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1877.

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Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Laut), Altensteig.

Donnerstag, Ss« 19. Jannar

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19L1

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WLirttembergischer Landtag.

Stuttgart, l8. Januar.

Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung stand die erste Beratung des Gesetzentwurfs über die Eber- und Ziegenbockhaltung. Der Minister des In­nern v. Pischek gab dem Entwurf eine warme Emp­fehlung auf den Weg und führte ans, es sei keiue poetische, weder die Phantasie noch das juristische Denken in Anspruch nehmende, aber für das wirt­schaftliche Leben doch nicht leicht zu nehmende An­gelegenheit, die das Haus hier beschäftige. Die He- bring der Schweinezucht sei für die Ernährung des Volkes überaus wichtig, zumal da die Rindfleisch- preife ständig steigen. Die Lasten, die der Entwurf den Gemeinden auferlege, seien nicht groß. In der Eber- und Ziegenbockhaltung bleibe Württemberg hinter dem Reichsdurchschnitt zurück. Die Grund sätze des Entwurfs hätten die Zustimmung der Zen rralstelle bekommen. Sämtliche Fraktionen mit Aus­nahme des Zentrums, stimmten dein Entwurf im allgemeinen zu. Die letztere Partei ließ durch meh­rere Redner erklären, man sollte, ehe den Gemein­den neue Laste» auferlegt werde)!, erwäge», ob durch Unterstützung der Tierhalter und durch Staats­beiträge air Zuchtvereine sich nichts mehr erreichen lasse. Das Volk sei herzlich gesetzesmüde. Auch der Bauernbund wünschte Rücksicht ans die finanzielle Lage der Gemeinden und möglichste Bewegnngssrei heil für sie bei Durchführung des Gesetzes. Ein Antrag der Volkspartei, den Entwurf an den Aus­schuß für innere Verwaltung zu verweisen, wurde angenommen. Morgen Gesetzentwurf betr. die sirae litische Religionsgemeinschaft.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 18 . Januars.

Präsident Graf Schwerin-Löwitz eröffnet die Sitzung um 1.25 Uhr und fährt fort: Ich gestatte mir, daran zu erinnern, daß heute vor 40 Jahren im Schloß zu Versailles die Gründung des neuen Deutschen Reiches erfolgte. Leider habe ich gerade an diesem Tage Ihnen zugleich eine Trauer- mitteilung zu machen. Die Mitglieder des Hauses erheben sich von den Sitzen und hören die Mit­teilung stehend an. Der Präsident fährt fort: In der Kieler Bucht ist das Unterseeboot ,,U 8" von einem Unfall betroffen worden. Trotz der sofort mit größter Energie eingesetzten Rettnngs versuche sind dabei drei Menschenleben zu beklagen, wie sich aus dem Telegramm der Torpedoinspektion au die Marineverwaltung ergibt, das mir der Staatssekretär, der zu seinem Bedauern persön lieh zu erscheinen verhindert ist, übermittelt hat. Der Präsident verliest das Telegramm, das von den Mitgliedern des Hauses stehend angehört und des sen Stelle, in der von der mutigen Rettnngsinann schüft die Rede ist, mit lebhaftem Bravo begleitet wird. Der Präsident fährt fort: Meine Herren! Ich denke, der Reichstag wird mit dem gesamten deutschen Vvlke diesen drei braven Männern, die in treuester Pflichterfüllung ihr Leben für das Vaterland einge büßt haben, ein ehrenvolles Andenken wahren, so gut als ob sie in Feindesland gefallen wären. (All fettiger Beifall!) Sie haben sich zum Zeichen dessen von Ihren Plätzen erhoben, was ich lüermit fest- stelle.

Die zweite Lesung des ReichSwertzuwachssteuer- gesetzes wird sodann fortgesetzt. Es werden berschte deue Paragraphen teils ohne, teils mit kleiner Ab ändernng angenommen. Weiterberatnng morgen.

Täuö rsnach rlchreu.

IO. Januar.

* Sitzung des Gemeinderats vom l 7. Januar. Der Vorsitzende gibt betannr, daß: ein Gesuch der Stadt am Befreiung von der Stempelabgabe bei den städt. Erwerbungen zur Storchenneststraße aoschlägig beschieden wurde. Ferner wird bekannt gegeben, daß der Fußgängersteg über die Nagold beim Bahnhof, eine Verbindung der Wilhelmsstraße mit dem Bahnhof, von der Generaldirektion der Staatseisenbahnen genehmigt wurde. Es soll nun auch die flnßpolizeiliche Genehmigung nachgesncht werden. Als Ruhegehalt für die Witwe des p Stadtpsl. Henßler werden Mk. 580. festgesetzt. - Beschlossen wurde, anläßlich des 40. Jahrestages der Gründung des deutschen Reiches den Latein und Realschülern, sowie den Volks- und Kinderschülern eine Bretzel zu schenken und die Kosten auf die Stadtkasse zu übernehmen. Betanntgegeben wird vom Vorsitzenden das definitive Ergebnis der Volks­zählung. Die Volkszählung kostete die Stadt Mk. 54. Da im Lause des Sommers die hiesige Kirche nmgi baut wird, so wird als Jnterimsranm für die Abhaltung der Hanpt-(Vormirtags--Gottesdienste die städt. Turnhalle unentgeltlich zur Verfügung gestellt.

Eleklrizitätswerksbesitzer Faist wünscht die obere Wohnung im Elektrizitätswerk nach der Uebernabme desselben durch die Stadt nebst verschiedenen! Zu­behör zu mieten. Das Kollegin in erklärt sich da­mit einverstanden und setzt den Mielspreis auf 450 Mart fest. Beschlossen wurde, für die hiesige Stadt eine weite! e Hebamme ansbilden zu lassen. Es wird ein Bewerveranfrnf erlassen. Zimmer- mann'Wackenhio wurde ein Bauplatz zu einem Ein samilienhaus ans dem städt. Steinbrucks an der Al wnsteig-Dörfer Slraste zu Mk. 8. per Quadrat Meter zngesichert, vorbehältlich der Genehmigung der bürgerlichen Kollegien nach Vorlage der Pläne.

Zur Besprechung tainen verschiedene das Elektri zitärswerk betr. Gegenstände. Karl Walz, Hui macher, wurde die Bankonzession zu einen.! Anbau er­teilt und zwar unter der Voraussetzung, daß er die ihm gestckOen Bedingungen, den Kanal betr., einhält.

Zur Sprache kommt der am Tage der silbernen Hochzeit des .Königspaares '8. April: im ganzen Lande geplame Bluineiiverkanfstag, dessen Reinge­winn dem König zu Wohltätigkeitszwecken zur Ver­fügung gestellt werden wird. Obwohl sich das Kol­legium in Anbetracht der ländl. Behältnisse keinen großen Erfolg von dieser Veranstaltung verspricht, so wird doch versucht werden, auch hier den Bln menverkanfsmg. so gut es eben geht, zur Aus­führung zu bringen. Das Gesuch des Gerbers Henßler um einen Ackernmtansch mit der Stadt wurde abschlägig beschieden.

* Nach dem definitiven Ergebnis der Volks­zählung vom l. Dezember 1910 betrug die Ge samtzahl der vrtsanwesenden Personen hier insge samt 2547, und zwar 1281 männl. und 1266 weibl, Personen. Die Einwohnerzabl setzt sich zusammen aus 1196 männl. Evang. und 1195 ivelbl. Evang., also 2891 Evang., 49 männl. Katholiken und 85 weibl. Katholiken, also 84 Katholiken, 85 männl', und 86 weibl., also 71 anderer christl. Bekenntnisse, I Person ohne Religion. Gegenüber der letzten Volkszählung hapen sich, die Katholiken hier ganz bedeutend vermehrt.

jj Herrenberg, 18. Jan. Beim Verlassen einer Wirtschaft in Bvndvrf wurde der Maurermeister Bruckner vvn einem bis setzt unbekannten Mann niedergeschlagen, sodaß er später vvn Passanten be­wustlos und schwer verletzt anfgefnnden und nach Hause gebracht wnrde.

h Ebingen, 18 . Jan. Gestern mittag wurden bei den Anfränmnngsarbeilen am Mehl'schen Haus verkohlte Knochenreste gefunden, die vermutlich vvn einem Unterarm und den Fingern eines Menschen stammen. In der Nähe der Fundstelle lagen Ueber- reste einer Bettlade. Es wird deshalb angenommen, daß die Knochenstücke von dem verbrannten Thevdvr

i Beck herrühren. Die Nachricht, daß die Stadt die Brandptätze am Markt erworben hat, ist verfrüht. Es liegt bisher lediglich ein Verkaufsangebot der Abgebrannten gegenüber der Stadt vor. Die Stadt selbst hac sich aber bis jetzt noch nicht entschieden.

js Stuttgart, 18. Jan. Die Großherzogin von Baden traf gestern mittag 12.48 Uhr zu kurzem Besuch hier ein und wurde von der Königin am Bahnhof empfangen. Die Rückfahrt erfolgte gestern abend 8.46 Uhr, wobei die Königin der Grostherzogin das Geleile zur Bahn gab.

h Stuttgart, 18. Jan. Der Gesetzentwurf be­treffend Aendernng des Körperschafts- Ko r stg.-e.sietz es, wonach als Ersatz für die Ko­sten der technischen Belriebsführung an die Staats­kasse ein Beitrag von jährlich zwei Mark für ein Hektar Waldsläche zu entrichten ist, ist heute im Druck erschienen, ebenso der Entwurf eines Geset­zes betreffend Aendernng des Gesetzes über die Besteuerung des Umsatzes von Grund­stücken ; Umsatzsteuer. Darnach wird die Umsatz­steuer für 100 Mark Grnndstücksumsatz von 1.20 Mark auf 1,50 Mark erhöht. Beide Gesetze sind durch die Gehaltsaufbesserung bedingt.

i! Stuttgart, 18. Jan. Der Württembergische Kriegerbund veranstaltete heute abend im Festsaal der Liederhalle zur Erinnerung an die Wiederaus­richtung des deutschen Reichs eine Festaufführung zugunsten der Veteranen-Stiftung König Wilhelm- Trost durch den Neuen Singverein, der unter des Komponisten Ernst H. Seyffardt's Leitung, dessen tongewaltiges, grvstangelegtes Chorwerk ,,Aus Deutschlands großer Zeit" zur Aufführung brachte. Der große Saal war mit Fahnen und Draperien sinnig geschmückt. Das ganze Podium mar mit Pslan- zengrün eingefaßt, aus dem die schönen Bücken Adolf von Donndorfs und zwar diejenige des alten Hel- deniaisers und seiner großen Paladine, des Fürsten Otto von Bismarck und des Grafen Helmuth von Molttc empvrragten. In der festlichen Versamm­lung waren zu bemerken: Kriegsminister von March­taler, Generalleutnant von Scharpsf, Feldprobst von Blum, Palastdame Freifrau von Wöllwarts-Lanter- bnrg, Gräfin Scheut von Staufienberg, Präsident vvn Zoller sowie zahlreiche aktive und inaktive Of­fiziere. Kurz vor Beginn der Aufführung betra­ten, geführt vom Präsidenten des Kriegerbundes, Generalleutnant z. D. vvn Greifs und vom Kammer- Herrn Major z. D. vvn Manch die Königin, Her­zogin Wera, Prinzessin Map von Schanmburg-Lippe und das Herzogspaar von Urach den Saal. Dann betrat der 2. Vorstand des Neuen Singvereins, Prof. Karl Widmaun, das Podium und sprach mit markiger Stimme Karl Weitbrecht's wirkungsvollen Prolog. Die musikalische Aufführung des Chorwerks war eine musterhafte. Prof. Seykfardt leitete das umfangreiche Werk mit sieggewohnter Sicherheit und größtt*r Hingebung. Der Chor war auch an den schwierigsten Stellen durchaus zuverlässig und zeigte sich auch am Schluß der Aufführung keineswegs ermüde!. Die Svlvpariien wurden vvn Frau Emma Taster, Fräulein Meta Diestel und den Kammersän­gern Peter Müller und Hermann Weil in vorneh­mer, künstlerischer Weise durchgeführt. Es war ein Augenblick überströmenden patriotischen Empfin­dens, als beim Einsatz des stimmgewaltigen Schlust- chvrs die ganze Versammlung sich erhob und die deutsche Nationalhymne stehend anhörte. Da wollte der Jubel und das Händeklatschen kein Ende neh­men und als zum Schluß Kainmerherr Majvr von Manch dem Komponisten Dirigenten immens des württembergischen Kriegerbnndes einen mächtigen Lvrbeerkranz überreichte, wiederholten sich die Bei­fallsstürme. Die Königin hatte schon vor Beendi­gung das Konzert verlassen. Herzogin Wera, Prin­zessin Mar vvn Schaumburg Lippe und das Her ­zogspaar von Urach zogen Professor Seyffardl und die Vertreter der Solopartien in ein längeres Ge- sprach.

js Stuttgart, 18. Jan. Im Anschluß an einen Artikel des Uliner Volksboten beschäftigt sich der Staatsanzeiger mit den D i e n st a n ss i ch t e n der