füllte Scheuer, zündete nnd in kurzer Zeit war das Gebäude eingeäschert. Zwei anstoßende Gebäulichkeiten waren stark gefährdet, konnten aber infolge des raschen Eingreifens der Feuerwehr gerettet werden.
fi Baden-Baden, 28. August, Eine sehr schöne und dabei sinnreiche Fahrt unternahm gestern der L. Z. 6: das Luftschiff machte sozusagen den berühmten Patrouillenritt nach, den sein Erbauer, Graf Zeppelin, zu Anfang des deutsch-französischen! Krieges qusführte. Der Flug ging über Hagenau und den Hagenauer Wald bis zum Schirlenhof, wo eine Depesche ausgeworfen wurde. Daran schloß sich ein Rundflug über das Schlachtfeld von Wörth, das prachtvoll vom Schiff aus zu sehen war und ein wunderbares Bild in der sinkenden Sonne bot.
ss Von der bayerischen Grenze, 27. August. In Hinterstein ist die Gemahlin des Majors Triebig vom Grenadier-Regiment in Stuttgart schwerverletzt eingeliefert worden. Sie war bei einer Partie auf den Hochvogel abgestürzt und hatte außer einem) Beinbruch mehrfache aber nicht lebensgefährliche Verletzungen erlitten.
* Berlin, 27. August. Die Erweiterung der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienst soll in der Form eintreten, daß in Zukunft Schüler der Mittelschule nach erfolgreichem neunjährigen Schulgange sofort zur Ablegung der Prüfung zur Erlangung des Berechtigungsscheines zugelassen werden. Bisher konnte diese Prüfung nicht vor dem l7. Lebensjahre erfolgen.
* Berlin, 27. August. In der Jungfernheide
wurde gestern nacht 11 Uhr der Omnibuskutscher Schmiedete von dem wachhabenden Fahnenjunker v. F. an geschossen und schwer verletzt. Schmiedete hatte in der Dunkelheit den Schießplatz des 2. Garderegiments betreten, wo zur fraglichen Zeit das Alexander-Regiment die Wache stellte, v. F. als Wachthabender hatte Schmiedete mehrfach aufgefordert, den Schießplatz zu verlassen; als dieser sich daran nicht kehrte, feuerte er einen Schuß auf ihn ab. ^
Die Danziger Kaisertage.
si Danzig, 27. August. Um halb 12 Uhr wurde auf dem kleinen Exerzierplatz vor der Langfuhrer Allee F eld g o ttes die risst abgehalten, an dem! das Kaiserpaar und die hier anwesenden Mitglieder der kaiserlichen Familie teilnahmen. Es war ein Feldaltar errichtet, bei dem die Geistlichkeit Aufstellung nahm. Um halb 1 Uhr hatten sich im großen Sitzungssaale des Landeshauses die Mitglieder des Provizialausschusses und des Provizialland- tages versammelt. Gegen dreiviertel 1 Uhr erschienen hier der Kaiser, die Kaiserin, Prinzessin Viktoria Luise, der Kronprinz und die Prinzen Eitel Friedrich, Adalbert, August Wilhelm und Oskar und das Gefolge. Nach dem Empfang brachte der Vorsitzende des Proviziallandtages namens der treuen Provinz Westpreußen den Majestäten tief empfundenen Dank und begeisterten Willkommengruß dar. Er schloß mit dem erneuten Gelöbnis unwandelbarer Treue und bot dem Kaiser einen Ehrentrunk., Der Kaiser erwiderte mit einer Rede und trank auf das Wohl der Provinz. Die Majestäten Unterzeichneten eine Urkunde über den Besuch des Landeshauses und kehrten dann auf die Hohenzollern! zurück.
MurrsHndisrkie«
!s Cetinjc, 28. August. Fürst Nikolaus empfing heute früh eine große Anzahl Deputationen aus dem In- und Auslande. Die aus allen Landesteilen herbeigeströmte Bevölkerung bereitete ihm begeisterte Ovationen. Um 10 Uhr vormittags fand die Einweihung des neuen Regierungspalais, daran anschließend die Grundsteinlegung für ein Kinderhospital und eine chirurgische Klinik statt. Der serbische Kronprinz traf nachmittags hier ein. Der Empfang gestaltete sich sehr herzlich.
jj Petersburg, 28. August. Der Kaiser ernannte den König Nikolaus von Montenegro zum Generalfeldmarschall der russischen Armee, den Erbprinzen Danilo zum russischen Generalina-jor und den Prinzen Mirko zum Oberstleutnant.
M seinem Gott uneins geworden, wie er es auch bei dem Vor» hergehenden gewesen.
Augott, die bei ihrem Pfarrer geblieben, hatte ihrem Stief» »ater Nachricht gegeben und ihn fragen lasten, ob er wünsche, »aß sie auf den Pachthof zurückkehre, um den Haushalt zu »ersehen. Doch LarS hatte ihr wohlwollendes Anerbieten aus« »eichlagen. Sie blieb daher im Pfarrhaus«. >
So ging der Sommer dahin, und es nahte der Herbst — Negen, Sturm und Nebel folgten einander und hüllten die Berge in einen grauen Mantel.
Und der Fjord spiegelte dieses schwermütige Bild wider in fernem kalten, verschwommenen Spiegel... .
(Schluß folgt.)
* Newyork, 27. August, Neue Waldbrände sind in den Staaten Washington nnd Oregon ausgebrochen. In letzterem Staat wurde der Ort Flora zerstört.
Die Wahlen in Griechenland.
* Athen, 27. August. Nach einer Aufstellung des Blattes „Athinai" wurden ln die Nationalversammlung gewählt: 94 Theotokisten, 64 Anhänger von Rhallis und 34 Anhänger von Mavromichalis, die die Nationalversammlung mit einem konstituierenden Charakter wollen, 13 Zaimisten, 4 Kreter und 146 Unabhängige, d. h. Kandidaten, die außerhalb der früheren Personenparteien aufgestellt sind. Von diesen 146 gelten 30 als thefsalische Agrarier und 36 als freisinnige Anhänger der konstituierenden Nationalversammlung, 4 als Sozialisten, 86 haben sich nicht darüber ausgesprochen, ob sie für eine revisionistische oder eine konstituierende Nationalversammlung sind.
Allerlei.
* Die badische Eisenbahnverwaltung hat ein nachahmenswertes Beispiel des Vogelschutzes gegeben. Sie hat den Bahnbauinspektionen die Erhaltung der lebenden Hage, soweit sie nicht Schneeverwehungen begünstigen, zur Pflicht gemacht. Ebenso soll das Schneiden der Hage nicht während des Brutgeschäftes der Vögel stattfinden.
* Die Zarensamilie trifft- am heutigen Montag nachmittag den bisherigen Dispositionen! zufolge in Friedberg ein. Kurz bevor die kaiser-, lichen Herrschaften Peterhof verließen, wurden sie durch die Kunde von dem glücklicherweise rechtzeitig entdeckten Attentats-Versuch gegen den Gouverneur von Lodz erschreckt. Gouverneur Plock weilt im Solbad Ciechocinnek, nahe der deutschen Grenze, zur Kur. Kurz von der Ausfahrt des Gouverneurs fand man unter dem Sitze seines Wagens eine aufgezogene Höllenmaschine, durch deren verräterisches Ticken man aufmerksam gemacht wurde.
* Durch Funkens lug aus einer Lokomotive geriet nahe an der schlesisch-russischen Grenze eine, Scheune in Brand. Zwei Kinder, die in der Scheune schliefen, verbrannten. Die Mutter der Kinder, die sich in den Brandherd stürzte, um die Kinder zu retten, erlitt lebens geführt'che Brandwunden.
8 In seltsamer Weise hat ein Einwohner der Stadt Alexandria im Staate Virginia (Vereinig! e Staaten) für die Ausstattung seiuer Enkelin gesorgt. Dort lebt eine Familie, die ihr Vermögen verloren hatte. Besonders schmerzlich empfand diesen Verlust eine alte, achlundsiebzigjährige Frau, die auf Unterstützung ihrer Enkelin angewiesen war. Das Mädchen verlobte sich mit einem jungen Farmer, der ebenso arm wie sie selbst war. Eines Tages suchte nun die alte Großmutter, rvohl in Erinnerung an ihre eigene Brautzeit, die Briefe ihres verstorbenen Mannes hervor, die er ihr als Bräutigam geschrieben hatte; dabei fand sie Nus vier Briefen seltsame Marken. Diese bestanden aus einem runden Stückchen Papier mit dem Worte „Bezahlt", unter dem handschriftlich die Zahl „5" stand. Diese Worte umschloß im Kreise die Bezeichnung „Postamt Alexandria". Es handelt sich hier um eine der seltensten Marken der Welt, nämlich die sogenannten „provisorischen Briefmarken", die im Jahre 1874 vom Postamt Alexandria selbst angefertigt und ausgegeben wurden. Der Verlobte begab sich nun zu einem Markenhändler. Wer beschreibt das Erstaunen des Bräutigams, als ihm der Händler für die vier Marken 48000 Mark aus- händigle! Nun hatte alle Not ein Ende und mit großem Pomp wurde bald die Hochzeit gefeiert. Der Großvater der Braut halte damals von Alexandria an seine außerhalb lebende Braul geschrieben und so unbewußt füe die Ausstattung seiner Enkelin gesorgt.
8 „Vierzig Jahre nachher". Unter diesem Titel veröffentlicht Jules Claretie Erinnerungen an den deutsch-französischen Krieg, den er bis zur Schlacht bei Sedan als Berichterstatter und Schlachtenbummler mitgemacht hat. Wir geben aus dem Buche eine Episode aus dem Schlußkampf bei Sedan wieder: „Ach, die ohnmächtige Wut des Besiegten, die fieberheißen Tränen des Patrioten! Ich wandte mich zu diesen schwarzen deutschen Massen hin, wie um sie zu verfluchen. In der Ferne zeigte sich ein Feuerschein. Ich war ganz glücklich darüber. Ich wünschte eine vollständige Vernichtung dieser Massen, eine Zerschmetterung dieser Horde. Erschöpft kam ich nach La Chapelle. Ich hatte mich beeilt, um fern vom Feinde zu sein, allein mit meinen Gedanken und mit meiner Wut. Ein gefangener französischer Offizier begleitete mich auf der Straße nach Belgien bis ans Ende des Dorfes, indem er fortwährend von den unverzeihlichen Fehlern sprach, die begangen worden waren. „Sie werden in Paris sicher die Republik vorfinden," sagte er zu mir; „das ist wenigstens ein Trost." Als in diesem Augenblick zwei oder drei Kugeln hinter uns her pfiffen, drückte er mir rasch die Hand und sprach: „Diese Kugeln gelten mir. Man findet, daß ich mich zu weit entferne, und man glaubt, daß ich fliehen will. Ich kehre um." Und er ging nach La Chapelle zurück, während ich nach Belgien weiterzog. Wir hatten kaum noch dreihundert Schritte bis zur Grenze zurückzulegen und sahen schon das belgische Zollamt, als plötzlich am Waldrande ein Mann auftauchte, ein französischer Artillerist, groß, mager, mit Staub bedeckt;
er warf sich seiner ganzen Länge nach ins Gras, als wenn ihn eine Kugel getroffen hätte. Wir glaubten, daß er tot sei, und liefen auf ihn zu. Er trank, er schlürfte ein bißchen Wasser aus einem Bächlein, wie ein durstiger Hund. Bei dem Geräusch unserer Schritte richtete er sich auf; er hatte seinen Karabiner umgehängt und machte eine Bewegung, als wenn er ihn rasch nehmen und schießen wollte. „Wir sind Franzosen!" sagten wir. — „Ah!" erwiderte er mit heiserer Stimme. Dann erhob er sich und wischte seine nassen Knie ab. Wir fragten, ob er Hunger hätte. „Nein, ich habe keinen Hunger," erwiderte er; „ich habe nur Durst. Wenn man gesehen hat, was ich sah, verspürt man keinen Hunger. Meine arme Batterie vernichtet, die Pferde zerschlagen, die Kameraden tot! Wo bin ich hier?" — „Nur wenige Schritte von Belgien entfernt; dort ist Belgien, wir gehen hinüber, kommen Sie mit uns." — „Ich? Nein, nein! Weshalb sollte ich denn nach Belgien gehen? Bin ich Belgier? Und dann bin ich noch nicht fertig. Haben Sie nicht vor wenigen Minuten zwei Schüsse im Walde gehört ? . . . Sehen Sie, das war ich. Ich habe mir zwei Ulanen vom Pferde geholt, einen Offizier und einen Gemeinen. Der Gemeine hatte einen Karabiner; da ich keine Patronen mehr habe, sagte ich mir: „Ich will mir seine nehmen." Aber leider ist das Kaliber nicht dasselbe; seine Patronen taugen gar nichts. Ich habe aber noch in meiner Waffe einen Schuß, und den will ich verschießen." —„Wie, Sie wollen in den Wald zurückkehren ? Das ist ja Wahnsinn! Man wird sie totschießen." — „Das ist leicht möglich; aber vorher muß ich noch einen niedermachen. Guten Abend, meine Herren!" Und der Mann kehrte kaltblütig und entschlossen, mit dem Karabiner auf der Schütter, in den Wald zurück. Aus solchen Leuten bestand die Armee, die man dem Feinde auslieferte. Vom frühen Morgen an waren schon viele Leute, die leicht über die Grenze hätten gelangen können, lieber aus das Schlachtfeld und in die Gefahr zurückgekehrt, ehe sie sich bereit finden ließen, den Grenzbeamten ihr Gewehr auszuliefern. Ein Wort, das ein sächsischer Offizier sprach, haftet mir noch heute im Gedächtnis. „Sehen Sie sich Bazeilles an oder was von Bazeilles übrig ist," sagte er mir. „Dort haben sich Ihre Leute am besten geschlagen." Und als ich erwiderte, daß ich über den Weg, den ich einzuschlagen hätte, nicht um Rat fragen würde, und daß ich daher auf seinen guten Rat verzichtete, sagte er mit eleganter Keckheit: „Es liegt mir natürlich fern, für Bazeilles Reklame zu machen, aber ich kann Ihnen nur noch einmal sagen, mein Herr, daß Ihre Landsleute in Bazeilles wahre Helden gewesen sind." Das entspricht oem berühmten Worte, das König Wilhelm auf dem Schlachtfelde gesprochen hat, des historischen: „Ach, diese braven, diese tapferen Leute!"
Handel und Verkehr.
jj Friolzheim, OA. Leonberg, 28. August. Das Gemeindeobst lieferte Heuer einen Ertrag von 308 Mark, während im benachbarten Wimsheim 272 Mk. gelöst wurden. — Die Getreideernte ist unter Dach. Der Strohertrag ist sehr reichlich, dagegen sind die Körner nur unvollkommen entwickelt, die Garben sind leicht. — Auch das Oehmd ist zum größten! Teil in der Scheune. Qualität und Quantität sind Mt.
* Stuttgart, 27. August. Auf dem heutigen Großmarkt kosteten Preiselbeeren 20—28 Pfg., Zwetschgen 13—15 Pfg., Pfirsiche20—35 Pfg., Aepfelb—15 Pfg., Birnen 10—25 Pfg., Reineklauden 12—16 Pfg., Brombeeren 20—35 Pfg. per Pfund. Kleine Einmachgurken kosteten 35 Pfg. per 100 Stück, Bohnen 10—12 Pfg. per Pfund.
Stuttgart, 27. August. Dem Filderkrautmarkt auf dem Marktplatz waren etwa 600 Stück zugeiührt. Preis 20 bis 25 Mark per 100 Stück.
Stuttgart, 27. August. Dem Moftobftmarkt aus dem Wilhelmsplatz waren heute etwa 800 Ztr. Fallobst zugeführt. Preis 2,20 Mk. bis 2,50 Mk. ver Ztr.
Il Stuttgart, 27. August. (Schlachtviehmarkt) Zugetrieben 146 Stück Großvieh, 89 Kälber, 341 Schweine Erlös aus Vs Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qu äl , a) ausgemästete von — bis — Pfg., 2. Qual, b) fleischige und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, s) vollfleischige, von 82 bis 84 Pfg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 80 bis 81 Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, s) ausgemästete von 93 bis 96 Pfg., 2. Qualität b) fleischige von 90 bis 92 Pfg., 3. Qualität geringere von 86 bis 89 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) junge gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) ältere gemästete von 67 bis 78 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 47 bis 56 Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saug« kälber von 104 bis 108 Pfg., 3. Qualität b) gute Saug« kälber von 99 bis 102 Pfg., 3. Qualität v) geringere Saugkälber von 93 bis 97 Pfg. Schweinei. Qualität a) junge fleischige 73 bis 75 Pfg., 2. Qualität d) schwere fette von 70 bis 72 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 64 bis 66 Pfennig.
si Bon dev Enz, 27. August. Im mittleren und unteren Enztal fällt Heuer die Obsternte strichweise recht gut aus. So wurde in Dürrmenz- Mühlacker bei der Versteigerung des Gemeinde-(AÜ- mend)-Obstes der Betrag von 1003,80 Mark gelöst gegen nur 78,80 Mark im Vorjahre.
Voraussichtliches Weiter
am Dienstag, den 30. August: Heiter, trocken, warm bis
heiß
Verantwortlicher Redakteur: L. L au k, Mrnstelg.