fänguis. die Mtangaktagten entsprechend weniger. Die Strafe ist verhältnismäßig gering, nnd wenn man das Urteil mit dem anderen Urteil vergleicht, durch das der Gutsbesitzer Becker auf ein Jahr dem Gefängnis überantwortet wird, so mutz man sagen, daß hier und dort Schuld und Sühne nach ver­schiedenem Matze gemessen worden sind. Doch dar auf kommt eS schließlich weniger an, als auf die Bloßlegung von Mißständen im Fürsorgewesen. Die ses, dem eine große und wichtige Aufgabe gestellt ist, das segensreich wirken kann und wirken soll, j, droht stark in Mißkredit zu kommen, und es ist drin­gend notwendig, daß hier einmal gründlich nach ^ dem Rechten gesehen nnd daß dafür gesorgt wird, st : daß so etwas unmöglich wird. ES ist unbegreiflich, tz Nne der Prügelpfarrer Breitlprupt so lange sein Un u wesen hat treiben können. Da hat es nicht nur an der nötigen Aufsicht, sondern auch an der Ein Achtung selbst gefehlt.

Graf Ballestrem.

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^ Der frühere Präsident des Reichstags, Graf : Ballestrem, ist am 23. Dezember auf seinem Schlosse ! Plawniowitz in Schlesien im Alter von 76 Jahren ! gestorben. Er war als Persönlichkeit wie als Po- ! litiker eine markante Erscheinung. Seine Studien ^ machte er als ein Zögling der Jesuiten. Dann trat ; er in die preußische Armee ein und machte die ! Feldzüge mit. Nach dem Kriege von 1670/71 nahm l er als Rittmeister den Abschied. 1672 wurde er > in den Reichstag gewählt, wo er sich dem Zentrum j anschlotz, in dem er einer der hitzigsten Rufer im ' Streit war. Er war es, der in der Kulturkampfs : zeit im Reichstage dem Fürsten Bismarck während - einer Rede ein ,,Pfni" entgegenschleuderte, waS der i eiserue Kanzler mit der Bemerkung quittierte, Pfui ? sei ein Ausdruck des Ekels und der Verachtung:

! man möge nicht glauben, daß ihm diese Gefühle fremd seien, er sei nur zu höflich, sie zu äußern.

: Die Zeiten haben sich seitdem gewaltig geändert, und als das Zentrum den Reichstagspräsidenteü stellte, wurde er 1696, als Nachfolger des Frhrn. v. Böul zum Präsidenten gewählt, nnd er blieb es bis zu seinem Ausscheiden aus dem Reichs ^ tage im Jahre 1907. Als Präsident zeichnete ihn , Schlagfertigkeit und Humor, wie auch große Un Parteilichkeit in der Geschäftsführung gleichermaßen aus und verschafften ihm auch die Anerkennung , politischer Gegner. Beim Kaiser stand er sehr in , Gunst, was durch die Verleihung des Charakters ; als Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz zum i Ansdruck gekommen ist.

Aufstand i» der Südfee.

Zu unserer Südseekolonie, auf einer Insel der > > Karolinengruppe, ist ein Aufstand ausgebrochen.

- i Eingeborene haben vier deutsche Negierungsbeamte : ' darunter den Bezirksamtmann Böder, und fünf ein

- geborene Bootsleute überfallen und getötet. Der

- Schauplatz des Aufstands ist eine kleine. Insel bei » : der Insel Ponape, der Hauptinsel der Gruppe. Die st ' dortigen Eingeborenen sind immer etwas unruhig f - gewesen, und es hat auch mitunter Aufstände ge- ^ geben. Zur Unterdrückung des Aufstands und znr j 1 Bestrafung sind sogleich Maßregeln getroffen wor- s ? den. Auch zwei kleine Kreuzer von der ostasiati -s scheu Ztation sind zu diesem Zwecke nach der Süd 4 j fee beordert worden.

! IsndesnAchnchten.

^ 31. Dezember.

( ^ Vorsicht beim Rodeln'. Die fröhliche Tchlit

j : tenführt hat jetzt, nachdem der längst ersehnte Schnee s > gefallen ist, recht lebhaft eingesetzt und die Jugend l tummelt sich wieder auf der Schlittenbahn. Das » Rodeln ist ein unschuldiges, schönes Vergnügen und dabei auch gesund, aber die nötige Vorsicht darf , dabei nicht außer Acht gelassen werden. In den letzten Tagen sind hier zwei schwere Unfälle c! 1 Pvrgekommen, bei denen zwei Kinder bedeutende » i Verletzungen davvntrugen. Diese Fälle mahnen dop s i pelt zur Vorsicht und lenken die Aufmerksamkeit der .! ! Eltern aus ihre schlittenfahrende Jugend hin. Es . , ; ist dringend geboten, daß kleine Kinder veranlaßt > , werden, mit ihren Schlitten die steilen Berge zu Z 1 meiden, wie z. B. den Gansberg, der durch den Z > direkten Auslauf auf die Häuser und die Straßen- Z < kreuzung beim Löwen unbedingt gefährlich ist. An Z ! dieser Stelle ereignete sich auch einer der genann- lj ten Unfälle, bei dem sich ein Kind am Kopfe schwer st : verletzte und außerdem einen Beinbruch davontrug, st Auch im 2. Fall handelt es sich um einen Beinbruch, st Eine Gefahr für die Kinder liegt auch darin, wenn st mehrere derselben auf einem Schlitten fahren. Die st ' größere Belastung bringt den Schlitten in rascheren st Lauf u. die Kinder verlieren dann vielfach die Gewalt st, - über denselben. Nicht znr Einschränkung des Ro-

Tchwarz Wälder Sonntagsblatt.

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delns sollen diese Zeilen beitragen, denn dieses Ver­gnügen ist Jedem, der Freude daran hat, ob jung oder alt, herzlich zu gönnen, sondern zur Anwen düng größerer Vorsicht.

st Unterreichenbach, OA. Calw, 30. Dez. Eine 30prozentige Einwohnerzunahme, wie. sie hier zu verzeichnen ist, bringt auch in Schulfragen Aende- rungen mit sich: die Hauptfrage Erstellung eines neuen Schulhaufes, in Gemeinschaft mit der klei­nen Nachbargemeinde Dennjächt ist gelöst. Das große neue Gebäude steht ini Rohbau fertig da. Das Landhausviertel Liebenzell zu - ist nahezu aus­gebaut und finden die Einfamilienhäuser durch das nahe Pforzheim rasch Liebhaber. Auch ist durch Pforzheim zu unserer alteingesessenen Holzindustrie vor wenigen Jahren eine nahezu >00 Per­sonen Arbeit gebende Etuisfabril gekommen und vor wenigen Tagen ist eine aus einem drei teiligen Bau bestehende erstklassige Dampfwaschan statt Inhaber Geschwister Speidel fertiggestellt und dein- Betrieb übergeben worden. In kaum d Jahren hat sich Unterreichenbach zu einer der statt­lichsten Gemeinden des Nagoldtales Heraufgeinacht.

st Hülben, OA. Urach, 30. Dez. In der Dar­lehenskasse wurde e i n g eb r o ch e n. Die Kasse ent­hielt zirka 900 Mark. Wieviel von dein Geld ent­wendet wprde, kannte bis jetzt nicht-ermittelt w-erden.

;; Stuttgart, 30. Dez. Au der Einmündung der Ecklen in die Aspergstraße in Gablenberg fuh ren gestern nachmittag Kinder an einem Abhang Schlitten. Dabei geriet ein 3 Jahre alter Knabe mit seinem Schlitten unter die Rä­der eines die Aspergstraße abwärts fahrenden La­trinenfuhrwerks und wurde vom rechten Hinter­rad überfahren. Er erlitt eine Quetschung des Brustkorbs nnd innere Verletzungen: der To.d trat nach wenigen Augenblicken ein. Den Fuhrmanri trifft an dem Vorrat! keine Schuld.

st Stuttgart, 30. Dez. (Strafkammer. - Eigen­artige Betrügereien verübte die Näherin Christiane Baal. Sie sammelte bei einer großen Anzahl Frauen in Ludwigsburg und anderen Orten Wäschestücke und Strümpfe angeblich zum Flicken und Stricken ein nnd ließ sich einen Vorschuß von l 2 Mark geben. Sie rührte aber keine Nadel an, sondern ließ die Sachen herumliegen. In sämtlichen Fäl­len war es ihr nur um die Erlangung eines Vor­schusses zu tun. Unter Anklage gestellt waren 7 Fälle. In einer Menge anderer Fälle wurde das Verfahren vorläufig eingestellt. Die Angeklagte ist wegen ähnlicher Betrügereien vorbestraft. Das Ur­teil gegen sie lautete auf 6 Monate Gefängnis., st Stetten i. R., OA. Cannstatt, 30. Dez. (Die Sonne bringt es an den Tag.- Vor ca. 4 Jahren wurden an der Straße nach Strümp­felbach dem Privatier Zimmer von Stuttgart ge­hörige, schenkelsdicke Kirschen und Aepfelbäume ab­gesagt. Trotz eifriger Nachforschung konnte da­mals kein Anhalt zur Erforschung des oder der Täter gefunden werden. Erft jetzt ist man auf die Spur gekommen. Damals scheint einem der Tä­ter ein Baum auf den Fuß gefallen zu sein, wodurch er eine bedeutende Verletzung erlitt und auf Grund seiner damaligen Angaben Unfallrente bezog. Durch Anssage Dritter ist nun, wie die Cannstatter Zei­tung meldet, dieser Betrug an den Tag gekommen und damit auch die Täterschaft, io daß'nächstens die Angelegenheit vor der Strafkammer zur Ver Handlung kommen wird.

st Heidenhcim, 30. Dez. Es läßt sich nicht leug ­nen, daß die Errichtung der Wanderarbeitsstätten sehr viel Gutes geschaffen und namentlich dem Stro- merive.sen wie mit einem -Schlage ein Ende ge­

macht hak. Der Bette! hat ganz aufgehört und ohne Zweifel ist auch die allgemeine Sicherheit gewachsen. Ans ähnliche Weise könnte vielleicht auch ein anderer Bettel, der in Stadt und Bezirk als wahre Last empfunden wird, nämlich das sogenannte Leichen­sagen. abgeschafft werden. Wenn der harmlose Klopfan" der Jugend von den Ortsvorstehern als Bettel angesehen nnd verboten und damit eine wei­tere schöne Sitte begraben wird, so sollte in erster Linie das Leichensagen von Haus zu Haus, das mit dem Betteln verwandt und als solches bezeich­net wird, verboten werden.

i Zur Arbeiterbewegung in Pforzheim.

st Pforzheim, 30. Dez. Der hiesige Metall- arbeiterverband verzichtet auf weitere Verhandlun­gen mit den Fabrikanten, weil diese gegenwärtig doch nicht geneigt sind, irgendwelche Konzessionen zu gewähren, andererseits die Arbeiter auf die Wie­deraufnahme der Arbeit drängen.

Ausländisches

st Brest, 30. Dez. Die dritte Division des ame­rikanischen Geschwaders, die die europäischen Hä­fen besucht hat, ist heute nachmittag von hier nach Kuba abgegangen. Ihre Bereinigung mit der vierten Division des Geschwaders wird im Atlantischen Ozean stattfinden.

st Rom, 30. Dez. Der Papst empfing heute im Thronfaale das beim Hl. Stuhl beglaubigte dip­lomatische Korps zur Entgegennahme der Glück­wünsche zum neuen Jahre, die der österreichisch­ungarische Botschafter als Doyen aussprach. Der Papst dankte und spendete den Anwesenden und ihren Angehörigen den apostolischen Segen.

! Versailles, 30. Dez. Leutnant de Coumont ist heute in St. Ehr bei einem Flug mit einem neuen Eindecker aus etwa zwanzig Meter Höhe abgestürzt und hat beide Arme und ein Bein gebrochen. Der.Präsident hat dem Verunglückten das Kreuz der Ehrenlegion verliehen.

st Brüssel, 30. Dez. Durch eine Explosion im Trockenraum der Pulvermühle in Wetteren bei Gent wurden acht Arbeiter getötet; ein Ar­beiter wird vermißt. Der Sachschaden ist nicht be- denlend.

st Madrid, 30. Dez. Der spanische Gesandte in Tanger, Merry del Val, ist zum Gesandten in Brüssel und Marquis Billasinda znm Gesandten in Tanger ernannt worden.

st Ccrbere, 30. Dez. Da die Hafenarbeiter in Barcelona aus Solidarität mit den Kohlenausladern den Generalstreik erklärt haben, ist der Durchgangs­verkehr lahmgelegt. Die Waren bleiben infolgedessen im Hafen und auf den Bahnhöfen liegen. Gendar­merie patrouilliert in den Straßen.

st Washington, 30. Dez. Der amerikanische Ge­sandte in Port au Prince hat dem Staatsdeparte­ment gemeldet, daß nach umlaufenden Gerüchten an der Grenze von San Domingo und Haiti heftige Kämpfe stattgefunden haben.

Zur Lage in Portugal.

st London, 30. Dez. Erkundigungen in hiesigen Portugiesischen Kreisen haben zu keiner Bestätigung der Gerüchte, über eine ernste Krisis in 'Lissabon nnd die Entdeckung einer royalistifchen Verschwörung geführt. Eine mächtige royalistische Bewegung wird augenblicklich für höchst unwahrscheinlich gehalten. Man gibt jedoch rückhaltlos zu, daß die Dinge in Portugal einen schlimmen Zustand verraten. -

st Paris, 30. Dez. Der hiesige portugiesische Geschäftsträger erklärte einem Berichterstatter, er habe von seiner Regierung heute morgen mehrere Depeschen erhalten, denen zufolge die Lage in Por­tugal durchaus ruhig sei. Die alarmierenden Ge­rüchte dürften aus Madrid oder London stammen, wohin, sich zahlreiche Anhänger des kgl. Hofes ge­flüchtet hätten. Die portugiesische Regierung strhe mancherlei Schwierigkeiten gegenüber. Die repu­blikanische Partei sei entzweit, und auch im Volke herrsche - eine gewisse Unzufriedenheit. Unter den Arbeitern seien Ausstände ausgebrochen: doch dürf­ten diese dank dem Eingreifen der Regierung bald beigelegl fein. Die Republik sei keineswegs bedrobb.

st London, 30. Dez. Entgegen anders lau­tenden Meldungen erfährt das Reutersche Bureau, daß das Auswärtige Amt bis 12 Uhr morgens kein Telegramm des britischen Gesandten in Lis­sabon erhalten habe, das über eine kritische Si­tuation dort berichtet, noch eine Depesche, in der um Entsendung eines britischen Kriegs­schiffes nach Lissabon ersucht wird.