Die TageSausgabe rostet vierteljährlich i« Bezirk Nagold und Mchbarortsverkehr Mk. 1.L8

nußerhalb Mk. 1.35.

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Nr. 11.

1877.

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Meilamen 15 Kig> die Textzeile.

Die WochenauSzabe (Schwarzwälder Sonntagsblatt) tostet vierteljährlich 50 Mg.

Unparrenjche Lagsszettuu^ unü Anzngevlatt, verbreitet in den Gbessmtsbezirken Nagold, jreudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

' ^ Schwarzwälder Sonntagsblatt.

Rr. L84

Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Laut), Altensteig

Samstag, de« 3. Dezember

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1910 .

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Wochen-Rundschau.

Beamtenkundgebung.

Eine bemerkenswerte Erscheinung ist der orga nijatorische Zusammenschluß der Beamtenschaft m Württemberg und die gemeinsame Geltendmachung von Wünschen. Die württembergische Regierung sieht die Ausbreitung des Koalitionsgedancens in der Be­amtenschaft nicht eben gerne, allein sie hat doch darauf verzichtet, den Beamtenvereinigungeu Hin­dernisse in den Weg zu legen. Diese Haltung wird ihr dadurch erleichtert, daß die Beamtenvereine in ihrer Betätigung Maß halten und der Grenzen, die ihnen gezogen sind, wie der Pflichten des Amts sich bewußt bleiben. Dabei ist gar nicht zu über sehen, daß unter den württembergischeu Beamten eine hochgradige Unzufriedenheit mit ihrer Lage vorhanden ist. Zur Besserung ist ja in den l -tz- ten Jahren manches geschehen: aber auf die lange versprochene und dringend notwendige Gehaltsauf­besserung wartet man noch immer. Demnächst al­lerdings soll die Gehaltsvorlage endlich kommen, und es wird sich dann zeigen, ob sie die Erwar­tungen der Beamtenschaft erfüllt. Unterdessen hat der Verband der Staatsbeamtenvereine Württeni bergs am Sonntag eine große Kundgebung veran­staltet. NlOO Beamte waren anwesend: viele mußten wegen Ueberfüllung des Lokals umkehren. Die Re­gierung hatte Vertreter entsandt, und auch etliche Abgeordnete waren erschienen. Die Versammlung nahm einen durchaus würdigen und sachlichen Ver­lauf: sie war auch frei von jeglicher .par.eipoliti scheu Färbung. Den Vorsitz führte der nationallibe- rale Landtagsabgeordnete Eisenbahnsekretär Bau mann. Redner waren der demokratische Landtags­abgeordnete Liesching-Tübingen, der über die Ent­wicklung des rtt. Beamten rechts im jetzigen Land tage sprach, und der Zentrnmsabg. Rembold-Aalen. der die Vereinfachung der Staatsverwaltung und ihre Wirkung ans die Beamtenschaft behandelte. Zu dem setzten Gegenstand wurde eine längere Ent ichließung angenommen, worin die Absicht einer Vereinfachung der Staatsverwaltung gebilligt, aber der Wunsch ausgesprochen wird, daß Härten tür di" setzt im Dienste befindlichen Beamten möglichst ver­mieden werden. Bei den Verhandlungen wurde auch die in der letzten Zeit viel erörterte Frage der po­litischen Betätigung berührt. Der Vorsitzende be tonte, daß die Beamten die ans ihrer Stellung! und ihren Amtspflichten erwachsenden Beschränknn gen im wirtschaftlichen und politischen Leben auf sich nehmen: darüber hinaus aber sollte di? Frei Heck der Beamtenschaft nicht beschränkt werden. Auch der Abg. Liesching meinte, das sei das mindeste, was verlangt werden könne. Freilich würden dar über, was unter politischer Betätigung zu bestehen und wie die Grenze im einzelnen Falle zu ziehen sei, die Ansichten auseinandergehen. Letzten Endes handle es sich um eine politische Frage, in der die Regierung dem Landtage verantwortlich sei.

c Ter Fall Vogt.

Die Angelegenheit des Abg. Vogt-Gochsen, der vor vier Jahren in einem Briefe an den Sozial­demokraten Hildenbrand um sozialdemokratische Wahlhitfe mit Gegendiensten des Bundes der Land wirte in Göppingen nachgesncht, zu gleicher Zeit aber auch an die Volkspartei dasselbe Ansuchen ge­richtet hat, ist in der letzten Zeit weithin Gegenstand von Erörterungen gewesen. Alle Erklärungen und Bemäntelungen täuschen über dies? Tatsache nicht hinweg. Das nenn: sogar der Lchwäb. Merkur, der doch sonst so maßvoll ist, einen ,,politischen Skan­dal." Die Wirtschaftliche Vereinigung des Reichs­tags, der Abg. Vogt angehört, sieht den Fall auch ihrerseits erheblich weniger harmlos an, als der Geschäftsführer des Bundes der Landwirte in Würt­temberg. Die Wirtschaftliche Vereinigung hat näm­lich eine öffentliche Erklärung erlassen, worin der Brief Vogts auf das entschiedenste mißbilligt wird.

Silberhochzeit des Königspaares.

Unser Königspaar wird, wie bekannt, am ck April lllll seine Silberhochzeit begehen. Da der König, bescheidenen Sinnes, wie er ist, von der Darbringung von Geschenken, festlichen Beranstal- '.nngen und Huldigungen abgesehen nassen möchte, ist der Plan gefaßt worden, zu wohltä'.igen Zwei­ten an dem Jnbiläumstage im ganzen Lande einen Verkaufstag der Blume der Barmherzigkeit zu ver­anstalten, nach dem Beispiel des im Frühjahr ds. Jrs. erstmals in Stuttgart abgehaltenen Plnmen- tags. Das Königspaar hat sich mit diesem Plane einverstanden erklär'.

Tie Fjeischnoi-Fntcrpetlation.

Drei Tage ha! der Reichstag über die Fleisch wo: Interpellationen verhandelt, und was ist da bei herausgekommcn? Nichts anderes, als daß es so bleibt, wie bisher. Den süddeutschen Staaten hae man die Einfuhr einer nicht erheblichen Menge französischen Schlachtviehs gestattet, und dabei soll es sein Bewenden haben. Irgend welche weitere Oeffnuna der Grenzen will die Reichsregierung nicht zulassen, weil es Preußen nicht null, und Pren ßen und die Reichsregiernng wollen nicht, weil sie dabei die Mehrheit des Reichstags hinter sich ha ben. Die Oeffnung der Grenzen soll, das ist nach wie vor das A und das O, die Gefahr einer Ver­seuchung des heimischen Biehsrandes mit sich brin­gen. Selbstverständlich muß der heimische Vieh stand vor Seuchen nach Kräften geschützt werden, aber die Ueberz-ugung ist weit verbreitet, daß sehr wvhl eine Einfuhr möglich ist, vbne irgendwelche Gefahr, und daß eben -die Berufung auf deu Sen chenschutz nichts ist als ein Vorwand. Dabei wird die Tatsache einer ungewöhnlichen Höhe der Fleisch­preise auch von der Regierung und von der agra rischen Mehrheit nicht geleugnet, aber das soll ge­wissermaßen etwas Gottgegebenes sein, das man hinnehmen muß. Man stellt es als Ziel hin, daß die deutsche Landwirtschaft dahin gebracht werden müsse, den heimischen Fleischbedars decken zu kön neu. Gewiß ein erstrebenswertes Ziel: aber leider sind wir von ihm noch weit entfernt, und es ist für diejenigen, die unter der Fleischteuernng zu leiden haben und dazu gehört auch ein großer Teil der Landbevölkerung ein schwacher Trost, wenn man sie auf diese Zeit verweist. Man sollte nun weinen, man müßte mit allen Mitteln danach streben, die Viehprvduktion zu heben, allein da von ist nicht viel zu merken. Will doch die Re­gierung auch nichts von der zeitweiligen Aufhe­bung der Zölle auf Futtermittel wissen, was doch zweifellos ein Mittel zur Förderung der Viehpro- dnktion wäre. Kurzum: es bleibt also dabei, daß die Reichsregierung nichts tun wird. Die Massen müssen eben sehen, wie sic fertig werden. Es klingt wie Hohn, wenn der neue preuß. Landwirtschafts­

minister Frhr. v. Schorlemer bei der Erörterung die Frage aufwarf, ob das Fleijchesscn überhaupt iu dem jetzigen Maße notwendig sei. Es gibt ja. Leute, die zu viel Fleisch essen: aber die meisten überesseu sich wirklich daran nicht, weil sie es sich eben nicht leisten können. Uebrigens mag in die­sem Zusammenhänge noch erwähnt werden, daß in Württemberg der Bund der Landwirte in jeinen Versammlungen Resolutionen fassen läßt, die sich gegen die Regierung, insonderheit den Minister des Innern wenden wegen der Zulassung französischen Schlachtviehs. Ein nennenswerter Einfluß ans die Preise wird übrigens dadurch nicht geübt, denn dazu ist die Menge nicht groß genug. Immerhin mag insofern eine gewisse Wirkung eintreten, als ein weiteres Steigen der Preise vorläufig verhindert wird. Wie lange übrigens der französische Markt für die Einfuhr narb Deutschland ergiebig sein wird, muß dahingestellt bleiben. Es erhebt sich drüben eine starke Bewegung, die Maßregeln gegen die Vieh­ausfuhr, eventuell einen Ausfuhrzoll, verlangt, weil die Fleischpreise in Frankreich durch die Viehaus- f:chr gesteigert werden würden.

Tie Schisfahrtsabgaben

Am Montag dieser Wvche hat der Reichstag die erste Lesung der Vorlage über die ^chiffahrtsabga- ben begonnen. Ueber diese Angelegenheit ist seit Jahren heftig gestritten worden, und es hat sehr ernsthafte Schwierigkeiten gegeben, da etliche Bundesstaaten, Baden, Hessen und Sach­sen, mit Rücksicht auf ihre besonderen Landes­interessen sich der Preisgabe des Prinzips der Ab- gabenfreiheit aus den schiffbaren Strömen mit Ent­schiedenheit widersetzten. Schließlich ist es aber doch gelungen, diese Staaten zur Zustimmung zu bewe­gen, und ist der Bundesrat zuletzt einstimmig auf den Boden der preußischen Borlage getreten. Das ist wesentlich durch starke Konzessionen von preu­ßischer Seite erlangt worden, namentlich auf dem Gebiete der Verbesserung der Schiffahrtswege und durch Einrichtungen, die den Schiffahrtsabgaben, ihren an und für sich bedenklichen Charakter mehr oder weniger nehmen. Auch Württemberg hat sich aus diesem Grunde damit einverstanden erklärt, na mentlich aber deshalb, weil es ans diese Weise die Neckarkanalisation bis Heilbrvnn erhalten soll. Im Reichstage hat die Vorlage eine sichere Mehrheit, schon ihrer Enistehnng wegen. Höchstens werden noch verschiedentlich Aeuderungen und Verbesserun gen versucht werden, aver die Annahme steht, wie gesagt, fest. Unter diesen Umständen war die Er­örterung äußerst nüchtern, und auch der Reichskanz­ler und der preuß. Minister der öffentlichen Ar beiten stürzten sich nicht in rednerische Unkosten. Nur daß ein wenig die nationale Note angeschla gen und das Einvernehmen zwischen den verbünde­ten Regierungen gepriesen wurde. Ein schweres Stück Arbeit kommt allerdings noch, und daran soll erst gegangen werden, wenn das Gesetz im Reichstage verabschiedet ist. Es handelt sich näm lieh darum, die Zustimmung Hollands (für den Rhein und Oesterreichs Für die Elbe) zu erlangen, die sich bisher gänzlich abgeneigt gezeigt haben, die Äbgabenfreiheit, die durch internationale Ver­träge verbürgt ist, preiszugeben. Herr v. Bethmann Hvllweg hat allerdings in dieser Beziehung gute Znversickt.

Neuwahlen in England.

In England ist am Montag das Unterhaus in aller Form aufgelöst worden. Die Neuwahlen wei­den unverzüglich angevrdnel, sodaß das neue Parla ment noch vor Weihnachten gewählt sein wird. Der Wahlkamps ist schon in vollem Gange, und er ist äußerst heftig, wie es der Bedeutung dieser Wahlert entspricht, die die Entscheidung in der großen Ver-- fassungskrisis bringen werden.

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