Kollegien an das Stadrschultheißenamt richtete, ob es wahr sei, daß, das hiesige Gymnasium in ein Reformgyinnasium umgewandelt werden solle. Oberbürgermeister Dr. Mülberger erwiderte kurz, es sei in Bälde eine Eingabe an die Bürgerlichen Kollegien in diesem Zinne zu erwarten. In der Tat ist man schon seit einiger Zeit in Erwägungen darüber eingetreten und eine Ilmgestaltung ist angesichts der minimalen Schülerzahl in den oberen Gymnasialtlassen sicher, nur ist man sich über die Art der Umgestaltung noch nicht klau.
v Heilbronn, 15. New. Der 19jährige Kellner Max Dülk wollte auf seinem Zimmer im Hotel zur „Krone" in Schweinsurt dem l 8jährigen Kochvolontär Alfred Bauer aus „Heilbronn den Mechanismus seiner Browningpistole erklären. Infolge un vorsichtigen Hantierens ging die Waffe los und die Kugel drang dem Bauer in den Unterleib. An dem Aufkommen des Schwerverletzten wird gezweifelt, da das Geschoß die Gedärme und sonstige Organe erheblich verletzt hat.
Iaqsthausen, ! 5. Nov. In der vierten Morgenstunde brannte gestern das Haus und die Scheune des Heinrich Schäufler vollständig nieder.
s .Herdenheim, lö. Nov. Der Eingemeindungs- Vertrag Heidenheini-Schnaitheim wurde vom K. Ministerium des Innern genehmigt. Die Stadt zählt nunmehr etwa 20 000 Einwohner.
I Ulm, 15. Nov. Heute vormittag geriet der ledige Eisendreher Wilhelm Bauknecht von Neu- Ulm bei der Reparatur eines Transmissionsrie- mens in der Pflngfabrik von Gebrüder Eberhard der Transmission zu nahe, wobei er von derselben erfaßt und an die Wand geschleudert wurde, sodaß der Tod sofort eintrat.
'! Saulgau, lö. Nov. Da gegenwärtig auch im kath. Bolksschuldienst noch Lehrermangel besteht, so werden an den Sckullehrerjeminaren Gmünd und Taulgau bereits im nächsten Monat je 12 Seminaristen des obersten Kurses zur ersten Dienstprüfuug zugelassen und nach Erstehung derselben sofort sm Schuldienst verwendet. Für die anderen Kandidaten der betreffenden Kurse wird die Prüfung erst im März stattfinden.
^ Schufseuried, OA. Waldsee, l 5. Nov. Ein Handlanger sprang hier in der Wut und unter lautern Geschrei in den Eisweiher, der zur Kronen- Brauerei gehört. Das Element scheint ihn, aber zu kalt gewesen zu sein, denn er kehrte de- und wehmütig wieder um. Ein vorausgegangener Streit soll die Ursache zu dem Vorhaben gegeben haben.
Vom Bodensee, 15. Nov. (Sturm. Montag nackt brach ein Föhnsturm kos, der den See noch bis 10 Uhr vormittags in gewaltige Aufregung versetzte. Von den Tcbiffsleuten, die in solchen Zeiten einen schwierigen Beruf zu erfüllen haben, wurde der Steuermann Fröhlich eines Schweizer Schlepp fchiffes von einem schweren Unglück betroffen. Das Schleppschiff lag auf der Lindauer Hafeneinfahrt bereit, um von dem nach Romanshorn verkehrenden Dampfer in Schlepp genommen zu werden. Dies gelang wegen des Sturmes nicht. Beim Straffziehen des Stahltaues erlitt der Steuermann durch die zurückschnellende Kurbel des Kraus schwere Verletzungen an beiden Unterarmen. Der Dampfer überließ jetzt den Schlepper dem zur Abfahrt nach
hier wird erst recht keiner reden. Na, Karl, sieh mal zu, ob Dir nicht ein Knopf am Rockärmel fehlt. Auf der andern Seite mußt Du den Kameraden dazu haben."
Mit einem leisen Klappern ließ er den Knopf auf die Tischplatte fallen, scheinbar völlig unbekümmert darum, ob ihn einer aufhob und avsah oder nicht. Aber um seine
Lippen zuckte es in höchster Erwartung, und er hatte
ganz recht spekuliert, denn alle drängten sich um das kleine
Stück Horn.
„Na, Karl, was sagst Du da?" erscholl es von allen Seiten, während der, welcher den Knopf verloren haben sollte, prüfend den Rockärmel betrachtete. Richtig, am rechten Arm war ganz genau derselbe Knopf und am linken zeigte sich unzweideutig die Stelle, wo der dort befestigt gewesene abgerissen war.
„Es ist wirklich mein Rockknopf," versetzte Karl
Wuddicke ein bischen verdutzt, „den muß ich unterwegs verloren haben."
„Natürlich, natürlich, mein Jungchen" grinste der „rote Adolf" wieder, „und zwar damals, als Du dem Franzosen die Kugel aufbranntest, gut, aber doch nicht gut genug, wenn er, wie hier gesagt wurde, in so und so viel Wochen wieder in Klein-Friedingen umherspazieren wird." Der Knopf war auf dem Tische liegen geblieben, und Karl, sein rechtmäßiger Besitzer, wollte wieder darnach greifen. Aber Adolf legte seine schwere, breite Faust über den kleinen Gegenstand.
„Sachte, sachte, mein Lieber", lachte er, „aber den will ich doch lieber behalten, damit Dir nicht wieder mit einem Male das Gedächtnis schwach wird und Du von neuem auf den Gedanken kommst, ich, der arme Adolf, der gute und treue Kamerad, der mit all' seinen Freunden durch dick und dünn geht, könnte diesen famosen Schuß abge- seuert haben. Kannst ganz getrost sein, keinem Menschen
Bregenz bereitstehenden Schweizer Dampfer, der ihn nach großer Mühe mich einfing, ihn aber bei dem hohen Seegang nicht in den Hafen zurückbringen wollte, sondern nach Bregenz mitschleppte. Passa giere des Dampfers bemerkten, daß der Verunglückte schwere Blutverluste hatte. In Bregenz war sofort ein Arzt zur Ltelle, der Notverbände anlegte, worauf der Bedauernswerte nach Romanshorn verbracht wurde.
Beamte und Politik.
Stuttgart, t5. Nov. Auf die Darstettung, die der Landesansjchuß der Deutschen Partei über den 3. Fall angeblicher Beeinflussung der politischen Tätigkeit von Beamten veröffentlicht hat, gibt der „Staatsanzeiger" jetzt eine längere Erwiderung. Es heißt darin, daß der erhobene Vorwurf zwar für jeden, der die Verhältnisse im württem- bergijchen Staatsdienste und im besonderen bei der Zentralstelle für Handel und Gewerbe kenne, auf den ersten Blick als unmöglich und lächerlich erscheinen müsse, bei seiner Schwere aber doch eines ausdrücklichen Widerspruches bedürfe. ES müsse durchaus an der früheren, im „Staatsanzei ger" gegebenen Mitteilung festgehalten werden, und es sei nur zu bedauern, daß man durch das Gebot der Selbstverteidigung zu einer Ergänzung genötigt sei. Diese Ergänzung gibt das amtliche Blatt, indem es mitteilt, daß der Vorstand der Beratungsstelle für das Baugewerbe durch mehrfache mit dem Beamten gemachte Erfahrungen, die auf rein dienst lichen Gebiete lagen und über die er dem Beamten schon wiederholt Vorhalt gemacht hätte, sich genötigt gesehen habe, die ursprünglich in Aussicht genommene Verwendung dieses Beamten auf das kürzeste. Maß zu beschränken. Er habe deshalb den Beamten in schonender Form darauf aufmerksam gemacht und ihm anheimgegeben, sich gelegentlich nach einem anderen Wirkungskreise umznssheu. In schonender Rücksichtnahme ans die persönlichen In terejsen des Beamten habe man aber zunächst von einer Kündigung abgesehen und sich mit der Weiter- verwendung bis l. April NNl einverstanden erklärt. Dadurch habe sich auch die von Staatsrat v. Most- haf dem Beamten in Aussicht gestellte nochmalige Rücksprache erübrigt. Die Politische Lncklung des Be amten sei dem Staatsrat v. Mosthas, der noch nie einen seiner zahlreichen Beamten nach seiner poli tischen Parteistellnng oder Parteizugehörigkeit ge fragt habe, unbekannt geblieben, bis der Beamte selbst bei einer früheren Gelegenheit ihn gefragt habe, ob er die Abhaltung von Vortrügen über die Bauordnung im jungliberalen Verein beanstande. Diese Frage habe der Vorstand der Zentralstelle verneint, dem Beamten aber von einer zu weitgehenden Vortragstätigkeit abgeraten, weit er der Ansicht gewesen sei. daß diese ihn an der Erfüllung seiner Amtspflichten gehindert haben würde. Die Bemerkung, „er sehe es nicht gern, wenn seine Beamten sieb politisch betätigen", sei nicht gefallen. Es habe sich bei der Besprechung nur um den Umfang der Vortragstätigkeit des Beamten gehandelt. Von der Nicktbeanstandung der Borträge über die Bauordnung sei von dem Vorstand der Zentralstellel unmittelbar nack dem Gespräche dem Berichterstatter und von diesem einem weiteren Kollegialmit- gliede der Zentralstelle Mitteilung gemacht worden, woran beide mit voller Bestimmtheit sich erinnern.
sage ich eine Silbe, auch vor Gericht nicht, aus purer Freundschaft halte ich den Mund, blos aus Vorsicht, jawohl, aus Vorsicht will ich das Ding behalten."
Karl Wuddicke harte ein paar Male die Farbe gewechselt. Das war ihm nicht angenehm, entschieden nicht angenehm, das merkten alle. Und darum begann auch die ihm bisher so freundlich gesinnte Stimmung etwas umzuschlagen. Aus dem Knopffund sah man doch, daß der Adolf in der Nähe gewesen sein mußte, als er verloren ward, denn so ein winziges Dingelchen, auf das kein Mensch groß achtet, wird selbst, menn es gefunden wird, nur schwer ausgenommen. Der Finder mußte also ganz genau wissen, was davon abhing, wenn der kleine Knopf einmal in unberufene Hände oder gar vor Gericht kam.
„Und jetzt sage ich", rief Adolf mit einem Faustschlag auf den Tisch, „wir wollen die Sache ruhig lassen. Ihr solltet blos alle mal sehen, was für ein weiches Gemüt ich habe. Und wenn Du das einsiehst, Karl Wuddicke, dann gibst schon ein paar Lagen Schnaps zum besten, weil alles so gut abgegangen ist."
Der schüttelte den Kopf. „Keinen Tropfen, nicht einen einzigen für Dich, Du Herumtreiber. Verstanden? Aber ruhen bleibt die Sache nicht, jetzt will ich's heraushaben, wie Du dazu stehst. Denn das mit dem Knopf stimmt nicht, das sollt ihr alle wissen. Der „rote Adolf" hat mich einschüchtern wollen, und ich bin dumm genug gewesen, das nicht gleich zu merken. Aber nun ist's aus. Zum zweiten Mal will ich nicht ins Amtsgericht nach Friedingen vom Gendarm geholt werden." Er hatte sich in solche Hitze hineingeredet, daß er gar nicht wieder zu erkennen war.
Die Gäste sahen einander an. „Recht hat er, am besten ist's, es wird nun mal Klarheit. Raus mit der Sprache, Adolf!"
„Laßt mich ungeschoren", brüllte der; „Hab' euch ja schon gesagt, daß ich kein Spielverderber bin. Von mir er-
A«S d«rr »«richtSsSK».
j, Rvttwcil, 15. Nov. Der Dienstknecht Karl Seiler von Oberuhldingen, Amts Ueberlingen stieg in das Haus des Ortssteuerbeamten Hamann in Hallwangen, erbrach ein im Schlafzimmer stehendes Pult und entnahm diesem zirka 320 ZU, Für diese Tat erhielt er jetzt, nachdem er inzwischen von der Großherzvgtich Badischen Strafkammer Mosbach wegen einer Reihe anderweitiger Diebstähle neben dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 10 Jahre und neben Zulässigkeit von Pvlizeaufficht zu sieben Jahren und l Monat Zuchthaus verurteilt worden war, vier Monate Zuchthaus als Znfatzstrafe.
si Stuttgart, l 5. Novbr. (Schwurgericht.) Wegen Kindstötung wurde gegen die getrennt lebende Helzersehefran Wilhelmine Eitel von Altensteig verhandelt. Die Geschworenen sprachen di? Angeklagte nur der fahrlässigen Tötung schuldig. Das Urteil lautete sodann auf 8 Monate Gefängnis, wovon 2 Monate Untersuchungshaft abgehen.
* Ehemiritz, 15. Nob. Das Schwurgericht verurteilte den Handarbeiter Mann aus Mittweida, der angeklagt war, am 3l. Mürz d. I. feine beiden Kinder sowie die Ehefrau des Hauswirts Dehme und deren ! 5jährige Tochter getötet und dann das Haus in Brand gesteckt zu haben, wegen Mordes und Totschlages in je zwei Fällen sowie wegen Brandstiftung zweimal zum Tode sowie zu 15 Jahren Zuchthaus und dauerndem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte.
st Tnrmstadt, l 5. Nov. Der K aise r v o n R u tz- lau d hat, wie die Harmstädter Zeitung meldet, vor seiner Rückkehr nach Rußland dem Staatsminister Dr. Ewald lonoo Mark zum Besten der Wohl- tätigkeitsattstalten und der Armen van Darmstadt sowie der armen Bevölkerung der Umgebung von Wolfsgarten übermittelt.
* Aus dem Taunus, im Novbr. Bei Lungen» Untersuchungen an den: in den Tannnsrevieren zum Abschuß gelangten Wilde ist die Lnngen- w nr ins euche beim Rotwild in der Oberförsters! Howburg festgestellc worden.
I! Essen, 15. Nov. Von den am Sonntag aus- gestiegenen nenn Ballons des Niederrheinischen Vereins für Luftschiffahrt sind acht gelandet. Der Balkon „Saar", Führer Leutnant Nommeler, vom Infanterieregiment Nr. 70, Mitführer Hauptmann Lange von demselben Regiment und Herr Zimmermann ans Elberfeld, wurde anscheinend ans die N o r dse e hinansgetrie b e n.
>1 Brauuschweig, 15. Nov. Der Schriftsteller Wilhelm Raabe ist gestorben.
* Berlin, 1 5. Nov. Auf Wunsch zahlreicher Mitglieder ans kaufmännischen Kreisen ist der Hansa- bnnd an amtlicher Stelle dahin vorstellig geworden, daß bei der Prüfung zum Ei njährig-Frei- wi 1 ligen Exa m e n auch die kaufmännischen Un ter richtsfächer neben den rein wissenschaftlichen berücksichtigt werden mögen. Darauf ist dem Hansablind die Antwort zugegangen, daß der Kriegsminister von den genannten Ausführungen mit Interesse Kenntnis genommen und die vom Hansa- bnnd geäußerlen Wünsche dem Reichskanzler, dem die Enstch-idnng in der Frage der Neugestaltung der Prüfungsordnung znstehe, übermittelt habe.
fährt kein Polizist und kein Gendarm über den Knopf. Aber ein paar Lagen Schnaps muß der Karl geben, sonst . . Seine Augen blinzelten wieder so unverschämt und frech, daß er vvn Karl ein paar tüchtige Ohrfeigen empfangen hätte, wenn den nicht andere zurückgehalten hätten. „Nun seht ihr's alle, daß er nichts sagen kann", rief Karl außer sich; „er hat den Knopf irgendwo gefunden und denkt jetzt, er kann meinen Herrn spielen, der infame Kerl der! Aber wenn er den Mund hält, dann will ich was sagen, daß ihm Hören und Sehen vergehen soll!"
„Raus mit der Sprache", schrien die Einen.
„Adolf, nimm Dich in Acht, jetzt wird's bös", riesen die anderen.
„Na, so red' doch, wenn Du was zu sagen weißt", kreischte der.
„Das red' ich auch. Hör Du's und hört's ihr anderen alle . . ."
Karl Wuddicke kani nicht dazu, den Satz zu vollenden, denn gerade öffnete sich die Tür, und der alte Wuddicke, Karl's Vater, der von seiner Fabrikarbeit heimkehrte, trat ein. Der Gastwirt hatte ihn die Dorfstraße herunter kommen sehen, war hinausgelaufen, ihn von allem zu unterrichten, was hier im Hause vor sich ging, damit er mit hereinkomme und dem Zank ein Ende mache. Sonst waren Handgreiflichkeiten sicher.
„Was hast Du gemacht, Karl, was geht da vor?" rief er von der Schwelle.
„Gar nichls, das hat auch der Herr Amtsrichter in Friedingen geglaubt. Und da kommt dieser Schurke, der „rote Adolf", und will den Leuten weiß machen, er hätte da, wo der Franzose verwundet worden ist, einen Knopf von mir gefunden. Also müßte ich auch der Täter gewesen sein."
(Fortsetzung folgt.)