keine feindselige Kundgebung gemeldet. Zum Ki- nanzminister wird wahrscheinlich Relvas oder Cunha ernannt werden.

fs Lissabon, 11. Okt. Der Minister des Aeußern erklärte in einer Unterredung mit dem Vertreter des Reuterschen Bureaus: Europa werde einsehen, daß die Republik auf fester Grundlage errichtet sei. Die Republik werde von der Bevölkerung willkom­men geheißen. Die republikanische Organisation fei eine solche, daß die Regierung Reformen mit der Gewißheit des Erfolges unternehmen könne. Die Regierung werde es nicht unterlassen, das Heer und die Flotte, die heroischen Begründer der Republik, zu reorganisieren. !

* Lissabon, 10. Okt. Die Besitzungen der Je­suiten werden als Staatseigentum erklärt. Die aus­gewiesenen Jesuiten werden alle nach Brasilien auswandern.

London, I I. Okt. Wie das Reutersche Bu­reau aus Lissabon meldet, hat König Manuel vor dem Verlassen seines Landes an den Minister­präsidenten einen eigenhändigen Brief gerichtet, in dem er erklärt, daß er sich nichts vorzuwerfen habe. Er habe immer seine Pflicht getan und werde auch stets Portugiese bleiben. Bon ganzem Herzen hoffe er, sein Land werde ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen. Seine Abreise stelle keineswegs einen Akt der Abdankung dar.

* London, 10. Okt. Die politische Abhängig­keit Portugals von England legt der Londoner Regierung die unbequeme Ehre auf, als erste Groß­macht die Republik anzuerkennen. So rasch die Revolution auch gesiegt hat, das ganze Land ist ihr sicherlich nicht zugetan, und es würde für die Machthaber gefährlich werden, längere Zeit ohne die Aufnahme in die politische gute Gesellschaft verharren zu müssen.» Man steht hier also vor hem Dilemma, das Haus Braganza, das ja eigentlich Ko- burg und eine Linie des in England regierenden Hauses ist, schleunig über Bord zu werfen und da­mit auch gewissermaßen anderen Dynastien zu zei­gen, daß sie an England keinen Halt haben werden, oder aber die Republik antienglisch zu stimmen.

- Es kann kein Zweifel bestehen, welchen Weg das Staatsinteresse gebietet, und so ist denn be­reits in der konservativen Presse der von vornherein zu erwartende Umschwung- zu Gunsten der Repu­blikaner eingetreten.

I Lissabon, 11. Okt. Der französische Gesandte hat die Freilassung des französischen Untertanen Dunoyer gefordert. Der Direktor eines Seminars, der portugiesische Oberst Canide, ist mit zwei Assi­stenten und 15 Seminaristen verhaftet worden. Die Regierung erklärt, die Verhaftung sei lediglich eine Schutzmaßregel. Der französische Gesandte hat die Freilassung von drei französischen Nonnen erwirkt.

si Rom, 11. Okt. Wie die Zeitungen mel­den, hat die Regierung Anweisung gegeben, alle ge­setzmäßigen Maßnahmen zur Anwendung zu brin­gen, um die vertriebenen portugiesischen Kongrega­tionen zu verhindern, sich in Italien niederzulassen.

Die Waldbrände in Amerika.

* Newyork, 11. Okt. Die Uebersicht des ge­genwärtigen Standes der Waldbrände an der ka­nadisch-amerikanischen Grenze zeigt annähernd 800 Tote; 200 Leichen sind gefunden, 5000 Per­

sonen sind obdachlos, 2000 werden vermißt. Flüch- linge berichten erschütternde Vorfälle. Mütter mit Kindern an der Brust sielen um und wurden Opfer der Flammen, Eltern, deren Kinder nicht mitkom­men konnten, wurden samt diesen vom Feuer ver­zehrt. Ein Flüchtling namens Oskar Johnson nebst Frau und drei Kindern stand stundenlang bis an den Hals im Baudette-Fluß in den sie gelegentlich un­tertauchten. Indessen wurde das Wasser so heiß, daß sie einen Fluchtversuch wagen mußten, der ge­lang. Die Toten findet man gewöhnlich halbver- k'ohlt, jedenfalls mit völlig abgesengtsr Kleidungi --- Zahlreiche Verbrecher tauchen auf und be­rauben allenthalben die Flüchtlinge. Ueberall be­waffnet man sich. Mit den Räubern wird sehr kur­zer Prozeß gemacht. >

Fortwährend

werden Bestellungen auf unsere ZeitungAns den Tannen" entgegengenommen.

Allerlei.

* Neue Goldfundeinder Eifel erregen großes Aufsehen. In der Nähe der Ortschaft Jvel- dingen wurden an vier verschiedenen Stellen Funde gemacht.

* DiePfalz. Pr." meldet: Nach dem Genuß von Torte sind bei der Kirchweihe in Pirmasens zwölf Personen erkrankt.

8 Württembergs Sohne in Frankreich 1871) 71.

Unter diesem Titel gibt in einem soeben erschie­nenen Buche Paul Dorsch Erinnerungen Pon Kriegs­teilnehmern aus den Jahren 1870/71 heraus. Es handelt sich um keine kriegsges chichtliche Darstel­lung, sondern Kriegsteilnehmer aus allen Ständen, aus dem Königsschloß wie aus dem Bauernhaus, erzählen ihre persönlichen Erlebnisse. Das Buch will die Liebe zu König und Vaterland wachhalten, die Neigung zum Soldatenstand fördern and die Er­innerung an jene große Zeit Pflegen und auffrischen.

Handel «nd Berkehr.

* Spielberg, 12. Okl. Fs:> Mostobst wird hier bis zu Mk. 4.60, für Zwetschgen bis Mk. 12. bezahlt.

* Tübingen, 10. Okt. ObÜbericht. Kelternvlatz.. I Zlr. Aepsel 5.506.30 Mk., 1 Ztr. Birnen 4.505 Mk 1 Ztr. gemischtes Obst 5.20 Mk. Zufuhr 600 Sackt Bahnhof 2 Wagen Schweizer Aepsel 1 Zlr. 5.20 Mk.

' Rottenbnrg, 9. Okl. M oftob st per Ztr. 5.40 bis 6 Mark; auf dem Bahnhof wird zu 4.80 Mk., Birnen und Aepfel vermischt, verkauft.

* Stnttgart, 11. Okt. Dem heutigen M oft ob st­ur ar kl auf dem Wilhelmsplatz waren 2600 Ztr. zugesntzrt. Preis 4,805,60 Mk. per Ztr.

' Stuttgart, 11. Okt. Auf dem heutigen Großmartt kosteten Zwetschgen 12 Pfg., Aepfet 715 Pfg., Birnen 820 Pfg-, Quitten 1520 Pfg., Nüsse 2025 Pfg., Trauben 25 Pfg., Himbeeren 35 Pfg. per Pfund. Auf dem Filderkrautmarkt kosteten 100 Stück 815 Mark:

* Hcilbronu, 8. Okt. Ob st markt. Mostobst 4:2.0 bis 5.20 Mk., Tafelobst 610 Mk. pro 50 Kilo.

' Reutlingen, 8. Okt. Frachtpreise. Gerste 8 bis

10.40 Mk, Haber 6i50-9.20 Mk., Unter»'. Dinkel 8.50 bis 9 80 Mk., Alber Dinkel 7.508 Mk.

* Stnttgart, 11. Okt. Die Zufuhr auf dem Kartoffel­groß ma-rkt auf dem Leonhardsplatz betrug 250 Zentner. Preis 4,806,50 Mk. pro Ztr.

* Hohenbeilstein (Bvttwartal), 10. Okt. (Herbstbericht) Die Mißernte, die fast aus allen Weingegenden gemeldet wird, trifft für unsere Weinberge nicht zu. Infolge der schönen Tage im September ist die Reffe der Trauben weit vorangeschritten und die Belaubung ist noch üppig grün. Obgleich auch bei uns der Sauerwurm auftrat, können doch diejenigen Weinbergbesitzer, die solchen energisch bekämpften, auf einen annähernd halben Herbst rechnen.

' Mundelsheim, 10. Okt. Einige Käufe Frühgewächs sind zu 19h Mk. pro 3 Hl. abgeschloffen. Die Wein­gärtnergesellschaft wird etwa 150 Hl. Trolliuger anfangs nächste Woche zur Versteigerung bringen.

^ js Stnttgart, 11. Oktober. (Schlachtvichmarkt) Zuge- trieben 225 Großvieh, 204-Kälber, -823 Stück Schweine Erlös aus Hz Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Quai.

- s) ausgemästere von 90 bis 93 Pfg., 2. Qual, b) fleischige und ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 85 bis 87 Pfg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 33 bis 85 Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 9-4 bis 96 Pfg., 2. Qualität d) fleischige von 91 bis 93 Pfg., 3. Qualität 1 <r geringere von 88 bis 90 Pfg.;Kühe I.Qual. a) jung« gemästete von bis Pfg., 2. Qualität d) älter« ^mästete von 68 bis 78 Pfg-, 3. Qualität o) geringe'.« von 48 bis 58 Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saug­kälber von 106 bis 108 Pfg-, 2. Qualität d) gute Saug­kälber von 101 bis 105 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saug­kälber von 96 bis 100 Pfg. Schweinei. Qualität junge») fleischige 74 bis 76 Pfg., 2. Qualität b) schwere fette von s 73 bis 74 Pfg., 3. Qualität o) geringere von bis Pfennig.

; Kurzer Getreide-Wochenbericht

der PreisberichtSstelle des- deutsche» Landmirtschaftsrats

vom 4. Oktober bis 10. Oktober 1910.

> Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide ! am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach ; Qualität, wobei das Mehr (- 1 -) bezw. () Weniger gegen- ' über der Vorwoche in ( ) bsigesügt ist, wie folgt:

! Weizen Roggen Hafer

^ Frankfurta.M. 205(-j-2- z) 152/- () 160(-st4)

; Mannheim 212* * ,(156() 162/4(^1)

! Straßburg 210() 167*//) 172*/)

/München 224(si-4) 164(-j-2) 168j-j-5)

Voraussichtliches Wetter

! am Donnerstag den 13> Oktober: Trüb, regnerisch, kühl.

, Verantwortlicher Redakteur: L. Lauk, Altenue,«.

War, «Karr Wägern ist die Watte das schädlichste, gtstä/gste und gefährlichste Tter. Dtk Vertilgung der Ratten durch Katzen in nur feiten'glich, auch ist es schwierig, die Ratten in Fallen zu sangen, da sie sehr schlau sind und viel Instinkt besitzen. DaS einfachste und sicherste Mittel zur radikalen Vertilgung ist das Kist. Aus Schiffen in Hafenplätzen und Schlachthöfen, in Stadt und Land wird Kreyberg'S Sistkonserve Wattellak mit größtem Erfolg ängewendet. Rattckal ist stark piftig und empfiehlt sich überall da arizulegen. wo Haustier« und Geflügel nicht hinkommen können, es ist auWrordentlich wohl­schmeckend, mit Witterung versehen, und wird deshalb anderem Futter vorgezogen. Wo jedoch durch Auslegen von Rattrkal Haustiere und Geflügel gefährdet werde«, verweilt et man Dekicia-WattenkrrcHore, ein Gebäck von appetitlichem Aussehen, Geruch und Geschmack, daS von dem Ungeziefer begierig angenommen wird. Dieselben sind für nützliche Tiere so gut wie ungefährlich, bei Ratten und anderen Nagern verursachen sie eine Nierenentzündung, an welcher die Ratten in ganz kurzer Zeit verenden. Freyberg's WatleLol und I«l,cia-WL,tt«r- kr««H«rr sind vorrätig in den meisten Apotheken und Drogenhand- lungen in Dosen zu SM, i. und IM Mark. Wo nicht erhältlich, wende man sich dttekt an Krepberg's Kiftssabrill irr AelihlcH.

lange Zeit niemand sonderlich beobachtete. Jetzt trat indessen eine Aenderung ein.

Na, der Karl Wuddicke in Klein-Friedingen würde große Augen machen, wenn er sehen könnte, wie seine Frau sich hier mit einem fremden Menschen amüsiert/ klang es da mit einem Male aus einer Saalecke an das Ohr des Franzosen und seiner Tänzerin, die jetzt wie aus einem Taumel erwachte. «

Lassen Sie uns schnell gehen/ stieß sie atemlos hervor. Das sind wüste Menschen aus Friedingen, die gehen blos darauf aus, Händel anzufangen. Ich kenn den, der's ge­rufen hat, sie nennen ihn denroten Adolf", und das Meffer sitzt ihm gewaltig locker in der Tasche/

Und wenn seinesgleichen ein halbes Dutzend hier wären," sagte Klaus Bertram finster,gefallen lasse ich mir von niemand etwas. Und wer Sie zu beleidigen wagt, der soll seinen Schaden bald besehen/

Ehe Frau Rose ihre Bitte, den Saal zu verlassen, wiederholen konnte, drängte sich ein recht angetrunkener Pa­tron mit brandrotem Haar an sie heran; es war der in der ganzen Umgebung übel berüchtigte Friedinger, der allgemein nur derrote Adolf" genannt wurde.

Na, Gevatterin, wie wär's denn mit einem Tanz?" rief er frech, sich in den Hüften hin und herwiegend, ohne die Hände aus den Taschen zu ziehen.

Geh' weg," fertigte Rose ihn kurzer Hand ab,ich will von Dir nichts wissen."

Oho!" schrie er.Seh' doch Einer die saubere Rose an- Na, weißt Du, wenn ich's Deinem Mann erzähle, was Du hier treibst, während er sich in der Fabrik plackt, dann könntest Du etwas Nettes erleben, wenn Du nach Hause ommst. Und ich erzähl's ihm, so wahr ich Adolf . . . ."

Er kam nicht dazu, seinen Satz zu vollendsn, denn Klaus Bertram hatte ihm eine derartige Ohrfeige- gegeben, daß der unverschämte Patron sich um sich selbst drehte, und, außer Stande das Gleichgewicht wieder zu gewinnen, schwer zu Boden stürzte. Das gab ein lautes Gekreisch und Halloh, denn über den sich unbehilflich auf den Dielen wälzenden Menschen stolperten Tänzer und Tänzerinnen, so daß ein all­gemeiner Wirrwarr entstand, in dem alles unverständlich durcheinander schrie, zumal die meisten nicht recht wußten, wie eigentlich der ganze Trubel so schnell entstanden war.

Wieder versuchte Frau Rose vergebens, ihren Begleiter mit sich fortzuziehen, er starrte nur mit unsäglicher Verachtung auf denroten Adolf", der sich jetzt erhoben hatte, sein Messer zog und mit wildem Gebrüll auf den Fremden los­stürzte, der ihm den Standpunkt klar gemacht hatte. Aber seiue Kourage sank doch etwas, als er merkte, wie ihn der Bedrohte seelenruhig erwartete. Er wußte indessen, wie er sich Hilfe gewinnen konnte.

Kameraden, wollt Ihr (Such gefallen lassen, wie so ein hergelaufener Mensch Euch Eure Tänzerinnen fortnimmt? Hinaus mit ihm!"

Das Wort hatte gezündet.Richtig, derrote Adolf" hat recht, raus mit dem Kerl aus dem Saal!" Ein tobender Haufe umgab im Nu Rose Wuddicke und ihren Tänzer, der sich noch immer abwartend verhielt.

Jetzt packte einer nach seinem Arm. Aber im selben Moment hatte der Franzose vom nächsten Tische ein Bier­glas ergriffen und schmetterte es so wuchtig auf den Kopf des Attentäters nieder, daß dieser wie ein Stier zusammen­brach. Dann ergriff Klaus Bertram denroten Adolf" und noch einen von der Horde und stieß die beiden mit den Köpfen so heftig gegeneinander, daß sie besinnungslos zur Seite taumelten.

Das hatte Eindruck gemacht, und das Paar hätte wahr­scheinlich ohne weitere Anfechtung den Saal verlassen können, wenn in diesem Augenblick nicht ein Wächter des Gesetzes in der Tür erschienen wäre. Sofort begann das allgemeine Geschrei von neuem.Zur Polizei mit dem Kerl. Er hat denroten Adolf" und noch ein paar Mensche« tot geschlagen. Er muß vor's Gericht, nehmt in fest und auch das Weibs­bild, das bei ihm ist."

Frau Rose weinte vor Aufregung, aber eigentliche Furcht empfand sie doch nicht; der Franzose hielr ihre rechte Hand fest umklammert, und aus seinem kräftigen Händedruck emp­fand sie nur zu deutlich die Versickerung:Du brauchst Dich nicht zu fürchten." Aber ihr Gleichmut wich doch, als der , Polizeimann herautrat und die ihm nicht unbekannte Frau ausforschte, wen sie da bei sich habe. Es treibe sich jetzt so viel fremdes Volk im Lande herum, daß er um eine Legiti­mation oder um eine Rekognoszierung bitten müsse, nachdem so schwere Anklagen erhoben worden seien.

Die so arg in die Enge getriebene Frau ward blutrot, sie merkte, das könnten für sie verfängliche Fragen werden. Woher sollte sie denn nun auch mit einem Male wissen, werder Franzose" war, der gestern Abend so plötzlich in ihr Haus hineingeschneit gekommen war? Sie wußte, daß er Klaus Bertram hieß; aber damit war nichts weiter an­zufangen, denn Papiere, Brief und Siegel hatte sie darüber nicht gesehen.

Sie war sonst wenig geneigt, jemand um Hilfe zu bitten, allein jetzt drückte sie doch krampfhaft, Hilfe heischend die rechte Hand ihres Begleiters und sie merkte, er würde ihr beistehen. Es war seine Gewohnheit ganz gewiß nicht, von irgendwem sich einschüchtern zu lassen. Und er behielt auch gegenüber dem grimmig dreinschauenden Beamten seinen unveränderten Gleichmut. Fortsetzung folgt.