handelt sich um alte Greuzstrcltigkciteu zwischen den beiden Republiken, die durch einen Schiedsspruch des Königs von Spanien beigelegt werden sollten. Ehe noch der Schiedsspruch gefällt werden tonnte, ist es sowohl in Ecuador gegen Peruaner, wie umge kehrt in Peru gegen Vertreter von Ecuador zu feindseligen Ausschreitungen gekommen und die letzten Nachrichten des halbamtlichen Telegraphen burerms lauten so, als ob sich bereits Truppen im Felde gegenilberstehen. Es scheint, daß es sich nicht bloß um die 2 genannten Republiken allein handelt, als ob vielmehr das ganze lateinische Südamerika der Westküste sich in zwei großen Lagern gegen-! übertreten wolle. Mel schwerer nämlich als der verhältnismäßig geringfügige Streit zwischen Peru und Ecuador ist der Hader zwischen Chile und Peru. Auch dort handelt es sich um Grenzgebiete, Arica und Tacua, die vor nunmehr 27 Jahren von Peru nach einem unglücklichen Kriege zunächst auf zehn Jahre abgetreten wurden mit dem Vorbehalt, daß eine Volksabstimmung über die endgültige Zugehörigkeit der fraglichen Landstrecken entscheiden sollte. Chile, das im Besitze ist und auch im Rechte zu sein glaubt, hat diese Volksabstimmung immer wieder hinauszuschieben gesucht, und in diesem Früh fahr ist es dann über die Besetzung der Psarrstel len zu Konflikten zwischen den beiden Regierungen gekommen, indem Chile die gegen seine Besitzansprüche agitierenden, vom peruanischen Bischof an gestellten Geistlichen hinwies. Auch dieser Streit ist bisher nicht geschlichtet, und es hat viel Wahr scheinlichkeit für sich, daß hinter dem kleinen Ecuador im letzten Grunde das militärisch und wirtschaftlich stärkere Chile steckt, während auf der anderen Seite Bolivien stehen wird, das erst im letzten Sommer gegen einen zugunsten Chiles gefällten Schiedsspruch Argentiniens heftig aufbegehrte und sicherlich jede Gelegenheit benutzen wird, um die ihm von Chile entrissene Provinz Atacama, die es wieder mit dem Meere verbinden würde, wiederzugewinnen. So stehen sich auf der einen Seite Peru und Bolivien, auf der anderen Chile, Ecuador und wohl auch noch Columbien gegenüber. Dabei ist Peru in der üblen Lage, sich nach zwei Seiten wehren zu müssen. Peru und Bolivien zählen zusammen etwa 7 Millionen, die anderen drei Staaten etwa 9 Millionen Ein wohner. Es ist davon die Rede, daß die Bereinigten Staaten die kleinen lateinischen Geschwister im Süden zur Ordnung rufen und durch ihr Eingreifen zur Ruhe bringen wollen. In der Tat, wenn es wirklich eine Art Weltpolizei unter den Kulturvöl kern gibt, dann ist hier der Platz einzugreifen. Es sollte doch möglich sein, es wegen der unbewohnten Ländergebiete am oberen Amazonenstrom, mögen sie auch für spätere Zeiten einen wirtschaftlichen Wert haben, nicht zu einem blutigen Kriege kommen zu lassen. Da die Bereinigten Staaten auf Grund der von ihnen aufgestellten Monroedoktrin jede Einmischung europäischer Mächte kategorisch ablehnen, erwächst ihnen auch die ebenso kategorische Pflicht, auf der westlichen Halbkugel den Ausbruch verderblicher Kriege zu verhüten.
LandesnÄcknMen
* Pfalzgrafenweiler, ! 9. Mai. Ziegler Fr. Raus er von hier wurde gestern vormittag das Opfer eines schweren Un g l ück s f a l l e s. Er war
mit eineni Wagen Platten unterwegs nach Nagold, fiel zwischen Unterschwandorf und Jselshausen vom Wagen, wurde von diesem überfahren und so schwer verletzt, daß er, ohne das Bewußtsein wieder .zu erlange«, auf dem Transport nach Nagold gestorben ist. Der Verstorbene hinterläßt eine Frau mit sechs unversorgten Kindern.
* Trossingen, l8. Mai. Die bis jetzt vorliegenden Anmeldungen für das 6. Musikfest des badisch württ. S ch w a r zw a l d ga u e s, das am 4., ö. und 6. Juni hier abgehalten wird, lassen, obgleich der Anmeldetermin noch nicht ganz abgeschlossen ist, erkennen, daß es, was die Teilnahme anbelangt, die bisherigen übertreffen wird. Es haben sich bis jetzt schon über 20 Kapellen zum Wettspiel angemeldet.
Rottenburg, 18i Mai. In dem Bahnwart-! Haus bei Niederau gerieten die Söhne des Bahn warts in Streit. Dabei hat der 28 Jahre alte Eugen Schule seinen Bruder mit einem Stiletmes- ser zwei gefährliche Stiche versetzt. Der Arzt hofft, den jungen braven Mann, der seinen Vater bei- stand, durchzubringen.
ß Wehingen, OA. Spaichingen, 18. Mai. Der aus Reutlingen gebürtige Robert Nachold hat drei Revolverschüsse auf ein hiesiges Mädchen abgefeuert, ohne zu treffen. Dann richtete er die Waffe gegen sich selbst uild schoß sich eine Kugel in die Brust, wodurch die Lunge verletzt wurde. Der Grund zu der Tat ist verschmähte Liebe.
st Stuttgart, >8. Mai. Der Schwäbische Sängerbund schreibt: Aus der Mitte der dankbaren Schüler Burkhardts igest. 8. August 1908 in Nürtingen ist die Anregung ergangen, dem ver ehrten Heimgegangenen Meister ein einfaches, wür diges Grabmal zu erstellen. Gern reichen wir die Hand zu dieser Ehrung eines der volkstümlichsten schwäbischen Männer, dein überall, wo Deutsche wohnen, als Schöpfer gcmütstiefer Lieder, vor allem des herzinnigen „Im Feld des Morgens früh", ein dankbares Gedächtnis bewahrt wird. Dem Volksgesang war Burkhardts Lebensarbeit und ganze Kraft gewidmet: in seinem Amt als Seminarmufik lehrer in Nürtingen, wo er viele Hunderte .von Zöglingen für ihren späteren Beruf als Gesang- lehrer und Organisten mit größter Pflichttreue und Begeisterung ausgebildet hat, in seiner Tätigkeit als Mittelpunkt und Leiter des musikalischen Lebens der Stadt Nürtingen, in seiner Stellung als musikalischer Mitführer und Berater des Schwäb. Sängerbundes, dem er ein Bierteliahrhnndert hindurch als Ansschußmitglied, Gesangsinspektor, Preisrichter und Mitherausgeber der Bundesliedersammlung unvergeßliche Dienste geleistet hat, ebenso in seiner Arbeit als langjähriges Ausschußmitglied des Evang. Kirchengesangvereins, um den er als musikalischer Leiter der Feste, wie als Mitbearbeiter der Chorsammlungen des Vereins in hervorragender Weise sich verdient gemacht hat. Wie kein zweiter kannte er die Eigenart und die musikalischen Bedürfnisse gerade, einfacher Kreise, und zu dem Verständnis gesellte sich warmherzige Teilnahme, stetige Bereitschaft zu Rat und Tat rücksichtsvolle Milde in der Beurteilung. Wir sind der Ueberzeug- ung, daß es nicht vieler Worte bedarf, um die unauslöschliche dankbare Erinnerung au den treuen Lehrer, Freund und Sängervater wachzurufen und zur Unterstützung unseres Unternehmens anzuregen, wir richten daher au Einzelne wie an Vereinigun
gen die Bitte, ihre freuudlichst zugedachten Beiträge zu dem Grabmal für Burkhardt den Mitgliedern des engeren Ausschusses zuzustellen.
st Stuttgart, l8. Mai. Für das Württemberger Kriegerdenkmal bei Champigny sind bis jetzt 28 760 Mark eingegangen.
st Stuttgart, l8. Mai. Gegenwärtig verübt ein Schwindler dadurch Betrügereien, daß er sich als Inspektor der Friedrich Wilhelm-Versicherung ausgibt und Aufnahmen in die Aussteuer-Versicherung gegen Entrichtung einer Aufnahmegebühr entgegennimmt.
st Leonberg, l8. Mai. Daß die Kometen-, furcht picht nur in Kroatien und sonstigen weniger aufgeklärten Länderstrecken die Gemüter beherrscht, zeigt, daß eine in Stuttgart verheiratete Frau, die aus einem Nachbarort gebürtig ist, zu ihrer noch lebenden Mutter in die Heimat zurück- kehrte, um bei dem bevorstehenden Weltuntergang mit ihr zu sterben.
st Zuffenhausen, 18. Mai. Gestern abend bewarfen der Taglöhner Schweizer und der Güter- bodenarbeiter Wörz in betrunkenem Zustand den Hund des Gärtner Dürr mit Steinen. Als letzterer sich dies verbat, kam es zu Streitigkeiten, in deren Verlauf schweizer dem Dürr einige Messerstiche in den Rücken versetzte und ihn erheblich verletzte. Erst als ein mit eineni Prügel bewaffneter Nachbar des Dürr dazwischen trat, ließen die beiden Raufbolde von ihrem Opfer ab. In der Trunkenheit hat Schweizer selbst seinem Freunde Wörz 2 Stiche in die Schulter beigebracht.
st Marbach, 18. Mai. Eine Anhäufung von Unglücksfällen hat sich hier innerhalb kurzer Zeit zugetragen, indem die Pferde des dem Kaufmann Bäuerle jun. gehörigen Wagens scheuten und dis Chaise umwarfen, wobei Bäuerle und feine Frau zu Fall kamen, ohne verletzt zu werden. Die Pferde aber rannten ohne den Wagen weiter und überrannten den auf seinem Zweirad des Weges kommenden Schreiner Schlechter, der schwere Verletzungen da- pvnkrug. Bei der Bemühung ihn fortzuschaffen, stürzte der Hausknecht Speer einer nahe gelegenen Wirtschaft die Treppe hinab und wurde bewußtlos ausgehoben. Die beiden Verletzten befinden sich im Bezirkskrankenhaus.
st Großbottwar, OA. Marbach, 18 . Mai. In dem Anwesen von Fink und Riethmaier ist Feuer ansgebrochen, das die Gebäude völlig einäscherts.
st Gmünd, ! 7. Mai. Bis vor wenigen Tagen war man hier allgemein der Anschauung, wir würden Heuer von der M a i k ä f e r P l a g e befreit sein. Die warme Witterung hat aber die Käfer hervor- gelockl. Es zeigt sich, daß das Jahr 1910 genau so ein Flugjahr wie die Jahre 1902 und 1906 ist. Man erinnert sich kaum, solche Massen gesehen zu haben. Bäume und Strüncher sind dicht besetzt. Abends schwärmen dichte Scharen in der Luft herum.
st Gmünd, 1 7. Mai. Am 6. und 6. Juni findet hier das 18. Gauverbandsfchießen des Mittel- schwäbischen Schützenverbandes statt. Vom 21.—23. Mai tagten hier die Grossisten für das Edelmetallgewerbe.
st Gmünd, 18. Mai. In Wißgoldingen ist ein neunjähriges Schulmädchen, als es beim Feueran- machen mit der Erdölkanne hantierte, durch eine Explosion so schwer mit Brandwunden bedeckt wor-
Das Unrecht bleibet Unrecht, und Schmach ist stets sein Lohn, Es führe seinen Täter zum Pranger oder Thron.
„Dornmlvege."
Roman von d. Treffet.
(Fortsetzung.' Nachdruck vero ten.
Es wurde im Atelier kerne ständige Bedienung gehalten, denn eine überlaufene Berühmtheit war Frida einstweilen noch nicht. Wer sie sprechen wollte, hatte sich in der eine Etage tiefer gelegenen Familienwohnung zu melden und wurde dann entweder von dem Mädchen oder auch durch eins Ser jüngeren Geschwister zu ihr hinaufgeführt. Diese aber nahmen es mit den Gesetzen des Anstandes nicht immer genau.
So verschwand auch jetzt der Blondkopf, er gehörte einer noch kindlichen Schwester, nach der formlosen Meldung so schleunigst, als sei er in eine Versenkung gefallen, während, die Eingangstür sorgfältig hinter sich schließend, ein junger Leutnant mit respektvollem Gruß, aber ungeheuer vergnügtem Gesicht, aus die Malerin zutrat.
»Das nenne ich eine Ueberrumpelung, Herr Nardeck. Außerberufliche Besuche empfange ich, wie Sie recht gut wissen, im Salon meiner Mutter", scherzte sie, nicht ohne einige Befangenheit.
.Verzeihung, gnädiges Fräulein, als Bote meiner Schwester ließ man mich passieren. Dre Frau Mama traf ich zudem gar nicht zu Haus, was mir, ehrlich gestanden, keinen Kummer machte, Herrn nun durfte ich Sie mit Fug und Recht einmal in Ihrem Allerheiligsten aufsuchen. Leider wollten Sie sich ja nie herablassen. Ihre Kunst an mich profanen Gegenstarrd zu verschwenden."
.Ei. das wäre! Leutnants male ich nicht. Zumeist alte Leute und Kinder."
.Und die schlafen dann allemal ern wie die Kleine da? Solcher sträflichen Sünde würde ich mich nun sicher nicht
schuldig machen", lachte er. .Uebrigens fällt das Rotkäppchen gleich vom Stuhl."
.Auf dem Dwan läge sie besser, denn wachzukriegen ist sie nicht." Er hatte die Kleine schon behutsam ausgenommen und bequem hingestreckt. Dann entfernte er das drückende Mützcherr von dem dunklen Köpfchen, zog vom nächsten Sessel einen Behang, den er über das feftschlafende Kind deckte und tat das alles mit einer so gutherzigen Achtsamkeit, daß Frida darüber ihren Unmut vergaß. .Doch ein lieber Mensch, dieser verwöhnte Leichtfuß", dachte sie fast gerührt.
„So!" sagte er heiter. .Welch einen tiefen Schlaf so ein Kind hat! Beneidenswert. Hoffentlich ist er auch von Dauer. Ich Hab' nämlich manches auf dem Herzen, was ich ungestört heruntersprechen möchte. Darf ich, gnädiges Fräulein?"
Sie hatte inzwischen die praktische aber unkleidsame Malschürze abgestreift. Ihre elegante zierliche Gestalt in einem Asten venezianischen 'Armstuhl niederlassend, bedeutete sie dem Leutnant Platz zu nehmen, während sie unsicher entgeguete: .Sie wollten mir Botschaft von Marion bringen?"
Er entledigte sich seines Auftrages, indem er scherzhaft hinzufügte: „Wir sind einmal wieder Knall und Fall zu Tante befohlen. Sie werden wissen, daß wir uns gegen die Eingebungen unserer Serenissima keine Auflehnung erlauben dürfen."
„Nun ja. Ist auch nichts weiter dabei. Wer wäre denn ganz frei von Rücksichten. Irgend wie sind wir alle Sklaven."
„Auch Sie. die freie Künstlerin? Das ist schwer denkbar."
„Ganz gewiß. Die Kunst hält mich vielmehr eng gefesselt. Sie hat mich mit Haut und Haar."
„Das heißt. Sie wollen ihr eben angehören."
„Nein, sie zwingt mich. Ich muß ihr folgen."
„Und sind glücklich so?" fragte er eindringlich.
..Nicht bedingungslos," gestand sie zögernd. „Welcher Künstler, überhaupt welcher geistig Schaffende wäre denn das so ohne weiteres? Ich meine beseligt oder auch nur befriedigt ohne peinigende hemmende Zweifel an seinem Gelingen."
Der luftige Leutnant nickte ernst. Er hielt Fridas Augen fest mit seinen warmen Blicken und sagte mit inniger Betonung:
„Das jubelnde Glück bringt nur die Liebe. Sie allein fliegt schrankenlos über irdische Bedenken und Hemmnisse fort.
Sie wurde unruhig unter seinen flammenden Äugen. Sie fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg, erwid .ce aber mit gemachtem Gleichmut: „Davon weiß ich nichts. Und über Dinge, die mir fernliegen, rede ich nicht gern."
Er trat dicht vor sie hin und rief erregt: „Hören Sie mich wenigstens an, Frida, ich hoffe Sie überzeugen zu können. Ich werde die heurige Gelegenheit ganz sicher nicht ungenutzt verstreichen lassen."
„Die Sie einer List verdanken," wich sie ihm aus.
„Welcher Eroberer erlaubte sich die nicht," lachte er. Ernster fügte er hinzu: „Frida. Sie müssen es wissen — ich bin Ihnen sehr gut, und nicht erst seit gestern und heut. —
„Ich habe nie darüber nachgedacht. Mir fehlte die Zeit zu solcher Träumerei."
Er seufzte. „Hm, Sie verschanzen sich wieder hinter Ihrer hohen Herrin, da ist's freilich schwer bis an Ihr Herz zu dringen. Trotzdem, ich wag's mit der Kraft meines Gefühls für Sie."
Er umspannte ihre zarten schmalen Hände und forderte gebieterisch: „Frida, sehen Sie mich an, wollen Sie wirklich nichts von mir wissen?"
„Aber das ist Tyrannei," rief sie zormg.
„Ich will mein Urteil in Ihren Augen lesen," beharrte er. „danach werde ich sofort gehen, oder —" er lachte sie mit einem solchen Siegesübermut an, als sei er überzeugt, sie könne ihm gar nicht von dannen schicken.
Und wie sie auch innerlich revoltierte gegen diesen kecke« Siegertrotz, die Kraft seiner liebenswürdigen Persönlichkeit, die Innigkeit seines Blickes, aus dem eine lautere ehrliche Seel« zu ihr redete, bezwang sie dennoch. .
Trotzdem, es war kein jauchzendes Unterliegen. ,
Ein banger Seufzer teilte ihre Lippen.
„Frida," drängte er ungestüm, „antworten Sie mir." „Ich bin Ihnen gut", gestand sie leise, „sind Sie doch meiner Marion Bruder."
„Nur deswegen?" grollte er.
„Nein," bekannte fie da mit einem lieben ehrliche» Lächeln, „aber Marion lehrte mich dann den Leutnant Saute»