* Freudenstadt, 8. Nvv. Am Letzten Samstag hielt der hiesige V e rs ch ö n e r u n g s v e r e i n seine Generalversammlung ab. Der Borstand des Ver­eins, Stadtschultheist Hartranft, bezeichnete in seinem Bericht das Jahr 1910 als ein Glanzjahr in der Geschichte des Verschönerungsvereins Freu­denstadt. Die Neuschöpfungen des Jahres >910 ko­steten dem Verein im ganzen 9500 Mark, was gewiß eine stattliche Summe ist. Der Verein geht mir seinem Vorstand, Stadtschultheist Hartranst, mu­tig an weitere Aufgaben. Letzterer sagte u. a. in der genannten Generalversammlung:Mutig voran und wenn wir auch einmal wieder den Buckel voll Schulden haben! Der kühne Genius der alten Her­zogstadt scheut keine Passiva, kennt keine Schranken, bloß Banken!" Neuerdings wird hier auch die Errichtung eines Schwimmbades mit einem Aufwand von l 00 000 Mark angestrebt; es ist an der baldigen Verwirklichung dieses Projektes nicht zu zweifeln. '

s> Voll, OA. Sulz, 7. New. Beim Herabwerfen von Garben zum Dreschen stürzte Schreiner Johann Hoch alt, ein etwa zweiundsechzigjähriger Veteran, auf die Tenne und erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen. j

ß Onstmettingen, OA. Balingen, 4. Nov. Ein sonderbarer Handel ist vorgestern abgeschlossen wor­den. Für einen Rennschlitten forderte der Ver­käufer 70 Mark oder pro Kubikmeter 35 Mark. Ein Rasierer ging auf den Handel nach dem Kubik- maß ein. Man hat den Schlitten ausgemessen, und er kommt nun auf l4 Mark 8l Pfg. zu stehen. Der Weinkauf, mit dem das Geschäft begossen wurde, beträgt 9,10 Mark. Der Verkäufer ist nun, wie derNeue Albbote" bemerkt, auf lagere Zeit barbiert. Dazu hat der Schlittenverkäuser auch noch einen Wiesenrechen und einenHansel" zu liefern, ebenfalls zu 35 Mark pro Kubikmeter.

j! Stuttgart, 7. Nov. Der Landesausschust der nationalliberalen Partei hält am nächsten Sonntag eine Sitzung ab, wobei über die Verhandlungen mit der Volkspartei wegen gemeinsamen Vorgehens bei den Reichswgswahlen und über die Frage der po­litischen Betätigung der Beamten Bericht erstattet werden wird.

st Stuttgart, 6. Nov. Ein Kaufmaunslehrling, der am 3. d. Mt. in einem Hause des Eugenplatzes in selbstmörderischer Absicht Lysol getrunken hatte, ist am Samstag nachmittag im Katharinenhcgpital gestorben.

st Musberg, OA. Stuttgart, 7. Nov. Heute nacht gegen halb 2 Uhr brach bei Jakob Wolf Feuer aus und äscherte das Wohn- und Oekonomiegebäude total ein. ,

st Mittelbuch, 7. Nov. In dem großen Oeko­nomiegebäude des Hugo Walter aus dem 20 Minu­ten von hier entfernten Maxhof brach Feuer aus, das bei dem gewaltigen Sturm rasch um sich griff u. die sämtlichen reichen Futtervorräte und etliche l O OOO Garben vernichtete.

st Aalen, 7. Nov. (Djer eingeschlafene Einbre­cher., In die Wirtschaft zurRose" stieg ein Ein­brecher durch das Küchenfenster und liest sich das Bier und die verschiedenen Schnäpse so gut schmek- ken, daß er bei seiner Täügkeit einschlief und am Morgen vom Besitzer geweckt wurde. Nachdem ver­schiedene Würste und andere Nahrungsmittel, die

Gewohnheit heißt die große Lenkerin des Lebens; daher sollen wir uns auf alle Weise bestreben, gute Gewohn­heiten einzuimpfen.

Der Franzose.

Erzählung aus der neuesten Zeit von M. Reinhold.

(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.

Frau Rose saß am nächsten Vormittag in ihrer Küche und schälte Kartoffeln, denn sie oder Liese gingen in der Regel mittags zur Bertramschen Fabrik hinüber und brachten den beiden Männern ihre Mahlzeit. Das junge Mädchen war wieder bei ihrer Nähterei im Schulzenhaus, wo sie wegen der gestrigen Stadtgeschichte allerlei mehr oder minder versteckte Anspielungen zu hören hatte. Sie hatte aber doch so weit ihre Fassung wiedergewonnen, daß sie wenigstens mit äußerem Gleichmut darauf zu antworten vermochte. Rose war also allein im Haus und dachte darüber nach, wie man am besten um die fatale Angelegenheit herum­kommen könne. Allerdings, ihr stark entwickelter Sinn für Geld regte sich auch, und als gestern Liese noch unversehens damit herausgekommen war, daß sie die ihr von Frau Eleo­nore geschenkten beiden Goldstücke ins Wasser geworfen hatte, da hatte sie nicht schlecht gescholten. Solche Trinkgelder waren recht mitzunehmen, es handelte sich dlos darum, wie lange sie andauerten, und ob auf der anderen Seite der Schaden nicht größer ivar, wie der Nutzen.

Mit einem Male wurde die Küchentür aufgeklinkt, Klaus Bertram, derFranzose", stand vor der ganz perplex ge­

dcr Einbrecher in seinen Taschen gestaut hatte, ihm abgenommen worden waren, wurde er verhaftet.

ss Türkheim, OA. Geislingen, 7. Nov. Der Mordversuch auf den Schäfer Herzog hat sich als fingiert herausgestellt.

st Vom Bodensee, 7. Nvv. In Romanshorn hatten die Schulvorsteherschaft und sämtliche Leh­rer der Stadt an die Ladenbesitzer ein öffentliches Gesuch gerichtet, den Kindern keine Schleckwaren mehr zu schenken. Die Gesuchsteller empfahlen, dem Beispiel anderer Orte zu folgen, d. h. den Kindern keine Geschenke mehr zu machen, dafür aber jähr­lich einen Beitrag zu leisten an die Schulklassen, der für Jugendschriften oder zu einem Preisefonds verwendet werden könnte. Zur Nachahmung emp­fohlen!

Sitzungsbericht der Handelskammer Calw.

In Caliv fand am letzten Freitag eine Sit­zung der dortigen Handelskammer statt, die be­merkenswerte Gegenstände der Tagesordnung auf­wies. Aus dem Einlauf ist, lt. C. W., hervorzu­heben ein Ersuchen der K. Generaldirettion der Posten und Telegraphen um Empfehlung der allge­meinen Einführung von N o r m a l b r i e f Um­schlägen von der in der Geschäftswelt schon jetzt vorzugsweise angewandten Gröste von lö,5 Zenti­meter Breite und l2,5 Zentimeter Höhe. Unter den Büroberichten interessierte besonders derjenige über die Erfahrungen mit der Gestellung von Gü­terwagen seit Einführung der Deutschen Güter­wage n ge m e i n s ch a f t. Die Festsetzung eines Zeitpunkts am Nachmittag, von dem an die Sta­tionen den Bestellern über die Stellung der in der vormittägigen Bestellzeit erbetenen Wagen Auskunft zu geben hätten; ferner die Ausdehnung der Be- stellzeit über I l Uhr Vormittags und eine aus­giebigere Berücksichtigung von Nachbestellungen sei erwünscht. Im Holzhandel )vird namentlich das Verschwinden verschiedener praktischer Württemberg. Spezialtragen nach austerwürttembergischen Gebie­ten und die häufigere Gestellung auswärtiger kur­zer Kohlenwagen zum Langholztransport beklagt. Im übrigen sprechen namhafte Firmen ihre Zufrie­denheit mit der neuen Einrichtung aus. In der Frage der K o u k u r r e n z k l a u s e l für Handlungs- angestellte lehnte die Kammer die bezahlte Karenz ab. In den Beirat der V e rk e h r s a n st a l t s n wurden gewählt für 191h 13 als Mitglied: Fabri­kant Alb. Koch-Rohrdorf; als Ersatzmann: Fabri­kant Otto Wagner lHeinr. Huttens Nachf., Zigarren­fabrik Ealw. Die vom Ausschuß des Kauf­mannsgerichts in Stuttgart befürworteten zahlen­mäßigen Vorschriften über die Höchstzahl der Lehrlinge im Handelsgewerbe wurden abge­lehnt. da die bezüglichen Verhältnisse im Kam- merlwzirk eine so einschränkende Reglementierung nicht erheischen und nicht ertragen. - In der Be­kämpfung der auch von der Kammer anerkannten und beklagten Miß stände im Ausverkaufs- wesen möchte die Kammer Einzelvorschriften über Auzeigevflicht, Einreichung von Warenverzeichnissen, Beschränkung in der Zahl, Dauer und Zeit der Ausverkäufe in Abtragung ihres mangels Kontrot- lierbarkeit ungenügenden Erfolges gegenüber der durch sie verursachten Belästigung des reellen Aus­verkaufswesens lieber vermieden, wissen. Werden aber solche Vorschriften erlafsen, so empfiehlt die '

wordenen Frau Rose. Das Küchenmesier war ihr aut den Fingern auf den Steinboden der Küche gefallen; er " bückte sich sofort mit einem freundlichenGuten Morgen" und hob es auf.

Sitzen Tie denn nicht im Polizei-Gewahrsam?" fragte Rose, die ihren Augen noch immer nicht trauen zu können glaubte.

Wie Sie sehen, nein!" erwiderte er lächelnd.Aber ich bin sofort wieder hierher gekommen, weil's mir bei Ihnen am besten gefällt."

Rose ließ die Schmeichelei, die in dieser Bemerkung lag, ganz kalt. Sie forschte weiter und zwar in ziemlich bissigem Tone:Also davongelaufen? Na, dann wird der Gendarm bald da sein und Sie beim Schlafittchen nehmen. Geschieht Ihnen auch ganz recht. Sie wüster Gesell Sie!"

lieber Klaus Bertrams Stirn zog eine Wolke, aber gleich daraus war eru wieder der alte:Sie haben recht, wenn Sie mir ein bischen bös sind, Frau Rose, ich hätte mich gestern etwas mehr zusammen nehmen können, aber Sie müssen doch selbst sagen, daß der Kerl gestern ein reich­liches Stück unverschämt war. Na, das ist jetzt vorbei, wenigstens kommt nichts großes nach, und so wollen wir uns schnell wieder vertragen. Sie dürfen ganz ruhig sein und mir getrost weiter Obdach geben, es passiert Ihnen nichts."

Ter Polizist sprach aber doch noch von einem Steck­brief," wandte sie umsichtig ein. Wirklich, unter dem Ein­fluß seines netten und gewinnenden Wesens hatte sie ihn nun doch wieder gern behalten, aber zuerst mußte mal Klarheit vor allen Dingen herrschen. Sonst kam zum Ge­spött vom ganzen Torf schließlich gar noch der Schulze ins Haus.

Das war ein Irrtum," lächelte Klaus;es ist alles glatt und klar. Und nun geben Sie mir die Hand."

Kammer die Ortspolizeibehörde (nicht die Handels­kammer) als Aufsichtsvrgan und hält 2 Ausver­käufe im Jahr (einen Inventurausverkauf ntttae^ rechnet; für genügend, warnt aber vor einer gleicht mäßigen Regelung für alle Branchen und Bezirke Der Fortbildungsschulunterricht der Arbeiterinnen während der industriellen Arbeitszeit stört einerseits namentlich da, wo er in mehreren. Abteilungen zu verschiedenen Stunden erteilt wird noch mehr aber in Fabriken mit Arbeiterinnen aus mehreren Gemeinden mit verschiedenen Unter­richtstagen das technisch notwendige Zusammen­arbeiten im Fabrikbetrieb; andererseits entzieht er den Mädchen t 2mal in der Woche ein Viertel Tageslvhn, wenn nicht sogar, wie es da und dort der Fall, von der Einstellung fortbildungsschui- pjlichtiger Arbeiterinnen schon ganz abgesehen wird. Es wurde, daher, nachdem die Mehrzahl der übrigen Kammern im Grundsatz ihre Zustimmung ausge­sprochen haben, der Entwurf einer gemeinsamen Eingabe an die Schulaufsichtsbehörden wegen Ver­wendung des nach Paragraph >37 R.G.O. arbeits­freien Teils des Samstag-Nachw.ittags znm Kort- bi!dungsswutun!ereicht der Fabrikarbeiterinnen fest- gestekli. Ein Interesse an einer Vertretung in derStändigen Wirtschaft!. Kommission der Ko- lonialperwaltung" liegt im Kammerbezirk nur bei der Baumwoll - Industrie vor. An ver­schiedenen Orten wird die Förderung der Ausbildung der kaufmännischen Lehr­linge durch Wanderkurse der Handelslehrü größerer Städte oder andere Maßregeln angestrebt. Die Kammer ist nicht abgeneigt, diese Bestrebungen ans Nachweis der Jahreskosten finanziell zu un­terstützen, wünscht aber eine Regelung durch den Gewerbeoberschulrat.

* Pforzheim, 7. Nvv. Die neue Roß brücke ist am Samstag abend auch für den Fuhrwerks­verkehr geöffnet worden. Einschließlich des Ab­reißens der alten Brücke hat der Bau Mer fünf Monate in Anspruch genommen, denn mit dem Ab­bruch wurde bereits am 23. Mai begonnen.

ff Bon der bayerischen Grenze, 7. Nov. Vor­gestern schlug der Blitz in das Wohngebäude des Landwirts Schell in Grimmschwinden, Gemeinde Oberampferach, und zündete. Abgebrannt sind 1 Wohnhaus und 2 Scheunen nebst Nebengebäuden. Die Geschädigten sind schlecht versichert.

Ein Tchiffbruch derPreußen".

* London, 7. Nov. In dem seit mehreren Ta­

gen an den englischen Küsten herrschenden schweren Sturme ist gestern früh' der von Newhaven nach Diepps verkehrende KanaldampferBrighton" mit dem deutschen FünfmasterPreußen" zusammenge­stoßen. Der Dampfer konnte trotz schwerer Beschädi­gungen sicher nach Newhaven zurückgelangen, die Preußen" aber verlor die Steuerung und trieb hilf­los den Kanal hinunter, bis sie gegen abend in sehr gefährdeter Lage unter den Klipppn von Do­ver auslief. - /

st Dover, 7. Nov. Die Raketenabteilung der Küstenwach? hat sich genötigt gesehen, ihre Stellung! am Fuß-' des Küstenabhangs aufzugeben. Sie hatte vor!)?: bis an die Brust in der Brandung stehend gearb.ä et und schließlich den Grat der Klipps und das Schiff durch eine Leine verbunden, fodaß der

Aber sie hatte immer noch zu fragen.Und der . . . der Bruder vom Herrn Christoph sind Sie wirklich?" Tabei sah sie ihn vom Scheitel bis zu den Füßen an, als könne sie cs nach wie vor nicht glauben, daß in dem alren Fran- zosenmankel da der Bruoer eines so reichen, angesehenen und allgenrein respektierten Mannes stecke.

Jetzt ward das leise Wölkchen um Klaus Bertram's Stirn finsterer und immer finsterer.Frau Rose Wnddicke," sagte er mit einem ehernen Klangs,ich halte große Stücke aus Sie und bin Ihnen recht dankbar, aber davon bitte ich Sie ein für allemal nicht zu sprechen. Wollen Sie mich so behalten, gut; wollen Sie das aber nicht, so gehe ich und zwar sogleich."

Da konnte sie ihn doch nicht gehen lassen. "Aber, wer spricht denn davon?" rief sie.Das kam mir so aus dem Mund. Also bleiben Sie, und wenn mein Mann . - - rvegen gestern . . .," sie errötete leicht,wieder anfangen sollte, dann werde ich ihm schon den Marsch blasen."

Klaus lächelte, schnell wieder beruhigt, bei dem Eifer der stattlichen Frau.Hat denn Ihr Mann etwas gesagt," und legte freundschaftlich den Arm um Frau Rose's Taille. Aber die machte sich im Nu los.Lassen wir's mit dem Tanzen gestern genug sein," wehrte sie ab;natürlich hat der Karl mir einen Marsch geblasen, aber er kennt mich- Und Sie . . sie zauderte, aber dann platzte sie doch heraus,Sie denken an Ihre arme, junge Frau, die sich nach Ihnen iehnr."

Es war gut, daß Rose die letzten Worte hinzugesetzt hatte, sonst hätte es wohl einen neuen Ausbruch seiner Leidenschaftlichkeit und seines Jähzorns gegeb.n. So stand er aber ganz still und wurde ganz blaß; er sah sie nur mit seinen großen 'Augen an, als traue er seinen Ohren nicht- Tann flüsterte er, der Mann war in diesem Augenblick kaum wieder zu erkennen, nur:Erzählen Sie mir von meiner