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Gegründet 1877.
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Tie Wochenausgabe (Schwarzwälder Sonntagsblatt) koste: vierteljährlich
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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.
«r. 221.
Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdrucker« (L. Lauk), Altensteig.
Mittwoch, de« 21. September.
Amtsblatt für Pfal-grafeuwetler.
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Tagespolitik.
Die i n Palästi n a be i Haifa a n säss i gen Württemberger beklagen sich bitter über den sehlenden Schutz durch die deutsche Regierung. Der Beduine, der den Deutschen Fritz Unger erschoß, erfreut sich noch seiner unbeschränkten Freiheit und droht, noch weitere Deutsche erschießen zu wollen. In mehreren Telegrammen und Eingaben nach Berlin wurde die Gesamtlage der deutschen Kolonisten als bedrohlich dargestellt. Doch soll auf eine Anfrage von Berlin aus der stellvertretende .deutsche Botschafter in Konstantinopel, Botschaftsrat v. Miquel, der Sohn des verstorbenen früheren Finanzministers v. Miquel, geantwortet haben, daß die Angelegenheit „ausgebauscht" worden sei. Eine solche Lauheit trägt natürlich ihre Früchte. Es wurden wiederholte schwere Einbruchsversuche in den Haisaner Vorwerken Waldheim und Betlehem von Beduinen unternommen, wobei scharf geschossen wurde, und zwar von Einbrechern. Drei Deutsche wurden aus eigenem Grund und Boden überfallen und schwer mißhandelt. Es darf auch kein Deutscher sich in das Gelände des eigenen Gutes wagen, das an das Gebiet von Tireh grenzt, wo Unger! ermordet wurde. Er würde unbedingt mißhandelt, denn überall stehen Tirioten auf der Lauer. Mehrere Deutsche aus Jerusalem, welche ans der Bahnstation Lydda aussteigen wollten, um schneller nach „Wilhelma" zu gelangen, mußten gewarnt werden, nicht anszusteigen und lieber den Weg über Jaffa zu nehmen, da sie sonst von den am Wege lauernden Arabern unfehlbar zerblänt worden wären.
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Für die Aviatik treten zu jeder Zeit die Spitzen der französischen Republik mit aller Energie ein. Nachdem Kriegsminister Le Brun die Ergebnisse der militärischen Aviatik während^ der Manöver in der Picardie als in jeder Hinsicht yvchbefriedigend bezeichnet hat, hat jetzt Präsident Fallieres auf einem Festessen die Aviatik mit begeisterten Worten gepriesen. Er bezeichnet die Eroberung der Luft als eine Tat, die mit ihrer Kühnheit dem unwiderstehlichen Plan des französischen Genies in besonderer Weise zu entsprechen scheine.
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Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, sind die türkisch-französischen Anleiheverhandlungen endgiltig abgebrochen. Der Temps will wissen, daß die Anleihe bereits! mit der Gruppe des englischen Finanzmanns Sir Ernst Cassel abgeschlossen worden ist, der sie in London und ans dem Continent unterbringen wird. Der Versuch Frankreichs, der Türkei bei der Hergabe einer Anleihe zugleich politische Fesseln anzulegen, ist also nicht geglückt. Frankreich mutete, das ist der Kern der Sache, den Jungtürken eine Haltung zu, die der russischen Balkanpolitik bequem gewesen wäre. Daraus können sich die Jnngtürken frei lich nicht einlassen.
Gestorben ist in Rom der italienische Politiker Admiral Morin, der vor einigen Jahren beinahe den Dreibund gesprengt und einen Krieg zwischen Oesterreich und Italien Zerbeigeführt hätte. Im April 1903 kam der Ministerpräsident Zanardelli aus die unglückliche Idee, Morin anstelle des schwer erkrankten Prinetti zum Minister des Auswärtigen zu machen. Zanardelli war innerlich ein alter Gegner Oesterreichs und des Dreibundes, in seiner Umgebung waren verschiedene erbitterte Feinde des Bündnisses mit dem habsburgischen Kaiserstaat, und Morin hatte weder viel Widerstandskraft noch eigenes Urteil. Er ließ es zu, daß im Sommer 1903 die italienischen Königsmanöver in Udiuc, hart an der österreichischen Grenze, gehalten wurden und der König Viktor Emannel veranlaßt wurde, Abordnungen von Triest und aus Friaul zu empfangen, die ihn gewisserinaßen als den rechtmäßigen Herrn begrüßten. In Wien schäumte man, und ohne die Besonnenheit des Kaisers wäre ein Krieg unvermeidlich geworden. Zum Glück zwang eine schwere Krankheit Zanardelli, mit dem ganzen Kabinett zurückzutreten, noch ehe die Kammer in Rom eröffnet wurde, und das neue Ministerium wußte sofort mit Geschick und fester Hand die verfahrenen Beziehungen in das rechte Gleise zu bringen. Seitdem blieb Morin aus der Politik verschwunden.
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Das Jahr 1.310 bedeutete für das ganze romanische Amerika den Anfang vom Ende der spanischen Herrschaft und die Grundlegung zu dauernder Unabhängigkeit gegenüber Europa, zur Freiheit und Selbstregiernng der spanisch-amerikanischen Kolonien. So feiert Heuer eine ganze Reihe von Staaten die hundertste Wiederkehvdes Befrei n n g s j a h r e s. Argentinien feiert schon den ganzen Sommer über durch Veranstaltung seiner großen Jnbilänms-Ansstellung, in Mexiko haben die Gedenktage letzten Donnerstag und Freitag ihren Höhepunkt erreicht, und nun folgen dieser Woche die Zcntenarfestlichkeiten der Republik Chile. Gerade diese drei Staaten haben sich in den letzten Jahrzehnten politisch und wirtschaftlich so sicher konsolidiert und so tüchtig vorwärts entwickelt, daß man ihnen zu den Ergebnissen dieses ersten Säkulumsi ihrer Geschichte mit aufrichtig freier Herzlichkeit gratulieren kann. Der chilenischen Republik bringen wir Deutsche unseren Glückwunsch mit besonderer Wärme, da sowohl an ihrer wirtschaftlichen wie an ihrer militärisch-politischen Entwicklung und vor allem an der Gestaltung 'hres geistigen Lebens deutsche Landsleute mannigfachen Anteil genommen haben. Chile har naturgemäß in den ersten Jahrzehnten seiner Selbständigkeit ein recht unruhiges Dasein geführt, aber es hat verhältnismäßig früh angefangen, Ordnung zu schaffen. Seit ! 839 hat es nur eine einzige Revolution erlebt, die von 1892, und die politischen Zustände sind heute durchaus konsolidiert. Daraus hat die wirtschaftliche Beta tignng des Volkes den gebührendem Nutzen gezo gen: das Land kann mit Befriedigung auf die geleistete Arbeit und ihre Erfolge zurückblicken. Rückschläge haben hier so wenig wie irgendwo sonst gefehlt: sie waren teilweise durch übermächtige Naturereignisse wie das Erdbeben von 1905 verursacht. Aber im Ganzen geht es frisch aufwärts, und die natürlichen Hilfsquellen sind reich genug, um der Zukunft noch sehr viel fruchtbare und lohnende Arbeit zu versprechen.
Landesnachrichten.
st In Rotselden machte sich der elfjährige Knabe Haselmayer an einer Obstmühle zu schaffen, wobei ihm vier Finger der rechten Hand so zerquetscht wurden, daß sie teilweise abgcnommen werden müssen. Auch eine Warnung zur Vorsicht!
st Untcrjettingen, OA. Herrenberg, 20. Sept. Heute vormittag nenn Uhr brach in dem an der
Ortsstraße gelegenen Wohnhaus des Bäckers Wilhelm Jung Feuer aus, das in kurzer Zeit dasl ganze Anwesen in Asche legte. Gerettet konnte fast nichts werden, da der Brand in der Wohnstube ausgebrochen ist und erst entdeckt wurde, als alles einem Feuermeer glich. Schriftliche Papiere und Bargeld sind mitverbrannt. Der Besitzer ist versichert.
st Oberndorf, 20. Sept. Zum Rücktransport der Stäbe und Fußtruppen des l 3. (württ.) Armeekorps aus dem Manövergetände werden am nächsten Donnerstag den 22. September nachmittags und in der Nacht vom Donnerstag aus Freitag l 9 Extrazüge ausgeführt, von denen 5 in Rottenburg, je 4 in Niedernau und Bondorf und je 3 in Bieringen a. N. und Ergenzingen abgehen. Mit diesen l9 Zügen werden insgesamt 583 Offiziere, 14 781 Mann, 78l Pferde, 85 Fahrzeuge und Geschütze und 180 250 Kilogramm Gepäck befördert.
st Stuttgart, 20. Sept. Die Direktion der K. B a u g e w e r k s ch u l e wendet sich im Staatsanzei- ger gegen den in der Presse erhobenen Vorwurf der Lässigkeit hinsichtlich der Reorganisation des Instituts und stellt fest, daß in den Jahren 1907 und l 908 die Umgestaltung der bautechnischen Abteilung, gleichzeitig diejenige der Fachschule für Vermessungswesen durchgeführt und bezüglich der Fachschule für Maschinentechniker zunächst für ein Maschinenlaboratorium die Maschinenanlage des Landesgewerbemuseums zu provisorischen Hebungen benützt wurde. Die Reorganisation der Maschinenbauschule wurde in Angriff genommen, aber bis zum Erscheinen des Berichts des vom Verein deutscher Ingenieure zum Studium der Frage des technischen. Mittelschulwesens eingesetzten deutschen Ausschusses für technisches Schulwesen zurückgestellt. Der Bericht, sowie die neuen preußischen Bestimmungen über die höheren Maschinenbauschulen sind jetzt erschienen, sodaß die Beratungen betreffend die Reorganisation der Maschinenbauschule im kommenden Wintersemester wohl abgeschlossen werden können.
Ij Stuttgart, 20. Sept. Die Stelle des Unterstaatssekretärs im Reichskolonialamt war nach dem Schwäbischen Merkur zuerst dem Vorstand der würt- teinbergischen Zentralstelle für Gewerbe und Handel Staatsrat von Mosthas angeboten, von diesem! aber mit Rücksicht auf sein jetziges Amt und seine Familie abgelehnt worden.
" Stuttgart, 20. Sept. Der Deutsche Metall arbeiterverband hat in Erwiderung einer Aufforderung des Gmünder Arbeitgeberverbandes, Gold und Silberarbeiter ans Stuttgart nicht einzustellen, über die Stuttgarter und Gmünder Fabriken die Sperre verhängt.
jl Stuttgart, 20. Sept. Strafkammer. Wegen Verletzung der Wehrpflicht wurden 12 junge Leute zu je 40« > Mark Geldstrafe ev. 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Von den Angeklagten war keiner zur Verhandlung erschienen.
st Cannstatt, 20. Sept. Bei einem Flugversuch ist gestern abend der Aviatiker Hans Vollmöl-- ler ans einer Höhe von lO 15 Meter abge- stürzt. Der Apparat wurde durch einen Windstoß umgedreht, wodurch die Katastrophe erfolgte. Vollmöller erlitt verschiedene Verletzungen und begab sich ins neue Cannstatter Krankenhaus, in dem er die Nacht zubrachte. Seine Verletzungen sind jedoch nicht schwer, er wird sich heute vormittag nach Hause begeben können. Der Apparat ist vollständig zertrümmert.
st Ludwigsburg, 20. Sept. Der 65 Jahre alte Bauer Renz aus Oßweil fiel, als er bei seinem Schwiegersohn in Kornwestheim Oehmd ablud, vom Wagen, brach das Genick und war sofort tot.
j! Göppingen, 20. Sept. Die hiesigen Glase r g e h i l f e n sind in eine Lohnbewegung ein getreten: sie verlangen einen sofortigen Lohnzu schlag von 3 Pfg. pro Stunde und vom I. Mai n. I. ab einen weiteren Zuschlag von 2 Pfg. bei neuneinhalbstündiger Arbeitszeit. Der Mindestlohn soll 49 Pfg. betragen. Für Arbeiten im Ban sollen