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Trage was dein.
Das ist der Schwachheit Art und Weise: Solang die Lust den Busen schwellt. Erklingt ihr Wort zu lautem Preise Der freudenreichen Gotreswelr;
Doch hat sie kaum ein Schmerz geschlagen. Bedrückt sie kaum des Lebens Qual,
Dann hörst du sie die Welt verklagen Als tränenreiches Jammertal.
Was je mich trifft auf meinen Wegen,
Laß, Gott, mich's tragen mit Geduld;
Nie auf des Schicksals Nacken legen Laß feige mich die eigne Schuld.
Emil RittershauS.
Erzählung von Th. Werner.
Still und einsam steht das kleine Landhaus, von wilden Weinreben und duftenden Rosen umgeben, halb hinter schattigen Bäumen verborgen.
Unter hohen Ulme:: ans mosbewachssner Steinbank sitzt Ilse mit ihrem Jugendgespielen — zum letztenmal, bevor die Pflicht ihn sortruft in die ferne Residenz.
„Wirst Du mein auch nicht vergessen draußen in der kalten, selbstsüchtigen Welt ?" spricht sie und schaut mit halb ängstlich bittendem Blick zu dem Geliebten auf.
„Ich Dein vergessen?" entgeguete Kurt von Sandor vorwurfsvoll, „welch' törichtes Wort! Als ob meine Ilse nicht wüßte, wie ich sie liebe! Du bist meine erste Liebe und wirst meine letzte sein ! Wär' das wohl Liebe, die je schwände?
— Kennst Du nicht das schöne Liebeslied, in dem es heißt:
Und sprich, wie schwindet Liebe ?
Die war's nicht, der's geschah!"
Ilses Wangen färbten sich bei diesen Worten mit leichtem Rot der Freude.
Es raschelt vor ihnen in dem taufeuchten Grase, eine Schwalbe fliegt aus einem dichten Veilchenbusch hervor und schwingt sich empor in die Lüfte.
Ein leiser Seufzer entringt sich Ilses Brust, während ihr Auge wehmütigen Blickes der Schwalbe folgt.
„Weshalb dieser Seufzer, mein Lieb?" fragt Sandor, indem er zärtlich seinen Arni um sie legt und ihr innig in die sanften, braunen Gazellenaugen blickt. Sie lächelt unter Tränen, die an ihren langen Wimpern hängen.
„Frei und ungehindert, wie diese Schwalbe über Felder Wiesen und Meere fliegt, so frei und ungehindert gehst Du Deiner Zukunft entgegen, während ich hier harren und warten muß, bis Dein Herz Dich zurückführt zu mir," seufzt sie.
„Warum bist Du deshalb so traurig ?" erwidert er, „wie schnell verstreicht die Zeit. So sicher wie jene Schwalbe trotz all der schönen tropischen Blüten und Blumen, die den Vogel wohl für eine kleine Weile locken und blenden mögen, im nächsten Frühling wiederkehrt, so sicher kannst Du auf meine Wiederkehr rechnen. Tröste Dich mein Lieb ! In sechs kurzen Monden sehen wir uns ja wieder!"
Die sechs Monde sind längst verstrichen — der Frühling ist ins Land gegangen — die Natur ist von neuem erwacht
— ringsum haucht alles Frohsinn, Licht und Sonnenschein, in Ilses Brust aber sieht es gar ernst und trübe aus.
Ihre bange Ahnung beim Abschied von dem Spielgefährten hat sie nicht getäuscht — in dem Getriebe der großen Welt, über die Reize und Lockungen der vornehmen Gesellschaft hat er seine einfache Ilse vergessen.
Die anfangs von leidenschaftlicher Liebe durchhauchten Briefe Sandors waren allmählich kühler und seltener geworden, bis sie endlich ganz aufhörten. Vergessen und verlassen war die Geliebte seiner Jugend, zu der er heimzukehren so
feierlich gelobt hatte!-Wieder hatte sich das Schicksal
einer Jugendliebe bitter erfüllt und nichts von der großen, schonen Hoffnung war in Erfüllung gegangen
Würde Sandor sie wohl auch vergessen haben, wenn er hätte ahnen können, welche Wandlung ein kurzes Jahr in Ilses Leben hervorgebracht hatte?
Durch den Tod eines entfernten Verwandten unerwartet in den Besitz eines bedeutenden Vermögens gekommen, dachte Ilse: „Warum draußen in der beängstigend stillen Einsamkeit noch länger um den verlorenen Geliebten trauern, sich um den Treulosen härmen? Warum nicht mit meiner guten Pate, die sich seit dem Tode meiner Eltern meiner so fürsorglich angenommen hat, die Freuden einer Großstadt genießen? Warum in dem regen Leben, den Genüssen und Vergnügungen der Außenwelt nicht den Ungetreuen zu vergessen und neues Vertrauen zur Menschheit zu finden suchen ?
Das Theater ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Ankündigung eines neuen Schauspiels hat eine zahlreiche Zuhörerschaft herbeigelockt. Ilse folgt mit vor Erregung
Schwarzwälder Eonutagsblatt.
glühenden Wangen der Handlung. Seltsam, wie dieselbe sie an die eigenen Erfahrungen erinnert. Auch der Held des Stückes hat dem Mädchen seines Herzens die Treue gebrochen, er vermag den Lockungen des Goldes nicht zu widerstehen und bewirbt sich um die Tochter eines reichen Edelmannes, aber sein Herz hat nichts dabei zu schaffen, das weilt bei seiner alten Liebe — er kämpft hart in seinem Innern, bis endlich sein Edelmut als Sieger hervorgeht — reuig kehrt er zu seiner einstigen Liebe zurück.
Wie lebhaft ruft dies Stück jenen Tag in Ilses Ge- dächrnis wach, an dem sie Abschied von dem Geliebten nahm, um ihn niemals wiederzusehen. Wie anders würde sie jetzt fühlen und denken, wenn er ihr die Treue bewahrt hätte.
Ernsten Erinnerungen nachhängend, gleiten ihre Blicke achllos an den Logen vorüber — plötzlich legt es sich wie ein Schleier vor ihre Augen.
O Gort! Täuscht sie ein Trugbild ihrer Sinne? — Hallig gleüet ihre Hand über die Slirn, wie um das Bild, das sie da zu sehen meint, fortzuwischen — aber nein, nicht ihre Phantasie gaukelt ihn ihr vor — er ist es, ist es wirklich, mit dem ihre Gedanken sich soeben lebhaft beschäftigten ! Sandor sitzt in einer der Nachbarlogen des Theaters, nur wenige Schritte von Ilse entfernt.
Halb gelähmt vor Schreck und Erregung, lehnt sie sich bleich und zitternd mir halbgeschloffenen Augen in den Fauteuil zurück.
„Mein gnädiges Fräulein, was ist Ihnen?" wendet sich, erschrocken über ihre plötzliche Blässe, Baron Turnau besorgt zu ihr.
„O nichts — nichts weiter — es wird mir schon wieder besser — die große Hitze hier —" stammelt Ilse, sich gewaltsam zu einem matten Lächeln zwingend, „vielleicht ein Glas Wasser —"
Ter junge Mann springt dienstbeflissen auf und kehrt alsbald mit dem Gewünschten zurück.
Der Jubiläumstaler der Berliner Universität.
DM
Er ist immer so fürsorglich, so gut zu ihr, weiß ihr jeden noch unausgesprochenen Wunsch abzulauschen — und der ersehnte Lohn dafür?! — Das einzige Mal, wo er gewagt hatte nur leise anzudeuien, was sein Inneres bewegt, hatte er aus dem traurig wehmütigen Blicke, mit dem sie ihn ansah, die Bitte zu lesen gemeint: „Ach, sprich nicht weiter, ich kann Deine Liebe nicht erwidern und bedarf doch Deiner Freundschaft so sehr!"
Wie Ilse sich so mit bleichen Wangen und bebenden Lippen in d e Polster znrücklehnt, indem sie gewaltsam gegen den Sturm anzukämpfen sucht, den das unerwartete Wiedersehen des Jugendgespielen in ihr heraufbeschworen hat, begegnen sich plötzlich ihre Blicke — auch er hat sie entdeckt
— starren Auges bleibt Sandors Blick auf ihr haften.
„Wer ist die junge Dame dort, die Blondine mit den großen, dunkelbraunen Gazellenaugen?" wenvet er sich zu seinem Nachbar, nachdem er die fast lähmende Ueberraschung, die einfache Provinzlerin, die halb Vergessene, so elegant, so vornehm und berückend schön, so unerwartet hier wiederzusehen einigermaßen überwunden hat.
Welch' törichte Frage! Als ob die Geliebte seiner Jugend sich in zwei kurzen Jahren so verändert hätte! — Schöner, viel schöner ist sie geworden — aber auch ernster
— liegt es doch wie ein schwermütiger Zug auf ihren edlen Zügen!
„So kann nur jemand fragen, der erst seit kurzem hier ist wie Du," versetzt sein Freund; „Fräulein Haldern ist eine der reizendsten jungen Damen, die wir jetzt haben. — Sandor, das wäre eine Frau für Dich ; schön, reich, liebenswürdig — ?"
„Auch reich?"
„Sehr reich sogar. Früher hat sie wohl in ziemlich bescheidenen Verhältnissen in der Provinz gelebt; erst im letzten Herbst, nachdem sie einen sehr reichen entfernten Verwandten beerbt hat, ist sie mit einer alten Tante hierhergezogen und hat vorigen Winter der ganzen jungen Herrenwelt den Kopf verdreht."
„Ohne sich noch zu binden?" forscht Sandor.
„Es scheint doch so," sagt achselzuckcnd sein Freund. —
Die Vorstellung ist zu Ende.
In einen eleganten Abendmantel gehüllt, verläßt Ilse die Loge in Begleitung des Baron Turnau.
Sobald sie sich auf der Straße befinden, reicht der junge Mann ihr den Arm, um sie, wie schon zu öfteren Malen, die kurze Strecke nach Hause zu begleiten.
Eben will sie ihren Arm in den seinen legen, als sie heftig zusammenzuckt und ihre Hand hastig zurückzieht.
Etwas verwundert hierüber blickt Turnau auf und bemerkt einen Herrn, der eben mit ehrerbietigem Gruße an Ilse vorübergeht und dabei sein lebhaftes Auge mit so beredtem Blick in die ihrigen taucht, daß es den armen Turnau schmerzlich durchzuckt.
- Wer ist der junge Mann, dem er bisher noch nie in der Gesellschaft begegnet ist und dessen bloßer Anblick Ilse so erregt, daß sie sich sichtlich verfärbt?
Eine kleine Weile geht er stumm neben ihr her. Er überlegt. Was soll er tun?
Seiner Absicht folgen und sich vergewissern — heute noch — wie es um ihr Herz bestellt ist — ob ihm Hoffnung bleibt, sie je die Seine zu nennen — oder — soll er schweigen, um ihr wenigstens als Freund nahe bleiben zu dürfen, falls ihre Liebe schon einem andern gehört?
Die widerstreitendsten Gefühle bewegen sein Inneres, bis endlich ein tiefer Seufzer seine Brust hebt.
„Jetzt oder nie!" stößt er endlich leise in heftiger Erregung hervor, „diese Ungewißheit ertrage ich nicht länger!" Und ihre Hand erfassend und durch seinen Arm ziehend, fährt er leise und hastig fort:
„Ilse — Fräulein Ilse — ich liebe Sie — liebe Sie so heiß und innig, wie ein Mann nur lieben kann — reden Sie — sagen Sie — bannt Ihre Antwort mich für immer aus Ihrer Nähe, oder haben Sie ein kleines Wort für mich, das mich zum Glücklichsten der Menschen macht?"
Wie traumverloren hebt Ilse den Kopf.
Ist er zurückgekehrt? Sandor, ihr Jugendgespiele? Sie hat sich umsonst um ihn gehärmt? Er liebt sie noch? Er wirbt um ihre Hand?
„Sie bleiben stumm? Sie schweigen? O Ilse, reden Sie! Haben Sie Mitleid! Kein anderer kann Sie so heiß lieben, wie ich! Kein anderer wird Sie so aus Händen tragen, wie ich es Ihnen gelobe!"
Ihre Hand gleitet leicht über die Stirn, wie um die wilden, wirren Gedanken zu bannen — aber nein, sie kann nicht klar, nicht ruhig denken.
„Morgen, morgen!" haucht sie, „nur nicht heute! Nur nicht jetzt! Morgen sollen Sie meine Antwort haben!"
* *
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Hell und klar leuchtet die Sonne am Himmel und läßt ihre Strahlen auf Ilses Scheitel spielen, wie sie, am Fenster sitzend, Turnaus Besuch erwartet.
Schöner denn je sieht sie aus mit den von leichter Erregung höher geröteten Wangen und den in banger Erwartung glänzenden Augen.
In nächtlicher Stille, wo nichts sie störte, hat sie in voller Ruhe sich klarlegen können, wie sie das, was sie erfüllt, was sie bewegt, ihm, wenn er kommt, sagen kann, ohne ihn zu kränken, zu verletzen.
Ja, er soll einen vollen Blick in ihr Inneres tun, er soll erfahren von ihrem Jugendfreund, von Sandor, wie sie von jeher an demselben gehangen hat mit jeder Faser ihres Herzens; wie sie dann, als er von ihr gegangen, halb sich verzehrend vor Sehnsucht nach dem Geliebten, sich endlich aufgerafft habe — wie sie gehofft, ihr Herz soweit bezwungen zu haben, ihm, wenn ihre Lebenswege sich doch noch einmal kreuzen sollten, wenigstens scheinbar ruhig begegnen zu können; aber gestern, wie sie ihn so unvermutet Auge in Auge wiedergesehen, da habe sie gefühlt, wie —
Plötzlich schreckt sie auf — die Hausglocke ertönt — das ist er!
Ein glückliches Lächeln umspielt ihren Mund, in ihren Augen leuchtet es freudig auf, heiße Röte steigt ihr ins Gesicht, als männliche Schritte sich nähern.
Der Diener öffnet die Tür, doch noch ehe ihm Zeit bleibt, den Besucher zu melden, steht derselbe bereits aus der Schwelle. Die Tür schließt sich hinter ihm. .
Die zwei sind allein.
Ilse war aufgestanden, dem Gast entgegenzugehen, plötzlich aber hemmt sie ihre Schritte und richtet sich zu voller Höhe auf.
Der frohe Glanz in ihren Augen schwindet um die eben noch lächelnden Lippen legt sich ein bitterer Zug, ihre Wangen verfärbten sich.
„Endlich, endlich sehen wir uns wieder, meine Ilse, meine Geliebte!"
Mit diesem Ausdruck kommt Sandor schnell näher, ergreift ihre schlaff herabhängende Hand, drückt einen zärtlichen Kuß auf ihre iveißen Finger, dann hebt er den Kopf und sucht mit seinen strahlenden Augen den ihren zu begegnen, aber die ruhige, hoheitsvolle Haltung, die sie ihm zeigt, bringt ihn etwas aus der Fassung.
„Du zürnst mir, Ilse?" hebt er von neuem mit etwas weniger sicherer Stimme wieder an, „o vergib! — Glaube mir, nur jugendlicher Leichtsinn hielt mich länger von Dir fern, als recht war, aber mein Herz gehört noch Dir wie ehedem— ich liebe dich heute mehr denn jej! Ach, ich weiß, ich fühle es, auch Du bist mir treu geblieben — Deine unwandelbare Liebe wird mir vergeben helfen!"
Er schweigt.
Ein schmerzliches Lächeln umspielt ihren Mund.
„Von Liebe weiß mein Herz nichts mehr," erwidert sie mit vor Erregung bebenden Lippen, „diese ist erstorben — ich hege aber keinen Groll. Vergiß, was dereinst zwischen uns war und suche anderwärts Dein Glück."
„Ilse, höre ich recht? Nein, nein, es kann nicht sein! Du wirst mich nicht so von Dir weisen," fährt er, immer leidenschaftlicher werdend, fort, als er eine Träne in ihren schönen Augen glänzen sieht, „unmöglich kannst Du —"
Das Türöffnen hinter ihm läßt ihn verstummen; er wendet den Kopf und mit fast feindlichen Blicken messen sich die beiden Gegenüberstehenden — eine kurze Minute, dann wendet Turnau sich mit beredtem, seltsam fragenden Blick zu Ilse.