nächster Zukunft zusammen kommen können- Die Radikalen haben dort zur Zeit die Oberhand. Die Unversöhnlichen wie Naumann, Träger sind froh, daß die Blockperiode zu Ende ist und daß sie nicht mehr gezwungen sind, mit den Konservativen zu­sammen zu gehen. Ihr Element ist Opposition und Mt werktätige Arbeit. Wir haben noch heute in den Kreisen der Handelswirtschaft eine große An­zahl treuer Anhänger; sorgen wir dafür, daß uns Me nicht entfremdet werden. Will man aber zu dem alten Block zurückkehren, so müssen auch die Konservativen herangezogen werden. Ich freue mich, daß ein solches Zusammenarbeiten auch von Bas­sermann in Aussicht genommen wurde, allerdings unter der bestimmten Voraussetzung, daß liberale Gedanken mehr Einigung finden. Jedenfalls wird die volle Selbständigkeit der Partei gewahrt wer­den. Wir sind für eine Interessengemeinschaft von cr,chustrie, Handel und Landwirtschaft und stimmen der Bismarck'schen Wirtschaftspolitik zu. Wir stel­len voran das Wirken zum Wohlergehen des Vater­landes. Wir sind eine Partei der Versöhnung der Gegensätze auf wirtschaftlichem und politischem Ge­biet. So hat die Partei gewirkt in schlimmen und guten Zeiten und wird weiterwirken als eine Ver­treterin des deutschen Bürgertums, der deutschen Bildung. Eine solche Partei kann und wird nicht untergehen. Wir sehen dem nächsten Kampfe entge­gen, geeint untereinander und damit stark in dem schweren Ringen. Nicht verzagen, sondern arbeiten und wagen ist unser Leitstern. (Stürmischer Beifall.)

st Berlin, 10. Okt. Die offiziellen Veranstal­tungen zur hundertjährigen Jubelfeier der Universität Berlin begannen heute abend 6 Uhr mit einem Festgottesdienst im Dome. Das mächtige Gotteshaus war von einer glänzenden Ver­sammlung, die überwiegend akademischen Charakter trug, zu der aber auch die staatlichen und städtischen Behörden, sowie das Heer ihre Vertreter entsandt hatten, bis auf den letzten Platz gefüllt. Dia Schriftlesung hielt Oberhofprediger D. Dryander, die geist- und eindrucksvolle Festrede der Dekan der theologischen Fakultät, Oberkonsistorialrat Prof. Dr. Kaftan. -- Abends fand in der Universität der erste offizielle Empfangsabend statt.

* Oberhansen, 10. Okt. In Osterfeld versuchte in der Nacht zum Sonntag der polnische Bergmann Puphusky das Kaiser Wilhelm-Denkmal mit Dynamit in die Luft zu sprengen. Das Denkmal wurde schwer beschädigt. Ein Bein der Figur ist abgerissen. Der Täter wurde sofort ver­haftet. Außerdem wurden zwei Schießmeister fest­genommen, um festzustellen, woher das Dynamit stammte. Die beiden letzten Verhaftungen konnten jedoch nicht aufrecht erhalten werden. Der Landrat des Kreises Recklinghausen, Graf Merveldt, und eine Gerichtskommission waren am Tatort.

Und mit einem schnellen Wurf flogen die Münzen in die Tiefe. Sie klangen, als sie im Wasser aus einen Stein auf­schlugen.

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Meßtag war in der großen Stadl, viel Volks war da vorhanden und dazu viel Amüsement. Und das wußte Frau Rose wohl, daß an solchen Tagen der beste Absatz für allerlei leckere Bissen ist, denn zum Abend sind die Leute, die den Tag hindurch umhergeschwärmt, Geschähe be­sorgt und allerlei Einkäufe verrichtet haben, doppelt hungrig. Lud im Uebrigen mar die resolute Frau doch noch nicht alt genug, um an der Seite ihres sauertöpsigen Galten so ganz aui alle Lebensfreuden zu verzichten. Gewiß, sie sparte zu Hause einen jeden rolen Pfennig, aber wenn sie mm in die Etadt fuhr, dann wollte sie auch etwas Neues sehen, für fick etwas haben. Nicht, daß sie etwa aus Abenteuer aus­gegangen wäre, im Gegenteil; aber sie darbte doch, haben die Leute in der Stad! io viel vom Leben, warum sollen wir draußen auf dem Lande nicht auch ein bischen vom Le­ben genießen, wenn wir zur Stadt kommen?

Darum war es ihr ganz angenehm gewesen, daß der Franzose diese Fahrt mitgemacht hatte. Was war auch weiter dabei, da er gewissermaßen jetzt mit zum Hause ge­hörte? Unterwegs hatte er sie ja freilich mit seinen Redens­arten tüchtig geärgert, aber als sie nun in den von Men­schen überfüllten Straßen waren, da waren alle diese Stimmungen und Verstimmungen vergangen, zumal sie heute Mit dem Verkauf ihrer Vorräte ein wirklich gutes und schnelles Geschäft machte. Sie meinte beinahe, der Franzose habe ihr Glück für diese Reise gebracht, und lachte beinahe darob.

Während sie in die ihr bekannten Häuser ging, ihre Aachen anzubieten, blieb ihr Begleiter wartend auf der «traße stehen. Sein ernstes Gesicht hatte sich verändert, Moein er seine Blicke forschend durch die belebten Straßen wandern ließ. Ein ironisches und selbst höhnisches Lachen belebte seine Züge, zuweilen pfiff er schrill vor sich hin, so Frau Rose, wenn sie wieder zu ihm hintrat, ihn ganz verwundert musterte. Da sie sich aber stets bald wieder

shtn trennte, auch mit allerlei Neuem, das sie sah, be­lästigt war, so hütete sie sich, ihn mit Fragen zu belästigen.

* daß er in mehr als einer Beziehung ein etwas wunder- >cher Kauz war, das stand bei ihr felsenfest.

Fortsetzung folgt.

si Mel, lO. Okt. Die hiesigen Werftarbeiter haben mit 1370 gegen 1200 Stimmen beschlossen, den Streik zu beenden. Sie haben die Arbeit heute nachmittag wieder ausgenommen oder wer­den sie morgen früh wieder aufnehmen.

si Metz, lO. Okt. In Mvntigny bei Metz wurde der Mechaniker Schlick und drei Brüder namens, Koch wegen Spionage verhaftet. Sie haben in der letzten Zeit ans mehreren Militärschuppen und Feuerwerkslaboratorien Patronen, Granaten und andere Munition gestohlen und diese an Frankreich verkauft.

Ausländisches.

js Wien, 10. Oki. Der Deutsche Staatssekretär des Aeußern, Herr v. Kiderlen-Wächter, machte heute mittag bei dem Botschafter v. Tschirschky einen längeren Besuch, um 2 Uhr war er zur Audienz beim Kaiser Franz Joseph, um 5 Uhr nachmittags besuchte er nochmals den Botschafter und dinierte beim Grafen Aehrenthal.

ff Athen, 10. Okt. Zum Präsidenten der grie­chischen Nationalversammlung ist der Revisionist Höszlin mit Unterstützung der Anhänger von Schal- lis und Theotokis mit 175 von 334 Stimmen ge­wählt worden.

Zur Lage i» Portugal.

ff Lissabon, 10. Okt. Das Amtsblatt der neuen Regierung veröffentlicht heute den auf den alten portugiesischen Gesetzen beruhenden Erlaß über die Ausweisung der Mitglieder der Gesellschaften Jesu und aller Mitglieder der religiösen Kongre­gationen fremder Nationalität. Die portugiesi­schen Mitglieder der Orden, die aus.diesem austre­ten, werden zu ihren Familien zurückkehren, die übrigen werden Portugal verlassen. Die Feststel­lung, welcher Nationalität jeder einzelne angehört, liegt in den Händen des Ministers selbst.

* Lissabon, 10. Okt. Die Polizei traf Vor­kehrungen, um das Volk an dem Eindringen in die bedeutendsten Klöster und Kirchen zu verhindern. Der Trupp, dem es infolge der geringen Polizei-» macht gelang, in das Kloster Quethaes einzudrin­gen, bestand aus einigen Fanatikern, welche die Möbel und die Gipsstatu tten zertrümmerten, und ferner aus Neugierigen uns einigen Beutegierigen. Als nachts Schüsse aus dein Viertel der Santos- kirche ertönten, hieß es, sie seien von Ordensleu­ten abgegeben worden, die s ich in der Kirche ver­borgen hätten. Man mußte die bewaffnete Macht herbeirufen, um die Kirche und die ihr benachbarte französische Gesandtschaft zu schützen. In der Stadt und ihrer Umgebung dauern die Verhaftungen ver­kleideter Ordensleute fort, die sich auf der Flucht befinden.

* Paris, 10. Okt. Aus Lissabon wird gemeldet: Als die Truppen in das Jesuitenkloster Quelhaes ein­drangen, waren sämtliche Ordensbrüder verschwun­den. Man glaubt, daß sie sich durch einen vier Kilometer langen unterirdischen Gang gerettet ha­ben, der ihr Kloster mit dem von Cameoli ver^ bindet. Die Truppen und Feuerwehrleute verfolg­ten die Mönche durch den unterirdischen Gang, des­sen Ausgang jedoch durch eine Bserne Türe ab­gesperrt war. die sie nicht zu öffnen vermochten. Es heißt, daß solche unterirdischen Gänge auch die anderen Klöster mit einander verbinden.

ff Gibraltar, 10. Okt. Der italienische Kreu­zerRegina Elena" ist hier eingetroffen; er wird die Königin Maria Pia und den Herzog von Oporto an Bord nehmen, um sie nach Italien zu bringen. König Manuel und die Königin Amelie, entschlossen sich nach England zu gehen.

Waldbrände in Amerika.

* In New York ist die Meldung eingetroffen, daß ein Waldbrand den 1500 Einwohner zählen den Ort Beaudekte zerstörte. Außer der Ortschaft Beaudetto ist auch die Ortschaft Spooner durch einen Waldbrand in Minnesota zerstört worden. Viele Personen sind umgekommen. Verbrannte Leichen liegen längs der Bahnlinie. Der Sachschaden be­trägt mehrere Millionen Dollars.

* Newyork, !0. Okt. Die Waldbrände auf bei­den Seiten der amerikanisch-kanadischen Grenze ha­ben bisher einen Verlust von mehr als 300 Men­schenleben im Gefolge gehabt, während 5000 Per sonen obdachlos geworden sind. Außer Beaudekte und Spooner in Minnesota find noch Bikl und Graceton in diesem Staate vernichtet, wie auch mehrere kleine Orte in Ontario. Rainey River und das Städtchen Roosevelt in Minnesota sind noch schwer bedroht. In der Nähe des ersteren Ortes rollt eine anderthalb Kilometer breite Flammen- wand durch die Wälder. Manche Ansiedler sinken auf der Flucht erschöpft zu Boden und werden so von den Flammen ereilt. Die Eisenbahnen entsenden Hülfszüge, indessen ist große Vorsicht nötig, da viel­fach die Brücken verbrannt sind. So mußte ein Zug der kanadischen Nordbahn, welcher Rainey River

Hülfe bringen sollte. Halt machen, da diese 240 Fuß lange Brücke verbrannt war.

* Newyork, 10. Okt. Spät nachts erhob sich ein starker Sturmwind in den Waldbrandgegenden, sodaß die Situation noch ernster geworden ist. Große Mengen wilder Tiere fliehen. Manche Menschen, irren infolge der Brände Lahnsinnig in den Wäl­dern umher. Unbeschreibliche Szenen ereigneten sW bei der Räumung von Beaudekte. Wertsachen aller Art, auch Geld, lagen auf den Straßen verstreut; manche Frauen wurden ohnmächtig und mußten vom Platze getragen werden. Die Bewohner von Rainey River, welches jetzt schwer bedroht ist, sind bereit, jederzeit die Flucht zu ergreifen.

Tprschsaal.

(Für Einsendungen unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion nur die preßgesetzliche Verantwortung.)

Vom Landgericht Rottweil wurden in letzter Zeit verschiedene Bierbrauer wegen Saccharinver­wendung dei der Bierherstellung zu Geldstrafen ver­urteilt. Vergleicht man die bezüglichen Gesetzesbe­stimmungen, so findet man, daß denjenigen, der« mehr als 50 Gramm dieses Stoffes verbotswidrig int Besitze hat, die gleiche Strafe treffen kann, welche die Bierbrauer für jahrelange Verwendung getroffen hat. Der Laie findet daher die Stra­fen, welche über die Bierbrauer verhängt wurden, in Anbetracht des Nutzens, den sich die Bierbrauer durch die Saccharinverwendung verschaffen konnten, sowie des Schadens, welche der ehrlichen Arbeit da­durch erwachsen ist, gering und sagt sich mit Recht, daß mit solchen Strafen die ehrliche Arbeit nicht geschützt istz

Handel «aI Berkctzr.

-n. Wart, 10. Okt. Hier und in unfern Nachbarorten Ebershardt und Wenden ist das meiste M o st o bst verlauft und verstellt zu 3,804,50 Mk. pro Ztr. Das Tafelobst ist größtenteils noch auf den Bäumen.

' Hornberg, 11. Okt. Moftäpfel kosten hier 4 Mk. per Zlr., Birnen 3,50 und 3,60 per Ztr.

' Herresberg, 8. Okt. Schweinemarkt: Zugeführt: 150 Milchschweine, pro Paar 2845 Mark; 40 Läufer­schweine, pro Paar 5005 Mk. Verkauf schwach.

' Reutlingen, 8. Ott. Die Preise für Mo st ob st steigen weiter. Der Konsum in bei diesen hohen Preisen zurückhaltend. Lebhafter ist er auf dem Güterbahnhof, wo 20 Wagen Aepfel zum Verkauf stehen und das Obst zu 5 Mk. raschen Absatz findet.

' Kuppiugen, 7. Okt. Hopfen 6080 Mk. per Ztr. Es lagern noch einige größere Partien prima Qualität.

' Wurmlingen, 8. Okt. Die Hopfen preise gehen wkeder etwas in die Höhe. In den letzten Tagen wurden wiederum verschiedene Hopfen verkauft per Ztr. zu 65 Mk. nebst Trinkgeld. Es sollen einem Produzenten sogar 75 Mk. per Ztr. für besonders schöne Ware geboten worden sein.

* Memmingen, 5. Okt. Schafmarkt. Zutrieb 2149 Stück. Verkauft 355 Hammel, 561 Schafe, 209 Lämmer. Erlös 32 871 Mk. Höchster Preis für ein Paar Hammel 7482 Mk., lür ein Paar Schafe 6668 Mk., für ein Paar Lämmer 5354 Alk.

Mitteilungen der Zentralvermittlungssteüe für Obstverwertung in Stuttgart, Eßlingerstraße 15 I.

Angebote: Große Mengen Herbst- und Winter­tafeläpfel aus den besten Obstgauen Württembergs, in den Handelssorten: Croncels, Goldparmäne, Landsberger, Luiken, Boskoop, Baumanns, Gravensteiner, Gold- Graue Renetten und Wirtschaftssorteii. Obstbauvereine und Gemeinden haben große Sammelangebote ausgegeben, sortieren und verpacken gemeinschaftlich in derWürlt. Einheitspackung". Herbst- und Wintertafelbirnen von zahlreichen Plätzen, ferner noch in Hagebutten und Walnüssen, Wachholderbeeren, Quitten, Schieben.

Nachfragen: in allen Obstarten von Früchtehand­lungen, Obft-Großkommissionsgeschäflen rc. sowie von Privaten aus ganz Deutschland. Nach Monobst sehr starke Nach­frage.

Obstpreise

auf dem Stuttgarter Engros-Markt am 8. Oktober 1910. Himbeeren 35 Mk., Pfirsiche 1025 Mk., Aepfel 7 bis 12 Mk., Birnen 620 Mk., Nüsse 2028 Mk., Zwetschgen 610 Mk., Hagebutten 1012 Mk., Quitten 1216 Mk., Tomaten 1114 Mk., einheimische Trauben 25 Mk. Alles per 50 Kg. Zufuhr sehr stark, Verkauf lebhaft.

Sortenpreise: Bessere Tafeläpfel, Croncels, Gold­parmäne, Boskoop, Canada 12 Mk., Luiken 10 Mk., Pleißener Rambour, I. Level 89 Alk., große feine Tafel­birnen 1620 Mk., G. Luise, Angouleme, Bls. Hochfeine rc. in kleineren Früchten 1216 Mk., geringe Sorten aus­wärts 68 Mk. Das ganz bedeutende Steigen der Most­obstpreise wird nicht ohne Einfluß auf die Tafelobsipreise bleiben.

BoranssichtlichcS Wetter

am Mittwoch, den 12. Oktober: Vorwiegend trüb und nebelig, kein ernstlicher Mederschlag, mäßig kühl.

Beraowortlicher Rrdakttur: L. Lank, Altraftetg.