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«r. SV3.

Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Lank), Alrenfteig.

Mittwoch, Vn« 31.

Amtsblatt für vtalzgrafenweiler.

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Zam Esdtttttags

Nun sind schon vier Jahrzehnte verflossen, seit )- dem der Uebermut des dritten Napoleon durch oie deutsche Kriegerfaust aufs Empfindlichste bestraft ward. Die Jahre 1870/71 werden immer als eine große Zeit in der deutschen Geschichte glänzen. Sie waren der großartige Epilog zu (813. Wieder M flammte eine wundervolle vaterländische Begeiste­rung, wieder folgte Sieg auf L>ieg. Und einer der größten und folgenreichsten Ehrentage war der Tag von Sedan. Eine heiße Schlacht ist der Kapitu­lation vorangegangeü. Die ganze grausige, uner- ^ ! bittlich vernichtende Macht des Krieges zeigte sich.

Hunderte und Tausende von blühenden Menschen- i leben lagen tot oder verwundet. Aber die deutsche . Wafsenehre triumphierte, und Blut und Eisen wa­ren nötig, um die alte Sehnsucht nach einer wirk- l lichen deutschen Einheit nun endlich zu verwirklichen. Ohne Sedan wäre schwerlich der Tag von Versailles gekommen. So ist und bleibt der zweite September ein Tag hohen nationalen Gedenkens. Die ihn als ^ Mitkämpfer miterleben durften ach, schon so

viele von ihnen sind für immer dahingegangen! sie durften die stolze Gewißheit in die Heimat tra­gen, an einem Stück Weltgeschichte mitgewoben zu * haben.

Musterhaft war die Haltung der deutschen Trup­pen. Ausgezeichnete Führer standen an der Spitze. Geniale Köpfe, wie Bismarck und Moltke, fanden ^ ! auch in den schwierigsten Lagen rasch das Rich­tige. Aber den tiefsten und eigentlichen Grund des Sedan-Erlebnisses hat der ehrwürdige König Wilhelm gekennzeichnet, indem er schlicht und be- ^ stimmt von einer Wendung durch Gottes Fügung ! sprach. In diesem Worte siegt eine ganze Welt-i " anschauung beschlossen. Ihr Lebensnerv ist ein christ­licher Vorsehungsglaube. Heinrich von Treutschke hat i n seiner ,,Politik" gesagt, die Deutschen hät- I t.en im Grunde genommen niemals ans der Bank ! der Spötter gesessen. Das ist ein trefflicher Hin- ^ weis auf die ernste, religiöse Empfindungsweisb,

^ wie sie gerade dem deutschen Charakter eigen ist.

^ Und wenn dennoch eine trübselige Strömung in fl deutschen Landen geht, die uns auch das Idealste und Heiligste verwitzeln und verekeln möchte, wir wollen uns dadurch nicht imponieren und nicht ir­ritieren lassen: der Glaube an einen mit ewiger ! Gerechtigkeit waltenden Herrgott ist doch kein lee- , rer Wahn! Sedan ein Gottesgericht! Seien wir .. dankbar! Dazu gehört es, daß wir im ganzen Le­ben uns als Persönlichkeiten betätigen, bei denen iel Deutschtum und Christentum zusammenklingt wie ^ Helles, klares Erz. Trotz aller kleinen und gro ßen Alltagssorgen und Wirtschaftskämpfe und un­beschadet einer gewaltigen Steigerung der irdischen Kulturgüter und zumal des Siegeszuges der Tech­nik: wir dürfen den Glauben an die Ideen nicht verlieren und am allerwenigsten den an den einen herrlich waltenden Gott, der auch einen guten Deut­schen nimmer verlassen will. Ein neues Geschlecht, ist groß geworden seit dem Tage von Sedan. Die damals noch gar nicht g eboren waren, stehen heute auf der Höhe des schaffenden Lebens. Neue Auf­gaben und Ausblicke -, aber der Zusammenhang mit dem großen Einst muß bleiben, und insonderheit die gewaltige Sprache von Sedan darf niemals ver Hallen.Enkel mögen kraftvoll walten, schwer Er- rungnes zu erhalten!"

Tagespolitik.

Der Königsberger Kaiserrede widmet die Köln. Ztg. noch einen sehr eingehenden Artikel, ^ in dem die durch die Rede erweckte Verstimmung ^ damit erklärt wird, daß die politischen Nerven des Volkes in den letzten Jahren des Zankes und Has­ch. sts überempfindlich geworden sind. Trotzdem die Rede noch mehr als andere Reden Kaiser Wilhelms Gelegenheit zu Mißdeutungen und Trugschlüssen bot, hätte man in einer politisch gesunden und nerven­

starken Zeit das nicht heranslesen können, was erst von vielen Leuten hineingedentet worden ist und was erst den Sturm entfacht hat.

Im preußischen Kultministerium hat unter Teil­nahme von Vertretern der beteiligten Reichs- und preußischen Ressorts eine Beratung über etwaige zur Verhütung einer Einschleppung der Cholera zu ergreifende weitere Maß­nahmen stattgefunden. In Rücksicht auf die zu­nehmende Verbreitung der Cholera in Rußland ist an den Stellen, wo Weichsel und Memel aus deut­sches Gebiet übertreten, schontest einigen Wochen die Einrichtung getroffen, und zwar zum ersten Male in diesem Jahre, daß die Insassen der von Ruß­land kommenden Schiffe und Flöße nicht nur ärzt­lich besichtigt, sondern auch bakteriologisch auf das Vorkommen der Choleraerreger in ihren Entlee­rungen untersucht werden. Dabei ist es gelungen, aus der Weichsel drei Personen anzuhalten, die völ­lig gesund erschienen, aber doch Choleraerreger im Darminhalt beherbergten und mit ihm ausschieden, also leicht zur Flußversenchung Anlaß geben konn­ten. Die Personen sind sofort von den Fahrzeugen entfernt und unter Beobachtung gestellt worden. Zur Verschärfung der Beaufsichtigung des Verkehrs auf der Weichsel ist gemäß einer Anregung der er­wähnten Konferenz inzwischen noch die Einrichtung einer Ueberwachnngsstelle in Thorn neben den schon vorhandenen in Schillno, Schulitz und Einlage an­geordnet. Die in Thorn abgelohnten russischen Flö­ßer werden umgehend truppweise mit der Eisen­bahn nach Alexandrowo auf russisches Gebiet ab­geschoben. Auch gegen die Gefahr einer Einschlep­pung der Cholera aus Italien ^Provinz Bari, Ne­apel) oder Oesterreich (Wien, Galizien sind die nö­tigen Maßnahmen getroffen.

In Portugal haben die zwar über Erwarten ruhig, aber doch nicht ohne mancherlei Zusammen­stöße verlaufenen Wahlen den Republikanern zu großen Erfolgen verholfen, ihnen eine Mehrheit in der Volksvertretung jedoch nicht gebracht. In Lissa­bon und einigen andern größeren Städten gewan­nen die Republikaner die Mehrzahl der Sitze, auf dem Lande und in den kleineren Städten siegten dagegen die Vertreter der gemäßigteren Parteien, die der Regierung eine Mehrheit in den Kortes sichern. Von wirklicher Ruhe im Lande kann man leider nicht sprechen: der Ausbruch einer Revo­lution ist noch immer möglich.

Larrdesnachrichten.

Aklensteig, 31. August.

(Egs.) An den letzten Sonntagen zeigten sich hier in der Oeffenttichkeit mit ihren Leistungen 2 Vereine, die beide nächstes Jahr das 5 0jährige Jubiläum ihres Bestehens feiern können. Es ist die Feuerwehr und der Turnverein. Beide wollen der Allgemeinheit dienen, der eine zur He­bung der Volkskraft, der andere als Helfer und Retter in Feuers-, wenns not tut, auch in Wassers­nöten. Zwischen beiden bestehen von Anfang an nahe Beziehungen. Ist doch seinerzeit die Steiger­kompagnie der Feuerwehr aus Turnern gebildet worden, und bezieht heute noch ihre Mannschaft von ihnen, die hier die auf dem Turnplatz erworbenen, Eigenschaften des Muts, der Kraft und Gewandtheit, ganz vorzüglich im Praktischen zeigen können. Wer' einer Hebung der Feuerwehr, der diese Zeilen gelten sollen, beiwohnt, der kann ihr das Zeug­nis nicht versagen: Unsere Feuerwehr ist für un­sere Verhältnisse ans der Höhe der Zeit! Mit vor­züglichem Spritzen-, Leitern- und Rettungsmaterial ausgerüstet, weiß sie diese Geräte auch flink und gewandt, geschickt und sachgemäß zu verwerten, wo es gilt, einen Brandherd wirkungsvoll unter die Strahlröhren zu nehmen, zu bergen und zu ret­

ten. Das zeigt sich nicht bloß bei den Hebungen!, sondern am besten bei den ernsten Brandfätlen, die unsere Stadt schon bedrohten. Dieses geschickte Ein­greifen setzt aber auch eine Disziplin unter denk Mannschaften voraus, die jedem zur Pflicht macht, auf seinem Posten zu sein. Dank der Energie des Kommandanten und seiner Offiziere, dank der Hin­gabe der Mannschaften, die wissen, wie nötig ihre Arbeit ist, darf man behaupten, daß unsere Feuer­wehr nach innen und nach außen wohl geordnet ist. Es hat auch noch nie weder in der Leitung, noch unter den einfachen Feuerwehrleuten an Män­nern gefehlt, die es mit ihren Feuerwehrpflichten ernst nahmen. Mancher unter ihnen hat sich schon in 25jährigem Dienst das verdiente Ehrenzeichen erworben. Der älteste Veteran der Feuerwehr aber ist ihre Standarte. Da weht sie, getragen und bewacht vom markigsten aller Fahnenträger in der Würde ihres Atters. Mit ihrem feuerroten Tuch und dem Sinnspruch drauf, gekrönt von der duster glühenden Laterne, ist sie recht das Symbol des Vereins, dem sie vorangetragen wird. 50 Jahre schon begleitet sie die Feuerwehr bei freudigen und ernsten Anlässen. Kein Wunder, wenn dieser alte Veteran wie ihre früheren Träger alt und hin­fällig geworden ist und nach Ablösung verlangt. Es wäre dankbar zu begrüßen, wenn dieses alte Panier am Jubilänmstag zum letzten Mal aus Pietät der Feuerwehr vorangetragen würde, um am selben Tag durch eine neue Fahne ersetzt zu werden. Damit wäre ein Wunsch der Feuer­wehr erfüllt. Allein ihre Mittel zur Anschaffung sind schwach. Es sei darum eine Bitte an die Bür­gerschaft gerichtet: Alte Freunde und Gönner der Feuerwehr mögen, wenn diese um eine Fahnen­gabe bei ihnen anklopft, dem Dank und der An­erkennung für diese im höchsten Grad gemeinnützige Einrichtung dadurch Ausdruck geben, daß sie eine möglichst hohe Gabe für eine neue Fahne spendet, um dadurch die Feuerwehr in Stand zu setzen, ihren Ehrentag nächstes Jahr mit Würde, Glanz und Ehre zu begehen.

Grömbach, 28. Aug. >Korr.) Ein ländliches Volksfest. Ein überaus wohlgelungenes Fest hat sich heute hier abgewickelt. Hanptlehrer Roller und Gemahlin hatten es im Verein mit der Schulju­gend verstanden, die 40. Wiederkehr des Tages von: Sedan durch ein Wald und Kinderfest zu einem herrlichen Volksfest zu gestalten. Zahlreiche Festgäste hatten sich eingestellt,Luftschnapper" von nah und fern pilgerten heM. ^ie kamen alle auf ihre Rech­nung. Dieser imposante, herrliche Festzug! Die liebe Schuljugend war in ein farbenprächtiges Kleid geworfen. Kostüme aller Art waren zu sehen. Vier schmucke Festwagen hoben sich aus dem bunten Bilde lieblich ab. Der eigentliche Festwagen, wirklich sinn­reich aufgebaut, mit der Jnnschrift:Saure Wochen Frohe Feste", trug ein hübsch gekleidetes Kin derpaar mit Krone auf den Häuptern. Die Land­wirtschaft wurde durch einen netten Erntewagen, begleitet von Schnittern und Schnitterinnen mit Gerätschaften, gefeiert. DerSpielwagen" führte die Turn- und Spielgeräte mit dem Mo!tto:Seht in der Jugend Spiel d es Lebens ernstes Ziel." Eine geschmackvoll geschmückte Chaise trug die greisen Veteranen, denen besondere Ehrung zuteil wurde. Die bürgerlichen Kollegien verwilligten ihnen eine Ehrengabe. Der Militär und Gesangverein reihte sich an, und in gelungener Weise bildete der Club Kalter Aufschnitt", der durch seinen Führer, einen mächtigen Chinesen, und durch seinen stämmigen Standartenträger Aufsehen und Heiterkeit erregte, den Schluß des Zuges. Die Kurgäste, manche in hübschen Kostümen, waren zu einer sommerlichen Gruppe zusammengetreten, voran ihr Motto: Schwarzwald mit deinen duftgen Zweigen, sei uns gegrüßt viel tausendmal!" Zwei mittelalterliche He­rolde und die Musikkapelle von Lntzenhardt gin­gen dem Zug voran, lieber dem Nagoldtal, am Hang zur Völmlesmühle, lag im lichten, hehren Walde der Fiestplatz. Hauptlehrer Roller hielt die packende Festrede. Der Gesangverein ließ seine Wei-