Ausländisches.
n London, 20. Sept. Die Vernehmungen in der Änktagesache gegen Leutnant Helm wurden heute vor dem Polizeigericht in Farehan fortgesetzt. Der Gerichtshof entschied, daß hinreichend Ver- dachtsgründe gegen Leutnant Helm vorgebracht seien, um die Fortsetzung des Verfahrens zu rechtfertigen. Der Fall wurde dann auf 28. Septbr. vertagt: ein Gesuch auf Haftentlassung wurde abgelehnt.
st Petersburg, 20. Sept. Gleichzeitig mit dem Berliner Tageblatt ist auch der Frankfurter Zeitung das Postdebet entzogen worden. :
i Petersburg, 20. Sept. Bei dem Aufstieg eines Militärdrachens riß ein heftiger Wind den Korb los, der mit seinem Insassen, einem Leutnant, 6 0 Meter hoch ab stürzte. Der Offizier erlitt eine Gehirnerschütterung und einige Beinverletzungen.
* Athen, 20. Sept. Die Nationalversammlung vertagte gestern abend die Debatte betreffs die Erklärung, daß sie Konstituante setz, bis nach der Präsidentenwahl mit 148 gegen 121 Stimmen. Alle Abgeordneten leisteten sodann den vorgeschriebenen Eid auf König und Verfassung. Nunmehr werden die Wahlprüfungen beginnen. Theotokis traf gestern hier ein.
* Lissabon, 20. Sept. In der Nähe fton Oporto ist ein Personenzug entgleist. An l 0 0 Personen wurden verwundet.
Kaiser Wilhelm in Wien.
* Wien, 20. Sept. Kaiser Wilhelm traf bei günstigem Wetter um halb 10 Uhr in Hetzendorf ein, wo er vom Kaiser und den Erzherzögen aufs herzlichste empfangen wurde. Kaiser Wilhelm war in ausgezeichneter Stimmung. Unter den stürmischen Hochrufen einer tausendköpfigen Menge fuhren beide Kaiser im Wagen nach Schönbrunn, wo der Empfang seitens der Würdenträger und des Bürgermeisters stattfand. Im Schlosse empfing Kaiser Wilhelm die Minister und eine Deputation seines österreichischen Husarenregiments, die ihm einen Ehrensäbel anläßlich seiner 25jährigen Jnhaber- schaft überbrachte. Sodann fand das Dejeuner statt.
* Wien, 20. Sept. Beim Empfang des Kaisers Wilhelm auf dem Bahnhof Hetzendorf küßten und umarmten die beiden Kaiser sich herzlich und sprachen einige Minuten miteinander, worauf Kaiser Wilhelm die Personen semes Gefolges vorstellte und dann an der Seite des Kaisers Franz Josef auf die Herzöge zuschritt, die er kameradschaftlich begrüßte. Dem baumlangen Erzherzog Eugen, der in der Gardelürassierunisorm erschienen war, rief er lächelnd zu: „Du bist ja der reine Lohengrin!" Ueberhaupt trug der Kaiser vortreffliche Laune zur Schau.
* Wien, 20. Sept. Kaiser Wilhelm empfing mittags den Grafen Aehrenthal in dreiviertelstündiger Audienz. Den Mitgliedern der Husaren-Deputation welche einen Ehrensäbel überreichte, überreichte Kaiser Wilhelm eine prächtige aus Gold getriebene Bowle mit eingravierter Widmung als Geschenk für ihr Regiment.
st Wien, 20. Sept. Um 3 Uhr legte der Kaiser in der Kapuzinergruft an den Särgen der Kaiserin Elisabeth und des Kronprinzen Rudolf prachtvolle Kränze nieder. Nach dem Besuch der Kapuzinergruft stattete Kaiser Wilhelm den Erzhgrzögen und der Erherzogin Maria Josepha Besuche ab. Beim Erzherzog Franz Ferdinand und der Herzogin Hohenberg verweilte er längere Zeit. Den Tee nahm er beim Fürsten Fürstenberg. Um halb 7 Uhr fand Familiendiner in der kleinen Galerie zu Schönbrunn sowie Marschalltafel im Antoinvttezimmer statt. Hierauf hielten beide Kaiser im blauen Salon Cercle. Um halb 10 Uhr findet beim Erzherzog Franz Ferdinand eine Soiree statt. Der Kaiser verlieh verschiedene Auszeichnungen.
* Wien, 20. Sept. Der Wiener Stadtrat beschloß henke, den bisher Parkring genannten Teil der Ringstraße in Kaiser Wilhelm-Ring umzutaufen.
* Schönbrunn, 20. Sept. Kaiser Franz Joseph verlieh Kaiser Wilhelm die von ihm zu seinem 80. Geburtslage gestiftete Plakette, welche er bisher nur an Mitglieder des österreichischen Kaiserhauses vergeben hat, in Gold. Vor der Frühstückstafel empfing Kaiser Wilhelm den Minister des Aeußern Frhrn. von Aehrenthal allein in besonderer längerer Audienz.
Eisenbahnunfall in Steiermark.
st Rottenma«, 20. Sept. Um halb drei Uhr- früh stießen in der Station Rottenman-Stadt die Eilzüge 101 und 102 zusammen. Hierbei wurden sieben Personen getötet und zwölf! schwer verletzt. Beide Lokomotiven sind entgleist und stark beschädigt, beide Dienst- und Postwagen sind zertrümmert.
Tie Cholera.
* Rom, 20. Sept. In Apulien sind in den letzten 24 Stunden vier Personen an Cholera erkrankt und eine gestorben.
* Bukarest, 19. Sept. Bei einem vor drei Tagen erkrankten Dockarbeiter Mikeszo ist Cholera festgestellt worden. Ein zweiter Dockarbeiter ist unter choleraverdächtigen Erscheinungen erkrankt.
Allerlei.
* Die Nachricht, daß dem Luftschiffbau Zeppelin hohe Geldbeträge zürn Wiederaufbau des Luftschiffes von verschiedenen Seiten zur Verfügung gestellt worden seien, ist nicht richtig: wenigstens ist der Luftschiffbau-Zeppelin-Gesellschaft nichts davon bekannt.
* Der bedeutende Wiener Hofschauspieler Josef Kainz ist gestern früh 5.35 Uhr gestorben.
* Von der Wiege bis zur Bahre _Im
Dorfe Hohenhausen scheuten die Pferde eines Wagens, in dem eine Taufgesellschaft zur Kirche fuhr. Der Wagen wurde umgeworfen, der Kutscher und der Täufling stürzten zu Tode, mehrere Personen, wurden schwer verletzt.
* Unter Spionage-Verdacht waren in der Nähe von Moskau zwei deutsche Offiziere festgenommen worden. Es stellte sich ihre völlige Unschuld heraus, worauf sie alsbald freigelassen wurden.
Handel und Verkehr.
* In Hochdorf und Göttelfinge« wurde der Ztr. Hopfen zu 60, 65 und 70 Mk. verkauft.
* Reutlingen. Fruchtschranne vom 17. Sept. Dinkel, Unter!, alt Mk. 9.30—9.80, Dinkel, Unter!, neu 8 50, Dinkel, Alber 7.60—8.00, Haber alt 7.20—8.60, Haber neu 7.00—7.90, Gerste 9.70—10.00, Kernen 12.00 per Zentner.
* Stuttgart, 19. Sept. Dem heutigen H opfenmarkt im Städtischen Lagerhaus waren 100 Ballen zugesahren. Der ganze Vorrat war bald verkauft und es wurde 50 bis 80 Mark per Ztr. bezahlt.
* Stuttgart, 20. Sept. Auf dem heutigen Großmarkt waren die Obstpreise: Aepfel 6—12 Pfg., Birnen 6—25 Pfg., Zwetschgen 10—12 Pfg., Quitten 15—25 Pfg., Nüsse 30 35 Pfg., Pfirsiche 15—30 Pfg. per Pfund. — Auf dem Filderkrautmarkt kosteten 100 Stück 8—15 Mark.
* Stuttgart, 20. Sept. Die Zufuhr auf dem heutigen Mo st o b stm a rkt auf dem Wilhelmsplatz betrug 1000 Ztr. Preis 3,80 Mark per Ztr. Verkauf lebhaft.
>s Stuttgart, 20. September (Schlachtviehmarkt) Zugetrieben 226 Großvieh, 229 Kälber, 1246 Stück Schweine Erlös aus Hs Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 93 bis 96 Pfg., 2. Qual, b) fleischig« und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 82 bis 84 Pfg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 81 bis 82 Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, s) ausgemästete von 93 bis 95 Pfg., 2. Qualität b) fleischige von 90 bis 92 Pfg., 3. Qucllilät lv geringere von 86 bis 89 Pfg.; Kühe I.Qual. 2 ) junge gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) älter« gemästete von 67 bis 78 Pfg., 3. Qualität 0 ) geringere von 47 bis 57 Pfg., Kälber: 1. Qualität s.) beste Saugkälber von 104 bis 107 Pfg., 2. Qualität 0 ) gute Saugkälber von 100 bis 103 Pfg., 3. Qualität 0 ) geringere Saugkälber von 95 bis >98 Pfg. Schweinei. Qualität jungen) fleischige 71 bis 73 Pfg., 2. Qualität b) schwere fette vou 69 bis 71 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 64 bis 65 Pfennig.
Kurzer Getreide-Wochenbericht der Preisv erichtsstelle des deutsche« LandwirtschaftSrat-
vom 13. bis 16. September 1910.
Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (-ft) bezw. (—) Weniger gegenüber der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:
Weizen Roggen Hafer
Frankfurta.M. 206(—Hst) 152^-st(—2'/,) 167ftst—)
Mannheim 212',(—2ft) 160(—) 163ftg(-st)
Straßburg 217 ft (-ft5) 167 -J-) 172stst—)
München 216(-ft) 160(-ft4) 168(-ft6)
Voraussichtliches Wetter
am Donnerstag, den 22. September: Ziemlich heiter trocken, morgens starken Nebel und ernstlich kühl.
Verantwortlicher Redakteur: L Lank, Altenstetg.
„Schweger Wüste" wurde von jeher eine große zur Ortschaft Schwege bei Osnabrück gehörige anmoorige Oedlandfläche genannt, weil sie so gut wie keine Erträge lieferte. Durch Trockenlegung und unter reichlicher Verwendung von Thomasmehl und Kali ist diese Wüste jetzt in bestes Wiesenland umgewandelt worden, auf welchem Erträge von 60 bis 80 und noch mehr Doppelzentner pro Hektar geerntet werden, und zwar ein Heu von vorzüglicher Futterqualitäl.
Nachbar, das 4. Korps, hatten verhältnismäßig wenig zu tun, denn beim Vormarsch auf die vor der Nordfront gelegenen Ortschaften wurde der Feind leicht herausgedrückt.
Dorr ein Dorf . . . Widerstand war nicht anzunehmen, denn augenscheinlich beabsichtigte die Besatzung sich in den k Schutz der Forts zurückzuziehen. So trabten denn recht flott , Gardehusaren in das Nest hinein, trieben die Mobilgardisten - vor sich her, erschossen einen Offizier und ruhten nicht eher, bis von den Kämpen pour ln Zloirs st ln patris nichts mehr zu sehen war. Die Infanterie hatte das Vergnügen, das Dorf schleunigst zu besetzen und mit Hilfe von Pionieren vorpostenmäßig in Verteidigungszustand zu setzen, wobei Barrikaden angelegt, Schießscharten gebrochen, Stellagen für die oberen Schützenreihen errichtet und weite Durchgänge nach rückwärts geöffnet wurden.
Natürlich waren sehr begehrt die Dachluken. Jeder suchte sich eine möglichst günstige als Observatorium aus, um das Vorterrain bequem überschauen zu können. Wie die Ameisen arbeiteten dort die Franzosen sie hoben Gräben aus, legten Erdwerke an, schanzten, schleppten Sand- sacke herbei, errichteten Verhaue, warfen Mauern um, fällten Bäume und marschierten in Trupps hin und her, wobei zuweilen sehr melodische Signale ertönten. Aus dem Hintergründe drohten -in kilometerweiter Entfernung unheimlich düstere Massen. Man unterschied allmählich Wälle, Mauern und Kasernen. Das waren die Forts La Briche, Double Eouronne, De l'Est und Aubervilliers. Und hinter ihnen ^gerte sich eine Stadt, aus der besonders stattlich und stolz eine Kirche mit hohem Turm und ein schloßartiger Bau ragten. Die Kirche war die altersgraue Kathedrale von St. Denis, in deren Krypta die französischen Könige, be- Mnend mit dem 638 gestorbenen Dagobert I., den ewigen Schlaf schlummern und der schloßartige Bau war die be
rühmte alte Abtei, die Napoleon zur Maison d'sducation de la Legion d'honneur umgewandelt hat. Ein Park mit breitästigen Baumriesen verlieh dem Bilde landschaftlichen Reiz, idyllischen Zauber, als ob die Kriegsfurie schon längst schlafen gegangen sei.
Die Sonne sank — der eiserne Gürtel um Paris hatte sich geschlossen, hatte das Zentrum der großen Welt, mit der es durch tausend Fäden innig verbunden gewesen, abgesperrt. Das Kunststück, eine Millionenstadt, deren Haupt- enceinte einen Umfang von vier Meilen und deren Peripherie in den Forts einen solchen von fast acht Meilen besaß, durch eine undurchdringliche Cernierungslinie von elf Meilen völlig in Banden zu schlagen, war mit nur 146000 deutschen Soldaten, darunter 24 000 Mann Ka- , vallerie, und 622 Geschützen zur glänzendsten Ausführung gebracht. Grund genug, daß man in triumphierender Freude die Hoffnung hegte, bald in Paris einziehen und dann zur fernen Heimat zurückkehren zu können. Aber es kam anders . . .
Als die Nacht am 19. September ihren Schleier über die Erde gebreitet hatte und am Firmament kalt die Sterne blinkten, trat nach all dem Streiten und Hasten Ruhe ein. Schweigend spähten die Vorposten ins Dunkel, und lautlos glitten die Patrouillen über die Felder nahe an den Feind heran. Nur hin und wieder ein Anruf und kaum ein Schuß. Doch seltsam, wie sich plötzlich das Dunkel lichtet! Da und dort zuckt im Vorterrain ein Flämmchen auf, die Flämmchen mehren sich, sie werden zu Flammen, sie wachsen zu gewaltigen Fanalen, die sich in wilder Lust zum Himmel recken, die ganze Landschaft in höllische Glut tauchend. Und es faucht und prasselt und knistert grauenvoll zu uns herüber. Die Dämonie des Krieges rast und vernichtet, was fleißige Hände in jahrelanger Arbeit geschaffen. Was da flammt
und lodert, als ob der Satan mit dem Blasebalg dreinfahre, sind Häuser, Gehöfte, Scheunen, Ställe, Schuppen — der Feind hat sie in Brand gesteckt, um für seine Kanonen freie Schußlinien zu schaffen. So brennt und brennt es die Nacht hindurch, bis alles zu Schutt und Asche zusammensinkt ....
(Schluß folgt.)
8 Der Wassergehalt unserer Nahrungsmittel ist, wie uns die Gelehrten sagen, ein erstaunlich großer. Mageres Rindfleisch z. B. enthält etwa 75 Prozent seines Gewichtes an Wasser, fettes Schweinefleisch 50—55, während eine fette > Gans nur zu 38—40 Proz. ihres Gewichts aus Wasser besteht. Anderes Geflügel hat viel mehr Wasser. Taubenfleisch sogar 75 Proz. Auch beim Fischfleisch ist der Wassergehalt sehr hoch, beim Aal z. B. 75 Prozent. Die Milch enthält, auch wenn sie nicht getauft ist, 86—88 Prozent Wasser, Gemüse, wie Rüben und Kohl, haben 90 Prozent und die Gurke hat sogar 95 Proz. Unter dem Obst hat merkwürdigerweise die weiche Traube nur 80 Proz. Wasser, während der Apfel 82 Proz. Wasser hat. Erdbeeren haben 90, die Kartoffeln 78—79 Proz. Wasser. Gutes Weizenmehl hat nur 12 Proz. Wasser, ist aber als solches ungenießbar und unverdaulich, nur als Brot mit 45—50 Proz. Wassergehalt ist es ein Nahrungsmittel. Also leben wir doch von — Wasser!
Gedankensplitter.
„Außer sich geraten" ist leichter, als „in sich zu gehen".
Wer ein trauriges Los hat, ist der beste Kunde der Lotterie.
Es gibt überall noch Barbaren, die den Baum fällen, um die Frucht zu pflücken.