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xir LügeSaurgabe zstei vierteljährlich „Kezkk Nagold und Azchbarortsverkehr Ml. 1.ÄK
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llnparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw «. Neuenbürg.
»«« Verlag u. Druck der W. Rieker'schen j
Mr. «» Buchdruckerei (L. Lank), Altensteig. ^
Amtliches.
Infolge der am Seminar N agold abgehalte nen ersten D i e n st p r ü f nn g sind nachstehende Lehramtskandidaten zur Versetzung unständiger Lehrstellen an Volksschulen für befähigt ertlärt >vor den.' Beck, Georg, ans Rodt, OA. Frendcnstadt, Buhler, Johannes, ans Rohrdorf, OA. Nagold, Dingler, Richard, aus Gechingen, OA. Lalw, Dürr, Friedrich, aus Mindersbach, OA. Nagold, Finkbein er, Ernst, aus BaierSbronn, OA. Freu denstadt, Holzäpfel, Gottlob, ans Mindersbach, OA. Nagold, Kläger, Hermann, aus Nagold, Memminger, Eugen, aus Wildberg, OA. Nagold, Möß, Paul, aus Schömberg, OA. Neuenbürg, Schwarz, Johannes, ans Tnmlingen, OA. Freu- denstadt, Süßer, Otto, ans Althengstett, OA. Calw, Behl, Johannes, ans Deckenpfronn. OA. Calw. '
Deutscher Reichstag.
Berlin, 29. November.
Eingegangen ist eine Vorlage betr. die Präsenzstärke des deutschen Heeres. Die erste Beratung über das Schisfahrtsabgabengesetz wird fortgesetzt Abg. Dr. Zehnter (Ztr..: Grundsätzliche Beden ken' gegen die Schifsahrtsabgaben haben !vir nicht: doch muß eine gründliche Korrektion des Oberrheins erfolgen. Baden und Elsaß-Lothringen sind in den S/romausjchüssen nicht genügend berücksichtigt morden. Abg. Dr. Wagner-Sachsen (Kons.): Die sächsischen Mitglieder der rechtsstehenden Parteien ha ben mich beauftragt, zu erklären, daß sie gegen die Vorlage stimmen werden. Die Abgaben ans den Elbschiffverkehr würden durchaus -nicht so klein sein, wie der Minister meinte. So würde ein Elbkahn von Sachsen bis Hamburg ZOO Mart zu bezahlen haben. Abg. Korfanty (Pole): Im Interesse der oberschlesischen Industrie Werden wir gegen die Vorlage stimmen. Abg. Stolle tSoz.': Nur um Ma rine und Heer zu fördern, sollen neue Opfer gebracht werden. Man sollte den Verkehr entwickeln und nicht hemmen. Kein Land ist so interessiert an Abgabefreiheit wie Sachsen und Thüringen, selbst in ihrer Landwirtschaft. Die Industrie würde geradezu konkurrenzunfähig gemacht werden. Die Ab
Mitkwsch, s «- 30» NsvsrrrSes.
gaben würden den aufblühenden österreichischen Handel geradezu ruinieren :Bravo bei den Sozialdemokraten. Junck null. : Ein Teil meiner Freunde hat lebhafte Bedeuten gegen die Vorlage, die in der Kommission zerstreut werden müssen. Die Einmütigkeit, mit der der Buudesrai der Verfassungsänderung zngestimnu hat, rührt uns nicht. Interessant wäre, für uns zu wissen, ob die Staaten, die sich anfangs ablehnend verhielten, überstimmt oder überzeugt worden sind. Eine große nationale Wasserstraßenpvlitit würden wir gern unterstützen. Diese wird aber nicht inauguriert. Es ist geboten, die Vorlage, mii Rücksicht und Sorgfalt zu behandeln. Beifall bei den Nationall. Hanß ermann sortschr. Vp. : Die Vorlage ist nicht spruchreif, aber imwerhiu verbeiseruugsfähig. Gegenüber der Mosel tanaliüeruug hat der preußische Eiienbahnmimster sowohl fiskalische wie preußische Gesichtspunkte ausgeführt. Das paßt nicht zn den nationalen Gesichtspunkten, die gestern der Reichskanzler so scharf betonte. Richtig ist, daß Preußen in seiner Verkehrspolitik oft weits (hauender war, als andere deutsche Staaten., Die Verbesserung der Schisfahrtswege wird schließlich den Warenbezug verbilligen. Während der Rede fällt mit großem Gepolter ein Pulttasten zu Boden.) Jcb glaubte, es sei die sächsische Regierung, die umgesalten ist. (Große Hei terkeii.) lieber die Verhandlungen mit dem Anstand müssen wir genau unterrichtet werden. Die Grundlagen des Gesetzes bringen wichtige Berbes- sernngen: wir werden es wohlwollend und eingehend prüfen. 'Bravo rechts.) Minister 0. B r e i t e n b a ch: Die von Zehnter ausgestellte Bilanz für Baden ist nickt ganz richtig. Jedes Land an: Oberrhein hat Vorteile durch die Kanalisierung. Eine Erhöhung der Frachten ist durch die Schiffahrtsabgaben nicht zu erwarten. Ein wechselnder Wasserstand schadet mehr als alle Abgaben. Das Geseh ist keinesfalls ein Kampf gegen Handel und Industrie. Die Ban lasten sollen von den Interessenten, nickt allein von den Steuerzahlern getragen werden. Die Vorlage beweist, daß wir durchaus auf dem Boden des föderativen Prinzips des Reiches stehen. Unsere Ertragsberechnung ist sehr vorsichtig ausgestellt. Fiskalisch'' Gsiicbtspunkte sind nicht ausschlaggebend gewesen. ''Bravo. G e r st e n b e r g e r (Ztr.) bestreitet, Sonderinteressen zu vertreten. Wir vertreten das ganze Land, indem wir den Anschluß Vvn Würt
Amtsblatt (Lr Psastsrssrswetler.
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temberg und Bayern erstreben. Bravo im Zentrum.) Abg. Hahn Kons. : Es handelt sich hier nicht um eine Steuer, svndern um eine aus Leistung und Gegenleistung beruhende Gebühr. Preußen hak di? einzelnen Staaten im Bundesrat nicht vergewaltigt, sondern diese haben im eigenen Interesse zugestimmt. Lehmann Wiesbaden -Soz.O Für uns bleibt die Vorlage unannehmbar. Wetzel narl. : In Tüddentschland finden sich trotz mancher Bedenken gegen unsere innere Politik Tausende, die fßrt jedes wirtschaftliche Entgegenkommen dankbar sind. Wenn der Bnndesrat sich einstimmig für die Vorlage ausgesprochen hat, so müssen wir uns auch einigen können. Günther 'sortschr. Vp. : Die wirtschaftliche und finanzielle Begründung der Vorlage ist uns ungenügend. In Sachsen hat sich niemals eine prenßeufeindliche Gesinnung in Verkehrssragen gezeigt. Wenn man bei der Kanalisierung der Mosel vorher erst die preußischen Jndustriereviere befragt hat, hätte man auch uns Sachsen befragen können. Wir sehen daher in der Vorlage einen unfreundlichen Akt Preußens. Sachsen hat nur Nachteile von einer solchen Regelung. Darauf verweist das Hans die Vorlage an eine Kommission von 2Z Mitgliedern und vertagt sich aus nrorgen 1 Uhr. Kleine Vorlagen und Rest der heutigen Tagesordnung. Schluß nach 7einoiertel Uhr. _
Landesnachnchlen.
Ark«nfl«kg. 307 November.
* Die Volkszählung. Am t. Dezember findet im Deutschen Reich wre fast in allen europäischen Staaten eine allgemeine Volkszählung statt. Unter die Erhebung fallen alle Personen, die sich in der Nackt vom .30. November zum 1. Dezember auf deutschen! Gebiete aufhalten. Die diesjährige Volkszählung steht unter dem Zeichen der Sparpolitik: sie ist eine sogenannte kleine Volkszählung, seit Gründung des Deutschen Reiches ist bei keiner Volkszählung jo wenig erhoben worden wie diesmal. Der Bundesrat hat fick in seiner Verordnung vom 24. Februar ds. Jrs. darauf beschränkt, lediglich Angaben über Geschlecht, Atter, Familienstand, Berns, Religionsbekenntnis und Staats und Mili- tärzugehörigkeit zn verlangen. Die Einzeich- nimg in der Rubrik Religionsbekenntnis bezieht sich
Tein wahres Glück, o Menschenkind, O glaube doch wir mehren,
Daß es erfüllte Wünsche sind,
Es sind erfüllte Püichien.
Der Franzose.
Erzählung aus der neuesten Zeit von M. Reinhold.
(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.
Sie hieß die Dienerschaft sich zur Ruhe begeben und begann darnach, in der nächtlichen Stille allein zu überlegen. Bevor die Herren ans der Siadt gekommen waren, da war sie entschlossen gewesen, mit allem und jedem zn kämpfen. Und jetzt, wo der Tod zweimal dazu beigetragen hatte, das Geheimnis ihres Lebens zn sichern, wo sie erst recht unbekümmert sein durfte, da fühlte sie einen Druck, eine Beängstigung, der sie nicht entweichen zu können verweinte. Es war ihr immer wieder, als müßte sie sich vor sich selbst schämen. Sie war eine Weltdame gewesen, weil sie überzeugt war, in diesen Gebieten liege alles Menschenglück, und .nun war mit einem Male davon die glänzende Hülle genommen, und darunter blieb nichts, was ihr in diesen Stunden Ruhe und Kraft geben tonnte. Sie dachte auch an jenen Mann, der sie vergöttert hatte, und dem sie in der Todesstunde den Rücken ge wendet hatte, weil es ihr wichtiger erschien, an sich selbst und an ihre Geld-Interessen zu denken. Das war die schwerste Schuld, die aus der Bergan
genheit in die Gegenwart hineinragtc, die jetzt erst aus ihr lastete, wo der einzige Mitwisser, der Baron Landen, ebenfalls den ewigen Schlummer schlief.
Vertrauend ans ihre persönliche Macht gegen über ihrem Gatten hatte Eleonore diesen? gestern den Fehdehandschuh hingeworfen, weil sie es nn -erhört fand, daß er sich auf Margoi's Seite gestellt hatte. Und Christoph Bertram hatte diesen Handschuh aufgehoben: was der Baron gesagt von seinem Besuche bei einem Rechtsanwalt, machte ihr das zur Gewißheit. Sollte sie ihm alles sagen? Sie tonnte es nickt, sie fühlte, wie ihr die Zunge erlahmen würde beim ersten Buchstaben. Sollte sie ihn um Verzeihung bitten wegen ihres gestrigen Auftretens? O ja, sie hätte ihren Stolz gebän digl, sich vor ihrem Gatten gedemütigt: aber ob er ihr Verzeihung zuteil werden ließ, ohne daß er vernommen hatte, was ihre Wandlung verursacht? Sie glaubte nickt daran. Und wie würde sie auch in Margvt's Augen dastehen, wenn diese nun alles erfuhr? Eleonore fühlte, daß ihre Willenskraft zn- sammenbrack.
Eine volle Stunde ging dahin und noch eine. Mit offenen, brennenden Angen lag sie da. Dann endlich versank sie in einen kurzen Schlummer. Und da erschien ihr im Traum die kleine Stadt, in der sie die ersten Jahre nach dein sähen Tode ihres ersten (Patten verbracht hatte, bis in ihr die Sehnsucht nach dem Trubel und den geräuschvollen Vergnügungen der großen Welt wieder erwacht war, aus deren Banden sie sich nicht hatte wieder befreien können, in der sie Baron Landen fester und immer fester gehalten hatte. Jene wenigen Jahre waren,
das stellte sich ihr im Traum dar, die ruhigsten, einsamsten, aber doch auch die glücklichsten Jahre ihres Lebens gewesen. Und es erwachte eine heiße Sehnsucht, zu ihnen wieder zurückzngelangen, jetzt, wo sie dem Gatten und der Tochter in ihrem Schuld bewußtsein nickt ins Auge zu sehen wagte.
Als sie aus dein kaum einstündigen Schlafe erwachte, sah sie den Traum als ein Himmelszei chen an. Ja, heraus aus der Welt, zurück in die einstige Stille, die sie wieder gesund machen und die Wandlung, die in ihr vorgegangen war, bestärken mußte, so daß sie tapfer sich gegen alle Einflüsterungen, die sie noch verfolgen mochten, wehren tonnte. Ja, sie war entschlossen, zu gehen, und sie konnte gehen, denn weder Gatte noch Tochter würden sie hier in Mariengrnnd vermissen. Dahin war es getounnen, dahin, und durch ihre Schuld. Wenn sic fern war, blieben ihrem Gatten alle wer ieren Schritte zur Herbeiführung einer Trennung erspart, wenn sie kein Lebenszeichen mehr von lick gab, hatte Margot die vollste Freiheit, sich mit dem Geliebten ihrer Jugend wieder zu vereinigen. Dann mochten sie alle glücklich, wenigstens ruhig sein, denn ans ihrem Kreise war der bisherige Stören fried gewichen.
Der Plan war schnell entworfen, er konnte auch ohne weiteres Säumen zur Ausführung gelangen. Eleonore verdankte der Freigiebigkeit ihres Gemahls ein reiches persönliches Vermögen, das sie in guten. Papieren in ihrem Schreibtisch bewahrte.
Die Zinsen gestatteten ihr in der kleinen, welt- verlassenen, aber ach, so idyllischen Stadt ohne Sorgen, wenn auch nur bescheiden, zn leben: aber