Gegründet

1877.

Die Tagesausgabe kostet vierteljährlich im Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr Mk. 1.28

außerh alb Mk . 1.35.

Die Wochcnausgabe (Schwarzwälder Conntagsblatt) lostet vierteljährlich 8V P'g.

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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Oberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Calw u. Neuenbürg.

Rr. 167

Verlag u. Truck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Laut), Altensteig.

Mittwoch, dsW SV. Z«li.

Amtsblatt für Psatrgraseuweiler.

W16

Amtliches.

Abhaltung von U nt er r i ch r s tu r s e n im Husb eich lag.

Um Schmieden die Vorbereitung zu der durch das Ge­setz vom 28. April 1885, betreffend das Husbeschlaggewerbe, vorgeschriebenen Prüfung behufs des Nachweises ihrer Be­fähigung zum Betrieb dieses Gewerbes zu ermöglichen, finden an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede in a) Hall, b) Heilbronn, e) Ravensburg, ä) Reutlingen und v) Ulm dreimonatliche Unlerrichtsiurfe im Hufbeschlag statt, welche am Montag, den 5. September 1910 ihren Anfang nehmen. Die Anmeldungen zur Ausnahme in einen dieser Kurse sind bis 9. August ds. Js. bei dem Oberamt, in dessen Bezirk sich die betreffende Lehrwerkstätte befindet, vorschriftsmäßig einzureichen.

Tagespolitik.

Fürst Bülvw verließ am gestrigen Dienstag Berlin wieder, um sich direkt nach Norderney zu begeben. Der Fürst und die Fürstin haben im Tier­garten zu Berlin weite Spaziergänge gemacht und zahlreiche Besuche in ihrem Hotel empfangen. So harmonische Beziehungen wie Fürst Bülow hat je­denfalls noch kein deutscher Reichskanzler nach sei­nem Rücktritt zu den Personen seiner früheren Wir­kungsstätte unterhalten.

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Die Beziehungen Deutschlands zu ! England haben nach halbamtlichen Versicherungen i durch die Rede des Premierministers Asquith über , die Flottenfrage eine erfreuliche Besserung zu ver- s zeichnen gehabt. Wir können nur hoffen und wün­schen, daß die Freude von Dauer ist. Aus denk ! sonderbaren Ton, den die n o rd a m e ri kan i s ch e Union gegen die zentralameritanische Republik Ni­karagua plötzlich anznschlagen beliebt, kann man dagegen eine leise Unfreundlichkeit heraushören, wenn man sich erinnert, daß deutscherseits Tenor Madriz als Präsident der Republik Nikaragua in dem vom Auslande so lebhaft erörterten Kaiserbrief an­erkannt worden ist. Herr 'Madriz soll nun nach Ansicht der leitenden Männer in Washington seine Sache so schlecht machen, daß die Unions-Regierung den Ausnahmesall für gegeben hält, in welchem die Vereinigten Staaten in die Angelegenheit einer anderen amerikanischen Republik einzugreifen haben. In Nikaragua sollen danach anarchistische Zu- i stände herrschen. Nach der Monroe-Doktrin hat leine i Schwesterrepnblit, die Ordnung hält und internatio- ! nale Verpflichtungen erfüllt, etwas von der Union ! zu befürchten,' dauernde Annektur u. Unfähigkeit der Behörden können nicht gelitten werden, da sie die ! Bande lockern, die den Staat mit der zivilisierten ! Welt verbinden. Madriz herrscht nur in einer Hälfte ! der Republik, in der andern der Jnsnrgenten-Führer i General Estroda. Plünderung und Blutvergießen s erschöpfen das Land. Die Unions-Regierung kann s dieses Elend um so weniger noch länger ansehen, als eine fremde Macht, mit der natürlich und total grundlos Deutschland gemeint ist, intervenieren

> könnte.

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Das denkbar Ungünstigste über Deutschland sagt der Geheimbericht des kürzlich aus Berlin zeit­weilig abberufenen französischen Militär- Attachees, aus dem das PariserJournal" Ein­zelheiten mitteilt, die in dem Siegesruf gipfeln, Frankreich werde demnächst seinen Revanche-Krieg gegen Deutschland unternehmen können. Eine

> Einschränkung der deutschen Flottenrüstungen, so be­ginnt der angebliche Geheimbericht, lehnt der Kai­ser entschieden ab. Die Disziplin auf den deutschen Kriegsschiffen, so heißt es dann in frei erfundener Weise weiter, ist so schlecht, daß im Jahre 1900

! auf'einem einzigen Kriegsschiffe von 600 Mann

vier Kriegsgerichte getagt haben. Eine schwere wirtschaftliche Krise Deutschlands ist infolge der Uebervölterung des Landes unvermeidlich, daher ist es nicht ausgeschlossen, daß Deutschland in einem neuen Kriege festen Boden zu gewinnen und Mil­liarden zu erobern versuchen werde. Einen Angriff Deutschlands würde Frankreich mit Hilfe seiner Ver­bündeten natürlich zurückschlagen und dann Abrech­nung mit dem östlichen Nachbar halten. In die­ser Gedankenreihe sind alle Voraussetzungen so grundfalsch, daß man über die Schlußfolgerung nur lachen kann.

Die Handelsvertragsverhandlungen mit Japan, in welche Deutschland und die übri­gen Großmächte, nach der in Tokio erfolgten Kündi­gung der bestehenden Verträge znm 17. Juli 1911, einzutretcn haben, bieten nicht geringe Schwierig­keiten. Japan will nach seiner politischen Erstar­kung auch wirtschaftlich zur Großmacht werden. Seine Industrie soll gegen den fremden Wettbewerb so viel wie möglich geschützt werden. Auf die Ein­fuhr derjenigen Waren, die in Japan selbst herge­stellt werden können, wird demnach ein hoher Zoll gelegt werden, desgleichen aus die Rohprodukte, die im Lande gewonnen werden. Andrerseits muß Ja­pan natürlich auch an seine Ausfuhr denken. Bei Handelsverträgen wird gehandelt und seitens Ja­pans wird es mit den in Betracht kommenden Großmächten ganz besonders geschehen. Seinen neuen Handelstarif hat Japan bereits fix und fer­tig ausgearbeitet. Die Regierungen und Jnteressen- ten-Kreise der Mächte werden also bald Gelegen­heit haben, zu den neuen japanischen Zollforderun- gen Stellung zu nehmen.

Es wird Ernst mit den K r i e g s l u s ts ch i f f e n: mit einem Betriebskapital von 2 Millionen Mark hat sich eine Rheinische Luftschisfbaugesellschaft ge­bildet, die Kriegslnftschisfe bauen will. Die mili­tärische Ausrüstung der Fahrzeuge besteht darin, daß sie zur Aufnahme von Sprengstoffen hergerichtet werden und eventuell mit Wurfgeschossen versehen werden. Schießversuche aus Luftschiffen sind bis­her in Deutschland noch chicht geinacht worden. Ihre bisherige militärisch? Verwendung beschränkte sich aus den Ertundigungsdienst. In dieser Weise finden sie auch bei den diesjährigen Kaisermanövern Ver­wendung.

M a r m v r l a g e r st ä t t e n wurden auch in Kamerun entdeckt. Es handelt sich um dick­häutigen, reinweißen, daneben aber auch um grauen Marmor. Für Bildhanerzwecke erscheint elfterer bei seiner gleichmäßigen Farbe, seiner Durchsichtig­keit und seinem guten Bruch hervorragend geeignet. Das Lager befindet sich in der Nähe eines Flusses, sodaß Wassertransport bis znm Meere möglich ist.

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Die Kämpfe der Portugiesen gegen! die Seeräuber der Insel Colowan bei Ma­cao nehmen einen mehr als merkwürdigen Verlauf. Die Seeräuber benehmen sich wie geschulte und tollkühne Soldaten zugleich und spotten allen mi­litärischen Anstrengungen der Portugiesen. Zwei Kanonenboote und ein Kreuzer landeten 250 Mann portugiesischer Truppen. Diese wurden von den Piraten mit Kugelsalven aus Maximgeschützen empfangen und mit großen Felsblöcken, welche die Piraten von ihren Berg-Stellungen aus herabroll­ten, bedrängt. Ein Bajonettangriff wurde abge­schlagen. Auch als die portugiesischen Marinetruppen zwei Batterien als Verstärkung erhielten, vermoch­ten sie gegen die Piraten nichts anszurichten. Wei­tere Verstärkungen wurden herangezogen.

Landesnachrichten.

AU«nfleig, 20. Juli.

* Die Generaldirektion der Württ. Staatseisen­bahnen hat für diesen Sommer erstmals Reise­heftchen in gefälliger Form mit landschaftlichen Ansichten, enthaltend die über die Württembergischen Staatseifenbahnen bestehenden schnellsten und bequemsten Zugverbindungen heransgege- ben.

Calw, 19. Juli. In verflossener Nacht stürzte die Frau Lehrer Beck Wwe. aus dem Fenster ihrer Wohnung in der Badstraße l Stock hoch auf das Pflaster und verstarb sofort auf dem Platze. Selbst­mörderische Absicht erscheint ausgeschlossen. Die eingeleitete Untersuchung des Falls wird das Nähere ergeben. Die Verunglückte, die ihr gutes Fortkom­men hatte, hinterläßt 2 Kinder. W.

Bad Teinach, 19. Juli. Das große Interesse, welches in den letzten Jahren, namentlich von aus­wärtigen Besuchern dem Jacobifeft Hahnentanz) in Teinach entgegengebracht wurde, veranlaßte den Ausschuß, den festlichen Anlaß dieses Jahres auf Sonntag, den 24. Juli zu verlegen. Es ist damit Jedermann in die Lage versetzt, sich das originelle Fest anzusehen. Das Eselswettrennen findet dies­mal in erweitertem Umfang statt, auch sind einige alte Sitten neu ausgenommen worden, so daß auch das heurige Jacobifeft allen Besuchern voll Befrie­digung bringen wird und hoffen die Veranstalter auf einen recht zahlreichen Besuch.

js Wildbad, 19. Juli. Mit einem Psorzheiiper Polizeihund wurden heute die Waldungen nach dem Seiler Bott, der seit einigen Tagen abgängig ist, durchstreift, doch hatte die Suche keinen Erfolg.

si Zuffenhausen, 19. Juli. Die bekannte Hohl­glasfabrik Böhringer n. Co. hat am Sams­tag infolge ungünstiger Fabritationsverhältnisse ihren sämtlichen l 0 0 Hüttenarbeitern auf vier Wochen gekündigt. Mit diesem Zeitpunkt geht der Glashüttenbetrieb vollständig ein. Die mit der Firma verbundene Glaswarenhandlung Gebr. Böhringer wird durch diese Maßnahme in keiner Weise berührt.

si Stuttgart, 19. Juli. Auf dein Hauptbahn­hof stießen, wie die Cannstatter Zeitung meldet, an der Ueberschneidung des Cannstatter und Feuer­bacher Ausfahrtsgleises zwei Schnellzugs-Lokomo­tiven zusammen. Beide Maschinen wurden aus dein Gleis geworfen und erheblich beschädigt, ebenso er­litt die Gleisanlage nicht unbedeutende Beschädigun­gen. Die Lokomotiven mußten von den Hilfsmann­schaften der Werkstätteninspektion Eßlingen und der Maschinen-Jnspektion auf dem Nordbahnhof wieder aus die Gleise gehoben werden. Die Gleise 4 und 5 des Hauptbahnhofs waren mehrere Stunden ge­sperrt. Die Schuld an dem Unfall, bei dem glück­licherweise niemand verletzt wurde, ist auf mangel­hafte Verständigung des beteiligten Personals zu- rückzufnhren. Der Materialschaden beträgt einige taufend Mart.

si Stuttgart, 19. Juli. In der Nähe der al­ten Cannstatter Eisenbahnbrücke sind zur Feststel­lung der Tatsache, ob der Neckargrund in bestimm­ter Tiefe die genügende Tragfähigkeit für die neue Brücke besitzt, Belastungsproben vorgenommen wor­den. Die Pfähle, die an beiden Ufern tief einge­rammt wurden, sind mit 60 Tonnen Gewicht be­lastet wurden. Die Belastung hat zwar eine Sen kung von 4 -5 Zentimeter ergeben, doch wird hierin kein ungünstiges Ergebnis erblickt. Die neue Brücke soll den Neckar in einem 70 Meter langen Bogen überspannen und aus Beton hergestellt werden, da der neue Rosensteintunnel und der neue Cannstatter Bahnhof eine höhere Lage erhalten sollen, als sie jetzt ist, so wird auch die Brückenhöhe eine ent-, sprechend größere werden. Tunnel und Brücke sol­len für vier Gleise eingerichtet werden.

st Stuttgart, 19. Juli. Ausgewandert sind im Monat Juni 1919 deutsche Reichsangehörige gegen I960 im gleichen Monat des Vorjahrs. Neben den