lanfenen Tarif als Unterlage gelten lassen wollen. Es handelt sich dabei im wesentlichen um die Frage zentraler und lokaler Arbeitsverträge und um die Akkordarbeit. lieber die Anregung, daß beide Teile sich einem Schiedsspruch unterwerfen, ist noäi kein Beschluß gefaßt. Bei den Besprechun­gen, die am Freitag stattfinden sollen, wird also erst eine Basis für neue Verhandlungen gesucht wer­den müssen.

* Berlin, 25. Mai. Wie verlautet, will die Berliner Polizei den kürzlichen Aeroplan- flug Freys über Berlin mit einem Strafmandat belohnen. Bekanntlich ist auch Latham, als er im vergangenen Jahre seinen Ueberlandslpg vom Tem­pelhofer Feld nach Johannistal unternahm, mit einem polizeilichen Strafmandat von 150 Mark be­legt worden. Auch der Aviatiker Jeannin hat we­gen seines kürzlichen Ueberlandflugs ein Strafman­dat von 50 Mark erhalten.

* Wildpark, 25. Mai. Der Kaiser traf heute morgen sieben Uhr auf der Station Wildpark ein.

* Potsdam, 25. Mai. Das belgische Kö­nigspaar trifft am IO. Mai auf der Station Wildpark ein und wird als Gast des Kaisers im Neuen Palais wohnen. Großer Empfang ist vorge­sehen. Die Herrschaften nehmen auch an den Früh­jahrsparaden teil.

Ausländisches.

jj Brüssel, 25. Mai. Die mit der Weltausstel­lung verbundene internationale Kunstausstellung im Jubelpark ist heute nachmittag in Gegenwart des Königspaares eröffnet worden.

js Paris, 25. Mai. Aus Mery sur Oise wird gemeldet, daß die ausständigen Steinbrucharbeiter mit ihren Weibern und Kindern den Bahnhof be­setzt halten. Sie haben mehrere Wagen aus dem Gleis gehoben und verschiedenen Schaden ange­richtet. Da es bisher unmöglich war, die Strei­kenden vom Bahnhof zu vertreiben, hat der Prä­fekt die Entsendung von Kavallerie verlangt.

* London, 25. Mai. Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus aus Tschangscha sind in der Stadt Titang von den Aufständischen etwa lOO Häuser niedergebrannt worden; die Beam­ten sind geflohen. Große Massen der Aufständischen ziehen auf den großen Straßen nach Norden: viele der von ihnen passierten Dörfer sind völlig zerstört.

st Belgrad, 25. Mai. Das Amtsblatt veröffent­licht einen Ukas des Königs, durch den die Reser­visten der in Belgrad garnisonierenden Truppen am 30. Mai zu einer zehntägigen Wafsenübung einbe­rufen werden. Diese Maßnahme, die aus Anlaß des bevorstehenden Besuchs des türkischen Thronfolgers erfolgt, hat in Belgrad große Erregung hervorge­rufen.

* Newyork, 25. Mai. Heftige Kämpfe to­ben in der Umgebung von Bluefield. Der Se­nat beabsichtigt, die Einleitung einer Untersuchung wegen der Eingriffe des Staatssekretärs Knox in die Nicaraguaer Wirren.

Der Königin Einzug.

* Amsterdam, 25. Mai. Morgen wird die Kö­nigin mit der kleinen Prinzessin Juliane ihren Einzug in Amsterdam halten. Fast jedes Haus der Stadt ist beflaggt. Die Häuser der Reicheren sind mit kostbarem Blumenschmuck verziert. Die Gärten und Kanäle werden zum Teil mit leuch!- tenden Girlanden überzogen. Ein 5000 Mann star­ker Chor wird die Nationalhymne singen. Wäh­rend einer ganzen Woche werden die Festlichkeiten dauern, die am 30. ihren Höhepunkt in einem gro­ßen historischen Festzug finden. Die Vorbereitun­gen werden in einem Umfang und mit einer Begeiste­rung betrieben, wie sie Amsterdam seit vielen Jah­ren nicht mehr gesehen hat.

Den fand sie allezeit bei Frida. In ihrer gegenwärtigen so schmerzlichen Verlassenheit setzte sie sich darüber hinweg. Saß Tante Tina den Abbruch jeglichen Verkehrs mit der Freundin für sie zum Hausgesetz gemacht. Auch Eberhard hatte sie nun für immer Herz und Haus verschlossen, als er sich, ms seiner Wahl beharrend, kürzlich offiziell mit Frida verlobte.

In dem unbezwinglichen Verlangen nach ihr und dem Bruder, den sie ebenfalls bei Urbans zu sehen hoffte, dachte ßr auch gar nicht daran, erst der Tante Einwilligung zu «esern Besuche zu erbitten, die ihr zudem verweigert morde« wäre.

Der heimliche Fortgang gelang. Selbst Bella, die sich dis dahin förmlich zu ihrer Wächterin gemacht, verlegte ihr jetzt nicht den Weg.

Vielleicht hatte Tante Dina sie nun ebenso aufgegeben wie Eberhard, den sie fortan in kalter Anteillostgkeit seine« Zielen folgen ließ.

Marion fragte im Augenblick nicht danach.

Glücklich, dem Zwange unablässiger '.Beobachtung und Behinderung entronnen zu sein, betrat sie tief aufatmend die Straße. Mit der elektrischen Bahn erreichte sie bald das Urbansche Haus.

Fortsetzung folgt.

Allerlei.

* Eine mutige Tat wird aus Münster i. Wests, gemeldet: Beim Heizen der Lokomotive eines fahrenden Personenzuges gewahrte der Het­zer Mehl unter den in die Feuerung geworfenen Kohlen eine Dynamitpatrone. Schnell ent­schlossen griff er in das Helle Feuer, holte sie her­aus und verhütete so eine schwere Katastrophe. Die Eisenbahndirektion hat ihm für sein heldenhaftes Verhalten eine namhafte Geldspende verliehen.

* Ohne jeden Prunk wurde in Berlin der neue Kgl. botanische Garten offiziell in allen sei­nen Teilen für eröffnet erklärt. Zn der Feier hat­ten sich die hervorragendsten Vertreter der bota­nischen Wissenschaft aus fast allen Weltteilen ein­gefunden.

* Nach einer Lloydmeldung ist die deutsche Bark I. C. Vinnen aus Bremen, von Hamburg nach Me­xiko bestimmt, im Schlepptau in Cowes eingetrosfen. Sie ist mit dem englischen Dampfer Skerryvore zusammengestoßen. Der Dampfer ist ge­sunken. 22 Mann seiner Besatzung werden ver­mißt, einer ist lebend geborgen worden. Die Bark ist am Bug beschädigt.

* Ein Gouverneur, der seine eigene Unfähigkeit bescheinigte. Aus St. Peters­burg wird gemeldet: Der Gouverneur von Kastroma ist plötzlich verabschiedet worden. Der Grund seiner Entlassung erregte größte Heiterkeit. Der Gouver­neur überließ den gesamten Geschäftsgang einem! Untergebenen und unterschrieb alle amtlichen Pa­piere, ohne deren Inhalt zu lesen. Unlängst wurde ihm ein Schriftstück folgenden Inhalts unterbreitet: Ich habe mich endlich von meiner Un­fähigkeit als Gouverneur überzeugt.." Dann folgt sein ganzes Sündenregister und die Unterschrift: Gouverneur so und so. Das Schrift­stück kam in die Hände des Ministerpräsidenten Sto- lypin und dieser ließ den Gouverneur nach St. Petersburg kommen, wo er dem Gouverneur sofort den Abschied erteilte.

* Der Transhimalai, a soll zu Ehren seines kühnen Erforschers und Beschreibers Swen Hedin in der geographischen Welt den Namen Hedin-Gebirge führen.

8 Die Fahrt des Grafen Zeppelin nach Wien

erfolgt in der Woche vom 5. bis 11. Juni; nach den neuesten Bestimmungen soll der Empfang in Wien am 10. Juni stattsinden. Dem soll natürlich gleich beigefügt sein: wenn die Wetterlage gestattet, am 10. morgens die Reise anzutreten. Das Luftschiff wird zur Reise den Weg der Donau entlang auf­suchen, jedenfalls schon von Ulm ab über Regens­burg; bei Passau wird es die deutsch-österreichische Grenze überfliegen, dann über Linz immer der Do­nau entlang ohne jede beabsichtigte Zwischenlandung direkt nach Wien, wo die erste Landung stattfindet. Nach Abwicklung des Wiener Programms soll der Flug ebenfalls wieder ohne Zwischenlandung nach Breslau gehen über Brünn, von Brünn aus rechts­schwenkend über die Oderpässe und dann bei Oder­berg über die deutsche Grenze nach Schlesien^ wel­ches dem Oder-Lauf nach über Opeln bis Breslau überflogen wird; in Breslau wird eine Landung vorbereitet. Von Breslau geht die Reise über Lieg­nitzGörlitz' nach Dresden, wo wieder eine Lan­dung stattfindet. Von Dresden aus soll die Reise dann ohne weitere Zwischenlandung über Meißen, Döbeln, Chemnitz, Plauen, Nürnberg, Augsburg nach Friedrichshasen gehen. Wenn sich auf der Reise Gewitter oder sonstige Unwetter, welche um­fahren werden müssen, nicht einstellen, wenn also die Reise nach diesem Programm in etwa ge­rader Luftlinie erledigt werden kann, macht das Luftschiff eine Reise von über 2000 Miometer,, da aber das Luftschiff vielen Flußkrümmungen folgen wird und auch kleine Umwege nötig sein werden, um Luftwiderstände zu überwinden, so darf man die Reise von vornherein auf etwa 2500 Kilometer an­nehmen.

8 Das älteste Ehepaar der Welt. Bei der Volks­zählung, die gegenwärtig in den Bereinigten Staa­ten vorgenommen wird, hat sich herausgestellt, daß in der kalifornischen Stadt Florence ein greises Ehepaar lebt, das wohl das älteste der Welt ist. Denn der Gatte hat sein 110. Lebensjahr vollendet, während sie 107 Jahre alt ist. Seit 90 Jahren sind die beiden glücklich verheiratet. Er wurde in Neu-Mexiko im Jahre 1800 als Kind französischer Eltern geboren, sie erblickte drei Jahre später in Mexiko das Licht der Welt. Im Jahre 1820 traten die beiden in Santa Fee vor den Traualtar. In ihrer 90jährigen Ehe wurden sie mit 10 Kindern gesegnet, von denen eines noch lebt: ein ehrwür­diger Greis von 85 Jahren.

Sein Ziel erreicht. .Was ist aus Ihrem Sohne geworden, der fest überzeugt war, daß die Welt einst noch von ihm hören wird?" .Er ist jetzt Paukenschläger im Hoforchester!"

Der Praktiker als Freier. .Gnädiges Fräu­lein, wollen Sie mit mir einen Sparherd gründen?"

Umgekehrt.Du bist also in der Verhandlung freigesprochen worden? Hast du dich auch beim Verteidiger bedankt?" .Umgekehrt, der soll sich bei mir bedanken, weil ich nichts eingeftanden Hab'."

Umschrieben.Anna, glauben Sie, daß der neue Diener nascht?"Ich weiß nichl, aber wenn ich ein Schinken wäre, möchte ich nicht mit ihm allein sein."

An die Eltern, Lehrherren und Arbeitgeber!

Wieder kam die Zeit, in der Tausende von jun­gen Menschenkindern die Schule verließen, um die Lehrjahre für den Lebensberuf zu beginnen. Viel­fach ist.ja durch Fortbildungs- und Fachschulen da­für gesorgt, auf Grund der in der Schule erlern­ten Kenntnisse weitere Fertigkeit für den künftigen Beruf zu erwerben.

Wie aber steht es mit der so hochnötigen ge­sunden Entwicklung des Körpers? Einzelne Berufs­arten verlangen von dem jugendlichen Körper eine energische Betätigung aller seiner Kräfte, und gut ist es, wenn dies in freier, frischer Luft geschehe« kann. Aber bei den meisten Arbeiten wird der Kör­per nur einseitig beansprucht, vielfach zwingt der Beruf zu sitzender Beschäftigung, und Licht und Luft der Arbeitsräume lassen viel zu wünschen üb­rig, und das zu einer Zeit, wo der jugendliche Körper in dauernder Entwicklung begriffen ist und' Herz und Lunge ihr Wachstum vollenden sollen, in einer Z?it, in der vor allem Uebüng in frischer ^ Luft so nötig ist, wenn nicht die Keime zu lebens­länglichem Siechtum gelegt werden sollen.

Darum, Ihr Eltern, die Ihr Euch freuet, Eure Kinder, oft unter Mühen und Sorgen, für den Eintritt ins Leben erzogen zu haben, denkt daran, daß die Gesundheit Eurer Kinder das höchste Gut ist, daß alle Kenntnisse und Fertigkeiten nutzlos sind, wenn der Körper versagt, daß auch der volle Genuß am Leben nur dem gesunden Körper beschieden ist. Sorgt dafür, daß Eure Kinder nach dem Eintritt in die Berufsarbeit Kraft und Ge­sundheit durch geregelte Leibesübungen sich erhal­ten! Haltet Eure Kinder an, daß sie sich einem Verein anschließen, der turnt und Jugendspiele be­treibt, einem Verein, der aber auch die Gewähr bietet, daß Eure Kinder gut ausgehoben sind. Als solche Vereine empfehlen wir Euch die der großen Deutschen Turnerschast, in denen sie mit Alters­genossen in den altbewährten Uebungen des Leibes unterwiesen werden und im freien Spiele Jugend­lust genießen und bei fröhlicher Selbstbestimmung das körperliche Gleichgewicht gegenüber dem Zwange der Berufstätigkeit Herstellen können. Durch Wande­rungen unter geeigneter Führung wird der Sinn für die Schönheiten der Natur geweckt, in den äl­teren Turnern finden sie ein Vorbild und Anhalt, und das Bewußtsein, einer so großen festgefügten Körperschaft anzugehören, wird sie anspornen, sich dieser Zugehörigkeit nach jeder Seite hin würdig zu erweisen. Die Pflege vaterländischer Gesinnung in den Turnvereinen wird dazu beitragen, sie zu tüch­tigen Männern und Bürgern zu erziehen!

Ihr Lehrherren aber, gönnet Euren jungen Ar­beitern für ihre körperliche Erziehung 23 Stun­den wöchentlich und denkt daran, daß sie um so frischer und freudiger und leistungsfähiger bei der Arbeit sein werden, je gesunder und kräftiger sie sind. Denkt aber auch Noch etwas weiter, Ihr Män­ner, die Ihr mitten im ringenden Leben steht! Die heutige Jugend wächst anders auf, als wir ausgewachsen sind! Genußsuchr und Verlockungen drohen überall, und körperliche Entartung gehört nicht mehr, wie sonst, zu den Ausnahmen! Die heutige Zeit braucht Männer, mehr als je, Män­ner für den wirtschaftlichen Kampf, Männer, wenn es, was Gott verhüten möge, nötig sein sollte, das Vaterland, den heimischen Herd gegen über­mütige Feinde zu verteidigen.

Sorgt dafür, daß die Euch anvertraute Jugend sich durch Leibesübungen gesund erhält, gebt ihr die nötige Zeit dazu und bedenkt, daß die geringe Einbuße, die Ihr etwa dadurch erleidet, ein Opfer für die Allgemeinheit, ein für das Deutsche Vater­land gebrachtes Opfer ist, vor allem aber ein Sie­gen sür unsere Jugend!

Der Ausschuß der Deutschen Turnerschaft.

Zum Eintritt, in die Turnvereine des Nagold­gaues ladet freundlichst ein.

Calw, 20. Mai 1910.

Gauvertreter: Emil Staudenmeyer.

Konkurse.

Firma Gebrüder Ade in Ravensburg, und die Firmen­inhaber Artur u. Anton Ade, Fabrikanten in Ravensburg.

BorauSstchtliches Wetter

am Freilag, den 27. Mai: Wolkig gewitterig Gewitterregen mäßig warm.

Verantwortlicher Redakteur: L. Lau! Altenstetg.