Fernsprecher Nr. 11.

GeßrLkdet 1877.

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«e. 25».

Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Laut), Altensteig.

Montag, d«n 31. Oktober.

Amtsblatt fSr Psalzgrasenwetler.

1910.

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Tagespolitik.

Deutschlands Anteil an den Umsätzen auf dem Weltmarkt wächst in erfreulicher Stetig­keit. Auch in den ersten neun Monaten dieses Jäh­stes ist der deutsche Außenhandel gegenüber dem .gleichen Zeitraum des Vorjahres wieder erheblich gestiegen. Und zwar weist nicht nur die Eisen- Ausfuhr, sondern auch diejenige der andern Metalle, der Maschinen, Texiil-Fabrikate und aller übrigen Industrie-Erzeugnisse eine bemerkenswerte Zunahme

aus. *

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In der französischen Kammer gab es einen großen Entrüstungssturm, als Minister Briand, zu den Sozialisten gewandt, sagte:Sie bestreiten, daß die Mobilisation der Eisenbahner- gesetzlich war. Sie war es aber. Selbst wenn die Gesetze sie nicht gestattet hätten, so hätte die Re­gierung - und ich sage das auf die Gefahr hin, die äußerste Linie in Entrüstung zu versetzen - eben zur Ungesetzlichkeit greifen müssen." Die Wirkung dieses Wortes war nicht nur bei den So­zialisten, sondern auf der ganzen Linken verhäng­nisvoll. Die große Mehrheit der Radikalen blieb wie gelähmt auf ihren Sitzen und sah sich kalt an. Das Folgende war ein geräuschvolles Schau­spiel, wie Briand auf der Rednertribüne gestiku­lierte, während die Sozialisten die Pültdeckel schwangen.

Wie demTemps" gemeldet wird, bereitet die portugiesische provisorische Regierung das Dekret vor, das die Ehescheidung einführt: das­selbe bestimmt auch, daß zwischen der Scheidung und der Wiederverheiratung eines geschiedenen Teiles zwei Jahre liegen müssen. Ebenso werden Dekrete über die Trennung von Staat und Kirche, das Wahlrecht, das Versammlungsrecht, die Preßfreiheit, das Streikrecht und den Schutz der Arbeitswilligen vorbereitet. - ' Die Bereinigten Staaten von Me­xiko haben die portugiesische Republik anerkannt. Nach Brasilien und Argentinien wird ein Schiff gesandt, um beiden Staaten für ihre Anerkennung der Republik zu danken. Das Domkapitel Hai die Regierung zu der Trauermejse eingeladen, die für die Opfer der Revolution gehalten wird, die Re gierung wird jedoch der Einladung keine Folge lei­sten, da sie allen Knliushandlungcn sernbleiben will.

Landesnachrichten.

Att«nkl«ig. 81. Oktober.

* Die Gewerbevereine des nördlichen S ch w a r z w a l d g a u e s hielten gestern nachmittag imStern" dahier eine Gauversammlmrg ab, die sich eines sehr starken Besuches erfreute. Der Vor­stand des hiesigen Gewerbevereins, Stadipfleger Lutz, begrüßte die Erschienenen, hauptsächlich die Delegierten der auswärtigen Gewerbevereine, und erstattete hierauf einen kurzen Rechenschaftsbericht, dem zu entnehmen ist, daß Altensteig auf zwei Jahre zum Gauvorori gewählt 'ist. Der Kassenbestand des Gaues beträgt zurzeit 259,02 Mark. Besondere An­träge lagen diesmal nicht vor. Es folgte sodann ein Bortrag des Herrn Reallehrers Kahl ans Darmstadt über das Thema:Welches müssen die Aufgaben und Bestrebungen des heu­tigen H a n d w e r k e r st« n d e s sein?" Herr Kahl beschäftigt sich bereits nahezu 25 Jahre eingehend mit den Verhältnissen im Handwerk, und an der

Hand einer Fülle von Beispielen aus seinen reichen Erfahrungen legte er in sehr gewandter Form der Versammlung dar, welche Wege das Handwerk ein­zuschlagen habe, um im heutigen Konkurrenzkämpfe gegen die nach dem Kriege von 1870/71 mächtig emporgeblühte Großindustrie nicht zu unterliegen. Nach dem Muster des Landwirts und der Arbeiter sollten sich auch die Handwerker organisieren. Zum Teil ist dies ja auch schon in den Innungen (freie und Zwangsinnungen/ geschehen, der ge­meinsame Rahmen aber, der alle diese verschiedenen Organisationen umfaßt, das sollten die Gewerbe­vereine sein. Der freien Innung sei übrigens unbedingt der Vorzug vor der Zwangsinnung zu geben, denn es sei ein geradezu beschämendes Ge­ständnis, wenn die Handwerker erst durch einen Zwang zu gemeinsamem Zusammenschluß, zur Vertretung ihrer Interessen gebracht werden können. Eine wei­tere Aufgabe des heutigen Handwerks sei die Für­sorge für einen geeigneten Nachwuchs. In diesem Punkte müssen Schule und Werkstatt eng verknüpft werden. Vor allem ist hierbei Wert zu legen auf eine tüchtige technische Ausbildung des zukünftigen Handwerkers in einer Werkstätte, Wb der Meister selbst mit an greift. Hand in Hand hier­mit soll aber auch eine gründliche kaufmännische Ausbildung gehen, denn das Publikum beurteilt! heute vielfach die technische Leistungsfähigkeit eines Handwerkers nach seinen schriftlichen Arbeiten, und Hunderte um Hunderte gehen dem deutschen Hand­werk allein jährlich durch eine mangelhafte Buch­führung und das meist hiemit zusammenhängende übermäßig lange Kreditgeben verloren. Das Pump­system sei der größte Krebsschaden des Handwerks. Zeichnen, Kalkulation, Buchführung und Wechsellehre sollten den: Handwerker heute unbedingt vertraut sein. Der Vortragende bespricht dann auch aus­führlich die G e w e r b ef r ei h ei t, der man neben der Großindustrie auch vielfach die Schuld an dem Rückgang des Handwerks beimißt. Ohne Gewerbe- sreiheit würde Deutschland aber niemals die Rolle in der Weltwirtschaft haben spielen können, die es heute einnimmt. An Hand von Beispielen zeigte der Redner die wohltätige Wirkung der Gewerbe- freiheii für die einzelnen Berufe. Ganz natur­gemäß. lediglich durch das Aushören der Nachfrage sind im Wandel der Zeiten Handwerke verschwun­den, die früher in hoher Blüte gestanden haben, ohne daß Großindustrie oder Gesetzgebung hieran die Schuld tragen. Auch sei doch nicht zu leug­nen, daß neben den verschwundenen auch wieder eine ganze Reihe neuer Erwerbsquellen dem Hand- wert entstanden sind. Wenn deshalb die einzelnen Handwerker den festen Willen haben, sich den ver­änderten wirtschaftlichen Verhältnissen anzupassen und durch Zusammenschluß in gemeinsamen, die gegenseitigen Interessen fördernden Verbänden mit dem Motto:Alle für Einen, Einer für Alle" der Preisdrückerei und dem kleinlichen Konkurrenzneid im Handwerk wirksam entgegenzutreten, dann wird das Handwerk auch fernerhin in der Lage sein, ne­ben der Großindustrie zu bestehen und so ein wich tiges Glied in unserem Wirtschaftsleben zu bil­den. Lebhafter Beifall belohnte die hochinter­essanten. oft von schallender Heiterkeit unterbroche­nen Ausführungen des Redners. Zum besonderen Ausdruck des Dankes erhob sich die Versammlung von den Sitzen. An den Bortrag knüpfte sich noch eine lebhafte Debatte über'hie Frage des Sub- missivnswesens im Bauhandwerk. Gipsermeister Lehrer von Haitcrbach kritisierte an der Hand eige­ner Erfahrung die auf diesem Gebiete herrschenden, oft geradezu haarsträubenden Mißstände. Realleh­rer Kahl erwiderte hierauf, die Bestimmungen Hil­das Snbmissionswesen seien seitens der einzelnen Ministerien genau geregelt, die unteren Behörden befolgen aber meist aus reiner Bequemlichkeit vielfach diese Bestimmungen nicht. Der im vo­rigen Jahre gegründete Hansabund wird deshalb dem Reichstage eine Petition vorlegen, in der die endgültige Regelung des Submissionswesens von Reichswegen verlangt wird. Hauptsächlich sei dar

aus hinzuwirken, daß bei der Ausstellung von Vor­anschlägen Sachverständige ans Hand Wer­ker kr eisen zugezogen werden, sowie daß den Submittenten für Projektarbeiten eine Ent­schädigung zu zahlen sei. Stadipfleger Lutz gibt bekannt, daß auch der 52. Verbandstag württbg. Gewerbevereine in Neckarsulm eine derartige Reso­lution gefaßt habe. Auch auf diesem Gebiete kann aber nur durch einiges, (gleschlossenes Zusammen­gehen der Handwerker am ersten eine Besserung herbeigeführt werden. n.

* In einer Stärke von etwa 70 Mann stattete gestern dieLiederhalle Pforzheim" unserer Stadt einen Besuch ab. Die Sänger waren bis Teinach mit der Bahn gefahren und wanderten von -da zu Fuß nach Altensteig, während einige Nachzügler von Wildbab aus per Wagen hierher kamen. Im Gast- Hof z. grünen Baum wurde Rast gemacht und das gemeinsame Mittagsmahl eingenommen. Nach einigen Stunden gemütlicher Unterhaltung traten die Gäste, sehr befriedigt von ihrem hiesigen Aufent halt, mit dem 6 Uhr-Zuge die Heimfahrt an.

(Korr.) Eine anerkennenswerte Pflicht der Dank barkeit leistete die Musikkapelle Etchausen, indem sie ihren Lehrer und Dirigenten Kanzlist Fe gert hier zu seinem Geburtstag und zugleich 20. Ehejubliläum am Samstag abend mit einem Ständchen überraschte, dem eine gesellige Unter­haltung folgte. Möge es dem Jubilar wie auch der noch jugendlichen, rührigen Musikkapelle vergönnt sein, noch viele solcher Tage zu'erleben.

* In Beuren hat sich am Samstag abend die Ehefrau des Bauern Joh. Georg Frey mit der Fut­terschneidmaschine sämtliche Finger der rech­ten Hand a b g e j ch n i tt e n: nur noch vom Dau­men steht ein Stumpen. Die so schwer verunglückte Frau wurde ins hiesige Krankenhaus gebracht, wo sie operiert wurde. Dieser Fall mahnt auch wieder zur Vorsicht.

* Ausruf. Zur Erinnerung an den vor 40 Jahren erfolgreich durchgekämpften Krieg, ans dem Deutschland geeint hervorgegangen ist, soll einer von vielen Seiten ergangenen Anregung entspre­chend im Anschluß an die besonderen Gedenktage der Württemberger - die Tage von Villiers-Cham- pigny - ein Appell der Kriegsvcteranen am Sonn­tag, den 4. Dezember 12 Uhr mittags vor deni Kgl. Residenzschloß in Stuttgart stattfinden. Seine Majestät der König haben sein Erscheinen in Aussicht gestellt. Das zu diesem Zweck gebil­dete Komitee fordert die alten Kameraden ans, sich recht zahlreich zu diesem Appell einzufirHen, und ist der Zuversicht, daß sie die Ehre zu schätzen wis­sen, vereint in ihren alten Regimentern vor un­serem in Ehrfurcht geliebten Könige in Parade zu stehen. Auch die in Württemberg wohnenden Veter­anen der anderen Bundesstaaten sind herzlich will­kommen. Die Anmeldung per Postkarte wird baldmöglichst, spätestens zum 20. November, er­beten: 1. von den Offizieren, Sanitätsoffizieren und Beamten an das Gouvernement Stuttgart, 2. von den Angehörigen des Kriegerbnndes nach den näheren Bestimmungen des Präsidiums, 9. von den dem Kriegerbund nicht angehörenden Unteroffizie reu und Mannschaften unter Angabe des Truppen teils bezw. der Formation, bei welcher der Betref­fende den Krieg mitgemacht und unter event. Mittet lung, ob Sicherstellung von Quartier gewünscht wird, an das Gouvernement Stuttgart. Die Be­kanntgabe der Sammelplätze zum Appell erfolgt mit Ausgabe des Programms, welches Ausgangs November veröffentlicht werden wird. Nach dem Upvell sind die Teilnehmer zu kostenfreiem Mit­tagessen eingeladen. Für Offiziere, Sanitätsoffi­ziere und höhere Beamte ist zwanglose Vereinigung aw Abend des 4. Dezember im Hotel Marquard vorgesehen. Für" die Eisenbahnfahrt wird Preis­ermäßigung gewährt. Besondere Bekanntmachüng hierüber folgt. Herzog Albrecht von Württemberg, General der Kav., kommandierender General des 19. (Kgl. Württ? Armeekorps.

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