des Gegners auf die rechte Flanke der Hauptkräfte zu verhindern. Rot bekommt Verstärkung durch 3 Bataillone Infanterie und schwere Artillerie und wird Blau über Trillfingen auf Hirlingen zurück- zuwcrfen suchen.
Tie Silberhochzeit des bad. Großherzogspaares.
* Karlsruhe, 2l. Sept. Das Präsidium der »weiten Kammer hat dem Großherzogspaar unter Ueberreichung einer Adresse die Glückwünsche des badischen Landtages überbracht. Die beiden der so-
> zialdemokratischen Fraktion angehörenden Mitglieder des Präsidiums, die Abgg. Geiß und Pfeiffle, l haben sich am Empfang im Schlosse nicht beteiligt. Sie haben aber, wie die „Badische Landeszeitung" erfährt, sich wegen ihres Nichterscheinens mit dringender Verhinderung entschuldigt, die wohl in der Teilnahme am Magdeburger Parteitag zu erblik- ken ist.
st Karlsruhe, 21, Sept. Etwa 1000 Bürgermeister des Landes brachten heute vormittag dem Großherzogspaar vor dem Residenzschloß eine herzliche Ovation dar. Heute nachmittag zog ein statt- ttcher Huldigungsfestzug aus Vereinen von Karlsruhe und Umgebung am Schloß vorbei.
* Karlsruhe, 21. Mpt. Prinz Adalbert von Preußen hat Karlsruhe heute früh wieder verlassen. Die Königin von Württemberg kehrte heute nachmittag wieder nach Stuttgart zurück.
Ausländisches.
st Fort Wahne, 21. Sept. Heute wurden hier bei einem Straßenbahnzusammenstoß 30 Personen getötet.
st London, 2l. Sept. Der Beschluß, den der Gerichtshof gestern nachmittag, nachdem er sich nach der Rede des Verteidigers zur Beratung zurückgezogen hatte, in der Anklagesache gegen Leutnant Helm verkündete, lautete dahin, daß ein Vergehen, aber kein Verbrechen vorliege.
* Petersburg, 21. Sept. Während der letzten 24 Stunden sind in Petersburg 4 5 Personen an Cholera erkrankt, 1 1 gestorben. Die Gesamtzahl der Erkrankungen beträgt 569.
st Rom, 21. Sept. Während der letzten 24 Stunden sind in Apulien zehn Erkrankungen an Cholera und acht Todesfälle vorgekommen.
D<r Kaiser in Kirn
* Wien, 21. Sept. Die Ankunft des Kaisers Wilhelm vor dem Rathause erfolgte kurz vor 12 Uhr; auf der ganzen Fahrt war der Monarch Gegenstand begeisterter Kundgebungen. Der Kaiser wurde am Fuß der Festtreppe vom Bürgermeister, dem Vizebürgermeister und den Schriftführern des Gemeinderats empfangen und in den Festsaal zur Estrade geleitet. Sodann ergriff Bürgermeister Dr. Ne um ah er das Wort zu seiner Begrüßungsansprache, in der er der Freude der Gemeindevertretungen und der gesamten Bevölkerung Wiens über den Besuch Kaiser Wilhelms Ausdruck gab. Die Huldigung zum 80. Geburtstage des Herrschers, an dem die Wiener mit allen Fasern ihres Herzens hängen, erfülle alle mit großem Jubel und verpflichte sie zu unvergänglichem Danke. Mit Stolz eriülle die Bürgerschaft Wiens aber auch der Ent- I
Uhr trug die Umschrift: ,Ors, ns ts r-,pi-it born.' Vom Fort La Briche her zuckte ein Feuerstrom — eine Granate fegte heran, fünfzig Schritte von uns einschlagend, und M'ensplitter, Steine und Erdbrocken in zerschmetterndem Rasen umherschleudernd. Und unser Blick fiel wieder auf die Turmuhr zur Rechten — «n-a, ns ts rapiat bora! Dann kam die Nacht. Von drüben, von der Enceinte und den Forts her, strich das bleiche Licht elektrischer Scheinwerfer über den Schnee. Das Licht huschte vorüber, und Dunkelheit herrschte wie zuvor. Aus weiter Ferne tönten das Rauschen der Pariser Gürtelbahn, Hundegeheul und Signale. Spähend schaut der Posten in die Nacht. Von rechts her nahen sich Gestalten — sie kommen näher und näher — er fällt das Gewehr. „Halt! Werrr da?" „Patrouille vom vierten Korps!' „Losung?" „Friedrich!" „Feldgeschrei?" „Leuthen!" „Kann passieren!" Der Posten atmet auf, die Kameraden vom vierten Korps kommen heran, um nach kurzer Begrüßung im tiefen Schnee weiterzütappen, während den andern wieder Einsamkeit umfängt. Sind das nicht Salven? Der Posten horcht. Ja, rollende Salven und dann Kanonendonner! Grauenvoll dröhnt es von Versailles herüber. Drüben im Süden muß es heiß hergehen — gewiß wieder ein Ausfall ....
„Ja, wenn erst unsere Belagerungsartillerie hier ist, dann soll die verflixten Kerls, die Rothosen, der Deibel holen!" Der Herr Sergeant findet allgemeine Zustimmung. Zwanzig Mann liegen da als Feldwache in einem „bombensicher" eingedeckten Erdloch auf Stroh und warten, bis an sie das Postenstehen und Patrouillengehen herankommt.
Endlich — Weihnachten und Neujahr waren schon längst vorüber — war unsere Belagerungsartillerie da. Batterien wurden in den Nächten gebaut und mit Zwölf- «nd Vierundzwanzigpfündern armiert. Und nun ging das
schluß Seiner Majestät, das Wiener Rathaus zu besuchen. Indem er dem Kaiser im Namen der Gemeindevertretung und der Bevölkerung Wiens den ehrfurchtsvollen Dank für die hohe Gnade aus- drücke, bitte er den Allmächtigen, daß er den Kaiser schütze und schirme zum Heil und zum Segen des mächtigen Deutschen Reiches und zur innigen Freude Oesterreich-Ungarns, das die Nibelungentreue des Deutschen Reiches und seines erhabenen Herrschers erst vor kurzer Zeit wieder zu erkennen Gelegenheit hatte. Der Bürgermeister schloß mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser, in das die Versammelten begeistert einstimmten.
Wiener Kaiser-Rede.
ff Wien, 21. Sept. In seiner Erwiderung auf die Rede des Bürgermeisters Neumayer führte der Kaiser folgendes aus: Mein verehrter Herr Bürgermeister! Meine Herren von der Stadtvertretung in Wien! Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für den großartigen Empfang, den Sie mir soeben bereitet haben, und für die freundlichen Willkommgesinnungen, die aus den Worten des Herrn Bürgermeisters sprechen. Der Herr Bürgermeister hat soeben mitgeteilt, daß die Stadtvertretung der Residenzstadt Sr. Majestät einstimmig den Beschluß gefaßt hat, einen Teil des Rings, den Parkriüg, nach mir zu benennen. (Heilrufe.) Es ist dies eine große, außergewöhnliche Ehrung für einen fremden Monarchen und ich bin auf das tiefste ergriffen, daß die Vertretung der Stadt Wien mich für würdig gehalten hat, in den Mauern Ihrer schönen Stadt auch meinen Namen zu verewigen. Wenn ich den Sinn dieser außergewöhnlichen Huldigung richtig zu deuten verstehe, so lese ich einerseits darin, daß sie ein Ausdruck sein soll der Freundschaft und der innigen Gefühle, der Sympathie, die zwischen der Bürgerschaft der Stadt Wien und mir seit langem bestehen (neuerliche Heilrufe), die sich überall kundgibt in dem freundlichem Grußf, wenn ich durch die Straßen fahre, und in den blitzenden und freundlichen Augen der schönen Wienerinnen. Es sind dies Dinge, die eines Menschen! Herz bewegen und fesseln; zum anderen glaube ich aus Ihrem Beschluß herauszulesen, daß er das Einverständnis der Stadt Wien damit war, daß in ernster Zeit der Bundesgenosse in schimmernder Wehr sich an die Seite Ihres allergnädigsten Herrn gestellt hat. (Anhaltende, brausende Heilrufe.) Es war dies ein Gebot der ' .licht und Freundschaft zugleich: denn das Bündnis ist zum Heil der Welt in die Ueberzeugung und in das Leben der beiden Völker als ein Jmponderabile übergegangen. (Stürmische Heilrufe, i Ich bitte Sie also, die Vermittler meines herzlichsten Dankes zu sein für diese außergewöhnliche Ehre an alle Mitbürger und Mitbürgerinnen. Aber die höchste Weihe wird diesem Beschlüsse dadurch erteilt, daß er gefaßt werden! konnte in dem 80. Geburtsjahre Ihres erlauchten Landesherrn — dadurch wird für mich die Erinnerung noch inniger und schöner (Heilruse) — eines Landesherrn, den Sie in Treue und Liebe verehren, zu dem mein Volk in inniger und warmer Verehrung hinüberschaut und zu dem ich als zu meinem väterlichen Freund emporblicke in Ehrfurcht als zu dem Symbol personifizierten Selbstverleugnung und Pflichterfüllung. Darum reiht sich meinem Dank an die Stadt Wien gleichzeitig auch der Wunsch an, daß es dem Herrn gefallen möge, i daß er Ihnen Ihren heißgeliebten und hochverehr-
Konzert am Morgen des 21. Januar 1871 auf der Nordfront los, nachdem hier schon früher das Präludium gegen den Mont Avron gespielt halte. Hei, wie unsere Granaten die Franzmänner aus den Werken im Vorterrain herauswarfen. Die Artilleristen arbeitete» wie die Zyklopen — sie sahen schwarz aus wie die Mohren.
Tage und Nächte währte das Bombardement. Von drüben her wurde kräftig geantwortet. Ein Vergnügen wars nicht, in dem Eisenhagel als Bedeckung bei der Artillerie auszuhalten. Aber allmählich wurde das Antworten von drüben schwächer. Unsere Batterien wurden bis auf tausend oder zwölfhundert Schritte in neuangelegten Positionen vorgeschoben. Schon in der Frühe des 26. Januar konnte das Feuer in verstärktem Maße fortgesetzt werden. Den ganzen Tag über säten die Granaten und Bomben, diese aus vier gezogenen Mörsern, Tod und Verderben in den Forts. Auch St. Denis hatte bitter zu leiden. Die Nacht brach an — unentwegt schossen unsere Artilleristen weiter.
Um Mitternacht war's — wie mit einem Zauberschlage keine Kanonade, kein Schuß mehr, sondern tiefes, feierliches Schweigen. Und dann braust ein gewaltiges Hurra durch die Stille der Nacht, ein mächtiges, begeistertes Hurra, das sich fortpflanzt die ganze Vorpostenkette entlang, denn — Paris hat kapituliert! Victoria!
Ende.
Undank. „Himmelsakra! Bal mir no a Fliag'n ins Glas fallt, nacha tret' i aus'm Tierschutzverein aus."
Das Nötigste. „Was lassen Sie denn da für einen Anbau an ihrer Villa anbringen, Herr v. Meyer ?"— „Ach, das wird ja nur eine Hut-Garage für meine Frau!"
ten Landesherrn noch lange erhalte (Beifall, Heilrufe), damit unter seiner gesegneten Hand die Stadt sich weiter im Frieden entwickeln möge und daß es Ihnen noch lange vergönnt sei, Ihre Huldi gung in Treue und Liebe ihm darbringen zu können. Allen Gefühlen, die mein Herz bewegt und die auch die Ihren durchfluten, bitte ich Sie, Aus druck zu geben, indem Sie mit mir einstimmen in den Ruf, daß der edle Landesvater, der vielgeliebte Kaiser und König, der Herr dieser schönen Kaiser- stadt, Gottes Segen noch lange auf sein Haus herab- siließen sehen möge, daß er und sein Haus und sein Land in Gottes Hand und Gottes Schutz gestellt bleiben. Se. Majestät der Kaiser und König Hurrah! -
Die Versammlung stimmte begeistert in den Ruf ein und brachte brausende, minutenlang andauernde Hochs und Hurrarufe auf den deutschen Kaiser aus; die Begeisterung war überaus groß. Der deutsche Kaiser reichte dem Bürgermeister die Hand, der dem Kaiser die Vizebürgermeister u. das Präsidium des Gemeinderats vorstellte. Der Kaiser zog jeden Einzelnen der vorgestellten Herren ins Gespräch. Gegenüber der Estrade war eine Laube errichtet, in der ein Kellermeister mit zwei Küfern in altdeutscher Tracht Aufstellung genommen hatte. In einem goldenen Prunkbecher reichte der Kellermeister dem Kaiser den Ehrentrunk. Dieser nahm den Pokal entgegen mit einigen Worten des Dankes und leerte ihn bis zun Neige. Unter abermaligen Hochrufen begab sich Kaiser Wilhelm, begleitet von den vorgestellten Herren, an der Seite des Bürgermeisters durch die Sitzungssäle des Stadtrats und des Magistrats und durch das Büro des Magistratsdirektors in den Gemeinderatssitzungssaal und durch diesen in die Waffenabteilung der städtischen Sammlungen, wo das von Professor Franz Matsch gemalte Bild besichtigt wurde. Nachdem der Kaiser die Waffensammlungen durchschritten hatte, trug er auf die Bitte des Bürgermeisters seinen Namen in das Gedenkbuch. Der Kaiser ging nunmehr über die Feststiege, begleitet von dem Gemeindepräsidium und der Suite zum Parterre. Die im Arkadenhofe aufgestellte Magistratsdienerkapelle spielte die deutsche Hymne. Bor dem Verlassen des Rathauses wurde eine photographische Aufnahme des Kaisers, umgeben von dem Bürgermeister und dem Gemeinderatspräsidium gemacht. Die Menge vor dem Rathause und in den Straßen bereitete dem Kaiser stürmische Ovationen. Das Wetter ist trübe.
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* Wien, 21. Sept. Die Rede, welche Kaiser! Wilhelm im Rathause hielt, hat überall stärksten Eindruck und freudigste Bewegung hervorgerufen.
* Wien, 21. Sept. Der Kaiser besuchte heute die Jagdausstellung, wohin ihn Kaiser Franz Joseph begleitet hatte. Den Majestäten wurden stürmische Huldigungen dargebracht. Nach dem Besuch der Ausstellung war Galadiner zu Ehren des deutschen Kaisers im Schönbrunner Schloß. Kaiser Wilhelm fuhr 9.20 Uhr nach Sigmaringen ab.
Handel und Berkehr.
' Psalzgrafenweiler, 19. Sept. Bei dem heute ftatt- gehabten Verkauf des Gemeindeobsres wurden 1407,90 Mk. erlöst, während im vorigen Jahr der Erlös uur 783 Mk. betrug.
* Dornstetten, O.-A. Freudenstadt, 21. Sept. Dem gestrigen V i e h m a r-k t wurden zugetrieben: 28 Paar Ochsen, 125 Kühe und Kalbinnen und 73 Stücke Jungvieh. Der Handel ging, wohl mit Rücksicht auf die großen Futtervorräte, lebhaft und die Preise waren hoch. Auf dem Schweinemarkt war es wegen der zu erwartenden Kartoffelernte anders; hier war der Handel trotz der zurückgehenden Preise recht flau. Milchschweme, von denen 275 Stück zugesührt waren, galten nur 25—40 Mk. per Paar. Läuferschweine 40—65 Mk. per Paar.
' Calw, 21. Sept. Die Kartoffelernte fällt in unserer Gegend schlecht aus und es sind deshalb die Preise für Kartoffeln höher als in den Vorjahren. Der Zentner stellt sich auf 5—6 Mk. In anderen Gegenden, namentlich in Baden, sind die Kartoffeln besser geraten und es ist von dorther auf größere Zufuhr zu rechnen. Der Preis für diese eingeführten Kartoffeln stellt sich auf 4 Mk. bis 4,50 Mk.
* Mo st ob st markt Stuttgarl-Nordbahnhof. Bis inkl. 20. September wurden im ganzen 17 Waggonladungen Mostäpfel zugeführt, und zwar: 7 Waggons aus Württemberg, 9 Waggons aus Bayern, 1 Waggon aus Elsaß, welche zum Preis von 630 Mk. bis 700 Mk. pro 10000 Kilogramm, bahnamtliches Gewicht Stuttgart, verkauft wurden; im Kleinverkauf 3,50 Mk. bis 3,80 Mk. — Heute stehen auf dem Markt 6 Waggons, davon neu zugeführt 3 aus Bayern; Preis 650 Mk. bis 690 Mk.; im Kleinverkauf 3,70 Mk. bis 3,80 Mark.
Konkurse.
Karl Solleder, Metzger in Sulz a. N. — Wilhelm Egler, Kaufmann und Gipsermeister in Knittlingen.
Voraussichtliches Wetter
am Freitag, den 23. September: Ziemlich heiter trocken, morgens nebelig und ernstlich kühl.
Verantwortlicher Rckmkteur: L. Lau!, Altensteig.