zwar rron) nnrry orefen Nerafsrag. Werter stand noch zur Beratung die Eingabe der süddeutschen Agita tionszentrate des Bundes der technisch-industriellen Beamten betr. Wiedereinbringung der Gewerbeordnungsnovelle vom 2l. Dezember 1907 beim Reichstag. Der Berichterstatter Mattumt befürwortete diese Eingabe, doch kam die Debatte darüber nicht mehr zum Abschluß und wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.
y Stuttgart, 25. Mai. Der Finanzausschuß der Zweiten Kammer hat heute vormittag die Beratung der Denkschrift über die Wei terführung der Steuerreform fortgesetzt und an die von dem Berichterstatter Lindemann vorgelegten Leitsätze längere Erörterungen geknüpft. Finanzminister von Geßler betonte dabei, für die Regierung handle es sich vorerst um eine Sondierung der Anschauungen der Volksvertretung, um klar zu werden, was in der Sache mit Aussicht auf Erfolg geschehen könne. Er faßte dann das Ergebnis der bisherigen Erörterungen dahin zusammen, daß die größere Mehrheit die Weiterführung der Reform nicht für dringlich ansehe und nur mit großer Vorsicht nach Abschluß der eingehendsten Vorprüfungen eingeleitet wissen wolle. Es war nämlich mehrfach bezweifelt worden, ob angesichts der zu erwartenden Jnteressenkämpfe und des geringen praktischen Erfolges nicht besser die weitere Reform ganz unterlassen werden solle, unter Beibehaltung der bisherigen staatlichen Ertragssteuern. Auch hatte man daraus hingewiesen, daß mit der Reform wieder bedeutende Erhebungs- und Belastungskosten und ein größerer Beamtenapparat verbunden sein würden. Morgen wird die Beratung fortgesetzt.
* Stuttgart, 26. Mai. Die städtische Schlacht- und Mastviehausstellung im neuen Schlachthof hat ein sehr günstiges finanzielles Resultat gehabt. Während man im Voranschlag sich auf ein Defizit von zirka 6000 Mark gefaßt gemacht hatte, hat die Ausstellung noch mit einein Ueber- schuß von etwa 800 Mark abgeschlossen. Die Einnahmen beliefen sich auf 15168 Mark, die Ausgaben aus 14 352 Mark. Der lleberschuß kommt der Kasse des Schlacht- und Viehhofes zu gute. Infolge dieses Abschlusses kommt auch der in Aussicht gestellte eventuelle Staatsbeitrag nicht in Betracht.
si Stuttgart, 24. Mai. Für deü 0. deut-' schen Stenographentag Gabelsberger, der unter dem Protektorat des Königs steht und in der Zeit vom 23.- 27. Juli hier abgehalten wird, ist nunmehr ein Ehrenausschuß gebildet worden. Die Zahl der Anmeldungen für das mit dem Stenographentag verbundene am 24. Juli stattfindende Wettschreiben beträgt bereits 1200. Die Wettschreiben werden in 6 oder 7 verschiedenen Schulgebäuden abgehalten werden, sodaß jede der Wettschreib- gruppen für sich ist. Aus verschiedenen Gegenden werden die Teilnehmer am Wettschreiben in Extrazügen hierhergeführt. Als Preise sind bereits über 3000 Mark zur Verfügung gestellt, außerdem zahlreiche Ehrenpreise. Berufsmäßige Kammerstenographen dürfen sich an den Wettschreiben nicht beteiligen, geprüfte Praktiker nur in ben Abteilungen über 260 Silben und geprüfte Lehrer der Stenographie nur in den Abteilungen über 200 Silben.
ss Kaltental, OA. Stuttgart, 25. Mai. Der ledige W. Reuter fiel von der Leiter in seiner Scheuer
> herunter. Als seine Angehörigen ihn fanden, war I er bereits tot.
!s Heilbronn, 25. Mai. Zum Kapitel von der schwäbischen Gemütlichkeit wird der Neckar- Zeitung von einem Leser geschrieben: Beim Lesen der Nachricht vom Tode des Friedrich Schwarzkopf (Holzhändler und Sägewerksbesitzer) in Nordyeim kommt mir folgende Episode in Erinnerung: Schwarzkopf saß einmal bei einer Wählerversamm lung in der vordersten Reihe und äußerte des öfteren seinen Beifall zu den Ausführungen des Redners. Dies verdroß einen Wähler, der weiter hinten saß und dieser rief: ,,Wer ist denn der Dick-! köpf da vorne mit seinem Glatzkopf ?" Die Antwort blieb nicht aus. Schwarzkops drehte sich blitzschnell herum und rief zurück: „Das ist der Schwarzkopf, du Saukopf!" und hatte die Lacher auf seiner Seite.
* Geislingen a. St., 24. Mai. Die K. Mini- sterialabteilung für die höheren Schulen hat dem Beschluß der bürgerlichen Kollegien, betreffend die Umwandlung des hiesigen R e a 1P r o g h m n a- siums in ein Resormrealprvgymnasium. die Genehmigung erteilt. Mit der Einführung des neuen Schulsystems soll mit Beginn des Wintersemesters angesangen und von Jahr zu Jahr fortgeschritten werden, bis die völlige Umwandlung vollzogen ist.
>! Geislingen a. St., 25. Mai. Gestern mittag wurde ein Fuhrwerk aus Türkheim auf der Türk- heimer Steige von einem Auto angefahren. Der Fuhrmann wurde unter seinen Wagen gestoßen, ohne besonderen Schaden zu nehmen. Eines der Pferde erlitt an einem Fuß erhebliche Verletzungen. Das Auto, dessen Marke und Nummer nicht genau fest- gestellt werden konnte, fuhr in rasendem Tempo davon.
st Stötten, OA. Geislingen, 25. Mai. Aus eine recht bedauerliche Weise verlor gestern eine hiesige, kaum ein Jahr verheiratete Söldnerssrau ihr Leben. Sie war mit der Leitung eines Gespanns von zwei Pferden vom Steinbruch nach Hause betraut. Wie nun die Umstände vermuten lassen, ist das Fuhrwerk an der etwas abschüssigen Straße vor dem Ort in ein rasches Tempo gekommen. Dadurch dürsten die Pferde über die Fahrbahn hinausgekommen sein. Die Frau ist dann beim Abspringen vom Wagen mit dem Kleide irgendwo hängen geblieben und zu Fall gekommen. Der Wagen, mit Steinschotter beladen, ging ihr direkt über den Unterleib. was den Tod zur Folge hatte.
st Gmünd, 25. Mai. Der Boykott eines großen Teils der Einwohnerschaft im benachbarten Waldstetten hat gegenüber den dortigen Wirtschaften, die erhöhte Bierpreise eingeführt hatten, nun einen Beschluß des Brauerverbandes der Bezirke Gmünd, Aalen, Heidenheim, usw. zur Folge gehabt, wonach die dem Verband angeschlossenen Brauereien den Wirtschaften Waldstettens, die unter den festgesetzten Preisen Bier schenken, kein Bier mehr liefern, bis sich deren Besitzer unterschristlich zur Lieferung zum festgesetzten Preis verpflichten.
H Heidenheim, 25. Mai. In vergangener Nacht ist in Flein heim das Anwesen des Söldners Christian Maier abgebrannt. Die Brandentstehungsursache ist unbekannt.
st Aalen, 25. Mai. Auf dem Bahnübergang zwischen Königsbronn und Oberkochen blieb ein mit
vier Pferden bespanntes Mühlenfuhrwerk stecken. Der fällige Personenzug Ulm-Aalen konnte rechtzeitig zum Stillstand gebracht werden. Er konnte mit einer halben Stunde Verspätung, seine Fahrt fortsetzen.
st Niederstetten, OA. Gerabronn, 25. Mat. Gestern ereignete sich hier der seltene Falt, daß eine Frau lebende Drillinge (Mädchen) zur Welt brachte.
st Ebingen, 25. Mai. Ein Arbeiter von Traugott Ott Söhne kanr unter einen Wagen. Es wurden ihm beide Füße abgefahren.
st Ravensburg, 25. Mai. Das vierjährige Söhn- chen des Schlossers Hilt siel in den Schuffenkanal in der Nähe des Wehrs. Durch das Geschrei einiger Kinder aufmerksam gemacht, eilte Frau Erb zu Hilfe, sprang sogleich in den Kanal und erreichte mit eigener Lebensgefahr das Kind. Obwohl des Schwimmens unkundig, hielt sie das Kind und sich selbst solange, bis weitere Frauen herbeieilten und beide ans Ufer brachten.
* Ravensburg, 25. Mai. Ein beschämender Vorgang hat sich vor kurzem hier zugetragen. Ein sehr anständiges Mädchen ertränkte sich wegen verschmähter Liebe in dem vier Kilometer von hier entfernten Glattbachweiher. Erst nach 14 Tagen wurde die Leiche entdeckt und ans Land gezogen. Dort blieb sie liegen volle 26 Stunden lang bei glühender Sonnenhitze, an einem häufig begangenen Fußwege, mit nur ein paar Lumpen bedeckt, die nicht einmal ausreichten, ihre Blöße zu decken. Erst dann wurde die Leich? in einen engen Sarg gezwängt und weggebracht.
st Friedrich shafen, 25. Mai. Nachdem die Montierungsarbeiten nahezu beendet sind, dürste das Luftschiff „Z. 3" Ende dieser Woche mit seinen Probefahrten beginnen. Auch „Z. 4" geht seiner Vollendung entgegen und wird voraussichtlich Mitte oder Ende nächster Woche mit den Aufstiegen beginnen.
st Kißlegg, OA. Wangen, 25. Mai. Das ganze. Anwesen des Ziegeleibesitzers Blank in Arnacki ist bis aus den Grund niedergebrannt.
st Bon der bayerische:: Grenze, 25. Mai. Das Gewitter vom letzten Samstag hatte auch in der bayerischen Nachbarschaft arg gehaust. In Grsi- neltshosen bei Babenhausen fuhr ein Blitzstrahl in das Anwesen des Bauern Ziegler, das in kurzer Zeit in Asche lag. In Kempten hat es stark gehagelt. In Krenzthal brannte infolge Blitzschlags das neuerbaute Anwesen des Magnus Kösel nieder, auch eine Kuh wurde erschlagen. Noch schlimmer kam der Bauer Pfälzer in Volkratshosen weg. In dessen Stall wurden drei Stück Vieh durch den Blitz getötet und der Bauer selbst erlitt aus der linken Seite Brandwunden. Das in Brand geratene Stallgebüude konnte noch gelöscht werden.
* Berlin, 25. Mai. Den Bemühungen des Gs- heimrars Dr. Wiedseld vom Reichsamt des Innern, eine Einigung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Baugewerbe herbeizusühren, haben sich neue Schwierigkeiten in den Weg gestellt. Die Arbeitgeber wollen das von ihnen aus dem Dres-- dener Veroandstag entworfene Tarismuster als Grundlage für die Verhandlungen benutzt wissen, während die Arbeiter den alten, am 1. April abge-
Das „Wollen" ist das Fundament Für all dein Tun und Lassen, Drum sei das Erste, daß du mußt Den rechten Vorsatz fassen.
„Dornenwege."
Roman von E, D re siel.
(Fortsetzung.) Raddruck vcrürten.
Niemals vergab Fränlein v. Mollcntin, daß man sie von den letzten Lebensstunden deS Mannes ausgeschlossen, dem ihres Leber Herzensliebe gehört.
Wenn der Tod gemeinhin mahnend, versöhnend an ein starrsinniges Gemüt klopft, so wirkte er aus das ihre verhärtend. vereisend.
Jener äußeren Rücksichtnahme, die mit Geld abzumachen ist, entzog sie sich jedoch nicht. Das heißt, sie sorgte für eins standesgemäße Bestattung des Vetters, regelte die Hinter- lafsenschast seiner Schulden und öffnete seiner verwaisten Tochter ihr Haus.
Diese mehr dem Rassenhochmut als dem Geiste der Liebe entsprechenden Beschlüsse mußten die jungen Nardeck notgedrungen geschehen lassen.
Eberhard, der einstweilen noch in der väterlichen Wohnung verblieben war. fand sich mit Hilfe der Gewohnheit, die ihn die Tante allezeit hatte als seine irdische Vorsehung betrachten lassen, schon eher in diese unversöhnten Herzens gebotene Fürsorge. Marion hingegen wurde es entsetzlrch schwer. Wohltaten annehmen zu müssen, die man ihr, wie einen, unreifen Kinde, mit Versagung persönlicher Verfügungen spendete und dazu ohne jede ausgleichende warme Anteilnahme.
Diese berechtigte Empfindung gekränkten Ehrgefühls wurde von ihrem Verlobten keineswegs gebilligt. Vielmehr bat ei
die Braut sehr eindringlich: „Ueberlaffe diese traurigen Angelegenheiten doch völlig der Einsicht und Großmut Deine: Tante, liebes Kind. Tust Du es nicht in natürlichem Hilfsbedürfnis. so füge Dich ihren Beschlüssen aus Klugheit. Sie hält doch nun einmal die Sicherung unserer Zukunft in ihre: Hand."
Das erste und einzige Mal, das er seit jenem verhängnisvollen Abend auf ihre Verbindung zurückgekommen war. Allerdings hatten sie jetzt kaum jemals mehr die Gelegenheil einer zeugenlosen Zusammenkunft. Nicht nur gestattete ihnen die Eliquettenstrenge des alten Fräulein kein rsis-ä-töts. auch Bella ließ es sich angelegen sein, den Sittenkodex der Tante zu unterstützen, indem sie keinen Moment aus dem Salon wich, wenn Westerot die Braut besuchte.
Wenn nun aber die gestrenge Tante verlangte, Marion solle, selbst im Verkehr mit ihrem Verlobten, eine gedämpft: und gedrückte Trauerstimmung festhaltem so hatte sie seltsamerweise nichts dagegen, daß Bella, den schmalen Körper in eine vorteilhafte Toilette von schwarz und weiß gekleidet, mit einem sehr weltlustigen Halbtranerton die Unterhaltung beherrschte und den Oberbürgermeister mit ihrem lebhaften Geplauder über den Ernst nnd Zwang der Gegenwart sortzu- helfen suchte. Wenige Tage nach Oberst Nardecks Bestattung verabschiedete sich Westerot, denn sein Amtsantritt ließ sich nicht wohl länger hinausschieben.
Selbst dieser Abschied ging in Gegenwart der Tante vor sich. Unmöglich ein trauliches Wort, geschweige denn eine Zärtlichkeit.
Marions Herz sank, als Günter sich förmlich über ihre Hand neigte. Großer Gott, über seiner Liebe standen schon weltliche Bedenken, oder er hätte seine arme verwaiste Marion jetzt ans Herz gezogen, aller pedantischen Tanten zum Trotz, nnd seine Liebe hätte zu ihr geredet mit warmen herzlichen Worten, und er wäre nicht geschieden ohne die tröstliche Versicherung, sein trauerndes Lieb bald heimzuholen.
Nichts von dem. Kaum, daß er beiläufig bemerkte, er werde ihr, sobald er sich in N. eingelebt, die dortigen Beziehungen und Verhältnisse brieflich schildern nnd sie so eingehender über ihren künftigen Wohnort orientieren.
Tante Dina saß daneben mit einem undurchdringlichen
Sphinxgesicht, das auch nicht den leisesten Zug von Güte und Herzlichkeit erkennen ließ.
Darnach küßte Günter auch der gnädigen Tante die Hand, ebenso zeremoniell wie seine Lippen Marions blühende warme gestreift, und sie Hache doch so bang zitternd die seine gesucht wie ein Vögelchen, das sich nach lieben Nestschutz sehnt, — und dann fiel die Tür hinter ihm zu, dumpf und hart.
Dieser schwere dröhnende Ton, der ihre überreizten Nerven an das Schließen eines Totenschreins gemahnte, nahm Marion die bis dahin mühsam behauptete Fassung.
Aufweinend stürzte sie in ihr Zimmer, verschloß mit bebenden Fingern die Tür und warf sich in haltloser Verzweiflung aus das Bett, in seinen Kissen das Schluchzen erstickend, das ihren Körper wie ein Krampf schüttelte.
Nach geraumer Weile schreckte sie ein Pochen an de, Zimmertür empor.
Das war Bellas harter Finger.
Marion wollte sie nicht sehen, nicht jetzt. Sie wußte, Bella hatte sich vorhin aus dem Salon geschlichen, um Günter im Treppenhaus von ungefähr zu begegne:: und ihm da adieu zu sagen. Sie hatte sich kaltblütig gesichert, was ihr, der Braut, verwehrt worden war. Marion meinte noch das Lachen, das Bella eigentümliche klanglose Lachen zu hören, mit dem sie ihm wohl eine Neckerei aus den Weg gegeben. Das mochte ganz harmlos gewesen sein, dennoch hatte sich in Marion eine neidvolle Eifersucht über dies Lebewohl unter vier Augen geregt nnd sie konnte sich einer Abneigung gegen die kokette Cousine nicht erwehren.
Selbst als das Klopfen sich wiederholte, öffnete sie nicht, aber sie unterdrückte das heftige Weinen, Bella sollte sich nicht ihres billigen Sieges freuen.
Endlich erhob st« sich und kühlte die brennende« Auge« mit kaltem Wasser. In dem Maße wie die heißen Auge« sich klärten, erfrischten, wurde ste auch innerlich allmählich ruhiger.
„Nicht vorzeitig härmen, ermahnte ste sich." Noch ist Günter mein. Noch fiel das furchtbar« Wort Trennung nicht zwischen uns."
Dennoch sehnte ste sich heftig nach einem warmen Blich einen: ehrlichen Zuspruch. , _