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1877.

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Nr. 11.

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UnpaxLsiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Möessmtsbezirken Nagold, jreudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

Ke. 883.

Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Laut), Altensteig.

Für den Monat Dezember

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Zur Einfuhr von frauzSfifchem Schlachtvieh «ach Stuttgart.

jj Stuttgart, !. Dez. Der Beschluß der letz­ten Ausschußsitzung des Bundes der Landwirte, die Protesterklärung der Oehringer Landwirte gegen die vom Ministerium des Innern verfügte Zulassung von wöchentlich 3<b> französischen Rindern und Schweinen in den Stuttgarter Schlachthof in allen Versammlungen zu behandeln, veranlaßt den Staatsanzeiger, die Gründe für die getroffene Ver­fügung näher darzulegen. Zunächst wird darauf hingemiesen, daß in Württemberg die Menge des erzeugten Schlachtviehs weit größer ist als der Ver­brauch an Fleisch. Der Schlachtviehmarkt in Stutt­gart sei längere Zelt ans mchtwürttembergischen Bezugsgebieten versorgt worden, namentlich von den Schlachtviehmärkten in München und Nürnberg. So­dann wird ans die Fleischtcuerung u. Sperrung zahl­reicher Gebiete n. Märkte, namentl. derjenigen in München u. Nürnberg Bezug genommen. Daraus habe sich für den Stuttgarter Markt die Gefahr einer wirklichen Viehknappheit und einer weiteren Steige­rung der Fleischpreise ergeben. Das Vorgehen der Regierungen von Baden und Elsaß-Lothringen sei ein Ausweg ans der mißlichen Lage gewesen und die Erschließung des Znsuhrgebiets ans Frankreich nur an die Stelle der weggefallenen mittelbaren! Zufuhr aus Oesterreich Ungarn getreten. Nicht ein Akt der Unfreundlichkeit gegen die württ. Landwirt­schaft war also das Vorgehen des Ministeriums des Innern, sondern ein Akt der Fürsorge für die Aufrechterhaltung einer genügenden Fleischversor­gung der Einwohnerschaft der Stadt Stuttgart, die ungefähr den nennten Teil der Bevölkerung des Landes ausmacht. Wenn hiedurch zugleich daraus hingewirkt wurde, die hohen Fleischpreise zum Wei­chen zu bringen oder mindestens einem weiteren Steigen derselben vorznbengen, so kann mich hier

Frsitag, dss S. DrzrrnSsr.

ans angesichts des außerordentlich hohen Standes, den die Fleischpreise erreicht hatten, und der miß­lichen Folgen dieser Teuerung für das konsumie­rende Publikum nicht aus ein Uebelwollen gegen die Landwirtschaft geschlossen werden. Die Land­wirke selbst versichern ja immer wieder mit Recht, daß die Landwirtschaft kein Interesse an außer­ordentlich hohen Preisen, sondern vielmehr an ste­tigen, guten Preisen habe. Was insbesondere die Er­streckung der Erlaubnis ans die Einfuhr von Schwei­nen betrifft, von der übrigens ein Gebrauch bis jetzt nicht gernacht worden ist, jo war dabei das Bestreben mitbestimmend, einen Ausgleich zwischen Tier- und Fleischpreistn herbeizuführen. Denn ob­wohl eine eigentliche Knappheit von Schlachtschwei rren schon zur Zeit der Erteilung der Einfuhrerlaub­nis nicht mehr vorhanden war, so hielten sich doch auch die Schweinefleischpreise auf einer ungewöhn­lichen Höhe. Hätte aber Württemberg im Gegen, satz zu Baden und Elsaß-Lothringen sowie von Bechern die Einfuhr von Schweinen nicht gestattet, so lag die Gefahr nahe, daß hieraus ein Grund für ein? dauernde, den Tierpreisen nicht entspre cbende Hochhaltnng der Schweinesleischpreise abge leitet worden wäre. Weiter wird betont, daß ve- terinärpolizeikiche Bedenken gegen die Einfuhr ans" Frankreich nicht wehr bestehen und daß die wirt­schaftlichen Interessen der deutschen Viehhalter da­durch geschützt werden, daß mit der Einfuhr eines Rindviehstücks ans Frankreich npch Stuttgart durch schniitlich außer dem Kaufpreis noch ein Kosten answand von Mar? verbunden ist. Es seien deshalb auch die Großviebpreiie in Württemberg infolge der französischen Einfuhr bis jetzt nicht zu- rückaegangen. Der Artikel schließt: Im Unterschied von den übrigen süddeutschen Staaten, die alle die Einfuhr in eine Mebrzakl von Schlachthöfen und in erheblich größeren Mengen gestattet haben, bat Württemberg nur ein mäßiges Kontingent und zwar nur für der? Stuttgarter Schlachthof zugelassen. Wenn trotz alledem die beschränkte Zulassung fran zösischen Schlachtviehs von den Führern des Bundes der Landwirte zue Inszenierung eines Entrüstnngs - stnrms gegen den Minister des Innern benützt wer­den will, so können nach dem Ausgeführten in der Sacbe selbst gelegene Gründe hiefür wohl kaum bestimmend sein.

Amtsblatt f»r HfalMasesWeiler.

LSW.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 1. Dezbr.

Die erste Beratung des Kurpsuschergesetzes wird fortgesetzt. Abg. Dr. M ay r-Kausbeuren -Zrr.-: Wir sind bereit, mitzuarbeiten an der Einschränkung der unzweifelhaft bestehenden Mißstände. Aller­dings haben wir Bedenken. Wir verdanken gerade Laien bedeutsame Fortschritte auf medizinischem Ge­biet. Wirkliche Heilkünstler sollten in ihrer Tätig­keit nicht allzusehr gehemmt werden. (Beifall im Zentrum. Stückten iSoz-: Die Mißstände im Heilgewerbe sind nicht derart, daß die Gesetzgebung einschreiten müßte. Unlautere Reklame läßt sich auch sonst bekämpfen. Jeder muß sich nach der Methode behandeln lassen können, zu der er Vertrauen hat. Andererseits wünschen wir Bekämpfung des Ge­heimmittelschwindels. Ttruve Zortschr. Vptz: Vor Gericht wird der Arzt durchaus nicht bevorzugt. Auch der Arzt heilt mit Hilfe der Natur. Man ver­langt für alle möglichen Berufe einen großen oder kleinen Befähigungsnachweis, für das Heilgewerbe aber nicht. Es darf nicht sein, daß gefährliche Krank­heiten im freien Heilgewerbe behandelt werden. Es wäre Einschränkung der persönlichen Freiheit, wenn man sich nicht von einer Person behandeln lassen kann, zu der man Vertrauen hat. Die Naturheitver eine wirken unbeschreibbar Gutes durch Aufklärung über gesunde Lebensweise. Nach weiteren Ausfüh­rungen des Abg. Arning (natl.s wird hie Vor­lage an eine 28gliedrige Kommission überwiesen.

Es folgen die Interpellationen des Zentrums und der Nationalliberalen über die Bekämpfung der Rebschädliuge. Die Abg. Jäger (Ztr. > und Blan­ken Horn (natl. : begründen, die Interpellationen. Staatssekretär Delbrück: Den Notstand der Win­zer erkennen wir mit ernster Sorge an. Die Pflicht, einzuspringen, liegt aber zunächst den Ein-- zesstaalen ob. Das Reicb kann nur Helsen durch Unterstützung wissenschaftlicher Bestrebungen, zoll- politischer Maßnahmen und Schaffung gemeinsamer Grundlagen in der Bekämpfung. Die Frage der Reb- »chädlinge wird jetzt ans Antrag Bayerns im Nun desrat verhandelt. Wir werden sie sorgfältig und umgehend Prüfen. Es sprechen noch Bayer. Bnn desrakslwvollmächtigter v. Stroßenrenther. Nau­mann fortscbr. Vp. - und Dahlem (Ztr. . Morgen 1 Uhr WeUerberatnng. Schluß nach ll Uhr.

Der Franzose.

Erzählung aus der neuesten Zeit von M. Reinhold.

«Fortsetzung.) Nachdruck verboten.

Der Stiefvater nahm beide Hände der Stief­tochter in die seinen:Margot, hast Du volles Vertrauen zu mir, so, als wenn ich Dein leiblicher Vater wäre?"Ja, Papa!" -Dann wirst Du mir glauben, wenn ich Dir sage, daß es für Deinen Seelenfrieden besser ist, Dn liest den Brief nicht. Er gereicht Deiner Mutter zur Ehre; sie hat eingesehen, daß sie schwer geirrt, sie gibt heute zu Deiner Wiedervereinigung mit Klaus ihre rückhalt­lose Einwilligung, aber sie hat von den Erinnerun­gen aus ihrer Vergangenheit noch zu viele zu über winden, als daß sie froh sein könnte heute mit den -Frohen. Achten wir also ihren Willen, mit dein sie freiwillig sich ein einsames, aber sie wieder kräftigendes und aufrichtendes Leben ersehnte."

Will denn Mama länger forlbleiben, wo ist sie, wann will sie wiederkommen? "rief Margot ver wundert. Aber gerade das waren die Fragen, de­ren Beantwortung Eleonore's letzte Zeiten nnmög lieh machten. Der Stiefvater sagte es ihr:Lassen wir Deiner Mutter die Freiheit, nach ihrem eigenen Ermessen zu entscheiden, wie sie es wünscht, und frage nicht mehr, mein Kind."

Margot brach in Tränen aus; aber allmahlig übte die frische Kraft der Jugend doch ihr Recht aus, und sie dachte an Klaus. Die Mutter Hatto ihren Widerstand gegen ihre Vereinigung aufgege­ben, sie dürften glücklich sein.

Christoph Bertram lächelte; er sah, wie Mar got's Augen wieder glänzten, er konnte unschwer sich denken, was in ihrem Innern vorging.Da nun kein Hemmnis mehr vorliegt, wollen wir, meine ich, schleunigst alles tun, damit Du Deinen rechten Namen wieder vor aller Welt tragen kannst. Ich denke auch, das wird Klans am schnellsten wieder gesunden lassen."

Sie umarmte ihn, jetzt mar wieder doller, Hel­ler Sonnenschein.

Es pochte. Ein Diener meldete, wenn es sonst den gnädigen Herrn nicht störe, ließssn die Beam­ten unten um eine kurze Rücksprache bitten. Der Hausherr eilte sofort die Treppe herab und stellte sich der Gerichtskommission zur Verfügung. Die Herren waren inzwischen zu einem bestimmten Ent schlich gelangt. Ihrer Ueberzeugnng nach, und die mußte gelten, weil kein Augenzeuge des Vorgangs mehr lebte, hatte der rote Adolf den Schreibtisch im Arbeitszimmer berauben wollen, der Baron von Landen war darüber zugekommen, und rm Handge menge war der Einbrecher getötet. Um der Behörde schleunigst Mitteilung von dem Vorfall zu machen, war auch der Baron Landen so eilfertig wie mög­lich nach der Stadt gefahren: daß er der gnädigen Frau vorher keine Kunde gegeben, war erklärlich, er wollte eben jede Erregung verhüten, die nun doch nichts mehr nützen konnte. Daß der rote Adolf vor seinem Tode selbst den Baron beschuldigt hatte, sah ihm ähnlich, das war aus Rachsucht geschehen.

So war denn die Untersuchung beendet: Chri­stoph Bertram wollte die Kosten der Bestattung der beiden Toten tragen, die so kurz nach einander

ans der Welt geschieden waren, und damit war auch dieser Punkt erledigt. Die Beamten nahmen eine freundlicbe Einladung zum Frühstück bereitwillig an, da sich die Spannung gelöst hatte. Da Frau Eleonore nicht erschien, nahmen sie ohne weiteres an, sie sei noch etwas erregt, und als der Haus Herr milteilte, seine Gattin sei verreist, fanden sie aucb das erklärlich.

Eine Stunde nach der Rückkehr der behördlichen Gäste aus der Stadt begaben sich Margot und ihr Stiefvater im offenen Wagen nach Klein Friedingen. Die junge Frau eilte zuerst ans dem Wagen nach dem Krankenzimmer und zwar so schnell, daß ihr Bertram kaum zu folgen vermochte. Mit strahlenden Augen rannte sie an Frau Rose vorbei, gab Liese in ihrer Freude einen Klaps und stürmte in die Stube, in der Klaus sehnsüchtig ihre Heimkehr er­wartete. Sie umschlang ihn mit zärtlicher Vor sicht, um ihm seiner Wunde wegen keinen Schmerz zu bereiten, und dann flüsterte sie ihm immer wie der ins Ohr:Du mein lieber Klaus Du mein lieber Mann."

Als er endlich alles wußte, ging es wie Heller Sonnenschein über sein hageres Gesicht. Er lebte doch noch, der alte Gott, der alles zum Besten führte, an den er in all' den trüben Jahren, die er unten in Afrika verweilt, kaum mehr gedacht hatte. Nun war alles gut, alles! , -

Fortsetzung folgt.

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