärgert sich, wenn ich mich gut unterhalte. Das soll ihr eine Lehre sein, mich nicht wieder zum besten zu haben."
» »
Um acht Uhr desselben Abends stand Frau Rabenow, sonst Ilse Elgershoff, in ihrem Zimmer vor dem Spiegel, in aufrichtige Bewunderung ihres eigenen Jchs vertieft. Tante Aurelie's schwarzes Atlaskleid mit in schweren Falten lang herabfallender Schleppe, und dazu ein eleganter Spitzen- shawl, umschloß die kleine zierliche Gestalt; auch das weiße Haar war phantastisch mit Spitzen arrangiert und die kleinen »Ringellöckchen* umrahmten das rosige Gesichtchen, dem eine riesig große goldgeränderte Brille die nötige Würde verlieh, während ein paar künstliche Furchen die Verkleidung
das empfangene Kraut auf Anraten des Nahrungsmittelchemikers sofort wieder zurück, ebenso einer der hiesigen Wirte, dessen Ware stank und Würmer aufwies. Der andere Wirt ließ einmal von dem Kraut kochen. Die Gäste wiesen das Gericht seines widerlichen Geruches wegen zurück. Daraufhin wurde auch diese Ware dem Busch zur Verfügung gestellt. Dieser aber verweigerte die Annahme, wie er denn auch überhaupt die verschiedenen Reklamationen mit ausgesuchter Grobheit beantwortete. Die Staatsanwaltschaft nahm, sich der Sache an und das Amtsgericht Billingen ließ durch den dortigen Gendarmeriewachtmeister und einen sachverständigen Kaufmann Proben direkt aus dein Keller entnehmen. Als sie den Raum betraten, schlug ihnen ein widerlicher, ekelerregender Geruch entgegen und der Sachverständige mußte sich sofort erbrechen. Verschiedenen Fässern wurden Proben entnommen und in der Brühe wimmelte es teilweise von Würmern. Darauf hin erhob Busch Beschwerde, worauf am 13. Auch eine nochmalige Untersuchung des Lagers vorgenommen wurde, bei der sich das Resultat nicht änderte. Der Staatsanwalt beantragte gegen Busch zwei Monate und gegen seine Frau drei Wochen Gefängnis. Das Schöffengericht erkannte gegen ihn auf 14 Tage Gefängnis, gegen die Frau auf 50 Mark Geldstrafe, sowie auf Tragung sämtlicher Kosten und Einziehung des ganzen Krauivorrates.
Aus dem Reiche.
st Marxloh, 29. Jan. Bei einer Schlagwetterexplosion im Schacht 3 der Gewerkschaft „Deutscher Kaiser" sind sechs Bergleute schwer verwundet und vierzehn leicht verletzt worden. Ein Bergmann wurde getötet. Die Aufräumungs- arbeiten wurden sofort in Angriff genoistmen.
st Stettin, 29. Jan, Der General der Infanterie von Hugo, früherer Kommandierender General des 13. Armeekorps, ist gestern nachmittag hier bestattet worden. Vorher fand eine Trauerfeierlichkeit in der Jnterimsgarnisonskirche statt, an der als Vertreter des Kaisers der Kommandierende General des 2. Armeekorps, von Linsingen, teilnahm. Er legte im Aufträge des Kaisers einen prachtvollen Kranz nieder. Sämtliche Stettiner Regimenter hatten Ab Ordnungen zu der Tranerfeierlichkeit entsandt.
!j London, 29, Jan. Mehrere Sonntagsblätter bringen die Meldung, daß im Namen des Königs ein Prozeßverfahren gegen Edward I. Mylius eingeleitet wurde. Der Fall wird vor dem Landesoberrichter, in einem Sondergericht am nächsten Mittwoch zur Verhandlung kommen. Die Angelegenheit steht im Zusammenhang mit einer Meldung, die in Paris von dem Blatt The Liberator veröffentlicht worden ist und bezieht sich, wie es heißt, auf die seit Jahren umlaufenden Gerüchte, daß der König als Prince of Wales in Malta mit der Tochter eines Admirals eine morganatische Ehe eingegangen sei, Gerüchte, denen ^nach der Thronbesteigung des Königs in bestimmter Weise entgegengetreten worden ist. Mylius ist am 26. Dezember v. Jrs. verhaftet und inS Gefängnis gebracht worden, da er die auf 20 000 Lire festgesetzte Kaution nicht anfbringen konnte.
vervollständigten. Ihr gegenüber vor einem anderen Spiegel stand Nora mit einem duftigen Schleier um ihre schönen weißen Schultern.
„Du siehst reizend aus!" sprach Ilse, „nun sag', wie findest Du mich?"
„Tadellos," versetzte Nora.
„Jetzt muß ich mich ein wenig in meiner Rolle üben," meinte Ilse, ging langsam vor dem Spiegel vor und zurück und sagte mit strenger Miene: „Merke Dir das, Kind,Kund komme, sobald der Tanz zu Ende ist, zu mir zurück. Nicht wahr, Hauptmann Helldorf, Sie achten ein bischen mit auf das leichtfertige Mädchen."
Hier verwickelte „Frau Rabenow" sich in ihre Schleppe und hatte Mühe, sich wieder frei zu machen, und beide Mädchen lachten, bis ihnen die Tränen über die Wangen liefen.
„Ich hoffe, daß alles nach Wunsch geht", sagte Ilse, sich die Augen wischend, „anßer Tante Aurelie braucht niemand von der ganzen Sache etwas zu wissen. Was würde die Arme leiden, wenn sie mich in ihrem neuen Kleide und seinem Spitzentuch sehen könnte! Nora, mein Engel, Du übertriffst Dich heute selbst."
„Wie willst Du es denn aber mit dem Tanzen machen ?" fragte der „Engel" zaghaft.
„Darauf werde ich wohl heute verzichten müssen," ent- gegnete Ilse halb traurig. „Wer wird sich denn heute um mich kümmern?" setzte sie heiterer hinzu; „ich habe aber noch nie emen Kostümball besucht, da wird mir das Zusehen auch Vergnügen machen; vielleicht läßt sich auch einer oder der andere Deiner Verehrer herbei, um Deinetwillen einmal mit mir zu tanzen," sagte sie, ohne daran zu denken, daß junge Herren, wenn sie junge Damen haben können, sich gewöhnlich nicht ältere aussuchen.
st Tiflis, 29. Jan. Aus verschiedenen Orten im Kaukasus wurden Schneestürme gemeldet. Mehrere Menschen sind umgekommen. Auf der Linie Poti-Batum sind infolge von Schneestürmen einige Züge auf kleinen Stationen oder auf freiem Felde stecken geblieben. Die ausgesandten Lchneepflüge können nicht durch die Schneemassen dringen. Das Schicksal einiger mit Lebensmitteln ausgesandter Züge ist unbekannt.
st Benares, 29. Jan. Der deutsche Kronprinz unternahm heute früh bei Sonnenaufgang eine Stromfahrt auf dem Ganges.
st Eharbin, 29. Jan. In den letzten 48 Stunden sind hier 4 0 Pe r sone n, unter ihnen ein Europäer, an Pest gestorben. Im Chinesenviertel Fudsiadion starben während dieser Zeit 149 Chinesen.
st Peking, 29. Jan. In der Mandschurei fordert die Pest noch immer zahlreiche Opfer, dagegen ist im nördlichen China, mit Ausnahme von Schan- tung, eine bemerkenswerte Besserung zu verzeichnen. In Tsingtau sind gegen das Eindringen der Seuche sowohl auf der Ämdseite wie zur See umfassende Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Ter bulgarisch-türkische Zollkonflikt.
* Sofia, 28. Jans Der bulgarische Gesandte in Konstantinopel, Sarafow, soll heute mit dem Großwesir betreffs eines Handelsprovisoriums weiter verhandeln. In der hiesigen Presse kommt vorwiegend eine kampflustige Stimmung zum Ausdruck. Die Geschäftskreise verhehlen aber ihre Befürchtungen vor einem wenn auch kurzen Zollkrieg mit dem Nachbarreiche nicht. In der sozialistischen regierungsfreundlichen „Kambana" ist heute zu lesen: Lehnen die Jungtürken ein freundschaftliches Verhältnis zu Bulgarien ab, so schweißen sie dadurch die ganze bulgarische Nation zusammen zu einem neuen Feldzuge gegen den Herd der Unruhen, Umstürze und Aufstände auf der Balkanhalbinsel." Für die Kennzeichnung der sonst in politischen Kreisen vorherrschenden Stimmung ist nicht ohne Bedeutung der Umstand, daß die Kammer den auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung gestellten Bericht über die sogenannten unantastbaren Kriegsvorräte nicht, wie sonst, kurzer Hand erledigte, sondern über denselben in geheimer Sitzung.bereits seit mehreren Stunden verhandelt.
Handel und Verkehr.
* Vom Lande, 29. Jan. (Holzverkäufe.) Das K. Forstamt Sulzbach erzielte bei seinen großen in Beisertshofen abgehaltenen Brennholzverkäufen folgende Erlöse: Für buchene Scheiter pro Raummeter 12,17 Mk., für Prügel 10,10 Mk. Für Anbruchholz wurden 111 Proz. der Taxe erlöst. Der Gesamtdurchschnittspreis beträgt 111 Proz. des Revierpreises. — Auf dem Rathause in Bühlingen OA. Rottweil sollte dieser Tage der Langholzverkauf aus dem Gemeindewalde stattfinden. Trotzdem das Holz, ca. 180 Festmeter 1.—5. Klasse, von dem steilen Abhang abgeführt und mitten im Orte gelagert war, ist kein Käufer erschienen. Auch die Holzhändler im Orte hatten kein Gebot gemacht. Das ist bei den hohen Holzpreisen gewiß ein seltener Fall.
Verantwortlicher Redakteur: L Lauk, Altensteig.
„Meine „Verehrer" werden wohl nicht sehr zahlreich vertreten sein," entgegnete Nora scherzend, „ja, wenn Walter käme — er würde sich wohl nicht an den weißen Locken und der Brille stoßen!"
Die Brillengläser vermochten nicht den freudigen Glanz, der sich bei diesen Worten in Jlse's braunen Augen zeigte, zu verbergen, doch meinte sie gelassen: „Ach, das sind auch schon viele Jahre her, als er und ich gute freunde waren. Außerdem ist Dein Brucer so — ich meine — ich denke nur —". Ilse geriet in Verlegenheit und fuhr, ohne den Satz zu vollenden, hastig fort: „Nora, wenn er da sein sollte, mnßt Du mir feierlich versprechen, ihm nicht zu sagen, wer ich bin! Wenn er erführe, daß seine Schwester nur mit der „kleinen Ilse" — wie er mich immer zu nennen pflegte — auf den Ball ginge, wäre er außer sich — er würde es uns nie verzeihen. Komm, Nora, gib wir Dein Wort, mich ihm nicht zu verraten. — Du mußt Dich üben, mich nun „Frau Rabenow" zu nennen. Horch! da kommt der Wagen — wir müssen fort — wenn Tante Aurelie uns jetzt sähe!"
„Nicht wahr, Nora," sagte Ilse unterwegs, „wenn Du bemerkst, daß meine Locken sich verschieben oder irgend etwas nicht ganz in Ordnung ist, dann kommst Du schnell und sagst es mir? — Vergiß auch nicht und erzähle allen Leuten: ich sei aus Bergenfelden. Fräulein von Elgershoff hätte nicht milkommen können — oder bester Du sagst — sie hätte keine Lust gehabt, und die arme Ilse hätte zu Hause bleiben müssen. — Da sind wir angelangt! Ach, Nora, mir wird so bang!"
(Focksetzung folgt.)