geben, daß Ihr Aufenthalt in Italien uns das beste Andenken hinterlassen hat und daß ich mich Ihnen anschließe, um nochmals mit Genugtuung die Ueber- xinstimmung unserer Anschauungen festzustelleni. Aufrichtige, freundschaftliche Grüße.
st Rom, 2. Okt. Die Zusammenkunft in Turin wird von den Blättern in sympathischer Weise besprochen.
st Brüssel, 21. ^ept. Der König und die Königin sind heute abend mit großem Gefolge zum Besuch des Kaisers Franz Josef nach Wien abgereist.
* Brüssel, >. Okt. Hinsichtlich der Brand- katastrophc auf der Brüsseler Weltausstellung hat man sich allgemein gewundert, daß bis jetzt die Untersuchnngsbehörde noch nicht amtlich verkündigt habe, welches Ergebnis die vielen Vernehmungen hatten, die stattgefunden haben. Die radikale „Derniere Heure" erklärt nunmehr, daß die Untersuchung noch lange nicht abgeschlossen sei. Der Staatsanwalt werde drei bis vier Wochen nötig haben, nm nähere Erklärungen abzugeben, da noch nicht bestimmt festgestellt werden konnte, ob der Brand aus Brandstiftung znrückznführen sei
ss Washington, 2. Okt. Die in Aussicht genommene Erhöhung der Frachten für Bauholz von der Pacific-Küste und aus dem Nordwesten, die am 16. Oktober in Kraft treten sollte, ist wegen den von der zwischenstaatlichen Handelskommission ange- stellten Verhandlungen bis zum 6. Februar verschoben worden. ^
st Eagle Paß (Texas), 2. Okt. Einem Briefs zufolge sind infolge zweier Explosionen, die am Freitag und Samstag erfolgten, 150 Bergleute auf der Zeche Palan bei Margez Cohuila Mexiko) eingeschlossen worden.
* Los Angeles (Kalifornien', 1. Okt. Bei einem durch Explosion entstandenen Brand des Gebäudes der hiesigen „Times" wurden etwa zwanzig Personen getötet und zwanzig verletzt. Die Mehrzahl der Opfer besteht aus Mechanikern. Da die Zeitung Nichtorganisierte Leute anstellte, behauptet der Chefredakteur, Feinde der gewerblichen Freiheit hätten morgens das Zeitungshaus durch Dynamit zerstört. Das Gebäude ist völlig vernichtet; der Schaden wird auf eine halbe Million Dollar geschätzt.
Die Cholera.
st Rom, 2. Okt. In den letzten 24 Stunden sind in Neapel 12 Erkrankungen und vier Todesfälle vorgekommen, ferner in der Provinz Neapel 17 Erkrankungen und 12 Todesfälle, in Apulien 2 Erkrankungen und 2 Todesfälle und in der Provinz Sassari 3 Erkrankungen. In Rom find in den letzien fünf Tagen keine Cholerafälle mehr festgestellt worden, sodaß die Stadt als cholerafrei betrachtet werden kann.
Allerlei.
* Die von ihrem Manne getrennt lebende Frau des Opernsängers und früheren Mitgliedes der Darmstädter Hofoper, Franz Gessele, genannt Geß- ner, aus München, der zur Zeit mit seiner Geliebten und ihrem Kind in Gauting zur Erholung weilt, wollte, wie die „Münch. Ztg." meldet, eine Aussprache mit ihrem Mann herbeiführen, wurde aber m feiner Wohnung abgewiesen. Frau Gehner ging
Haut bist, wie ich hoffe, aber weil Du den Mantel da trägst, will ich meinen, daß Du ein französischer Soldat gewesen bist."
„Bin ich auch gewesen, in Afrika, in Algerien," war die lebhafte Antwort.
„Na, also, da stimmts ja; wenn ich als Deutscher auch keinen anderen Uniformrock, als den von unserem Kaiser — nee, nee, laß man," ries er, als jener ein finsteres Gesicht machte, so mar das nicht gemeint, es geh! Manchem anders, als ihm an der Wiege gesungen ist. Darum kümmere ich mich nicht. Also, was ich sagen wollte. Am 4. August anno 70, da bei Weißenburg, da lag ich mit einem Schuß da, und so ein schwarzer Turko kam gerade hinzu, mich abzumurksen. Im letzten Augenblick stieß ein französischer Offizier den schwarzen Teufel bei Seite und schrie: Mörder sind wir nicht!" Dem verdanke ich mein bischen Leben. Und da Hab ich's mir zugeschworen, wenn ich mal in meinem Leben wieder mit einem Franzosen zusamenkommen sollte, dem es nicht zum besten ginge, dann wollte ich an dem den Dank abtragen, der dem Offizier bei Weißenburg zukam. Dem könnt ichs nicht mehr sagen, denn ein bischen später zerschmetterte ihn eine Granate. Also, Franzose, wenn unter Deinem Mantel auch eine deutsche Haut steckt, oder darum gerade erst recht, wenn Du heute nicht noch wohin mußt, dann bist Du für diese Nacht bei mir eingeladen. 'S gibt allerdings blos Kartoffeln und Speckstipp', aber verwöhnt wirst Du wohl nicht gerade sein. Na, kommst Du mit?"
Karl Wuddicke hatte ganz erstaunt diese Worte seines redseligen Vaters angehört. „Aber, Vater, Du kennst doch die Rose! Wir kommen jetzt schon so spät nach Haus, und wenn wir nun noch so Einen mitbringen, dann . . ."
„Werd' ich ihr zeigen, wo Barthel Most holt, unterbrach Anton seinen Sohn entschieden. „Kannst ruhig mitkommen, Franzose," sagte er dann zu dem Fremden, der
daraus in den Garten und tötete sich durch einen Revolverschuß.
* Der Marktmeister in Alkmaar (Nordholland) erhielt in einem Postpaket eine Torte zugesandt. Seine Frau und das Dienstmädchen aßen von der Torte und erkrankten beide schwer. Die Frau starb nach wenigen Stunden. Das Dienstmädchen liegt hoffnungslos darnieder. Die Torte enthielt ein starkes Gift.
Ter Parteitag in Cassel.
Der nationalliberale Parteitag in Cassel, der von mehr als 1000 ' Teilnehmern besucht war, konnte nach der einmütigen Zustimmung seiner Mitglieder zu den Darlegungen seines Führers, des Abgeordneten Bassermann, von einer Resolution über diesen wichtigsten Gegenstand der Tagesordnung absehen. Reichstagsabgeordneter Bassermann führte etwa aus:
So lange die nationalliberale Partei einig war, so lange war sie stark. Die nationalliberale Partei kann einig und also auch stark bleiben, wenn sie! festhält an ihrem alten Programm. Wir halten fest an den nationalen Grundlagen unsrer Partei und an den liberalen Parteianschauungen. Aus der stolzen Vergangenheitsperiode richten wir den Blick Auf die unerquickliche Gegenwart. Erhebend waren die Wahlen des Jahres 1907. Damals trat Fürst Bü- low aus den Plan. Man hat gesagt, dieser Wahl- Feldzug des Fürsten Bülow sei nicht gelungen, denn er habe ja nicht die Ultramontanen geschlagen, fon dern die Sozialdemokratie getroffen. Der Fürst wußte sehr gut, daß das Zentrum nur in einer verhältnismäßig geringen Zahl von Mandaten bedroht ist. Sein Plan war von Anfang an darauf gerichtet, der Sozialdemokratie Schläge zu versetzen, indem er in dem Bundesgenossen des Zentrums das Zentrum selbst traf. Und das ist glänzend gelungen. Es läßt sich jene Bülow-Periode in den Satz zusammenzufasfen: dem Liberalismus ist sein Platz in der Sonne zu gönnen. Die Reichsfinanzreform, die antisozial und vollständig verunglückt ist, kam nur zustande unter starker Preisgabe des Ansehens der Regierung. Wir wären in das politische Elend nicht hi- eingeraten, wenn damals die Regierung de »^Reichstag aufgelöst hätte. Redner erörterte dann die Kämpfe um die preußische Wahlreform, und verlangte, daß diese ebenso wie die Finanzreform im volksfrenndlichen Sinne ausge- gestellt werde, lieber die Stellung der Nationalliberalen zu den Stichwahlen können wir erst nach dem Vollzüge der Hauptwahlen sprechen, da wir nach dem Grundsatz von Leistung und Gegenleistung verfahren werden. Die Sozialdemokratie ist unser Feind, und keiner von uns wird die Groß-Block- politik im Reiche empfehlen. In dieser Ueberzeu- gung hat uns der sozialdemokratische Parteitag in Magdeburg mit seinen schmählichen Angriffen auf den Zaren noch bestärkt. Im Osten müssen wir den Kampf gegen die Konservativen führen, weil der Osten für uns Neuland ist. Die Wahlen werden weniger durch die organisierten Parteileute entschieden, als durch die unorganisierten, was mau Treibholz nennt. Den Streit mit den Konservativen sind wir unter der Voraussetzung einzustellen bereit, wenn der Linksliberalismus seine volle
unschlüssig zugehört hatte. „Sie, meine Schwiegertochter, die Rose, hat ja nun freilich die Hosen im Haus an, mein Sohn da, der dumme Kerl, läßt sich's gefallen. Aber die Rose ist doch ein vernünftig Frauenzimmer, und die sieht ein, was Recht ist, das gehört sich. Und was ich gesagt Hab', ist Recht. Vorwärts, Kamerad."
„So will ich denn mitkommen, lieber Freund, und ich werd's nie vergessen."
Der alte Wuddicke lachte dröhnend. „Na, bilde Dir man blos nichts ein, Franzose. Denkst wohl, es gibt 'n Daunenbett und Champagner, daß Du von nicht vergessen sprichst? Nee, nee! Aber, wie heißt Du denn eigentlich?"
„Klaus Bertram", lautete die rasche Antwort.
„Klaus Bertram," wiederholte Wuddicke. Ein guter, deutscher Name. „Uebrigens heißt auch der größte von unseren Fabrikbesitzern, der eine Meile weiter seine Hauptspinnerei hat, Bertram. Ich bin auch da und mein Sohn auch. Wie wär's denn mit Arbeit da? Aber das können wir ja immer noch überlegen. Und jetzt wollen wir machen, daß wir nach Hause, nach Klein-Friedingen kommen, nicht weil die Rose zackerieren könnte, sondern weil ich einen gewaltigen Hunger habe."
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In der bescheidenen, aber sauberen Wohnstube des kleinen Hauses, in dem der alte Wuddicke— seine Frau war schon vor einer ganzen Reihe von Jahren gestorben — mit seinen Kindern, seinem Sohn Karl und dessen Frau Rose und seiner Tochter Life hauste, stand jetzt der .Franzose' unter der Petroleumlampe. Er hatte den Mantel abgelegt und sah so in seiner schlanken, beinahe eleganten Gestalt ganz anders aus, wie unter dem fadenscheinigen Ueberrock. Frau Rose,
Gleichberechtigung in der Gesetzgebung n. Verwaltung bekommt. Die Gegnerschaft der Partei Legen das Zentrum bleibt die alte. Die nationalliberale Partei muß sich vor neuen Spaltungen hüten, an ihrem alten einigenden Bande festhalten und ihre Selbstständigkeit nach rechts und links wahren. Nach dem sich der minutenlange stürmische Beifall gelegt hatte, trat der Parteitag unter Verzicht auf eine Resolution in die Erörterung der Bafsermanw- schen Ausführungen ein, die er sich in allen ihren wesentlichen Teilen zu eigen machte.
Handel «nd Verkehr.
' Tübingen, 30. Sept. Obst- und Kartofsel- bericht. Kelternplatz: 1 Ztr. Aepfel 4.20—5 Mk., 1 Ztr. Birnen 3.80—5.20 Mk., 1 Ztr. gemischtes Obst 4.40 Mk. Zufuhr 800 Sack. Verkauf rasch. — Kartoffel: 1 Ztr.
4.50— 5 Mk. Zufuhr 40 Sack. — Bahnhof: 1 Waggon Schweizerobst 1 Ztr. 4—4.20 Mark.
' Reutlingen, 1. Oktober. (Obsternte.) Während in den letzten obstarmen Jahren einige hundert Waggons Mostobst aus dem Ausland bezogen und auf dem hiesigen Bahnhof verkauft wurden, beschränkt sich dieses Geschäft hier auf wenige Waggons, von denen wöchentlich kaum 6 anfallen. Auch die Mostobstpreise bewegen sich in normalen Bahnen. Fast durchweg sind Aepsel um 4—4,60 Mark, Birnen um
4.50— 5,30 Mark der Zentner käuflich.
ss Stuttgart, 1. Okt. Auf dem heutigen Großmast kt kosteten Zwetschgen 10—11 Pfg., Aepfel 8—12 Pfg., Birnen 6—25 Pfg., Pfirsiche 15—30 Pfg., Nüsse 20-25 Pfg., Quitten 15-20 Pfg. per Pfund. Aus dem Filderkrautmarkt kosteten 100 Stück 8-15 Mark.
ss Stuttgart, 1 . Oktober. (Schlachtviehmarkt) Zug«» trieben 143 Großvieh, 127 Kälber, 290 Stück Schweine Erlös aus Hs Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästele von — bis — Pfg., 2. Qual, b) fleischige und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Fairen) 1 . Qual, a) vollfleischige, von 82 bis 84 Pfg., 2. Qualität b) älrerr und weniger fleischige von 80 bis 81 Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 93 bis 96 Pfg., 3. Qualität b) fleischige von 90 bis 92 Pfg., 3. Qualität (o geringere von 86 bis 89 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) juugt gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität d) äüe.'k gemästete von 67 bis 77 Pfg., 3. Qualität o) geringer« von 47 bis 57 Pfg., Kälber: 1. Qualität s) beste Saug» kälber von 103 bis 106 Pfg., 3. Qualität b) gute Saugkälber von 97 bis 100 Pfg., 3. Qualität <r) geringere Saugkälber von 90 bis 95 Pfg. Schweine 1. Qualität junge») fleischige 75 bis 76 Pfg., 3. Qualität b) schwere iette vrn 73 bis 74 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 67 bis 70 Pfennig.
Voraussichtliches Wetter
am Dienstag, den 4. Oktober: Meist bewölkt, gewitterhafte Niederschläge, mäßig warm.
Verantwortlicher Redakteur: L. Lauk, Altensteia.
In der Gegend von Neuroda in Thüringen hatte am Schluß des vorigen Jahrhunderts die Kleewüchsigkeit der Böden immer mehr und mehr abgenommen, so daß dort ein einigermaßen leidlich stehendes Kleefeld eine große Seltenheit war. Im Laufe des letzten Jahrzehnts haben sich dort die Verhältnisse vollständig zum besten gewendet, nachdem die Kleeäcker und Wiesen jährlich reichlich mit Thomasmehl und Kali gedüngt werden.
die ihm etwas mißtrauisch die Hand zum Gruße gereicht hatte, betrachtete ihn jetzt mit größerem Wohlgefallen, und ihre junge Schwägerin, die braune Life, die zur Stubentür neugierig hereinlugte, machte ganz runde Augen vor Neugier und Erwartung.
„Donner noch einmal, Kamerad", rief jetzt Anton Wuddicke, der Alte, „da bin ich mit der Duzbrüderschaft doch wohl ein bischen zu voreilig gewesen. Sie sehen ja wie ein Herr mit einem Mal aus, und ob da die Kartoffeln mit Speck schmecken werden, dos weiß ich auch nicht. Potz Wetter nochmal, wo kann man blos seine Augen haben, um das nicht zu sehen? Na, nix für ungut. Und wenn ich in der Gastwirtschaft ein Zimmer bestellen soll, kann's geschehen, Herr Bertram. So heißen Sie ja doch, wenn ich recht verstanden und nicht wieder vergessen Hab'."
Klaus Bertram lachte hell auf. Er war trotz seines einfachen, vielfach abgenutzten Anzuges wirklich ein schmucker Gesell zu Ende der Zwanziger, zu dem wohl kaum Jemand ohne weiteres „Du" gesagt haben würde. Ein Herrenhafter, falkenscharfer Blick, der energische Ausdruck in dem gebräunten, mit einem starken Knebelbart geschmückten Gesicht wiesen allzu große Vertraulichkeit kurz ab, und Anton Wuddicke konnte sich wirklich fragen, wie er zu dem „Du" gekommen war. Na, die herabsinkende Dämmerung war schuld, hier im vollen Licht wär's ihm nicht passiert.
(Fortsetzung folgt.)
Kein Kunststück. .Ich sage Ihnen, mein Junge ist ein großartiger Pianist. Erspielt sogar mit den Zehen.' — .Wie alt ist er denn?' — .Fünfzehn Jahre I" — ,Na, dabei - ist doch weiter nichts! Mein Junge zu Hause spielt auch schon mit den Zehen, und ist erst ein Jahr alt!'