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Gegründet 1877 .

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Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Lauk), Altensteig.

Montag, de« 29 . Angnft.

Srut-blatt fiir Pfaligrafenweiler.

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Di« KörrigKberger Kaiserrede.

Der Kaiser hat am AbenV 8es 28. August bei einem Bankett zu Ehren der Provinz Ostpreu­ßen eine Rede gehalten, die wegen ihrer im­pulsiven Betonung desGottes gnaden-Kö­nigtums ohne Rücksicht auf Tagesan­sichten und Meinungen" im In- und Aus­lande gewaltiges Aufsehen erregt. Wir entnehmen derFranks. Ztg." hierüber folgendes:

Seit den Novembertagen des Jahres 1908, wo die Einmütigkeit des gesamten deutschen Volkes darin zu Tage getreten war, daß das, was man seit dem Regierungsantritt des jetzigen Kaisers als persönliches Regiment bezeichnet, dieses rein per­sönliche Hervortreten des Kaisers in wichtigen Fra­gen, zu schweren Konflikten führen könne und müsse, und daß deshalb Garantien dagegen zu verlangen seien, hat nichts die öffentliche Meinung so erregt wie die Rede des Kaisers in Königsberg. Nach dem im November 1908 stillschweigend abge­schlossenen Pakt und nach dem ganzen öffentlichen Verhalten des Kaisers seit jener Zeit glaubte man, vor neuen Improvisationen und neuen Betonungen des Selbstherrschertums sicher zu sein. Die Zurück­haltung in den Posencr Reden schien das zu be­stätigen. Die Königsberger Rede aber hat leider gezeigt, daß diese Hoffnung des Volkes eine ver­gebliche war. Der Kaiser ist in den alten Ton zn- rückverfallen, in den Ton jener Reden, in denen er erklärte, er werde den vernichten, der sich ihm in den Weg stelle, und die Nörgler aufforderte, den Staub von den Pantoffeln zu schütteln, und wie­der wie früher proklamiert er das eigene Recht feines Königtums im Gegensatz zu Parlamenten, Volksversammlungen und Volksbeschlüssen, aufs neue verkündet er das Gottesgnadentum des Königs und erklärt, seinen Weg ohne Rücksicht auf Tagesan­sichten und -Meinungen gehen zu wollen. Wir wis­sen nicht, unter welchen Einwirkungen er diese scharf prononcierten Worte gesprochen hat; aber daß sie wie Kampfruf gegen das Volk und die Volks­vertretung wirken, davon wird sich der Kaiser trotz seiner Nichtachtung der Tagesmeinungen jetzt wohl selbst überzeugen, und wenn er sich auch alsIn­strument des Herrn" betrachtet, so wird er doch wohl nicht glauben, daß dieses Instru­ment den Zweck einer Zuchtrute haben soll, welche das widerstrebende Volt mit Gewalt zu sei­nem besseren Heil bekehren müsse. Das Volk ist mündig und hat über den Weg, der gegangen wer­den soll, längst mitzubestimmen: ein Königtum von Gottes Gnaden, das die Meinung des Volkes nichjb achten will, setzt sich in den schärfsten Gegensatz zu ihm und nimmt nicht mehr die erforderliche Rücksicht auf die verfassungsmäßige Machtvcrtei- kung im Staate.

Das fürstliche Gottesgnadentum ist mit dem ^ Versassungsstaate nicht mehr verträglich. Die Rechte . des Monarchen beruhen in Preußen sowohl wie im Reich ausschließlich auf der Verfassung und sind durch diese begrenzt, und gleich dem Monarchen leitet, wie Rönne in seinem preußischen Staats­recht betont, die Volksvertretung ihre Rechte von keinem anderen Organe des Staates ab, sondern besitzt diese Rechte als eigenes und selbständiges Recht lediglich auf Grund der Staatsverfassnng. Nach dieser ist auch die Gewalt des. Königs keine absolute, sondern eine beschränkte, sodaß der König Acht lediglich nach seinem Willen über den Staat Md die Kräfte des Volks verfügen kann. Der- nig mag in seinem inneren Gefühl sich von Gott berufen und in seinem Gewissen Gott gegenüber verantwortlich fühlen: staatsrechtlich ist er an die taats rechtlichen Grenzen seiner Befugnisse gebun­den, diese werden aber nicht mehr innegehalten, >venn öffentlich so absolutistische Anschauungen ver­treten, wenn so unverhüllt der Wille des Herrschers als der allein maßgebende hingestellt wird. Die Unzufriedenheit war zu einer gefährlichen Höhe an- Mwachsen, als Fürst Bülotv erklärte, es sei i»ie Pflicht des Ministerpräsidenten, dafür zu sorgen, daß zwischen dem Träger der Krone und den Wün­

schen und Empfindungen des Landes nicht ein Zwie­spalt entstehe. Durch die Königsberger Kaiserrede ist dieser Zwiespalt wieder riesengroß geworden, das ganze Volk empfindet die Rede als einen Schlag gegen seine Rechte, als ein Hinweggehen über die konstitutionellen Formen, und wenn noch der Kron­prinz kurz vorher vor Verdrossenheit und unfrucht­barer Kritik warnte, so ist jetzt zu beiden nur zu viel Anlaß gegeben. Und wenn die sogenannttzn Ordnungsparteien bei jeder Ersatzwahl über die Zu­nahme der Sozialdemokratie jammern, so können sie darüber nicht im Zweifel sein, daß die zuneh­mende Mißstimmung gerade auch wieder der So­zialdemokratie zugute kommen wird.

.Mit Worten der Abwehr allein ist es nicht mehr getan. Es müssen nun endlich die lange ge­forderten besseren verfassungsrechtlichen Garantien gegeben werden. Wie denkt der neue Reichskanzler darüber? Ist er bereit, die Verantwortung für die Königsberger Rede zu übernehmen, oder wird er die verfassungsmäßigen Konsequenzen ziehen, wenn er dazu nicht im Stande ist und auch keine neuen Garantien dnrchzusetzen vermag. Zum Ducken und Schweigen ist nicht mehr die Zeit, die Geduld ist erschöpft!

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Das Echo der Königsberger Kaiserrede ist in der gesamten Presse des In- und Auslandes ein außerordentliches starkes, und fast allgemein herrscht die Auffassung, daß die in der Rede vertretene absolutiomstische Auffassung entschieden zurückzuwei­sen ist. Nur einige konservative Blätter, wie das Reich" und dieRheinisch-Westfälische Zeitung" sind mit der Rede zufrieden. Sonst werden die Worte des Kaisers überall sehr ernst, in einigen auslän­dischen Zeitungen sogar direkt abfällig kritisiert.

Landesnachrichten.

Atterrstetg, 29. August.

* Bei prächtigem Sommerwetter hielt gestern

nachmittag drei Uhr im eichenbeschatteten Stadl­garten Altensteigs wackere Turnerschar ihr dies­jähriges Abturnen. Eine vielköpfige Zuschaner- menge hatte sich hierzu eiugefunden. Die turneri­schen Vorführungen bestanden in Freiübungen, Reck- und Barrenübungen, Springen rc. Es waren durch­weg recht beachtenswerte Leistungen, die schneidig und exakt durchgeführt wurden - ein Zeichen, daß im Attensteiger Turnverein mit Ernst und Eifer die edle Turnerei gepflegt wird. Die Stadtkapelle sorgte fiir musikalische Unterhaltung. Abends 8 Uhr war dann noch geselliges Beisammensein in der Traube", wobei auch das tanzlustige Volk auf seine Rechnung kam. n.

Nagold, 27. August. Heute vormittag wurden auf dem Stadtacker hier 27. vom 10. Landw. Gan- verband aus dem Simmental eingeführte Mar­ren an die Besteller versteigert. Die Besteller hat­ten mindestens den von der Aufkaufskominission (Oberamtstierarzt Noneker von Freudenstadt und Oberamtstierarzt Böpple von Neuenbürg) festge- stellten Anschlag Ankanfskosten in der Schweiz zuzüglich Unkosten zu bieten: der Anschlag sämt­licher Farren betrug >9 400 Mark, erlöst wurden 21 800 Mk. Der Uebererlös mit 1900 Mark kommt nach endgiltiger Abrechnung wieder an die Far- renkänfer nach Verhältnis der Kaufpreise zur Ver­teilung. Bestellt waren ans dem Oberamt Freuden- ftadt 9, Nagold 10, Calw 8 und Neuenbürg 5. Die Farren waren durchaus guter Qualität und gingen die Preise von 6301030 Mark.

* In Pfalzgrafenweiler ließen die Metzger durch die Ortsschelle einen Preisausschlag der Wurstwaren bekannt machen. Eine Wurst kostet jetzt 12 Psg. und soll Schinkenwurst unter 20 Pfg. nicht mehr abgegeben werden. Die hiesigen Wirte haben aber darauf den Boykott erklärt und füh­ren bis auf weiteres keine Wnrstwaren mehr.

ss Liebenzell, 27. August. In der Turnhalle hat die Missionsanstalt eine Ausstellung von Erzeug

Nissen chinesischer Industrie eröffnet. Manches da­von gewährt einen Einblick in chinesische Sitten und Gebräuche, so ein Götzenaltar in natürlicher Größte, und eure Ahnenkultnsstätte usw. Daneben ist reich­lich Gelegenheit gegeben, sich altes erklären zu las­sen. Die Ausstellung erfreut sich eines guten Be­suchs.

jj Schramberg, 28. August, In dem Neubau der Vereinigten Uhrenfabriken ist ein Zimmermann vom Gebälk gestürzt und hat schwere Verletzungen erlitten. Er wurde ins städtische Krankenhaus ge­schafft.

js Hcrrenberg, 27. August. Schultheiß Slöff­le r von Kuppingen ist gestorben. Er wurde erst im Dezember vorigen Jahres mit großer Majorität zum Schultheißen gewählt und versah sein Amt mit gro­ßer Pflichttreue und Hingebung bis vor etwa neun Wochen, wo er dann wegen eines Magenkeidens Hilfe in der Klinik Tübingen suchte. Nach einer! augenscheinlich gut verlaufenen Operation begab er sich wieder nach Hause, wo sich dann ein Rückfall einstellte, dem er nach längerem Leiden nun er­legen ist.

si Rottenburg, 28. August. In einem Bauern­haus in Niedernau ist in letzter Zeit Wiederholk eingebrochen und Geld gestohlen worden. Bei dem letzten Diebstahl nahm der Dieb alles Geld und auch die Taschenuhr des Bauern mit sich, während er sich sonst mit 20 -30 Mark begnügt hatte. Von dem Täter hat man bis jetzt keine Spur.

I si Tübingen, 27. August. Gestern abend fand ^ anläßlich des 50. Todestages Silchers eine ge­meinsame Gedenkfeier der hiesigen Gesangvereine («in ,Silcherdenkmal statt.

js Reutlingen, 28 . August. Mit den von der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel einge­richteten H a n d w e r k e r fa ch t u r s e n wurden seit­her die besten Erfahrungen gemacht, nur ließ der Besuch in letzter Zeit trotz wiederholten Ausschrei- bcns in den Amtsblättern merklich nach, ja es muß­ten einzelne Kurse wegen zu geringer Anmeldung ganz ausfallen. Als Grund für diese Erscheinung konnte nicht Interesselosigkeit der Handwerker gel­ten, vielmehr lag die flaue Beteiligung daran, daß die Kurse trotz des völlig kostenlosen Unterrichts alle in Stuttgart abgehalten wurden und infolge­dessen die Teilnahme immer noch ein schönes Stück Geld kostete, abgesehen davon, daß viele, wenn nicht die meisten Handwerksmeister ihrem Geschäft nicht Wochen lang fernbleiben können. Es wurde deshalb aus Kreisen des Handwerks der Wunsch laut, diese als nützlich anerkannten Fachkurse mehr zu dezen­tralisieren und in den verschiedensten größeren Städten des Landes abzuhalten. Die K. Zentral­stelle für Gewerbe und Handel will nun diesemi Wunsch Nachkommen, wenn damit eine höhere Be sncherzahl für die einzelnen Kurse gewährleistet ist. Für den Schwarzwaldkreis kommen die Städte Reut­lingen und Rottweil in Betracht und es haben die Gewerbevereine dieser Städte ein reges Interesse ihrer Mitglieder für diese Fachknrse sestgestellt und könnten versichern, daß sie auch entsprechend be­sucht würden, sodaß die K. Zentralstelle nicht an­stehen wird, die Kurse einznrichten. Die Handwerks­meister und die älteren Gehilfen, die sich bald selbständig machen wollen, als die an den Fach- tursen hauptsächlich Interessierten, werden die Gele­genheit umso lieber ergreifen, ihre Kenntnisse zu vertiefen und ihre Fähigkeiten zu erweitern; als sie dadurch in die Lage kommen, ihrem Geschäft näher zu sein und allabendlich oder doch von Zeit zu Zeit nach dem eigenen Betrieb zu sehen.

js Pfullingen, 28. August. Durch den Druck der öffentlichen Meinung wurde der hiesige Ge- meinderal wenigstens soweit gebracht, daß die neuer­liche Abstimmung in Sachen der Elektrisierung der Lokalbahn Reutlingen Betzingen Eningen- Pful­lingen Stimmengleichheit ergab, während die weit­aus überwiegende Mehrheit zuvor strikte gegen die Ausführung des Projekts Stellung nahm. Bei die ser Sachlage fiel dem Vorsitzenden des Gemeinde-