tag und Samstag wieder Versuche mit seinem Ein­decker gemacht und sich hiezu einen französischen Flieger kommen lassen. Die Versuche fielen .für den Anfang sehr Hut aus. Wenn alles nach Wunsch aeht, hat Lutzky rm Sinn, einen größeren Uebpr- landslug zu unternehmen. Der Apparat fliegt mit wunderbarer Ruhe und Schnelligkeit, auch der Mo­tor hat sehr gut funktioniert. Der sogenannte Za- rizamotor ist übrigens eine eigene Konstruktion Lutzkys. Ausfallend sind die großen Dimensionen des Drachenfliegers, so beträgt die Spannweite der Tragflächen über 15 Meter, und außerdem die drei Propeller, von denen der größte in der Mitte, die beiden kleineren seitlich angeordnet ist. Das Gestell besteht aus Mannesmann-Stahlröhren und ist sehr solid gebaut; auch die Federung ist aus­gezeichnet. Der ganze Apparat machte einen sehr- harmonischen Eindruck. Auch Hirth junior macht wieder Versuche, doch scheint die Steuerung nicht ganz zu funktionieren. Sein Apparat ist ein Ble- riottyp, nur die Schwanzftäche hat er abgeändert nnd dafür nach Vollmöllerschem System gebaut.

st Stuttgart, 4. Okt. (Abgestürzt.) Heute früh wurde in einem Steinbruch beim Kochenhof auf der F-euerbacher Heide eine 61 Jahre alte Frauens­person tot ausgesunden. Rach den angestellten Er­hebungen ist die Frau zweifellos vergangene Nacht in angetrunkenem Zustand vom Weg abgekommen' und in den leinhalb Meter tiefen Steinbruch ge­stürzt.

st Cannstatt, 4. Okt. Im Alter von 76 Jahren ist hier der Reichsgerichtsrat a. D. Dr. G. Fried­rich von Lenz gestorben, der von 1870 bis 1886 den Bezirk Urach in der württembergischen Zweiten Kammer, ferner von 1874 bis 1876 und 1884 bis 1886 den 5. württembergischen Wahl­kreis im Reichstag vertreten hat. 1882 war er Vizepräsident der Zweiten Kammer. Er gehörte der Deutschen (nationalliberalen) Partei an.

st' Steinheim, OA. Marbach, 4. Okt. Gestern nachmittag erschoß sich in Lndwigsburg im neuen Friedhof der frühere hiesige Ochsenwirt Christian Knorpp. Was den 56 Jahre alten Mann in den Tod getrieben hat, ist noch nicht festgestellt.

st Laufen a. E., 4. Okt. (Verunglückt^ In der Pappenfabrik und Papiergroßhandlung von Thurueisen kam der 19jährige Heizer Christian Ku­gel beim Schmieren in das Getriebe der Trans­mission. Die in einem Nebenraum beschäftigten Ar­beiter bemerkten, daß! das Getriebe immer langsamer gehe: als der Geschäftsführer Haug nachsah, fand er­den Verunglückten an der Transmission eingekeilt hängen, die Kleider teilweise vom Leib gerissen und um die Welle geschlungen. Nagel hatte noch die Geistesgegenwart, mit Aufbietung aller seiner Kräfte den Riemen von der Welle abzubringem sonst wäre er unbedingt sofort ums Leben gekoni­mm. Schwer verletzt mit Ripvenbrüchen und gro­ßen Wunden wurde er von dem Arbeitspersonal aus seiner schrecklichen Lage befreit und nach Hanse .gebracht.

st Künzelsau, 4. Okt. Letzte Nacht wurde im Gasthaus zumWilden Mann" hier eingebrochen, wobei den Tätern ca. 800 Mark bares Geld in die Hände fielen. Von den Dieben fehlt bis jetzt snloch jede Spur.

st Bad Mergentheim, 4. Okt. (Lotterieglück.) Der Haupttreffer bei der letzten Ziehung der Braun­schweiger 20 Talerlofe mit 8l 000 Mark ist hieher gefallen. Eine Ueberxaschung, die sich der Betrof­fene schon gefallen lassen kann.

ff Pforzheim, 4. Okt. Der hiesige Polizeihund Hassan hat dieser Tage einen merkwürdigen Fall aufgeklärt. In einem Hause der Maximilian­straße waren 350 Mark und ein Eheringweg- gekvmmen". Der Polizeihund verbellte nun anhal­tend einen Schrank und eine darin hängende Frauenblouse. Als man diese näher untersuchte, fand man das Geld und den Ring in dem Aermel jeingenäht. Es war nicht gestohlen, sondern von dem betreffenden Familienmitglied auf diese schlaue Art den lieben Nächstenaus den Zähnen" getan worden. Die Geschäfte der Bijouteriefabriken gingen im letzten Monat wieder recht gut.

* Pforzheim, 4. Okt. Zwei Fuhrknechte des Fuhrunternehmers Gottlieb Maier im Kupferham­mer hatten gestern abend für einen Pforzheimer Möbeltransporteur einen Möbelwagen zu fahren. Dabei gab der eine, jüngere Knecht dem andern, der gern zechte, im Laufe eines Wortwechsels eine Ohrfeige. Der Geschlagene, der etwas angetrun­ken war, fiel darauf so unglücklich unter den fah­renden Wagen, daß ihm die Räder die Brust zer­drückten und der Tod sofort eintrat.

»Ich kann aber heut und morgen und diese ganze Aoche nicht," sagte Liese aufgeregt.Hab' zu tun, wie Du weißt."

Dann fahren wir Beide allein," versetzte die Schwägerin, und als die Liese plötzlich heftig schluchzte, lachte sie:Glaub' gar, Du bist in den Menschen bis über die Ohren verliebt und eifersüchtig auf mich. Na, das ist ein Stück."

(Fortsetzung folgt.)

st Hirschberg, 4. Okt. Der Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Hirschberg-Schönau, Amtsge- richtsrat Wagner, Mitglied der Fortschrittlichen Volkspartei, ist heule mittag hier im Alter von 44 Jahren gestorben.

Der Konflikt in der Metallindustrie.

st Stuttgart, 4. Okt. Die bei den Elektro- mon teuren von dem Deutschen Metallarbeiter­verband eingeleitete Lohnbewegung greift immer mehr um sich. Die Installateure von Groß-Stutt- gart und Umgebung haben beschlossen, falls die Monteure und Hilssmonteure die Arbeit nicht wie­der aufnehmen und weitere Kündigungen seitens derselben Vorkommen, am nächsten Freitag sämt­lichen dem Deutschen Metallarbeiterverband unge­hörigen Monteuren und Hilfsmonteuren zu kün­digen.

* Hamburg, 4. Okt. Die Situation im Kampfe der Metallarbeiter ist immer noch nicht ganz ge­klärt. Während das sozialdemokratischeHambur­ger Echo" auf Grund der gestrigen Versammlung die Verhandlungen für endgültig gescheitert erklärt und die angekündigte Riesenaussperrung als unvermeid­lich ansieht, wird augenblicklich in Kreisen der Ar­beitgeber die Situation als weniger kritisch erklärt. Die Verhandlungen der beiden Kommissionen der Gesamtverbände der Metallindustrie wurden heute fortgesetzt, und wie verlautet, haben sich die Werf­ten zu weiteren^ wenn auch nicht erheblichen Kon­zsessionen bereit erklärt.

AilErrdtlrkrs.

st Wien, 4. Okt. Der König der Belgier besuchte heute nachmittag die Jagdausstellung und empfing sodann das diplomatische Korps. Kaiser- Franz Josef verlieh dem König der Belgier das Infanterieregiment No. 27, dessen früherer In­haber König Leopold war.

st Wien, 4. Okt. Kaiser Franz Joses verlieh dem König der Belgier das Großkreuz des Stefans­ordens und der Königin den Elisabethenorden.

st Paris, 4. Okt. Heute vormittag wurde ein Kassenbote auf dem Boulevard des Italiens von drei elegant gekleideten Männern überfallen und seiner Geldkasse beraubt, die 17 000 Francs in bar und Schecks im Betrage von 40 000 Francs ent­hielt. Zwei der Räuber wurden sofort festgenom­men; dem dritten gelang cw. mit der Beute zu ent­kommen. Die Verhafteten find Engländer.

st Paris, 4. Okt. Aus Lissabon wird gemeldet: Der Mörder des antiklerikalen Abgeordneten Prof. Bombardat war zweifellos ein irrsinniger Offizier. In der Bevölkerung verbreitete sich das Gerücht, daß es sich uni einen Anschlag handle und eine große Volksmenge veranstaltete daraufhin eine anti­klerikale Straß-enkundgebung. In Oporto kam es aus demselben Anlaß zu Ruhestörungen.

* .Konstantinopel, 4. Okt. Generaloberst v. d. Goltz wurde gestern vom Sultan in Audienz emp­fangen.

Revolution in Lissabon

Madrid, 5. Okt. (Tel.) Von einem Schiff, das in Lissabon ankert, ist hier die Meldung einge­laufen, daß in Lissabon die Revolution ausgebro­chen sei. Kriegsschiffe bombardieren das königl. Palais, wo die Revolutionäre die republikanischen Fahnen hißten. - Von anderer Seite wird ge­meldet, daß König Manuel von Portugal gefangen sei.

1! London, 5. Oktober. Einer Vlätrermeldung zufolge sollen in Lissabon ernste Unruhen ausgebrochen sein. Alle Berkehrsverbindungen seien unterbrochen, die Telegraphen­drähte zerschnitten. Es heißt, baß in Lissabon harte Kampfe stattgefunden und daß die Republikaner einige Erfolge ge­habt hätten.

lieber Hamburg erfährt derLokalanz." daß in Por­tugal gestern nachmittag der gesamte Hafen- und Eisen­bahnverkehr stockte, lieber die Ursache sei nichts bekannt. Große Hamburger Firmen hätten ieit mittag keine Nach­richten mehr ans Lissabon bekommen.

Vermischtes.

§ Wein von ausländischen Trauben. Infolge des heurigen Fehlherbstes werden vielfach von Wir­ten ausländische Trauben eingeführt, die gekeltert und als Getränke in die Wirtskeller eingelegt wer­den. Man stößt nun nicht selten auf die Ansicht, als ob solche Weine, wenn sie für den schwäbischen Gaumen zu herb oder zu sauer sind, durch Zuk- kerzusatz mundgerecht gemacht werden können. Al­lein das Weingesetz untersagt die Zuckerung auslän­discher Weine. Es sind sonach Weine, die aus aus­ländischen Trauben hergestellt und mit Zucker ver­mischt sind, keine Wirtsweine, sie sind unverkäuf­liches Getränk, und ihr Konsum beschränkt sich auf den Wirt und s eine Familie. Der Privatmann kann natürlich mit ausländischen Trauben oder Weinen anfangen, was er will, wenn diese nur als Haus­trunk verwendet werden.

8 Drei große Flasche» Nauhcimer Brnnnemi

verkonsumiert täglich die Zarenfamilie. H, Lee kon­statiert das imBert. Tageül.". Jeden Morgen läßt sich ein Hofbedienter von einem der beiden in hessische Volkstracht gekleideten Brunnenmädchen;

die Tracht besteht in kirschrotem reichbesetztenl Sammetmieder, weißem Halstuch, kurzem grünen! Rock und einem winzigen bunten Häubchen - drei von ihm mitgebrachte große Flaschen füllen. Nach den Badevorschriften ist die Abgabe des Brunnens! nach auswärts während der Konzertzeit eigentlich! nicht gestattet; bei der Person hier, für die diese Flaschen bestimmt sind, wird eine Ausnahme ge­macht. Denn diese Person ist der Zar. Sofort setzt sich das Automobil über die vorbeiführende Straßx, die nach Friedberg geht, in raschem Tempo wie­der in Bewegung, denn Punkt halb neun Uhr nimmt der Zar im Friedberger Schloß vor dem Früh­stück seinen Brunnen ein. Natürlich trinkt er die drei großen Flaschen nicht allein aus. Mit ihm ge­nießen noch andere Mitglieder seiner Umgebung den salzigen kohlensanren Trank.

ß Eine leuchtende Fontäne führte Kommerzien­rat Zeichner im Garten seiner Besitzung in dev Villenkolonie Grunewald seinen Gästen vor. Dieses Flammenwunder hat der Sohn des Hauses stud. chem. Siegfried Leichner erfunden. Er ließ unter besonderem Druck Benzin in die Fontäne des Gar­tens einströmen, brachte es unter Benutzung leicht vergasender Kohlenwassers. ^Verbindungen zum Entzünden und erzielte s o ganz außergewöhnliche Wirkungen. Da die eigenartige Vorrichtung durch Patent geschützt werden soll, so kann man vorläu­fig auf die Einzelheiten der sehr geschickt durch­dachten Anlage nicht eingehen. Durch die leuchtende Fontäne wurde der Garten in magisches Licht ge­taucht. Um den Wasserstrahl, der in einer Höhe von 20 Metern zu feinen Perlen zerstäubte, hatte sich innig ein feuriges Band geschmiegt und rief wunderbare Lichtreflexe hervor.

* Der Münchener Durst. Trotz aller Sta­tistiken, die von einem Niedergang des Münchener Durstes zu melden wissen, steht er doch noch auf einer sehr respektablen Höhe; während des Oktober­festes sollen auf der Theresienwiese allein an Bier 12 000 Hektoliter leer getrunken worden sein. Was dazu gegessen wurde, schreibt derTag", an Würst­chen, Schinken, Nudeln, Geflügeln usw. geht ins Unermeßliche, und der Enzian als Verdauungs­schnaps ist in Strömen geflossen. Die Wirte der großen Buden mußten jeden Abend ihre Einnahme an Scheidemünzen in Säcken verpackt mit Wagen' oder Automobilen nach Hause schaffen.

Handel mrdi Verkehr.

* Altensteig, 5. Oktober. Gestern wurden hier einige Quantum Mo st ob st verkauft, der Zentner zu 3 Mk.

* Haiterbach, 3. Okt. Ter Preis für neuen Haber schwankt zwischen 6 Mark bis 6,50 Mark. Die Stadt­gemeinde erlöste aus ihrem gesamten Obstertrag 1031,10 Mk.

' Frendenstadt, 4. Okt. Vom K. Forstamt Freuden­stadt wurden am 3. d. Mts. erlöst für 11 Fm. normales Forchenlangholz I. und II. Kl. 140°/.. der Taxpreise.

* Rottenburg, 4. Okt. (Hopsen.) Daß in Nürnberg der Handel in Hopfen so lebhaft einsetzt, macht sich hier in der Nachstage und Preisbewegung des Produks gut fühlbar. Die Bestände lichten sich zusehends und vielmehr als 1000 Zentner werden hier kaum mehr anzulreffen sein. Zwei Drittel der Ernte sind glatt abgesetzt und in den Be­zirksorten dürsten die Verhältnisse mindestens ebenso liegen. Bezahlt wurde für beste Ware bis zu 90 Mk. pro Ztr. nebst Trinkgeld. Angesichts des lebhaften Exporthandels beobachten einzelne Produzenten Zurückhaltung. Wenn das Verkaufsgeschäft jedoch so anhält, wie in der letzten Woche, ist für die Stadt Rottenburg mit Beginn der nächsten Woche das Berkaussgeschäft aus Privathänden erledigt.

* Stuttgart, 4. Okt. Dem heutigen Mosto bst markt auf dem Wilhelmsplatz waren 1700 Zentner zugeführt. Preis 4,605,20 Mk. per Zentner.

* Stuttgart, 4. Okt. Dem Kartoffe lg roßmarkt auf dem Leonhardsplatz waren 150 Zentner zugeführt. Preis 45 Mark per Zentner.

' Schnait, 3. Okt. Hier find einige Weinkäufe des Heurigen abgeschlossen worden zu 212 Mk. pro 3 Hl. Ver­stellt ohne Preisvereinbarung ist vieles.

Kurzer Getreide-Wochenbericht der PreiSberichtSstelle des deutschen Landwirtschaftsrat»

vom 27. September bis 3 .Okt. 1910.

Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Marktlage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (Z-) bezw. () Weniger gegen­über der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:

Weizen Roggen Hafer

Frankfurta.M. 2020st1 "§) 152st.() 056(-st1)

Mannheim 212h,() 156(1'/2) 161 Ost 2)

Straßburg 210() 167-st) 172 Hst)

München 220() 162(-s-1) 163(-st3)

Voraussichtliches Wetter

am Donnerstag, den 6. Oktober: Mäßig wolkig, kein er- , heblicher Niederschlag, kühl.

Brrautworüicher Redakteur: L. Lauk, Alteustrtg. '