Gegründet

1877.

Die Tagesausgabe isster vierteljährlich ^ Bezirk Nagold und ztachbarortsverkehr Mk. 1L5

rußerhalb Mk. 1.38.

Die Wochenausgabe (Schwarzwälder Sonntagsblatt) kostet vierte ljährlich

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die Lextzeile,

Lknpartensche Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Dberamtsbezirken Nagold, Zrsudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Laut), Altensteig.

Amtliches.

Am 7. Oktober ist von dem K. Evangelischen Ober­schulrat eine ständige Lehrstelle in Gü Illingen, Bez. Altensteig-Dorf, demAnstaltslehrer JohannesReusch in Stamm­heim, Bez. Calw ; in Dagersheim, Bez. Böblingen, dem Unter­lehrer Konrad Hahr in Calw; in Mirleltal, Bez. Dorn- stetten, dem Anstaltslehrer Gotthils Warth in Lichtenstern bestätigt worden.

Die Herbstwar,dervsrsammlurrg der »ationalliberale« Partei.

Geislingen, 9. Okt.

Die Herbstwandcrversammlung der Nationalliberalen (Deutschen) Partei Württembergs fand heute, begünstigt von schönstem Herbftwetler, unter zahlreicher Teilnahme der Parteifreunde ans allen Landesgegenden hier statt. Nach dem gemeinschaftlichen Mittagessen im Hotel zur Sonne begann die öffentliche Versammlung. Rechtsanwalt Schwenk Geislingen hieß die Erschienenen herzlich willkommen und betonte, daß es seit Bestehen des Reiches noch nie eine so schmierige politische Lage gegeben habe, wie gegenwärtig. Man gehe ernsten Zeiten und Kämpfen entgegen. Ter Kasseler Parteitag habe aber bewiesen, daß Wille und Krasl in der Partei vorhanden sei, um den Kampf durchzu- führeu.

Landcsvorsitzender Kübel wies zunächst auf den großen Verlust einer so bedeutenden Kraft wie Dr. Hieber hin, der in der Partei eine exzeptionelle Stellung eingenommen habe und dankte dem hervorragenden Führer für seine wertvollen und langjährigen Dienste. Es sei aber nicht an dem, daß mit dem Führer auch die Partei stehe und falle. Zn einer Mutlosigkeit liege kein Grund vor. Wenn auch jetzt die rote Hochflut die Unzufriedenen mit sich fortreiße, so werde über kurz oder lang doch eine Rückströmung erfolgen. Daß die Einigkeit in der Partei nie größer gewesen sei, wie zur Zeit, habe Kassel bewiesen. Auch der Unterschied zwischen dem rechten und linken Flügel war nie so gering wie jetzt. Die liberale Weltanschauung muß aber mehr zum Ausdruck kommen. Da fehle es vor allem in Preußen. Auf die Ersatzwahlen und die Erfolge der Sozialdemokratie zurückkommend, meinte Redner, wirtschaftlich gehe auch der politische Zug mehr nach rechts, das bewiesen die von der Sozialdemokratie zur Anwendung gebrachten reaktionären Kampfmittel, Zwang und Druck. In Württemberg hätten die liberalen Parteien alle Ursache zusammenzugehen. Der Landesausschuß der Deutschen Partei habe der fortschrittlichen Volkspartci ein Anerbieten bezüglich des gemeinsamen Kampfes bei den bevorstehenden Reichstagswahlsn gemacht. Ihr Selbsterhaltungstrieb zwinge die Volkspartei zu einer Einig­ung mit entsprechenden Gegenleistungen. Es müsse aber ein ehrlicher Pakt mit Leistung und Gegenleistung abgeschlossen wer­den. Lokale Abmachungen dürften nicht getroffen werden, sondern die Verteilung der Mandate habe durch die Bundesaus- schüffe zu erfolgen. Das Zentrum ist und bleibt unser ent­schiedenster Gegner. Die Stellung zur Sozialdemokratie ist gegeben. Solange die Sozialdemokratie im Landtage prak­tische Politik macht, könne man mit ihr Zusammenarbeiten. Nur politisches Eunuchentum könne an eine Großblockpolitik denken. Pros. Kindermanns Anspielung hierauf in Kassel habe sich mehr auf die württembergische Politik bezogen, sonst hätte Redner besonders seine Zustimmung zu den Aus­führungen Bassermanns gegeben, wonach die Sozialdemo­kratie nicht zu umschmeicheln, sondern offen und ehrlich zu bekämpfen ist. ,

Nachdem Landtagsabg. Komm.-Rat. Wieland über Landespolitik gesprochen hat, erstattete Reichstagsabg. Dr. O s a n - Darmstadt das Referat über Reichspolitik. Er «niete mit seinen Ausführungen, über die wir noch berichten werden, stürmischen Beifall.

Dr. Bickes erklärte hierauf, einen Anschluß nach Rechts kann es hier bei uns nicht geben. Dazu zwingt uns schon die Berufung des Herrn von Hepdebrand zum Württembg. Konservativen Parteitag. Wir werden Anschluß nach links suchen müssen, und hoffen ihn zu finden. Voraus­setzung dafür ist volle Parität zwischen Volkspartci und und unserer Partei.

Schließlich fand folgende Resolution einstimmige Annahme: „Die Versammlung erklärt die volle Ueberein-

Montag, de« 1V. Oktober.

ftimmung mit der Haltung des Kasseler Parteitags. Sie schließt sich der glänzenden Vertrauenskundgebung sür Basser- mann in vollem Umfang an und versichert den Führern der Partei im Reich der unerschütterlichen Treue der württembg. Nationalliberalen."

Landrsnachrichten.

Att-rrfl-lg. 10. Oktober.

* Die am gestrigen Sonntag nachmittag im Rathaussaal stattgefundene jährliche Generalver­sammlung der Bezirkskrankenkasse Altensteig war

sehr schwach besucht. Das schöne Wetter und viel­leicht auch die derzeitige normale und ruhige Ab­wickelung der Geschäfte der'Krankenkasse mag wohl mit dazu beigetragen haben. Nach Eröffnung der Hauptversammlung durch den Vorsitzenden Bechtle erfolgte der Vortrag des Geschäfts und Rechen­schaftsberichts durch Hauptkassier Riet er. Aus dem Bericht geht hervor, daß die Einnahmen insgesamt 21 978,93 Mk., die Ausgaben 16 361,31 Mk. be­trugen. Dem Reservefonds konnten 4800 Mark zu­gewiesen werden: derselbe beträgt nunmehr 20 000 Mark und hat damit die gesetzliche Höhe erreicht. Die Zahl der Erkrankungen hat auch im verflossenen Geschäftsjahr eine Abnahme erfahren. .Der gün­stige Stand der .Kasse hat bereits die Aufhebung der Eintrittsgelder ermöglicht und der jetzigen Ge­neralversammlung konnte seitens des Kassenvorstan­des die Gewährung des Krankengelds nach l 4täg. Krankheit vom ersten Tage an nach dem Tage der Erkrankung und Gewährung des Krankengelds für aus Werktage fallende Festtage vorgcschlagen werden. Die Generalversammlung trat diesem Vorschlag durch einstimmigen Beschluß bei. Diese Aenderung tritt mit dem Tag der Ge­nehmigung des Beschlusses durch die Vorgesetzte Be Hörde in Kraft. Aus dem Kassenvorstand schieden 3 Mitglieder und zwar 1 Arbeitgeber und 2 Ar­beitnehmer. Für das ausgeschiedene Arbeitgeber- Mitglied wurde Geschäftsführer Maisenbach er bei der Firma Luz und Weiß gewählt, die aus­scheidenden Arbeitnehmer wurden wieder gewählt.

* Ein blühendes Apfelbäumchen ist auf

den! Grundstück des Schuhmachers Gnlde am Helle zu sehen.

* Zum Besuch der Weltausstellung in Brüssel

erhalten vom 10. Oktober ab selbständige Hand­werker, die in ihrem Gewerbebetrieb nicht mehr als 8 Gesellen beschäftigen, Fahrpreisermäßigung in der Weise, daß sie ans den württembergischen, badischen, pfälzischen und preußischen Bahnen, sowie ans den Reichseisenbahnen in der dritten Wagen­klasse zum halben Fahrpreis befördert werden. Die ermäßigten Fahrkarten werden verabfogt ans Grund eines Ausweises, der von der Handwerks kammer' oder vom Jnnungsverband oder von der Ortspolizeibehörde ausgestellt ist. Erforderlich ist, daß sowohl auf der Hin- wie auf der Rückreise direkte Fahrkarten von der Abgangsstation und der deutsch-belgischen Bahnstation gelöst werden. Die Preisermäßigung für die Hinreise ist bei der Fahr kartenansgabe der Abgangsstation tunlichst 24 Stun­den vor Abgang des Zuges zu beantragen. Die er mäßigte Fahrkarte nach Brüssel und zurück über Köln kostet samt SchnellzugSznschlag ca. 35 Mk. je nach Abgangsstation . Weder für die Hin- noch Rückreise ist eine bestimmte Linie vorgeschrieben: auch kann der Aufenthalt beliebig lang gewählt werden. Drucksachen über die Weltausstellung, ans denen das Wichtigste über Unterkunft, Verpfle­gung, Eintrittsgelder usw. zu ersehen ist, können vom Bureau der Handwerkskammer Reutlingen gra­tis bezogen werden.

* Bei der gestern in Nagold stattgefundenen Hauptversammlung des Landw. Bezirksver­eins wurde als Vorstand des Vereins Oberamt- mann Komerell nahezu einstimmig gewählt.

Surt-blatt skr Pfastgrafenweiler.

LS1V.

st Horb, 8. Okt. In Müh ringen ist das Anwesen des Handelsmannes Eppstein vollständig niedergebrannt. Die Entstehungsursache des Feuers ist unbekannt.

* Tübingen, 8. Okt. (Schwurgericht.) Als Ge­schworene wurden u. a. durch das Los be­stimmt: Michael Waidelich, Bauer in Ett- ma nnsweiler; Karl Hummel, Kaufmann in Gül tlangen.

st Reutlingen, 9. Ott. Auf dem Biehma'rktz in Großengstingen mußte ein Bauer aus dem Ober-' amt Urach die unangenehme Entdeckung machen, daß ihm sein um mehr als 500 Mark gekaufter und in der Scheuer der Wirtschaft eingestellten Stier abhanden gekommen war. Alles Su­chen und auch das Ansschellen durch den Amtsdiener war vergeblich. Der Stier war verschwunden. Als der Markt zu Ende war, blieb ein junger Stier herrenlos zurück. Mit diesem minderwertigen Er­satz mußte der Bauersmann heimwärts ziehen. Er wird wohl das nächste Mal mehr auf sein Vieh und weniger aufs Wirtshaus aüfpassen.

st Böblingen, 8. Okt. (Großfeuer.) In vergan­gener Nacht ist in dem Bezirksorte Aidlingen in­folge der Fahrlässigkeit eines jungen Mannes ein Brand ausgebrochen, dem neun Scheunen und vier Oekonomiegebände zum Opfer fielen. Der Scha­den beträgt zirka 50 000 Mark. Der junge Mann ist in Haft genommen worden.

I! Renningen, OA. Leonberg, 8. Okt. Ein ehr­licher Finder war ein hiesiger Einwohner, der auf der Straße 7000 Mark in barem Geld fand. Der Verlierer, der sich nicht gleich nobel benahm, wor­ein Hopsenhändler, dem die Summe von dem Fin­der sofort wieder ausgehändigt wurde, der aber sich kaum bedankte, von sonst einer Anerkennung nicht zu reden.

* Stuttgart, 10. Okt. Die Königin hat wie alljährlich auf ihr Geburtsfest eine Reihe von Wohl­fahrtseinrichtungen mit außerordentlichen Zuwen­dungeil bedacht. Die Jugendfürsorge in verschiede­nen Zweigen, die Tuberkulosebekämpfung durch die Bezirkswohllätigkeitsvereine, die weibliche Berufs- nnd Erwerbsbildung haben hiebei besondere Berück­sichtigung gefunden.

H Stuttgart, 9. Dkt. Zur Feier desGeburts- festes der Königin haben die staatlichen und städtischen, sowie viele Privatgebände Flaggenschmuck angelegt. Dem Festgottesdienst in der Schloßkirche wohnten an die Minister, die Hofstaaten, Kammer­präsident von Payer und zahlreiche höhere Beamte. Die Festpredigt hielt Prälat von Kolb.

st Stuttgart, 10. Okt. Die Einweihung des Württemberger-Denkmals bei Champigny wird mit Genehmigung der französischen Regierung am morgigen Dienstag vollzogen werden im Beisein einer Abordnung des Württembergischen Krieger- bnndes. Unter den 30 Teilnehmern befinden sich 8 Inhaber des eisernen Kreuzes.

st Stuttgart, 8. Okt. (Vom Verein deutscher: Eisengießereien. Die Niederrheinisch-westfälische. Gruppe der Handelsgießereien hat sich infolge der außergewöhnlich starken Heranfsetznng der Rohma terialenpreise gezwungen gesehen, die Gnßwaren preise damit wenigstens einigermaßen in Einklang zu bringen. Sie hat infolgedessen in ihrer Sit­zung vom 5. Oktober 1910 beschlossen, eine so sortige Preiserhöhung von zunächst 2 Mk. für 100 Kilogramm oder von 10 Prozent ans die Stück­preise eintreten zu lassen.

! j Stuttgart, 8. Okt. Die Landesversa m in lung der konservativen Partei Württem­bergs wird am Freitag, den 28. Oktober im Saale des Stadtgartens in Stuttgart stattsinden. Reichs­und Landtagsabgeordneter v. Hehdebrand und der Lasa wird an der Landesversammlwng teilnehmen und „über die politische Lage im Reich" sprechen.

WM- Bestellungen auf unsere Zeitung „Aus den Tannen" werden fortgesetzt rntgegengrnoi.nnen.