sen »erschallen, ein reges Leben herrschte an den Verkaufsbuden aller Art, und überaus fleißig und gediegen konzertierte die Schnndt'sche Kapelle. Al­les wohlgelungen: Helle Freude überall! Den Wett­spielen, besonders dem Klettern, dem Staffetten- und Hürdenlauf und dem Grenzballspiel, wurde mit größtem Interesse gefolgt. Abends zog ein schnuuker Fackelzug durch den Ort wieder zum Fest­platz, woselbst die frische Sommernacht durch ein farbenprächtiges Feuerwerk erhellt wurde. Wärmsten Dank allen, die zu dem wohlgelungenen, unver geßlichen Feste beigetragen haben.

* Freudenftadt, 30. August. Dem Privatier Aug. Schierenberg dahier wurde von Sr. Majestät dem König die Kar l O l g a - M ed ai ll e in Sil­ber perliehen.

jj Calw, 30. August. Zur Erinnerung an die Schlachten vor 40 Jahren wurde hier am Sonntag eine große Feier veranstaltet, eingeleitet durch einen Weckruf der beiden städtischen Kapellen. Zu dem Festgottesdienst hatte sich der Veteranen- und der Militärverein in feierlichem Zuge eingefunden. De­kan Roos hielt die Festpredigt. Mittags fand zu Ehren der Veteranen ein Festessen zu 60 Gedek- ken statt, an dem sich auch Mitglieder des Militär­vereins und sonstige Gäste beteiligten. Stadtschult­heiß Conz hielt eine schwungvolle Ansprache. Oberst­leutnant Böhringer stellte wissenschaftliche Betrach­tungen über die Schlacht bei Wörth am 6. August 1870 und besonders über den Anteil der Württsm- berger an. Außerdem wurde eine große Anzahl Trinksprüche gehalten. Die Feier war eingerahmt durch musikalische Vorträge.

* Herrenalb, 26. August. Auf eine Anfrage bei der Luftschiffbau-Zeppelin-Gesellfchaft in Ba­den hat diese zugesagt, bei Gelegenheit Herrenalb mit dem Luftschiff zu besuchen.

ss Birkenseld, OA. Neuenbürg, 30. August. Der ledige Goldarbeiter Karl Vollmer in Birkenfeld wollte seine im Hause des Bäckermeisters Christian Seyfried wohnende Geliebte besuchen. Seyfried wies den Vollmer aus seinem Hause, worauf ber Stief­vater des Mädchens, der Goldarbeiter Wilhelm Neu­ster, den Seyfried packte. Es entstand eine Rauferei, in deren Verlauf Vollmer dem Seyfried mit einem Revolver einen Schuß in den Hals beibrachte. Die Verletzung ist nicht lebensgefährlich, die Kugel konnte aber bis jetzt nicht mehr entfernt werden, Vollmer wurde an das K. Amtsgericht Neuenbürg eingeliefert.

ff Rottenburg, 30. August. Auf der Herbstver­sammlung des Deutschen Hopfenbauvereins er­klärte, wie die Rottenburger Zeitung berichtet, Prof. Dr. Wacker-Hohenheim, daß er nicht im Aufträge der Regierung anwesend sei, sondern aus eigenem Interesse. Er habe der Regierung zunächst die Ab­haltung von Bonitierungskursen empfohlen. Die Zeitverhältnisse machen keineswegs ein völliges Aufgeben des Hopfenbaues notwendig, aber ein rich­tiges Kultivieren, das auf gute Qualität abzielt. Sodann handelt es sich künftig um Hopfenausistsl- lungen und Hopfenschauen innerhalb der einzelnen Zweigvereine und eine alle 3 4 Jahre abzuhaltende Landeshopfenschau. Entsprechende Mittel wird der Etat enthalten und ohne Zweifel werden sie von den Landständen auch bewilligt werden. Ohne Zweifel verdanken wir es dem bayerischen Beispiele, wenn

jetzt auch unsere Regierung dem Hopfenbau und sei­ner Kultur ein größeres Interesse zuwendet.

st Tübingen, 30. August. Der Italiener Dossin, der für die am Bahnhofumbau beschäftigten Ita­liener als Koch das Mittagessen re. zu besorgen hatte, ist seit Montag unter Mitnahme von iiber 500 Mk., die den Arbeitern gehören, spurlos verschwunden.

ff Trossingen, 30. August. Ein seit acht Ta­gen vermißter, im 39. Lebensjahr stehender, ver­heirateter Bürger ist von einigen Personen, die nach ihm suchten, im sogenannten Wangenwald tot aufge­funden worden. Er hat selbst Hand an sich gelegt. Das Motiv ist unbekannt.

jf Stuttgart, 30. August. Gestein nachmittag tötete sich in einem Haufe der Neckarstraße in Cann­statt ein l6 Jahre alter Mechanikerlehrling durch einen Schuß in die Stirne. Der Leichnam befin­det sich auf dem Staigfriedhof.

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* Stuttgart, 30. August. Vvlksleh r e r kurse in Sprachübungen. Vor vier und sechs Jah­ren wurden vom wüTtt. Kultministerium, wie in Preußen, Kurse für Volksschullehrer in der Behand­lung sprachunkundiger Schüler ins Leben gerufen u. von dem Nervenarzt Dr. Zahn abgehalten. Seit­her haben in einer größeren Reihe von Städten des Landes Schülerkurse für die Kinder der betreffenden Städte und ihrer Umgebungen stattgefunden und es sind mehrere Hunderte von Schülern behandelt worden. So ist gegenwärtig in Eßlingen der sechste Kurs für Stotternde im Gange, um denselben bei ihrem peinlichen und oft hartnäckig zu Rückfällen- reizenden Leiden Heilung oder wenigstens Besserung zu bringen. Die Wichtigkeit solcher Bestrebungen erhellt daraus, daß nach vielfacher Erfahrung zahl­reiche Stotterer in der Schule erheblich weniger leisten, als man nach ihren ursprünglichen geistigen Anlagen von ihnen erwarten sollte, und daß etwa ein Prozent aller Schüler stottert. Seit l. August d. I. wurde nun wieder von Dr. Zahn ein Aus­bildungskurs für Lehrer abgehalten, der am Sams­tag in Gegenwart von Vertretern der evang. und kathol. Oberschülbehörden, des Medizinalkollegiums und von Aerzten sein Ende fand. Es wurde der methodische Gang der Behandlung an sprachkranken Schülern vorgeführt und gezeigt, wie die Kursteil­nehmer in die Lehre der normalen und krankhaf­ten Vorgänge beim Sprechen eingeführt wurden und wie sie die auf diesen Kenntnissen aufgsbaute Be-' Handlungsmethode anzuweuden gelernt haben. Die Kinder wurden in Atem-, Stimm- und Artikulations- Übungen geprüft und mußten dann deklamieren, le­sen und sich frei unterhalten. Außer dem Stottern wurden auch andere sprachliche Mängel des kind­lichen und jugendlichen Utters besprochen, beson­ders das Stammeln. Der in diesen Gebieten unter­richtete Lehrer hat so in seiner Schule oft Gelegen­

heit, Fehler der Sprache zu beheben, die der Aus­bildung der Schüler im Wege stehen. Der Kurs schloß mit einer Ansprache von Regierungsrat Schüz an bie Kursteilnehmer, worin er sie zur eifrigen Mitarbeit an dem segensreichen Werke einlud, und i mit seinem Dank an d en Kursleiter.

I!) Stuttgart, 30. August. (Strafkammer.) Bei der Post in Cannstatt kamen wiederholt Pakete ab­handen. Der Verdacht lenkte sich auf den Postaus- helfer Gottlieb Waibel und bei einer in seiner Woh­nung vorgenommenen Durchsuchung wurde auch der Inhalt von zwei Paketen gefunden. Er gab zu, zwei Pakete weggenommen zu haben. Wegen dieser ' Diebstähle verurteilte ihn die Strafkammer zu 4 Monaten Gefängnis. Es wurde berücksichtigt, daß er in einer gewissen Notlage gehandelt hat. Dis s Kellnerin Dora Simon, die einem Herrn nach einem ! zärtlichen Beisammensein den Geldbeutel mit 90 s Mark Inhalt stahl, wurde als rückfällige Diebin k mit 10 Monaten Gefängnis bestraft.

st Zuffenhausen, 30. August. Die hiesigen Wein­berge wurden am Samstag von der Reblauskom- ! Mission begangen. Dabei wurde festgestellt, daß keine , Reblaus, aber Peronospora (Blattfallkrankheit) vor- ) Händen ist. Auch zeigt sich die Leder- und Schirm ! melkrankheit fast durchweg, teils in größerem, teils ' in geringerem Umfange trotz eifrigen Schwefslns.

Im übrigen ist der Stand der Weinberge im all­gemeinen schön, wobei aber betont werden muß, daß der Ertrag gegenüber dem Vorjahr etwas zurück bleiben wird. !

st Ludwigsburg, 30. August. Gestern abend i bemerkte ein Mitglied der Weckerlinie in einem Hause der Lindenstraße eine starke Rauchentwicklung.

Als nachgesehen wurde, fand inan einen in einem verschlossenen Bühnenraum stehenden Kasten mit leicht brennbaren Materialien brennend vor. Nur dem frühzeitigen Entdecken ist es zu verdanken, daß nicht ein großes Schadenfeuer entstanden ist. Brand­stiftung wird vermutet.

st Vaihingen a. E., 30. August. Der Polizei­hundSherlock" startete uns heute nachmittag wie- ! der einen Besuch ab, um in der Sache des Stadt­schäfers Kienle, dem in der Nacht vom Samstag auf Sonntag in seinem Pferch 3 Schafe durch Hunde getötet wurden, Aufklärung zu schaffen. Nach § Aufnahme der Witterung lief Sherlock eiligst in §

das Haus eines hiesigen Bürgers, dem vor einigen >

Tagen ein Hund aus Mühlacker zugelaufen war. . , Lherlock suchte bellend das Haus ab, konnte aber ^ nichts finden, denn der Hund befand sich Wiede? ? in dem Besitze seines Herrn in Mühlacker. Nach- ? dem nun der BegleiterSherlocks", Herr Wißmann, § sofort mit der Landjägerschaft din Fuhrwerk re­quirierte, wurde eiligst nach Mühlacker gefahren und Sherlock" verbellte seinenGenossen" bei seinem ^ wirklichen Besitzer, dem der Hammelbraten aller- ^

dings etwas teuer ausfallen wird. '

ss Vom oberen Zabergäu, 30. August. Das Un- ^

Wetter vom 2l. auf 22. d. M. hat mehr geschadet, ^ als anfänglich angenommen wurde. Die Hagelschät- zer der Versicherungsgesellschaften kommen zu ganz A erklecklichen Ziffern. Auf der Markung Ochsenburg st

wurden im Haberfeld bis zu 66 Prozent Schaden 2

festgestellt. Der Hagelstrich zieht sich über den gan- ^ zen Heuchelbergrücken hin. Betroffen wurden ins­besondere die Markungen Ochsenburg, Michelbach, ^ Kleingartach, Güglingen und Stockheim. Außer dem ..

W b

Wer in der Weltgeschichte lebt,

Dem Augenblick sollt' er sich richten?

Wer in die Zeiten schaut und strebt.

Nur der ist wert, zu sprechen und zu dichten.

Goethe.

ZUM Tode verurteilt.

Erzählung von Helene Stökl.

(Nachd.uck verboten.)

Es war an der Grenze von Ungarn und Rumänien, dort, wo die iranssylvaniscben Alpen ihre Waldberge er­heben. Auf der Veranda eines zierlichen' Beamtenhauses saß der Leiter der nahen Salzgruben mit einem Jugend­freunde, der seil ein paar Tagen als Gab bei ihm weilte, und genoß die Frische des herangebrochenen Abends.

Auf einem Tischchen neben ihnen standen Flaschen mit Wein upd Selterswasser. Die Herren hatten ihre Zigarren angezündet und blickten behaglich auf die Arbeiter, die jetzt, nachdem die Feierstunde geschlagen, ihren Heimstätten zu­zogen, die älteren meist einzeln oder paarweise, die Vorrats­mittel von Brot oder Maismehl in einem Bündel an einem Stock über der Schulter tragend, die jüngeren, oft in Reihen zu fünf oder sechs, die Hände einander aus die Schulter ge­legt, lachend und scherzend, plötzlich auch wohl die Reihe auflösend und im Wettlauf dahinjagend.

Die Mehrzahl der Arbeiter trug die rumänische Volks­tracht: das weiße, kiitelartige Hemd über den ebe-falls weißen, engen Beinkleidern von Filz oder Leinen, um die

Hüsten einen breiten, schärpenartigen roien Filzstreisen, von dem schweren, schwarzen Ledergürtel gehalten.

»Höchst interessant, wie deutlich sich bei diesen Rumänen noch die römische Abkunft verrät," sagte der Gast. »Ihre Gesichter sind wie von Bronze und so regelmäßig geschnitten, ihr Gang und ihre Haltung haben etwas so stolz getragenes, daß man meinen könnte, auf dem Forum des alten Roms zu stehen und die Zeitgenossen Cäsars vor sich zu sehen."

Der Direktor lachte. .Verstehen würden sie sich so ziemlich mit den alten Römern, denn ihre Svracke erinnert noch lebhafter als ihr Aeußeres an ihre römischen Vorfahren. Wenn du übrigens so begeistert tür dis rumänische Männer­schönheit bist, dürfte dir der dort Daherkommende gefalley, er genoß in der Jugend den Ruf, der schönste Bur'che der ganzen Gegend zu sein,"

Es wäre in der Tat schwer gewesen, ein vollendeteres Bild von Männerschönheit südlicher Art zu finden, als es dieser etwa Dreißigjährige bot, der langsam und allein, wie in tiefen Gedanken versunken, daherkam.

Hoch gewachsen, schlank und doch kräftig dabei, die Glieder wie von Erz gegossen, die Züge mit dem tief­schwarzen Haar und Schnurrbart vom edelsten Schnitt, Haltung und Gang, jede Bewegung von angeborenem Adel, hätte er gut das Vorbild eines Antonius abgeben können.

Wirklich ein prächtiger Bursche!" sagte der Gast bei­fällig, .und was für Augen er hat! Jcb möchte nur wissen, woher diese Leute den melancholischen Ausdruck des Blickes haben! Man könnte glauben, dieser Bursche sei der Held eines erschütternden Dramas gewesen?"

.Wer sagt dir, daß er das nicht war?"

.Dieser Mann da, dessen Interessen sich vermutlich

immer zwischen den Salzgruben und dem Kessel mit Ma- malika') drehten?"

Ans die äußeren Lebensurnstände kommt es nicht an. Das Schicksal weiß den Menschen überall zu finden. Der Mann dort in dem '».lickten Oelkittel hat erlebt, was we­nige erleben."

Oder siehst du ihm an, da?; er ;ckon einmal zum Tode verurteilt wurde?"

Zum Tode! Ja, was hatte er denn getan?"

Nichts, er war ganz unschuldig."

So hatte ihn ein anderer fälschlich angeklagt?"

.Er gab sich selbst als Mörder an."

.Aber weshalb in aller Welt tat er denn das?"

.Um einen anderen zu schützen."

.Nicht zu glauben! Wenn er aber zum Tode verurteilt wurde, warum geht er denn jetzt noch lebend umher?

.Weil der Tod ein Preis ist, der im letzten Augenblick nicht leicht zu zahlen ist."

.Du machst mich neugierig. Kennst du seine Geschichte?'

So genau, als balle ich sie selbst erlebt. Sie hat mich seinerzeit sehr interessiert."

.Wie wär's, wenn du sie mir erzähltest?"

Der andere sah nach der Uhr.Wir haben noch ein Stündchen Zeit, ehe es kühl genug ist, unfern Abendritt zu unternehmen. Wenn ich die Geschichte aber erzählen soll, muß ich das in meiner Art tun dürfen. Mit der Wieder­gabe der einzelnen Tatsachen gewinnst du kein richtiges Bild, ich muß die Geschickte erzählen, wie sie sich in meiner Seele gestaltet har."

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