ist auch ein Verdienst meines Vorgängers. Die Ko lonien müssen sich neue Einnahmequellen erschlie­ßen. Brudze w o M ieszynski ,Pole : Wir sind gegen jedes Ausnahmegesetz. Keiner (Deutsche Refp. : Der Etat beweist, daß die Reichsfiiianzrefvrm gute Fruchte bringen wird. Wir müssen einen erhöh ten Schutz der Arbeitswilligen und eine genügende Veteranenbeihilfe verlangen. Erzb e rger (Z. >: Wir erkennen an, daß Staatssekretär Wermuth für Spar­samkeit ini Reichshaushalt gesorgt hat. Die Ra tionalliberalen plädieren für eine weil größere Mi litärvorlage, damit sie die Erbschaftssteuer bekommen und ihre Agitation retten können. Für die Be Häuptling Bassermanns, daß die Erbschaftssteuer die Zündholzsteuer oder eine andere indirekte Steuer überflüssig gemacht hätte, fehlt mir jede parlamen torische Bezeichnung. Großer Lärm links, lebh^ Beifall rechts und in der Mitte, andauernde Nn ruhe. Die Freisinnigen gehen mit ihrer Agitation gegen die Finanzreform nur den Weg der Sozial­demokratie. (Lärm nnd Unruhe links, bravo rechts.) Dem unbedingten Lob über die Tätigkeit Dernburgs kann ich mich nicht anschließen. Kolonialstaatssek retär v. Lind'equist protestiert gegen den in dem Buche Rohrbachs erhobenen Vorwurf einer Täu schung des Reichstags von Seiten des Staatssek retärs Dernbnrg. iBravo links.) Das Haus soll überzeugt sein von der Pflichttreue Dernburgs und seiner Absicht, die Interessen des Reiches in den Kolonialverträgen zu wahren. Darauf vertagt das Hans die Weiterberatung auf morgen 1 Uhr. Schluß 8 Uhr. ' ^

Unserem letzten Sitzungsbericht haben wir noch nachzutragen:

Der Vertreter der Fortschrittlichen Volkspartei, Wiemer, begann mit der Versicherung, daß seine Freunde Mitarbeiten wollen an den praktischen Auf gaben, aber die Sünden und Fehler der Vergan­genheit könnten nicht vergessen werden. Die Ge­gensätze zwischen den Parteien müßten zum Aus­trag kommen. Wiemer sprach dann eingehend über den Etat, kritisierte scharf die Fehler der Finanz reform, die Verquickung der Veteranenbeihilfe mit der Zuwachssteuer. Er berühree so ziemlich sämt­liche schwebende Fragen, auch den Modernisteneid, der einen Vorstoß gegen die Staatsgewalt bedeute, und verwahrte sich schließlich auf Zurufe von rechts her sehr lebhaft gegen die Behauptung, daß die Fortschrittliche Volkspartei mit der Sozialdemo­kratie Hand in Hand gehe. Sie sei nach wie vor eine grundsätzliche Gegnerin derselben. Mit einer langen Rechtfertigung der Reichsfiuänzreform be­gann Ga m p von der Reichspartei. Er war mit dem^ was der Kanzler über die Bekämpfung der Sozial­demokratie gesagt hat, einverstanden, verlangte aber kraftvollere Anwendung der Gesetze und niehr Energie der Staatsanwälte und polemisierte dann gegen Scheidemanns Rede.

LLrwesnLchrichtrn.

13. Dezember.

* Einkommenstcuerpflicht des Jagd- und Schaf­weide pachts her Gemeinden. Diese scharf umstrittene Frage wurde vorn Finanzministerium als Be- fchwerdeinstanz dahin entschieden, daß die Erträg­

nisse aus der Verpachtung der Jagd und der Schaf- weide als ans einer privatwirtschastlichen Quelle fließend, einkommensteuerpflichtig sind, während in weiten Kreisen die Ansicht herrschte, daß. Jagdpacht­geld nnd Schafweidepacht öffentlich wirtschaft­lichen Charakter im Gemeinde-Haushalt haben.

* Pfalzgrafenweiler, >8. Dez. Bei der gestri gen B ü r g e r a u s s ch n ß w a h l wurden gewählt: Jakob Düttling mit l 27, Jakob Völker mit > 28, Christian Schleeh, Schuhmacher mit 107 , Christian Lamport, Schreiner mit 94, Matth. Joos, Schrei­ner mit 92 und Jvh. Klenk (auf 2 Jahre mit 67 Stimmen.

* Neuenbürg, ! 2. Dez. Am Samstag abend brannte in Arnbach die gemeinsch. Scheuer des Goldarbeiters Ernst Bnchter und der Polizeidieners- Witwe Bnchter nieder. Die Ehefrau des Ernst Buchter wurde als der Brandstiftung verdächtig ver­haftet.

* Neuenbürg, l(>. Dez. Pfarrer Lutz in L. o f

fena u ist auf die Pfarrei Mnsberg, Amtsdekanats Stuttgart, ernannt worden.

js Sulz, 12, Dez. In Abwesenheit des Schaf- Halters Schaible von Bergfelden, der seinen Pferch auf der Höhe in der Nähe des ^chnaithofes aus- geschlagen hatke, drang der in letzter Zeit hier be­schäftigt gewesene Gg. L-chlumpberger von Hohen- memmingen in die Herde und trieb 89 Schafe im Werte von 1200 Mark fort, um sie unterwegs zu veräußert!. Die sofvrt benachrichtigte Landjäger­mannschaft folgte den Spuren der Schafe und er­wischte den Dieb auf der Landstraße zwischen Det­tingen und Horb, um ihn in sicheren Gewahrsam hieher zu verbringen und die gestohlenen Schafe' ihrem Eigentümer wieder zuzusteilen.

s! Sulz, 12. Dez. In Niederdobel ist das M. Ziegler und Heinzelmann'sche Haus in kurzer Zeit völlig niedergebrannt, und nur mit Mühe konnten die Bewohner das nackte Leben retten. Auch das an­gebaute Hans des Fabrikarbeiters Springmann wurde eingeäschert.

ss Tübingen, 12. Dez. Ein in Reparatur be­findliches Automobil des Trikotfabrikanten Voll- möller in Vaihingen a. F. kam auf einer Probefahrt in der Nähe von Dettenhausen, als es einem ent­gegenkommenden Automobil ausweicqen wollte, ins Rutschen, wobei an einem Vorderrad der Schlauch platzte und das Automobil mit voller Geschwindig­keit in den Straßengraben geschleudert wurde. Der Chauffeur nnd ein Monteur wurden durch den An­prall ! 7) Meter weit von ihrem auf dem Auto­mobil unbefestigten, provisorischen Sitz geschleudert. Das Automobil überichlng sich, daß die Räder nach oben gerichwt waren. Während das Automobil schwer beschädigt wurde, kamen die beiden Insassen außer leichteren Verletzungen mit dem Schrecken davon. Das Automobil mußte auf einen Wagen geladen und nach. Baihingen geführt werden.

js Bernhauseil, OA. Stuttgart, 12. Dez. Heute nach: wurde hier der 18jährige Gottlob Lutz im Anker" von einem Unterjielminger Korbmacher na­mens Weber, einem Halbkrüppel, durch 2 Messer­stiche, einen in den Hals und einen in das H?rz getötet. Der Sterbende tonnte noch seinen Täter bezeichnen. Der Tod trat alsbald ein. Der Mör­der ist verhaftet, er hat sich vor kurzer Zeit eben­falls als Messerheld gezeigt.

Waiblingen, l 2. Dez. Auf dem hiesigen Bahn­hof geriet der bei Güterbeförderer Kauffmann be­schäftigte 29 Jahre alte Böhringer unter einen von Backnang kommenden Personenzug und wurde sofort getötet.

* Heilbronn, I 2. Dez. Die Landragserfatz- ivahi für den Oberamtsbezirk Heilbronn ist auf Mittwoch ! I. Januar n. I. anberaumt.

* Heilbronn, >2. Dez. Gestern mittag llein- viertel Uhr wurde der seit 8. Nov. ds. Jrs. ver­mißte 11 Jahre alte Schüler Friedrich Thumm Vvn hier wt aus dem Neckar gelandet. Obwohl die Leiche dicht mit Schlamin überzogen war, wurde sie. sofort vom Vater des Knaben erkannt,. Die Kleidung ist vollständig in Ordnung, auch sinh äußerlich an der Leiche keine Spuren vorhanden, die auf eine Gewalteinwirkung schließen ließen. Es liegt sonach die Vermutung nahe, daß der Knabe durch einen unglücklichen Zufall in den damals hoch-- gehenden Neckar geraten ist nnd so den 'Tod ge­funden hat. Die Leiche wurde in das Leichenhaus verbracht.

6 Börtingen, OA. Heilbronn, >2. Dez. Ge­stern vormittag fand im Gasthaus zurSonne'' eine sozialdemokratische Bezirkskonferenz für Heil- brvnn-Amr statt, um zur Aufstellung eines Kandi­daten für das Mandat des verstorbenen sozial­demokratischen Abgeordneten Schäffler Stellung zu nehmen. Genosse Schneidermeister Hornung-Güglin­gen wurde mit 29 Stimmen zum Kandidaten ge­wühlt und proklamiert.

st Ellhofen, OA. Weinsberg, 12. Dez. Bei der Beerdigung des Veteranen Dietz, der infolge eines Unglücksfalls aus dem Leben geschieden ist, hat sich ein Unfall ereignet. Der Kricgerverein ließ nämlich dem Verblichenen als letzte Ehrenbezeugung über das Grab schießen. Die Schützen stellten sich nun so ungeschickt auf, daß einer von ihnen einer Frau, die von außen dem Trauerakt znjäh, direkt ober­halb der Augenhöhle ins Gesicht schoß. Jeden­falls war unter den Patronen eine Schrotpatrone, die die Schußwunde hervorrief. Als ein Glück kann noch bezeichnet werden, daß das Auge der Frau keinen Schaden erlitt.

!s Aalen, 12. Dez. Beim Baumfällen wurde den: zirka 70jährigen Kaspar Bihr in Abtsgmünd von einem niederfallenden Stamm die Wirbelsäule abgeschlagen, sodaß der Tod kurze Zeit darauf eintrat.

Ans dem Reiche.

- Pforzheim, ! 2. Dez. Die hiesige Polizei ver­haftete den Tgglöhner Georg Gottfried Ruf aus Dobel, der sich bis zur Bewußtlosigkeit betrunken hatte, schaffte ihn ins Gefängnis und von dort ins Krankenhaus, wo er an Alkoholvergiftung starb.

u Berlin, 12. Dez. Die 64. H auptv,'er­sann mlnng der deutschen Landwirtschaftsgesell­schaft hatte den Saal des Abgeordnetenhauses bis ans den letzten Platz gefüllt. Der Kaiser erschien Punkt 2 Uhr, vom Landgraf Chlodwig von Hessen- Philippstal begrüßt. Außer dem Kaiser und dem Reichskanzler sprachen der Landwirtschafts minister v. Schorlcmer nnd der Präsident des Landwirt- schaftsrates Graf Schwerin-Löwitz. Dßr Vorsitzende des Vorstands, Ritterschaftsrat von Freier-Hoppen-

hatte, wieviel bei ihnen zu Haus im Verlaufe eines Jahres verdient würde, da nahm er voll Hoch­achtung sogar feine Kappe ab und schüttelte "dem neuen Schwager kräftig die Hand. Frau Rose hatte cs kürzer, drastischer und bestimmter gemacht, wie es ihre Art war. L>ie hakte zu dem jungen Fremdling einfach gesagt:Behandeln Sie meine Schwägerin immer so gut, wie sie es verdient, dann werden wir auch die besten Freunde sein und bleibeirt" Dann ein kräftiger Handdruck und alles war in Ord­nung.

Und bei einem Besuch, den Vas Brautpaar Pflichtschuldig in Mariengrund machte, ward auch seine Zukunft geregelt. Für die Bertram'sche Fabrik unweit vvn Friedingen mußre ein großes Terrain für Erweiterungen hinzuerworben werden, das aber nicht ganz ausgcnützt werden konnte. An irgend wen einen Teil des Terrains wieder abzntveten, dazu hatten die beiden Brüder. auch keine Lust, und so machte Klaus den Vorschlag, das junge Paar, Pierre und Lieje, sollten hier, da die künftige junge Frau doch wohl lieber in der Heimat blieb, wie in die Ferne zog, eine Gärtnerei zur Versorgung des Lebensmittelmarktes in der großen Stadt, auf dem es an mancherlei preiswerten Artikeln fehlte, so daß also ein flottes Geschäft sicher war, er-- richten.

Später konnten sie ja den Landkomplex, der ihnen zunächst für ihre Zwecke verpachtet werden sollte, antaufen. Damit standen sie von vornherein auf eigenen Füßen, konnten sie sicher auf verhältnis­mäßig schnelle Wohlhabenheit rechnen. ,

Liefe war ganz damit einverstanden: so gut

es ihr auch im Hause der Mutter Jeane, das diese ihnen hatte schenken wollen, gefiel, zu Haus war Loch zu Haus. Aber natürlich würde es wieder für ihren Pierre nicht leicht sein, seine Heimat zu verlassen. Und so wollte sie ihm die Entscheidung überlassen. Aber der junge Mensch war ein guter Rechenmeister und tüchtiger Geschäftsmann, er sah ein, daß ihm solche Gelegenheit, rasch vorwärts zu kommen, so bald nicht wieder geboten werden würde, und er sagte ja, vorbehaltlich der Zustim­mung seiner Eltern, an der er nicht zweifelte. Und die Mutter Jeane? Nun, die konnte ja zu ihnen kommen, es würde ihr ebenfalls gefallen. So war es denn abgemacht und beschlossen. *

Als sie beide heimwärts, nach Hause gingen, meinte Pierre, der Herr Klaus Bertram sei doch wirklich ein guter Mann, so an sie und ihre Zu­kunft zu denken. Und Liese nickte. Wenn sie auch in unbedingter Treue an ihrem Liebsten hing, eine! gewisse hevzliche 'Erinnerung hatte sie ihm doch bewahrt, dem Franzosen, wie ihn der Vater ge­nannt hatte.

Ende -

8 Woher dieechten" Pelze stammen. Eine der größten nnd reellsten amerikanischen Weltfir­men des Pelzhandels hat einen Katalog über Pelz­waren heransgegeben, in dem offen erklärt wird, welche Bewandtnis es eigentlich mit vielen unse­rer kostbaren Polze bat, d. h. welcher Herkunft sie sind. Der sogenannte Chinchilla ist danach in vie­

len Fällen nichts anderes als das Fell einer Beutel- tierart. Der angeblich echte Hermelin ist sehr häu­fig nur aus besonders ausgesuchten Fellen des wei­ßen Kaninchen zusammengesetzt. Der Pelz des weißen baltischen Fuchses stammt in so und so vielen Fäl­len von einer großen Hafenart aus dem nördlichen Europa, während der ebenfalls schneeweiße islän­dische Fuchspelz aus Fellen des weißen tibetanischen Schafs znsammengearbeitet ist, nachdem sie einer Behandlung durch Ansbügeln und Auskämmen un­terworfen worden sind. Auf eine nordische Wolfsart führt der vielgerühmte .Kamtschatka-Fuchs seinen Stammbaum zurück: hinter dein Luchs aus den bal­tischen Ländern steckt eine australische Katzenart, und der russische Edelmarder entpuppt sich dem Kundigen nicht selten als amerikanisches Beuteltier. Der er­wähnte Katalog enthält neben diesen Aufklärungen noch manches Interessante, u. a. die Angabe, daß ein einziges Fell eines russischen Zobels von der besten Qualität über 2000 Mark wert ist. Man kann fick demnach ausrechnen, was ein wirklich ecbter Muff aus Zobel kosten muß.

K Seifeirwaffer als Dmrgmittel. Seifenwasser aus der Waschküche sowohl wie aus dem täglichen Haushaltungsgebranch ist ein ausgezeichnetes Düngemittel für den Garten sowohl wie für die Zimmerpflanzen. Alle Bäume nnd Sträucher, so­wie die meisten anderen Gewächse gedeihen präch­tig durch die Nährstoffe, welche im Seifenwajser enthalten sind. Das Wasser aus der Waschschüssel ist dabei ohne weiteres brauchbar, das stärkere Wasch­wasser aus der Wascbkücke muß dagegen zur Hälfte verdünnt werden.