Gegründet

1877.

Dre TagcsauSgabe ?Mt vierteljährlich Bezirk Nagold und Aachbarortsverkehr Mk. 1.L5

kstzerhalb Mk. 1.35.

Lie Wschenausgabe (Achwarzwälder SoMtagsblalt) koste: vierteljährlich 50 Wa.

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xinpa^ische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenftadt, Lalro u. Neuenbürg.

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Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Laut), Altensteig.

DienStag, den 11. Oktober.

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gisch die reichsgesetzliche Regelung des Tubmissions-

Verliehen wurse die Karl-Olga-Medaille in Silber an Regierungsrar Ernst Wiegandt in Freudenstadl.

Der 52. BerbandStag der württewbergilchen Gewerbevereittt.

st Neckarfulm, 9. Okt. Der 52. Verbandstag der Mrttembergischen Gewerbevereine und Hand­wertervereinigungen fand heute in der schönen reich- beslaggten Sulmstadt unter überaus zahlreicher Be­teiligung statt, nachdem gestern abend die Tagung durch ein vorzüglich gelungenes Bankett eröffnet worden war. Lebhafte Anerkennung fand die zahl­reich besuchte Wanderausstellung der K. Zentralstelle für Handel und Gewerbe. Verbandsvorsitzender Schindler-Göppingen eröffnete heute im geräumigen Löwensaal die von etwa 500 Verbandsmitgliedern besuchte Versammlung mit einem herzlichen Will­komm. Dem Präsidenten der Zentralstelle, Staats­rat von Mosthaf, der vor kurzem die Uebernahme eines hohen Reichsamts abgelehnt hatte, wurde ein» besondere Ovatiyn zu teil. Der Vorsitzende gab dem Danke Ausdruck, daß die reiche Erfahrung und große Arbeitskraft des Präsidenten dem Lande er­halten bleibe, worauf Staatsrat von Mosthaf, leb­haft begrüßt, dankend erwiderte, daß ihn die heu­tige freundliche Aufnahme in der Ueberzeugung be­stärkt habe, mit dem Entschluß, auf dem Posten zu verharren, das Richtige getroffen zu haben. Was fein Amt so schön mache, sei das gute, auf ge­genseitigem Vertrauen beruhende Verhältnis zwi­schen dem Gewerbe und der Zentralstelle. Dieses Vertrauen noch fruchtbarer zu gestalten, werde sein Bestreben sein. Mögen die Verhandlungen einen Verlaus nehmen, daß die Staatsregierung ein maß­gebendes Gewicht daraus legen könne. (Stürmischer Beifall.) Es folgten verschiedene Begrüßungsanspra­chen. Der Vorsitzende des Verbandes deutscher Ge- werbebereine, Geh. Rat Nvack-Darmstadt, aner­kannte die treue Arbeit des württembergischen Lau desverbandes und bezeichnte die württembergische Zentralstelle für Gewerbe und Handel, die eine Fülle von neuen Gedanken zur Förderung des Ge­werbes in die Praxis umsetzte, als vorbildlich für die anderen Bundesstaaten. Nach dem Geschäfts^ bericht des Vorsitzenden sind dein Verband im letzten Jahre drei neue Vereine beigetreten. Der Verband zählt 22 000 Mitglieder. Begeisterte Auf­nahme fand ein Hoch auf den König, an den ein Huldignngstelegramm abgesandt wurde. An der Hand von 24 Leitsätzen erstattete hierauf der Vor sitzende ein instruktives Referat über das staat­liche S ub mi ssio n s w es e n, das lebhaften An­klang fand und die wichtigen Wünsche der Ge­werbetreibenden berücksichtigte. Einstimmig wurden die Leitsätze von der Versammlung angenommen und ebenso folgende Resolution: Der 52. Ver­bandstag württ. Gewerbevereine und Handwerker- Vereinigungen anerkennt das Bestreben der K. Staatsregiernng, durch die geplanten Aenderuugen ' bezw. Ergänzungen der staatlichen Submissivnsbe- stimmungen und Bedingungen den Wünschen der Gewerbetreibenden und insbesondere der Kleinge­werbetreibenden entgegenzukommen. Er spricht des- ! ' halb den dringenden Wunsch aus, es möge die Kam­mer der Abgeordneten den Beschlüssen ihres volks­wirtschaftlichen Ausschusses und den in unseren Leit­sätzen enthaltenen weiteren Wünschen ihre Zustim­mung erteilen. Ferner richtet er an die, K. Staats regierung die dringende Bitte um Berücksichtigung der Beschlüsse unseres 52. Berbandstags. Zu­gleich bittet er die württ. Gemeinden und Amtskvr- Pofationcn, sie möchten sich dßje staatlichen Liib Missionsbestimmungen und Bedingungen nach ihrer Bekanntgabe zu eigen machen. Großes Interesse fand ebenso ein treffliches Referat des Handwerks­kammersekretärs Frehtag-Rentlingen über das Pri­vate Submissio Ks wese u. Die Anträge des Referenten gingen dahin, zu beschließen: a) euer

Wesens zu betreiben, ausgehend von dem Gedan­ken, daß die Eigenart der bezüglichen Verhältnisse und besonders die notorisch schwächere Position, in der sich der Handwerker d em Bauunternehmer ge­genüber befindet, eine solche spezielle Regelung aus rechtlichen und sozialen Gründen berechtigt und notwendig erscheinen läßt; b) gemeinsam mit den übrigen Handwerkerverbänden mit den in Württem­berg besteyenven Verbänden und Architekten und Bauwertmeistern in Unterhandlungen einzutreten zu dem Zweck der Schaffung grundlegender Vertrags- muster für die allgemeinen und für die beson­deren Bedingungen. Die Leitsätze und Anträge wur­den einmütig ohne Debatte unter stürmischem Bei­fall angenommen. Der Tendenz zweier weiterer Anträge zum Submissiousweseu stimmte die Ver­sammlung zu. Ein Antrag auf- gesetzliche F e st - legung der Lehrzeit für Handwerkstehrtinge auf dreieinhalb Jahre wegen des Zeitausfalls infolge des Besuchs der Tagesfortbildungsschule durch die Lehrlinge wurde nach eingehender De­batte zurückgezogen. Anträge betreffend Herausgabe einer knappen Zusammenstellung der wichtigsten Neuerungen der Bauordnung und bessere Bekannt­gabe von Güterrechtsangelegc»Heiken, Gütertren­nungen und Entmündigungen wurden angenom­men. Einen Bericht der Geschäftsstelle des Ver bandes gab Rechtsanwalt Jehte-Stuttgart. Es folgte die Berichterstattung über den Kassenstand. Die Ein­nahmen des letzten Jahres betrugen 8672 Mark, die Ausgaben 8289 Mark, 2000 Mark konnten dem Grundstock überwiesen werden. Das Verbandsver- mögeu beträgt 12 000 Mark. Dem Rechner und dem Vorstand wurde Entlastung erteilt. Breitenbach- Heitbronn sprach dem Berbandsvorstand für sein erfolgreiches Wirken volle Anerkennung ans und schlug dessen Wiederwahl vor, die einmütig er folgte. Schindler dankte für das Vertrauen und nahm die Wahl an. Zum Stellvertreter wurde wie­der Grönlein-Stuttgart gewählt. Zum Ort der näch­sten Tagung wurde Balingen bestimmt. Um 2 Uhr schloß der Vorsitzende die Versammlung mit dem herzlichen Wunsche, sie möge zum Wohl des Hand Werks dienen. Eine hübsche Ueberraschuug bot hier ans die Stadt Neckarsulm mit der Einwerhungsfeier des neuen Marktbrunnens, eines Meisterwerks des Neckarsulmer Bildhauers Zartmann. Beiin gemein kamen Mittagessen im Hirsch wurden verschiedene Toaste ausgebracht.

TarrdesnKchrichten.

11. Oktober.

* Zigeuncr-.Konzert. lieber das am Donnerstag, den ! 8. Oktober im Saale z. grünen Baum auf- lretende öfter.-Ungar. Damen und Herren-Orchester Rakoczi" schreibt der Schwäb. Merkur in Stutt gart: Das Zigeuner-Konzert der KapelleRakoczi" gestern abend in der Liederhalle erfreute sich eines überaus guten Besuches. Kein Wunder: haben die Zigeunerkonzerte aus das Publikum doch stets einen eigenen Reiz ausgeübt. Die sicher und mit Feuer vorgetragenen Weisen der in ihren schmucken Na tionaltrachten malerisch aussehendeu Kapelle fanden außerordentlichen Beifall. Neu für viele dürfte das Auhöreu des Cymbals, des einstmaligen Vor­läufers unseres heutigen Klaviers, sein. Auch die heimatlichen Lieder, gesungen von den Damen des Orchesters, wurden in entsprechender Weise zu Ge­hör gebracht. Ferner weiß jedermann, daß sieb in einem derartigen Ensemble stets einige Künstler be finden, die zu hören allein schon genügt, den Be­such eines Konzertes zu lohnen. Damit auch das Auge nicht zu kurz kam, bildete den Schluß ein sogenanntes Prunkstück: ,,Ein Märchen aus lOOO und eine Nacht." Diese Ausführung ist durch ihre Farbenpracht überraschend und war der Beifall ein rückhaltloser.

n. Ebhausen, lO. Okt. Gestern hielt die Ob mannsck)ast Nagold vom Landesverband der Eisen

bahnuntcrbediensteten im Gasthaus z. Waldhorn hier eine Versammlung ab, bei der die meisten Mit­glieder, soweit sie nicht der Dienst abhielt, zugegen waren. Es wurden verschiedene Standesfragen be­sprochen und die übrige Zeit dem gemütlichen Bei­sammensein gewidmet.

Nagold, lO. Okt. (Korr.- Die Hauptversamm­lung des tandw. Bezirksvereins Nagold am gestrigen Sonntag im Gasthos z. Rößle war sehr gut besucht. Als Vereinsvorstand wurde nach dem Vorschlag des Vizevvrstands Oberamtmann Ko mm er eil gewählt; in den Ausschuß wurden die bisherigen Mitglieder wiedergewählt und an Stelle des verst. Schultheißen Schumacher in Ober­schwandorf, Oberamtstierarzt Metzger Nagold, wel­cher auch in die Jüngviehweidekvmmission gewählt wurde. Landwirtschaftsinspektvr Ströbele von Leon­berg hielt einen sehr lehrreichen lstüudigen Vor­trag über das zeitgemäße Thema: Die Winterfütte­rung unserer Haustiere im Hinblick auf die schlechte Futter- und Kartoffelernte. Der Vizevorstand, Guts­besitzer Link-Tröileshof, sprach über Hebung der lei der zurückgegangenen Viehzucht im Bezirk, ermahnte die jungen Landwirte zum Besuch der landw. Wiuter- schule in Leonberg und forderte zum Beitritt in den landw. Verein auf. Oberamistierarzt Metzger teilte die Erleichterungen des Berfahrens über die Schutz­impfung det Schweine gegen Rotlauf mit und warnte die Tchweinebesitzer vor dem Unterlassen dieser Vorbeuguugsmaßregel. Oberinspektor Meß- mer, Vertreter der Versicherungsgesellschaft Wil- helma, mit welcher der Verein einen Vertrag zu Gunsten seiner Mitglieder abgeschlossen hat, refe­rierte über die Vertragsbestimmungen. Nach der Verteilung der bei der heurigen Bezirtsriudviehschau in Altensteig und bei der Eberschau zuerkannten Preise wurde die wohlgelnngene Versammlung ge­schlossen.

* Nagold, >N Okl. Mit Rücksicht aus die all­gemeine Preissteigerung der Lebenshaltung haben die bürgerlichen Kollegien beschlossen, die Löhne der städtischen Arbeiter je um 20 Pfennig für den Tag zu erhöhen.

i> Tübingen, 10. Okt. Zur ersten höheren Ju- strzdienstprüfung sind 48 Kandidaten zngelassen. Dir Prüfung beginnt am 14. Oktbr. hier. Als Vertreter der Landesumversität nimmt der derzei­tige Rektor Prof. Dr. Buhler an der Jabrhundert- feier der Berliner Universität teil. Das Winterseme­ster beginnt offiziell am 4 5. Oktober, doch wird, wie immer, vor dem 20. Oktober kern Kolleg ge­lesen, und ehe der Leminarbetrieb ausgenommen wird, wird es November werden. Aber es treffen schon wieder Studenten' in größerer Anzahl diese Woche hier ein. Das Straßenbild Tübingens wird bunter und lebhafter.

* Plieningen, 8. Okt. Unter großer Beteilig guug wurde gestern der in weiten Kreisen bekannte Pfarrer und Bezirksschulinspektor Gustav Mezger hier zn Grabe getragen. Außer seinen Angehöri­gen und zahlreichen Gliedern seiner früheren Ge­meinde hatten ihm die Geistlichen der Diözese Stutt­gart Amt, sowie Oberregierungsrat v. Falch und Prälat v. Frohnmeyer die letzte Ehre erwiesen. An seinein Grabe sprach Amtsdetan Kopp in anerkennen­den Worten von seiner unermüdlichen Amtstreue, seiner warmen Vaterlandsliebe, seiner seltenen Gei­stessrische und seinen sonstigen liebenswürdigen Eigenschaften. Eine große Reihe von Kränzen wnrde medergelegt, fv vom Diözesanverein, von der Kir- chengemeiude Plieningen, von der Rcttungsanstalt Wilhelmspslege, deren Vorstand der Entschlafene 22 Jahre lang gewesen war, von der Schule, von der bürgerlichen Gemeinde, vom Ausschuß des Ev. Lan- deSkirchengesangvereins, dem der Verblichene als Ausschuß und Ehrenmitglied angehört hatte, vom Vorstand des evang. .Kirchenchors Plieningen, den der Dahingegangene bis zu seinem Abschied ans dem Amt geleitet hatte. Alle diese Nachrufe leg­ten ein beredtes Zeugnis von dem reichen und ge­segneten Lebenswerk deS Dahiugeschiedeneu aft.