* Bel der am Mittwoch auf dem hiesigen Rat Haus stattgefuudeuen Pachtsteigerung von Grund­stücken aus der Erwerbung des Bruderhauses und des Elektrizitätswerkes w, wurden insgesamt etwa 180«» Mark Pachtgelder erzielt. Die zum Elektrizi­tätswerk gehörige Scheune wurde nicht gesteigert. Ob der Pacht die Genehmigung der bürgerlichen Kol­legien findet, ist noch abzuwarten, da andererseits auch Pachtliebhaber für das Ganze in Betracht Hommen,

* Eine Erinnerung. Dieser Tage war ein chal. des Jahrhundert verflossen, seit der erste wichtige Schritt zur Einführung des Meters als Längenmaß in Deutschland getan wurde. Die Bnndesversamm tung zu Frankfurt au, Main hatte Ende 1860 eine Kommission mit dem Aufträge eingesetzt, praktische Börsetage zu einer gleichförmigen Regelung der in den verschiedenen Bundesstaaten bestehenden Maße zu machen. Der Kommission gehörten Vertre­ter von Oesterreich. Preußen. Bayern, Württem beug, Sachsen, Hannover, Baden, Hessen und der Hanjastädte au. Am iS Fan, 186t trat die Kvm Mission zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Sie be­schloß einstimmig, den deutschen Bundesstaaten das Meter als Einheit für das Längenmaß anzuempseh- tcn. In einer anderen Sitzung sprach sich dann die Kommission auch für die Einführung des Quadrat- und Kubikmeters aus. Eingeführt wurde das Meter aber erst in Deutschland laut Gesetz vom 1 7, Augs. >868 am l. Januar >872, Oesterreich-Ungarn führte es am l, Janua.r >8,6 ein, In Frankreich ist das Meter seit I 899 im Gebrauch,

- Der nächste Kreisturntag der Schwäbischen Turnerschaft findet am 12, Februar im Stadtgar- tensaalc in Stuttgart statt. Neben einer größe­ren Anzahl von 'Anträgen seitens der verschiedenen Gaue und Vereine und den üblichen Berichten des Kreisvertreters und des Kreisturnwarts steht aus der Tagesordnung auch die Neuwahl des Kreisver­treters, die sich sicher zu einer großen und herz­lichen Vertranenskundgebnng für den seitherigen In Haber dieses Postens, den Landtagsabgeordneten Hoffmeister in Ludwigsburg gestalten wird: ferner ist vorzunehmen die Wahl von 25, Abgeordneten zu dem an, 27, und 28. Juli stattfindenden >5», Deut scheu Turinag in Dresden und die des Festorts für das >9>2 stattfindende Landesturniest, um das sich mit Zustimmung der betreffenden Gemeinde Verwaltungen die Städte Eßlingen und Göppingen beworben haben. In Eßlingen hat das letzte Lan­desturnfest im Jahre >876, in Göppingen ein sol ches im Jahre !882 stattgefunden. Aus den Vor­abend des Kreisturntages sind die 28 Gauvertreter der Schwäbischen Turnerschaft einbernfen zur Vera stukyg der Frage, wie die Turner und Turnvereine Schwabens sür die Bestrebungen des Landesaus- schnises für die Leibesübungen der schulentlassenen Jugend gewonnen werden können,

* Die unter den, Protektorate der Königin stehende Charlottenheilanstalt für Auqenkranke in Stuttgart, Elisabethenstraße Id versendet ihren 28, Rechenschaftsbericht für das Jahr >910, Unbemit telten Augenkranken wird Verpflegung unentgeltlich oder gegen ermäßigte Beiträge gewährt. Doch fin­den auch solche Aufnahme, die den vollen Betrag be­zahlen. Die Kosten werden, soweit sie nicht von den Patienten getragen werden, durch Beiträge des Königshauses und anderer Gönner, sowie durch die

Jahresbeiträge eines festen Stammes von Mitglie­dern aufgebracht. Die ärztliche Behandlung erfolgt für die meisten Kranken unentgeltlich, mit Ausnahme von Privatpatienten, In den 18 Wohnränmen des Hauses (Sälen und Einzelzimmern und in der Kin derbaracke haben 60 Patienten Platz, Für den Aufenthalt während des Tages ist in sedein Stock werk einTagraum" gebaut worden: außerdem kön­nen die Kranken bei gutem Wetter den Garten aus suchen, wo eine große Halle Schutz gewährt. So ist durch fortschreitende Vervollkommnung der Ein richtungen versucht worden, den Aufenthalt in der Anstalt so angenehm wie möglich zu machen. Das ist auch das Bestreben der beiden Aerzte, die ne bei, den, leitenden Arzt in der Anstalt tätig sind, sowie der fünf Schwestern aus dein Diakonissen- Haus, in deren Händen die Pflegearbeit liegt. Im Jahre I9l0 war die Anstalt von -19.9 Patienten besucht, von denen 2l0 unentgeltlich oder mit er mäßigten Preisen verpflegt wurden,

* Frcudrustndt, >9, Januar, Der 9, Schnee schuh Kurs hat heute begonnen. Gestern abend fand im großen Saale des Kurhauses Waldeck ein Begrüßungsabend statt. Heute früh 9 Uhr zogen die läO Kursteilnehmer nach dem .Kienberg, wo zu nächst die Einteilung in die Riegen vorgeuommj'n wurde. Am Sonntag den 22, Jan/ findet beim Kurhaus Ru heften, der alljährliche Schneeschuh wett laus statt. Um 8 Uhr vormittags beginnt der Damenlauf, um halb 10 Uhr der Hindernislauf,, um >0 Uhr Volkswettlauf w, U», halb 12 Uhr finde! der Sprunglauf statt,

5 Oberndorf, >9, Jan, In den letzten Tagen weilte Hofrat Hinderer von, Hofjagdamt nebst ein, gen Fifchereisachverständigen hier, um die Vordere, tuugen für den am' 7, und 8, Mai hier abzuhalten den Württembergischrn Fischereitag zu treffen, der wie alljährlich mit einer Reibe von Sachverständi gen Vorträgen und Praktischen Demonstrationen ver bundeu ist,

Oberndorf, 19, Jan, Durch einen unliebsa­men Besuch wurde heule früh zwilchen 1 und 5, Uhr der diesige katholische Stadtpfarrer Briuziu ger überrascht. Vor seinen, Bett stand Plötzlich ein Mann, der in dürren Worten erklärte er brauche Geld, und hinzufügte, wenn er Lärm mache, gehe es ihm schlecht. Der Stadtpfarrer erwiderte, er ,nüsse erst lste Schlüssel holen, und als er sich zu diesem Zweck von, Lager erhob, verschwand der Ein brecher, schloß aber das Schlafzimmer hinter sich ab und nahm den Schlüssel mit. Die durch den gegen überwohnenden sofort herbeigernfenen Polrzeiwacht- meister eingestellte Untersuchung ergab, daß der nächtliche Besucher durch ein kleines Mortfenster eingestiegen war, das Hans aber durch die Scheuer verlassen hatte, lieber die Person des Täters herrscht bis jetzt noch Dunkelheit,

>! Reutlingen, 19, Jan, Als Lberamtspsleger wurde von der heutigen Amtsversammlung der seit­herige Kassier der Oberamtssparkasse Karl Gumpser mit >9 Stimmen gewählt, Oberamtssparkassier wurde mit 20 Stimmen der seitherige Kontrolleur Paul Kübler,

>! Ebingen, >9, Jan, Die Räumung des Brand Platzes in der Marktstraße nimmt unter umsichtiger Leitung einen raschen Fortgang, Täglich sind caZ 15» Arbeiter mit Hacke und Spaten an der. Arbeit, den Schutt auf zahlreich zur Verfügung stehenden

Wagen zu laden. Den vermißten Theodor Beck hoffte man immer noch unter den Schuttresten,, etwa in der Nähe der Hinteren Türe zu finden. Nun ist, wie der Neue Albbote berichtet, altes bis zur Hinterwand des Mehlschen Hanfes abgeräumt, doch ist man noch auf kettle Spur des Vermißten gekommen. Auch im Keller blieb das Suchen erfolg­los, Knochenüberreste, die wohl von einem klei­nen Haustier herrühren mögen, wurden anfäng­lich von einigen als Ueberreste des Vermißten ge­deutet, Sie sind so rösch, daß sie bei geringem. Druck zerbrechen. Ob von dem Vermißten selbst je noch etwas gefunden werden wird, das ist die bange Frage, Heute- früh ertönte schon wieder das Feuerzeichen, Im Stalle des Gasthofs' zumMoh­ren" hakte sich um halb sieben Uhr Heu nnd Stroh entzündet. Die Flammen wurden aber alsbald er­stickt. Doch hatte sich solcher Rauch entwickelt, daß die über dem Stall Wohnenden sich durch die Fen­ster ins Freie flüchteten,

P Meimsheim, >9, Jan, Gestern nachmittag wurde hier iu seiuem Geburtsorte der frühere Ober­bürgermeister von Stuttgart, v. Hack, zur letzten Ruhe gebettet,

>j Zuffenhausen, >9, Jan, Als gestern nachmit­tag gegen 5- Uhr ein Feuerwehrmann der Feuerwache 2 in Stuttgart, der einen freien Tag benutzte, um mit einem Bekannten ein mit Hotz beladenes Hand- pritschenwägelchen nach Stammheim -zu bringen, auf diesem Platz genommen hatte, kam es zwischen hier und Stammheim ins Rutschen, Der Mann sprang deshalb ab, das Wägelchen s chlng um und siel ans ihn, wodurch er einen schweren Schädelbruch erlitt.

h Stuttgart, 19, Jan, In der heutigen nicht­öffentlichen Sitzung des Gemeinderats teilte, wie das Nene Tagblatt meldet, Oberbü r g e r in e i st e r v o n G a u ß mit, daß er am letzten Samstag s e i n e Kün digung auf I, April ds, Jrs. ans Gesund­heitsrücksichten eingereicht habe,

h Stuttgart, 19. Jan-, Die Ständische Kasse erfordert im neuen Etat jährlich 112 910 Mark, was gegenüber den Vorjahren eine Mehrausgabe von 96 710 Mark bedeutet. Im Einzelnen erfor­dern die Tagegelder und Reisekosten der Ständemik- gtieder der Ersten Kammer 20 000 Mark, die der Zweiten Kammer 110 000 Mark, die Entschädigun­gen der Präsidenten 22 000 Mari, der vier Mitglie­der des Engeren Ausschusses 100!> Mark, die Be­amten der Stäudeversammlung 000 Mark und der sonstige Aufwand 100 5)00 Mark, darunter der Druck der Verhandlungen 19 5>00 Mark, Die Staats- fchuldeuraise erheischt 88 690 Mark, Außerdem sind », a, noch an Kanzleikosten 20 000 Mark vorgesehen.'

* Stuttgart, 19, Jan. Der Staats-Anz, sehreibt: Ein hiesiges Blatt enthält die Mitteilung,der im Finanzministerium ausgearbeitete Entwurf der Be- amteuausbesseruugsvoriage habe ursprünglich die Gehälter der Geistlichen nicht einbezogen, die Ver­handlungen zwischen den zuständigen Ministerien über diese Frage haben zur Ablehnung der Auf­besserung der Gehälter der Geistlichen in diesem Zeitpunkt geführt, nur ans das-Betreiben der Geist­lichen selbst habe die Regierung die Geistlichen in die Gehaltsnenordnnng mit hineingenvmmen," Da die Geistlichen nicht staatliche Beamte sind, so sind sie in den Entwurf der Gehaltsordnung für die Be­amten nicht einbezogen lind wird Ihre Aufbesse­rung in einer besonderen, von dem Ministerium

Gewerbliche Gehilfen und Arbeiter als Einjahrig-Freiwillige.

-lach der deutschen Wehrordnung (8 89, 7) können gewerbliche Gehilfen und Arbeiter aller Industriezweige, welche die Befähigung zum einjährig-freiwilligen Dienst er­werben wollen, aber die sonst verlangte wissenschaftliche Vor­bildung nicht besitzen, von dem Nachweis der wissenschaftlichen Befähigung dann entbunden werden, wenn sie in ihrem Beruf Hervorragendes leisten.

Wir geben hier einige Winke für diejenigen, welche auf diese Vergünstigung Anspruch zu haben glauben und von oerselben Gebrauch machen wollen.

Zunächst schicken wir voraus, daß die Bewerber um diese Vergünstigung mit Ausnahme der wissenschaftlichen Vorbildung alle Anforderungen erfüllen müssen, welche sonst an Einjährig-Freiwillige gestellt werden: es gehören hiezu Unbescholtenheit und Besitz der notwendigen Mittet zur Be­streitung der Kosten des Dienstjahres. Die letzteren belaufen sich bei den bescheidensten Ansprüchen immerhin auf 1600 bis 2000 ^e> und. wenn der Einjährige bei Angehörigen freie Wohnung und freien Unterhalt hat, noch auf 1000 bis 1600 Erleichterungen in den pekuniären Anfor­derungen werden nicht gewährt. Um sich vor Enttäuschungen zu bewahren, muß sich also jeder, ehe er weitere Schritte tut, überlegen, ob er diese Aufwendungen machen kann. Nur in dem Fall, wenn die Verhältnisse eines zum einjährig- freiwilligen Dienst Berechtigten in der Zeit zwischen Erteilung des Berechtigungsscheins und dem wirklichen Diensteintritt sich nachteilig verändern, kann der Einjährig-Freiwillige ausnahmsweise mit Genehmigung des Generalkommandos während des Dienstjahres auf den Etat des Truppenteils übernommen werden.

Will ein Arbeiter oder Geselle von der eingangs ge­nannten Vergünstigung Gebrauch machen, so hat er den Ersatzbehörden gegenüber den Nachweis dafür zu liefern, daß er in der Art seiner beruflichen Tätigkeit Hervorragen­des leiste. Es genügt also nicht, daß der Betreffende Gutes leiste; er muß vielmehr in seinen beruflichen Leistungen über andere hinausragen. Am einfachsten können jenen Nachweis diejenigen erbringen, welche eine Kanstgewerbe- schule, eine Baugewerkschule oder eine gewerbliche Fachschule besucht und sich dort hervorragend ausgezeichnet haben ; sie bitten den Vorstand der betreffenden Lehranstalt um ein Zeugnis, in welchem einzeln auszusühren ist, inwiefern Bewerber Hervorragendes geleistet hat oder zu leisten im­stande ist. Außerdem sind noch Zeugnisse der Prinzipale über die Gesamtleistungen und etwa hervorragende Einzel­leistungen beizubringen. Wer kein Schulzeugnis beibringen kann, der tut gut daran, eine von ihm verfertigte, hervor­ragend gelungene und eine höhere Leistungsfähigkeit be­kundende Arbeit einem womöglich öffentlich angestellten Sach­verständigen zur Beurteilung vorzulegen und dessen Gut­achten, sowie die Zeugnisse seiner Arbeitgeber dem Gesuch anzuschließen. Hat der Bewerber sich diese Zeugnisse ver­schafft, so bittet er in einem an die Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige (Adresse für Württemberg: Kanzlei der K. Kceisregierung in Ludwigsburg) gerichteten schriftlichen Gesuch um Zulassung zu der Prüfung für Einjährig-Frei­willige unter Entbindung von den wissenschaftlichen Fächern.

Diesem Gesuch sind außer den erwähnten Zeugnissen beizulegen:

1. ein standesamtlicher Geburtsschein,

2. ein Leumundszeugnis, ausgestellt von der Polizei­behörde (Schultheißenamt) des Aufenthaltsorts des Be­werbers und, wenn sich der Bewerber noch nicht lange an dem betreffenden Platz aushält, auch noch ein Leumunds­

zeugnis von der Behörde des früheren Aufenthaltsorts bezw. des Geburtsorts,

3. die schriftliche Einwilligung des gesetzlichen, Ver­treters (Vaters, Vormunds re.) mit der Erklärung, daß für die Dauer des einjährigen Dienstes die Kosten des Unter­halts, mit Einschluß der Kosten der Ausrüstung, Bekleidung und Wohnung von dem Bewerber getragen werden sollen. Wenn der Bewerber keine eigenen Mittel hat, so genügt die Erklärung des gesetzlichen Vertreters oder eines Dritten (eines beliebigen Bürgen), daß er sich dem Bewerber gegen­über zur Tragung der bezeichnten Kosten verpflichte, und daß, soweit die Kosten von der Militärverwaltung bestritten werden, er sich dieser gegenüber für die Ersatzpflicht des Bewerbers als Selbstschuldner verbürge. Die Unterschrift des gesetzlichen Vertreters oder des Dritten zur Bestreitung der Kosten ist obrigkeitlich (vom Schul!heißenamt) zu be­scheinigen, und wenn eine Bürgschaft darin geleistet wird, auch gerichtlich oder notariell zu beurkunden:

4. ein selbstgeschriebener Lebenslauf.

Die Gesuche müssen vor dem 1. Februar des ersten Militärpflichtjahres bei der Prüfungskommission einkommen. Wer also im Jahre 1891 geboren ist, muß sein Gesuch spätestens im Januar >911 einreichen. Ausnahmsweise können auch noch ältere Militärpflichtige, welche seither zurückgestellt worden sind, berücksichtigt werden. Diese haben dann aber ihre Gesuche, in denen zugleich der Grund der späteren Bewerbung anzugeben ist, nicht bei der Prüfungs­kommission, sondern beim Zivilvorsitzenden der Ersatzkom- mission ihres Aufenthaltsorts (in Württemberg beim Ober­amt) anzubringen und statt des Geburtsscheins ihren Losungs­schein anzuschließen.

Ueber die Zulassung zu der sogen. Elementarierprüfung entscheidet die Ersatzbehörde dritter Instanz (in Württemberg der K. Ob'errekrutierungsrat). Genehmigt diese das Gesuch,