europa beginnt zu fallen und sich mit seinem Schwerpunkt nach Skandinavien zurückzuziehen. Für Samstag und Sonntag ist daher zu zahlreichen Gewitterstörungen geneigtes, vielfach bedecktes und strichweise regnerisches Wetter zu erwarten.
<K> Altburg, 26. Juli. Gestern feierte die Gemeinde das 25jährige Amtsjubiläum ihres Ortsvorstehers, des Schultheißen St oll. Zahlreich waren die Festgäste von nah und fern im „Hirsch" erschienen, um dem allgemein beliebten Jubilar ihre Verehrung zu bekunden. Nachdem Regierungsrat Binder- Calw die Versammlung begrüßt und sich über den Fleiß und die Treue des Jubilars in seiner Amtsführung anerkennend ausgesprochen hatte, gab der Gefeierte einen Ileberblick über alles das, was in den letzten 25 Jahren für die Entwicklung der Gemeinde von Bedeutung war, Ordnung des Feuerlöschwesens, Telephon, Straßenkorrektion und Kanalisation, Anschluß an die Ueberlandzentrale usw. Als gesagt worden war, wie die Geschäfte des Ortsvorstehers im Laufe der Zeit so viele geworden sind, daß ein Nichtfachmann sie kaum zu bewältigen imstande ist, wurden auch die großen Verdienste erwähnt, die sich Verwaltungsaktuar Staudenmeyer durch seine treffliche Beratung um die Gemeinde erworben hat. Als Zeichen ihrer Dankbarkeit und Anerkennung ließen die bürgerlichen Kollegien dem Jubilar durch den Ortsgeistlichen, Pfarrer Eidenbenz, einen schönen Lehnstuhl übergeben, nicht um sich, wie der Redner humorvoll ausführte, jetzt zur Ruhe zu setzen, sondern um nach der Arbeit mit Hammer und Feder auszuruhen, um sich zu neuer Arbeit zu stärken, da der allgemeine Wunsch sei, daß er sein Amt noch manches Jahr bei guter Gesundheit weiterführen möge. Nachdem vom Bezirksvorstand noch der bürgerlichen Kollegien gedacht worden war, die mit Verständnis auf die Bedürfnisse der Neuzeit eingegangen seien, führteVerwaltungsaktuar Staudenmeyer aus, wie sich das Bild von Altburg in den letzten Jahrzehnten durch Neubauten und allerlei Verbesserungen und Verschönerungen so wesentlich geändert habe, daß man sich über die Rührigkeit der Bürger und über die umsichtige Leitung der aufstrebenden Gemeinde recht freuen könne. Ein mit großem Beifall aufgenommenes Gedicht des Ortsgeistlichen schilderte in gelungener Weise das Wirken des Ortsvorstehers und hierauf gedachte Oberamtsrichter Höl- d er-Calw der Tätigkeit des Jubilars bei der freiwilligen Gemeindegerichtsbarkeit. Er führte aus, wie dieser mit seinem gesunden Menschenverstand, seinem natürlichen Sinne für Recht so trefflich es verstehe, die Streitigkeiten unter den Bürgern zu schlichten, das Gericht von Bagatellsachen zu entlasten, um Geldverlusten und Feindschaften, wie sie bei Austragung derartiger Rechtssachen vor Gericht so leicht entstehen, vorzubeugen. Zum Schluß wurde von Regierungsrat Binder noch des stillen, bescheidenen Wesens der Frau Schultheiß rühmend gedacht, die sich niemals in die Regierung mische, sondern sich als rechtliche Hausfrau auf ihr Gebiet beschränke und auch niemals unwillig werde, wenn die Amtsgeschäfte ihres Gatten ihrer Hausordnung Störung verursachen. Bei der Unterhaltung der Gäste wurde allgemein anerkannt der offene Charakter, das einfache Wesen, der stets hilfsbereite Sinn des Jubilars und ihm vom Herzen alles Gute gewünscht. Zur Erhöhung der Feier trugen auch die klangvollen Weisen des hiesigen Gesangvereins wesentlich bei, sodaß sie in schönster Harmonie verlief.
Nagold, 25. Juli. An den hiesigen Postschaltern werden in letzter Zeit auffallend viel falsche Mün-
teilen eingeführt, weil die Bewohner des Calwer Waldes hartnäckig an ihren alten Weidgerechtig- keiten festhielten. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts wird in den tiefgründigen Böden des mittleren Muschelkalks an windgeschützten Plätzen der Hopfen kultiviert. Der Hopfenbau hat sich von Weil- derstadt aus in den Jahren 1850 bis 1860 in den Gemeinden Ostelsheim, Gechingen, Althengstett, Dachtel und Deckenpfronn, in kleinerem Maßstabe auch in Möttlingen und Simmozheim verbreitet. Die Hopsenkultür ist eine unsichere Erwerbsquelle; denn in manchen Jahren schlägt die Ernte infolge naßkalter Witterung vollständig fehl, oder die Hopfenpreise sind so gering, daß kaum die Kosten des Anbaus gedeckt werden. Doch kommen dazwischen überaus lohnende Jahre. Die Preise schwanken ungemein. Im Jahr 1909 wurden nur 15 Mark für den Zentner bezahlt, im Jahr 1911 aber 300 Mk., ein Preis, der seit 1882 nimmer erreicht wurde. Doch sind noch höhere Preise bekannt. Im Jahr 1866 wurden 400 Gulden bezahlt. Mit Bezug auf die Unzuverlässigkeit des Hopfens sagt der Volksmund: „Der Hopf ist ein Tropf!"
Auf der Waldseite spielt der Getreidebau eine untergeordnete Rolle, der Ertrag reicht kaum für den eigenen Bedarf. In der Hauptsache wird nur Roggen und Haber gebaut, selten Dinkel und noch seltener Weizen. Früher kam auch Buchweizen vor.
zen, hauptsächlich Zweimarkstücke, eingezogen und vernichtet, ohne daß es bis jetzt gelungen wäre, die Quelle der Falschmünzerei zu entdecken.
Berneck, 25. Juli. Gestern wurde das 3 Jahre alte Söhnchen des Bahnarbeiters Schwab, Karl Alfred Schwab, in dem unteren Mühlkanal tot aufgefunden.
Württemberg.
Stuttgart, 25. Juli. Wie uns mitgeteilt wird, soll eine fftchrt des Luftschiffs „Viktoria Luise" von Oos nach Stuttgart am Sonntag den 4. August ausgeführt werden.
Stuttgart, 25. Juli. Heute fand beim 2. Bataillon des Grenadierregiments Königin Olga (1. W. Nr. 119) eine Probemobilmachung statt. Die einzelnen Kompagnien wurden vom 1. und 3. Bataillon durch deren Mannschaften auf Kriegsstärke ergänzt, sowie mit den Kriegsbeständen eingekleidet und ausgerüstet.
Stuttgart, 25. Juli. Heute vormittag sind, wie .die Blätter melden, 22 Landkolonien, im ganzen 298 Mädchen und 281 Knaben an ihre Bestimmungsorte abgegangen. Auch die Stadtkolonisten haben sich zum erstenmal wieder versammelt. Der Jungdeutschlandbund gibt morgen 100 junge Leute von hier teils mit der Bahn, teils zu Fuß auf 15 Tage in das neue Ferienheim bei Rottenburg, die „Klause". Am 10. August wird eine noch größere Anzahl aus Stuttgart und dem ganzen Lande Nachfolgen.
Cannstatt, 26. Juli. Unter den Schulkindern in Uhlbach herrscht der Keuchhusten, der vielfach mit einer Lungenentzündung verbunden ist und schon Todesfälle im Gefolge hatte. Die Kleinkinderschule wurde geschlossen.
Entringen, 25. Juli. Die Süddeutsche Eipsindu- strie in Karlsruhe, die in der Nähe des Bahnhofes Breitenholz ein Eipswerk erstellt, ließ einen Brunnen bohren, dessen Kosten sich auf nahezu 20 000 Mk. belaufen. Es mußte durch Felsen 67 Meter tief gebohrt werden, bis man Wasser erhielt und zwar pro Minute 120 Liter. Für das Bohren wurden per laufenden Meter 120 Mk. bezahlt.
Freudenstadt, 25. Juli Da der Volkspartei bei dem liberalen Wahlabtömmen die Aufstellung einer Landtagskandidatur im Bezirk Freudenstadt zufiel, wird wieder der bisherige Abgeordnete, Schultheiß Gaiser in Baiersbronn, kandidieren, der vor zwei Jahren mit Hilfe der Deutschen Partei in der Nachwahl gewählt wurde.
Baiersbronn, 25. Juli. Der nächste Monat weckt die Erinnerung an ein trauriges Unglück. Vom 4. bis 21. August 1800 wütete auf der Markung Baiersbronn OA. Freudenstadt ein Waldbrand, der 2200 Hektar Staatswaldungen vernichtete. Der Schaden betrug ca. 1700 000 Mk.
Flözlingen, 25. Juli. Als Joh. Geiger im Walde den Waldweg mähte, fand er in der Nähe des Weges einen anscheinend aus Burgdorf in Baden stammenden ungefähr HO Jahre alten Mann auf dem Rücken liegend tot auf. Neben ihm lag ein Fläschchen, was darauf schließen läßt, daß er sich vergiftet hat. Die Leiche schien schon einige Tage im Walde zu liegen.
Harthausen OA. Oberndorf, 25. Juli. Die hiesige Gemeinde hat den Pfarrer a. D. Jakob Ruggaber, der als Pensionär in Langenargen lebt, in dankbarer Erinnerung an seine Tätigkeit als Seelsorger in hiesiger Gemeinde während 13 Jahren und besonders auf Grund seiner tatkräftigen Beihilfe zum Bau
Eine große Rolle spielte bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts der Flachs. Er war durch seine Güte in ganz Deutschland berühmt. Etwa vom Jahr 1830 an begann ein Rückgang im Flachsbau; heute wird auf der Gäuseite fast gar kein Flachs mehr angebaut, auf der Waldseite kaum für den eigenen Gebrauch. Die Amtsversammluny des Bezirks Calw bemühte sich vergebens, das Zurückgehen des Anbaus durch „Maßregeln zur Veredlung des Flachsbaus" aufzuhalten. Im Jahr 1838 wurde ein Sachverständiger zum Studium der Flachsbehandlung nach Belgien geschickt, auch wurden Preise ausgesetzt. Trotzdem gingen die Märkte immer mehr zurück, und die Preise fanden nicht einmal Bewerber. Anstelle des Flachsbaues trat der Reps, dessen Anbau aber auch fast ganz aufgehört hat. Auch der Tabakbau kam nicht über die ersten Versuche hinaus.
Der Obstbau scheint im Bezirk Calw bis zur Zeit Herzog Karls nicht besonders gepflegt worden zu sein. Auch in den Berichten über die wirtschaftlichen Verhältnisse des Klosters Hirsau ist wenig von ihm die Rede. Den Mönchen scheint eben der Wein besser gemundet zu haben als der Most. Dem Herzog Karl lag die Verbesserung des Obstbaus sehr am Herzen; unter ihm wurde eine Bezirksbaümschule gegründet die 1817 wieder aufgegeben wurde, „da die Chausseen im ganzen Oberamt mit guten Bäumen besetzt" waren. Die Amtsstadt selbst tat viel für den Obst-
unserer neuen Kirche zum Ehrenbürger ernannt. Die künstlerisch verfertigte Urkunde wurde dem Geehrten vom Pfarrer und Schultheißen von Harthausen an seinem Namenstage überbracht. Möge es ihm vergönnt sein, noch recht viele Jahre Ehrenbürger von Harthausen zu sein.
Böblingen, 24. Juli. Gestern nachmittag brachte sich ein auf dem hiesigen Amtsgericht beschäftigter Notariatskandidat in einem Aufall geistiger Störung in Gegenwart des Gerichtssekretärs mit. einem Messer einen Stich in den Hals bei. Der Sekretär nahm« ihm das Messer ab. Der Unglückliche wurde mit dem Sanitätswagen in das Krankenhaus gebracht.
Eßlingen, 25. Juli. In der heutigen nichtöffentlichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde der Gehalt des Stadtvorstandes wiederholt behandelt und neu geregelt. Der Gehalt beträgt vom 1. April 1912 ab 12000 Mk. und von da an erhöht er sich von 3 zu 3 Jahren um je 1000 Mk. bis zum Endgehalt von 15 000 Mk.
Neckargartach, OA. Heilbronn, 25. Juli. Die 42jähr. Maurersfrau Paspuali wollte an einem Spirituskocher, als er zwar gelöscht war, aber der Docht noch glühte, Spiritus nachfüllen. Als sie mit der Flasche zu nahe kam, explodierte diese, wobei die Frau im Gesicht gräßlich zugerichtet wurde. Auch das neben ihr stehende 4jähr. Töchterchen erlitt schwere Verletzungen.
Böttingen, 25. Juli. Wie erinnerlich, wurde am 25. Juli der 27jähr. Hilar Huber, als er sich abends von der Wirtschaft zum Bären nach Hause begeben wollte, von einer Gruppe junger Leute in einen Wortwechsel verwickelt, in dessen Verlauf einer der Beteiligten mit einem großen Stein warf, wodurch ein Bruch des Schienbeins entstand, sodaß die Ueberführung des Verletzten ins Bezirkskrankenhaus nach Spaichingen notwendig wurde. Es kam noch eine Lungen- und Rippfellentzündung dazu, die jetzt den Tod des Huber zur Folge hatte.
Kirchberg a. I., 25. Juli. In einem nahen Steinbruch ereignete sich ein sehr bedauerlicher Unfall, der dem Verunglückten das Leben kostete. Bei der unbefugten Benützung eines noch nicht fertig montierten Krans in Abwesenheit des Besitzers wurde ein Arbeiter schwer verletzt, der seinen Verletzungen tags darauf erlag. Die Staatsanwaltschaft hat sich der Sache angenommen, doch trifft den Besitzer des Steinbruchs keine Schuld.
Aus Welt und Zeit.
Weilburg a. d. Lahn, 25. Juli. Um 12 Uhr 50 traf der Extrazug mit den Ueberresten Wilhelm IV., Großherzog von Luxemburg, von Luxemburg hier ein. Dem Zug entstiegen die regierende Großherzogin Maria Adelheid von Luxemburg, ihre Schwester, die Prinzessin Charlotte und die Großherzogin Maria Anna. Die Herrschaften wurden vom Bürgermeister empfangen und begaben sich zunächst nach dem Schloß und dann nach der Kirche. 8 Kanoniere der Bürgergarde brachten den Sarg aus dem Waggon in den Leichenwagen. Unter dem Geläute der Glocken bewegte sich der Trauerzug zur Kirche. Hinter dem Trauerwagen folgte Großherzog Friedrich von Baden, der Herzog von Anhalt, sodann als Vertreter des Kaisers Kammerherr von Mutzenbacher und die anderen hohen Herrschaften. Der Augenblick der Beisetzung in die Gruft wurde durch Glockenläuten verkündet.
bau. Jeder Calwer Bürger, der heiratete, mußte auf dem Brühl zwei Obstbäume setzen. Orte, die in günstigen Jahren mehr Obst erzeugen, als sie für den eigenen Bedarf benötigen, sind Simmozheim, Ostelsheim, Altbulach, Schmieh und Rötenbach. Als ergiebige Spezialsorte sei für das Gäu der Bors- dorfer Apfel angeführt, der sehr spät zeitigt und deshalb auf der Waldseite nicht mehr fortkommt; hier sind vor allem die Goldparmänen von Bedeutung. Die Eaißhirtlesbirne, die Schweizerwasserbirne und die Wadelbirne kommen im ganzen Oberamt vor. Sehr schwach sind im Gäu die Kirschen vertreten, dafür liefern hier Zwetschgen, die auf dem Wald nur in Alt- und Neubulach, Liebelsberg und Ober- haugstett zahlreicher Vorkommen, reiche Erträge. Auf dem Wald sieht man viele wilde Kirschbäume in den Eichenhecken zwischen den Hofgütern. Sie liefern den geschätzten Kirschengeist. In einigen Orten des Bezirks wurde früher, besonders vor dem dreißigjährigen Krieg, auch Wein gebaut, so in Ostelsheim in den Weingärten, in Simmozheim am Möttlinaer Pfad, in Stammheim am Galgenberg. Bis zum Jahr 1890 haben sich einzelne Weinberge in Stamm- Heim und Simmozheim als Ueberreste des einstigen Weinbaus erhalten. Anch in Neubulach (südlich vom Judenkirchhof) und in Hornberg waren früher Weinberge. (Forts, folgt.)