Stellungnahme vor. Abg. Dr. Müller Meinin - gen ^Fortfchr. Bpt. : Dem Grundgedanken des Ge fetzes' stehen mir sympathisch gegenüber, ob aber die Einschränkung heute opportun wäre, erscheint fraglich. Wir werden mit größter Borsicht an das Gesetz herantreten, aber bereitwillig Mitarbeiten. Ministerialdirektor v. Jongnieres: Die Auffas­sung, als ob es sich um ein Gesetz zum Schutz der Aerztc handle, ist grundfalsch. Es handelt sich um ein Gesetz zum Schutz der Bvlksgesundheii. Die Vorlage wendet sich nicht gegen den Standpunkt der Naturheilkunde und der Dentisten. Die che mische Industrie braucht vor dem Gesetz nicht bange zu sein. Ueber einzelne Einwände werden wir in der Kommission gerne eine Verständigung suchen. Dr. Arning natl.>: Die Kurpfuscher sind oft völ­lig ungebildet. Der Entwurf muß in mancher Be ziehung noG verschärft werden. Der Redner spricht sich für Kommissionsberaiung ans, ebenso die Abg. Höffel Rp. und Lattmann (w. VggO Morgen > Ühr Weiterberatnng und Interpellation betr. Reh scbädlinge. Schluß lleinviertel Uhr.

Landesnachrichren.

h Nagold, 30. Nov. Die ausgeworfenen Un­terstützungen für die bei der Hirschkatastrophe Verunglückten sind, wie jetzt verlautet, auf der Grundlage einer oersicherungspflichtigen Wahrschein lichkeitsberechnung jo bemessen worden, daß der zur Verfügung stehende Unterstützungsfonds (im Betrag von >07 259 Mark nach der letzten Rechnung' samt einer Verzinsung von dreieinhalb Prozent seinerzeit aufgebrancht sein wird. Darans erhellt, daß die Hinterbliebenen und Verletzten bisher nicht blos die Zinsen und Renten, sondern auch den Unterstütznngs- fonds nach der angedeuteten versicherungstechnischen Wahrscheinlichkeitsberechnung jetzt schon erhalten und dieser bei dem Ableben der Genußberechtig- ten aufgebraucht sein wird. Das Nagolder Bezirks­krankenhaus braucht die Zuwendung dieser Unter­stützungsgelder nicht.

H Sulz, 30. Nov. Das neue Bezirks kran­ken Haus ist jetzt vollendet und feierlich eingeweiht worden.

0 Herrenüerg, litt. Nov. Am gestrigen Mark: tag kamen einem Mann von Holzgerlingen auf dein Hasenplatz das Portemonnaie mit etwa 400 Mark und einem andern auf dem hiesigen Bahnhof ein solches mit ebenfalls etwa 400 Mark abhanden. Ob die Betreffenden das Geld verloren haben oder ob es ihnen von Taschendieben entwendet wurde, können sie nicht mit Sicherheit angeben. Vermutlich ist letzteres der Fall, da in letzter Zeit auf Märkten viel gestohlen wurde.

3 Gönningen, OA. Tübingen, 00. Nov. Das gegen den Hauptlehrer Koch eingeleitete Diszipli­narverfahren hat nichts Belastendes gegen ihn ergeben, insbesondere ist die Untersuchung be­treffend sittliche Verfehlungen zu seinen Gunsten ausgefallen.

ß Urach, 30. Nov. Die Firma Haas, Wurstfab­rik, wollte durch einige ihrer Gehilfen einen in ihrem in der Langestraße gelegenen Stall untergebrach­ten zum Schlachten bestimmten Farren transportie­ren. Der Farren überwältigte jedoch dis Führer und rannte in das gegenüberliegende große schaufen ster des Flaschnermeisters Greis, das er samt den

Du glücklich werden. Dafür laß nur mich sorgen." Dankbar küßte sie, bevor er es verhindern konnte, seine Hand. Er hielt ihre Rechte fest, und fso er­reichten sie Mariengrund.

Der Hausmeister trat dem Hausherrn und Mar­got diensteifrig entgegen, er meldete, daß die Her­ren aus der Stadt auch schon wieder zur Fortset­zung der Untersuchung eingetroffen seien.Willst Du die .Herren auffuchen, Papa ?" schlug Margot vor.Ich werde dann zu Mama gehen."

To wissen gnädiges Fräulein noch nicht, daß die gnädige Frau heute früh abgereist ist?" fragte der Mann überrascht. Die beiden Ankommenden sahen sich erstaunt an. Was bedeutete das?Oben im Schlafzimmer der gnädigen Frau liegt ein Brief für den gnädigen Herrn. Wenn ich den vielleicht holen soll?"

Schon gut, wir gehen selbst hinauf." Chri­stoph Bertram mußte sich schwer auf das Treppen­geländer stützen, jo sehr hatte ihn Eleonore's jähe Abreise betroffen. Hakte sie etwa den-Knoten ent­schlossen zerschneiden, ihm mit der Trennung zu­vorkommen wollen? Und ähnlich dachte Margot: jjie beeilten beide ihre Schritte nach Möglichkeit, aber es dauerte ihnen doch eine kleine Ewigkeit, bevor sie das Zimmer erreicht hatten. Sofort öffnete der verlassene Gatte den Brief und überlas ihn zweimal, dreimal, während Margot ihn ängstlich betrachtete. Und als er endlich das Schreiben wieder Klsammenfaltete, wagte sie nicht dis Bitte an ihn, sie die letzten^ Zeilen der Mutter lesen zu lassen.

Fortsetzung folgt.

darin befindlichen Lampen und sonstigen Waren vollständig zertrümmerte. Zum Glück ist keiner der Führer zu Schaden gekommen.

jj Feuerbach, 30. Nov. In vergangener Nacht wurde ein Wächter der Nachtwach- und Schließge­sellschaft Stuttgart bei seinem Dienstgang in einem Fabrikhof von einem Individuum überfallen und mit einem Stiletmesser verwundet. Später versuch­ten zwei Personen einen Einbruch in dem gleichen Etablissement zu verüben, wurden aber von vor­beikommenden Personen daran gehindert.

ss Stuttgart, 30. Nov. Die Fleischerinnung, hat die vom I. Dezember ab geltenden Ladensleisch- preise bekannt gegeben, die einen allerdings mini malen Abschlag answeisen.

jj Stuttgart, 30. Nov. Ein frecher Ein brnch wurde heute gegen mittag in der Ecke Sit- berbnrg und Kornbergstraße gelegenen Wohnung des vor einigen Tagen verstorbenen Kanzleirats bei der K. Generaldirektion der Staatseisenbahnen Ludwig Büttner verübt. Kaum war die Leiche heute vormittag zwecks lGberführnng in die Heimat Kup ferzell aus der Wohnung getragen, als ein gntge- kleideler Mann in diese eindrang, um sich an dem Eigenturn der Hinterbliebenen zu vergreifen. Der auf den Vorgang aufmerksam gemachte Besitzer der im Hans befindlichen Bäckerei Schönwalter über­raschte den frechen Eindringling und hinderte ihn am Fortkommen. Herbeigernfene Fahnder verhafte­ten den Man» und führten ihn zur Polizeiwache.

ss Stuttgart, 30. Nov. In den letzten Tagen wurde bei einer hiesigen Bank von einem Unbe­kannten ein gefäl schtes Zweimarkstück aus­gegeben. Das Falschstück ist aus Messing geprägt und versilbert. Es trägt das Münzzeichen C, das Bildnis Wilhelms I. und die Jahreszahl 1876.

ß Heilbronn, 30. Nov. Als heute früh Kaplan Gauß nicht zur Messe kam und man bis 0 Uhr vergeblich auf ihn gewartet hatte, öffnete die Po­lizei gewaltsam die Türe. Aus dem Studierzimmer des Kaplans drang den Eintretenden ein Kohlen- gasgernch entgegen und in dem Schlafzimmer, in dem der Ofen nicht'brannte, wurde der Kaplan halb bewußtlos anfgefunden. Auch die Haushälterin des Kaplans fand man in ihrem Schlafzimmer, durch das die Röhren des im Studierzimmer stehenden Ofens gehen, nahezu bewußtlos auf. Aerztliebe Hilfe war bald zur Stelle.

>j Heilbronn, 3«>. Nov. Der gestrige Heil, bronner Vieh mar kt stand unter keinem glück­lichen Stern. Im Farrensiatl und in drei weiteren Gehöften in Ottmarsheim herrscht die Manl- und Klauenseuche und so mußte, weil es zu einer Be­kanntmachung nicht mehr reichte, am Bahnhof und an den Zugängen der Stadt alles Vieh, das aus insgesamt 3? Orten im Umkreis von zwölf .Kilo­meter von Ottmarsheim kam, oder auch nur mit solchem Vieh in Berührung gekommen war, znrnck- gewiesen werden. Dadurch wurde natürlich eine sehr große Zahl von Marktbesuchern sehr empfindlich benachteiligt, sowohl die, denen auf dein Markte das Material fehlte, als die, die überhaupt nicht hinein­durften. Auch der am l. Dezember in Bietigheim fällige Viehmarkt ist verboten worden. Desgleichen durften die heute in Beckstein und Bönnigheim fäl­ligen Viehmärkte nicht abgehalten werden.

ß Brackenhenn, 30. Nov. Die vor acht Tagen vom Gemeinderat wieder eingeführte Polizeistunde hat namentlich bei den Wirten, die früher am tan testen nach ihr verlangt hakten, jetzt bereits star­ke.)! Widerstand gefunden. Sie zvgen ihre seinerzeit geäußerten Wünsche zurück, worauf der Gemeinde­rat mit 0 gegen 3 Stimmen beschloß, die Polizei­stunde wieder aufzuheben.

3 Ulm, 30. Nov. Auf Einladung der Offi­ziere des Ulanenregiments 10 beteiligte sich Graf Zeppelin gestern an der vvn den Offizieren im Donautal abgehaltenen Jagd.

Ter Fall Vogt.

s! Stuttgart, 30. Nov. In der Deutschen Reichs­post gibt heute der Abg. Vogt folgende, ans Berlin 28. November datierte Erklärung ab: Bezüglich der beiden Briefe, die zwischen der ersten und zweiten Wahl zum Württ. Landtage im Dezember 1906 von mir an einen sozialdemokratischen und demo­kratischen Abgeordneten geschrieben worden sind, habe ich folgendes zu bemerken: Schon bei Aufstel­lung der Kandidaturen wurde mir von einem Partei­führer des Zentrums dringend nahe gelegt, nicht mehr in Neckarfulm zu kandidieren, andernfalls werde ich aufs nachdrücklichste bekämpft, was tatsäch­lich nachher auch geschehen ist, obwohl ich mir in Ojähriger Mandalsdaner alle Mühe, und nicht ohne Erfolg gegeben habe, die Interessen des Bezirks Neckarsulm und seiner Einwohner ohne jede Rück­sicht auf die Konfession gleichmäßig zu vertreten. Zwischen erster und zweiter Wahl wurde mir nun von verschiedenen Seiten, sowohl aus den Reihen meiner eigenen Wähler, als solcher der demokrati­schen Partei nahe gelegt, doch eine Annäherrmg der beiden Parteien anznüahnen und auch Füh­

lung mit der Sozialdemokratie zu nehmen. Ich tat das ganz von mir aus, ohne Verbindung mit der Parteileitung, wie ich überhaupt im Wahlkampf w gilt wie ganz ans mich allein angewiesen war. Der sozialdemokratische Abgeordnete Hildenbrand sprach sich mir gegenüber im Sinne einer Unterstützung meiner Kandidatur aus. Dies führte zu dem er­wähnten Telegramm an mich und meinem Briefe. Die weiteren Verhandlungen waren telephonisch kurz, und da von beiden Seiten wenig Wert mehr auf dieselben gelegt wurde, auch beide Parteileitun­gen eine ablehnende Stellung einnahmen, resultat- los. Ich wiederhole, daß sowohl diese Verhand­lungen, wie die Absendung des Briefes an den frühe­ren demokratischen Abgeordneten Schmidt lediglich auf Wunsch einer größeren Zahl von Wählern ge­macht wurden, die in diesem Vorgehen nur eine Nachahmung dessen sahen, was im Wahlkampfe auch zwischen anderen Parteien sogar von Parteileitung zu Parteileitung oftrnals geschieht, ohne daß viel Aufhebens davon gemacht wird, nur weil sich ein oder mehrere Zwischenhändler hiezu gefunden ha­ben. Der Grund zur Mißachtung des Briefgeheim­nisses mir gegenüber liegt bei beiden Parteien in diesem Falte wvhl darin, daß ich in den letzten Jahren zur Erkenntnis gekommen bin, eine ge­sunde Entwicklung unseres Volkes werde mehr und mehr durch das Festhatten an konservativen An­schauungen bedingt, deshalb habe ich nicht nur in wirtschaftlichen und politischen Fragen, sondern auch in Schulsachen und religiösen Fragen immer auf Seiten der Konservativen gestanden, auch wenn sie mit dem Zentrum zusammengingen. Ebenso mag auch meine Haltung bei der Reichsfinanzrefvrm den liberalen Parteien unangenehm gewesen sein, ob­wohl ich gerade durch diese Verhandlungen in mei­ner politischen Denk- und Anschauungsweise nur be­stärkt worden bin. Gerade von meinem jetzigen po­litischen Standpunkte und nach den gemachten Er­fahrungen bedaure ich aufs lebhafteste, mich über­haupt auf solche Verhandlungen eingelassen zu haben.

Aus dein Leiche.

Pforzheim, 30. Nov. Bon den Städten Frei- bnrg, Karlsruhe und Heidelberg sind im Hinblick auf die Aussperrung in der Edelmekallindnstrie S ch u tz m a n n s und G e n d a r m e. r i e a n f g e - hole nach Pforzheim zur Verstärkung der Polizei- mccnnschaften abkommnndie r t worden.

? Berlin, 30. Nov. Heute nachmittag unter­nahm der Aviatiker Grntisch mit seinem Schüler Simon auf dein Flugplatz Johannistal Aufstiege. Plötzlich neigte sich der Aeroplan nach vorn und stieß gegen einen Mast der elektrischen Beleuchtungsan­lage. Der Apparat wurde vollständig zertrümmert. Beide Aviatiker sind, der Natonalzeitnng zufolge, leicht an den Füßen verletzt.

NusianMiches.

0 Brüssel, 30. Nov. Ein abends ausgegebe- ner Krankheitsbericht besagt, die Königin habe einen guten Tag verbracht: das Fieber nehme re­gelmäßig ab.

ss Paris, 30. Nov. Hauptmann Meynier, der des Mordes an der Baronin d'Ainbriconrt beschul­digt wird, ist henke nachmittag hier verhaftet wor­den. Die Verhaftung erfolgte im Marineminists- rium, als er dort einen an einen Offizier adressier-,, ten Brief abgeben wollte.

H Paris, 30. Nov. Zur Verhaftung des Ka­pitäns Meynier wird weiter gemeldet. Meynier er- chien in Zivilkleidung und mit geschorenem Haar und Bart, svdaß er unkenntlich war, im Marine­ministerium und bat, ohne seinen Namen zu nen­nen, einen Bediensteten, dem Ingenieur Lapebie, den er kenne, einen Brief zu übergeben. Lapebie war abwesend, kam jedoch bald zurück, nahm Kennt­nis von dem Brief, ließ die Türen des Minister rin ms schließen und den Besucher festnehmen. Die- er verlangte sofort, vor den Chef des Sicherheits­dienstes geführt zu werden und gestand, Kapitän Meynier zu sein. Er trug drei Fläschchen mit Gift bei sich.

js Paris, 30. Nov. An der Küste der Bre­tagne herrschen heftige Stürme. Das Hoch­wasser der Loire hat die Drehscheibe des Bahnhofs Angers fortgerifsen.

ss London, 30. Nov. Die Abendblätter brin­gen heute ein Newyorker Telegramm, nach dem Cook in einem Artikel in Hamptons Magazine erklärt, er müsse nach reiflicher Ueberle- gnng bekennen, daß er nicht wisse, ob er den Nordpol erreicht habe oder nicht. Er glaube, daß sein Geisteszustand durch die Strapa­zen bei der Polarfahrt gelitten habe.

VrrsrNworilicher Rckaktwr: L.Lauk, AttensteG

MM Kr die KmnitG-Ailimn

bitten wir so frühzeitig als möglich anfzugeden.