ten Gemeindoratswahl Briefuinschläge mit dem Auf druck „Stadtschultheißcnamt Zuffenhausen" benützt hätten, wodurch der Anschein erweckt worden sei, als ob die Schriftstücke von Amts wegen versandt worden seien,
ss Marbach, IS Mai, Gestern nachmittag schlug der Blitz in das Wohnhaus und den Stall des Oekouomen Johannes Häußermann in Heidenhof. Der Stall stand alsbald in Flammen und das Feuer ergriff auch noch die benachbarte Scheuer, Beide Gebäude wurden gänzlich zerstört.
jj Lauffen a. N., iS Mai, Einem l4jährigen Knaben, der mit einem Hammer auf eine Revolver kugel schlug, wurde ein Finger der rechten Hand abgerissen. Der Verletzte wurde ins Krankenhaus nach Heilbronn übergeführt,
H Bönnigheim, OA, Besigheim, l2. Mai, Ein Blitzschlag hat gestern nachmittag hier zwei Wohnhäuser und einige Scheuern, sowie ein städtisches Gebäude, das zur Aufbewahrung von Brennmaterial diente, in Asche gelegt. Er zündete in der mit Futter gefüllten Scheune des Posthalters Graf, Die Pferde und das Mobiliar) konnten noch gerettet werden: aus einem benach barten Haus, das mitverbrannte, konnte man noch rechtzeitig eine Wöchnerin herausbringen. Der Feuerwehr gelang es, die benachbarten Gebäude, die zum Teil Feuer gefangen hatten, zu retten.
* Heilbronn, 12. Mai. Nack, Mitteilung des Oberbürgermeisters Dr. Göbel in der gestrigen Gemeinderatssitzung ist der Versuch gescheitert, hier eine Einigung in der B au a r b e i t er a u s s p e r- rung herbeizuführen,
1s Wäschenbeuren, OA, Welzheim, 12. Mai, Eine verhängnisvolle Verwechslung passierte hier einem bei einem Bäckermeister angestelllen Dienstmädchen, Das Mädchen trank Lauge anstatt Bier, wodurch es schwere Verbrennungen der Speiseröhre und des Magens erlitt. Der Zustand des Mädchens, das vom Arzt mit Automobil nach Göppingen verbracht wurde, ist zufriedenstellend,
h Hall, 12, Mai, Bei einem gestern nachmittag zwischen vier und fünf Uhr über unsere Gegend niedergegangenen schweren Gewitter schlug der Blitz in das Wohn und Oekonomiegebäude des Bauern Wieland in Tüngental hiesigen Oberamts, und legte es vollständig in Asche. Der Gebäude- und Mobiliarschadeu ist ziemlich hoch,
h Bad Mergentheim, 1,2. Mai, Im Kurhaus hat sich bei den ihrem Ende entgegengehenden baulichen Veränderungen noch ein bedauerlicher Unfall ereignet, indem einem Monteur der Firma Stumpf u, Co,, Stuttgart siedendes Blei in die Augen spritzte. Die äußeren und inneren Augenlider sind nicht unerheblich verbrannt, jedoch besteht keine Gefahr für das Augenlicht,
?! Mm, 42, Mai. Die Leiche des in der Nacht zum 24, April in der Donau ertrunkenen Oberpostassistenten Gustav Seidel ist immer noch nicht gefunden worden,
?! Vom Boderrsce, 12, Mai. In Wollmatingen wurde im Schulhofe während der Pause beim Spielen der dreizehnjährige Schüler Futterer von seinem Mitschüler zu Boden gerannt und so unglücklich in die Magengegend getreten, daß er den erlittenen Verletzungen erlegen ist.
Ueber Graf Zeppelin und das preußische Krieqs- urinisteriuin
berichten die Blätter aus Berlin folgendes: Gras Zeppelin gab in dem (bereits erwähnten) Gespräch zu, daß das Verhältnis zwischen ihm und dem Kriegsministerium andauernd frostig sei. Es seien ihm sogar Schwierigkeiten gemacht worden, bis er eine Audienz beim Kriegsminister v. Heeringeu durchgesetzt habe. Sehr ausgefallen sei ihm auch, daß Reichskanzler v, Bethmann Hollweg bei einem Essen, bei dem er letzthin mit diesem zusammen traf, mit keinem Worte des Weilburger Unfalles Erwähnung getan habe, geschweige denn ihm seine Anteilnahme ausgesprochen habe. Er habe allen Grund, zu befürchten, daß nunmehr auch der Kai ser von dieser gegen ihn und fein Werk gerichteten Strömung im Kriegsministsrium beeinflußt werde, Aucb habe man auf sein Ansuchen hin von einer Interpellation über das Weilburger Unglück im Reichstag abgesehen, weil er angenommen habe, daß man gegen sein Epstein aus dieser traurigen Affäre von verschiedenen Behörden Kapital schla gen wolle. Sollten ihm weitere Schwierigkeiten bereitet werden, so würde er sich doch schließlich gezwungen sehen, einen Appell an den Reichstag zu richten. Vielleicht würde dann der Verhandlungstag im Reichstag ein schwarzer Tag für die Militärverwaltung werden. Denn es sei gar nicht zu leug neu, daß bei der Landung in Limburg ganz grobe Verstöße gegen die von ihm selbst gegebenen Vorschriften bei Landungen der Z.-Schiffe vorgekommen seien. Der Landungsplatz war vor allen Dingen nicht richtig gewählt, des weiteren war die Verankerung durchaus nicht in der von ihm angewendeten Weise erfolgt, nämlich derart, daß die Spitze des Luftschiffes hart am Boden lag und das Verankerungsseil sich andauernd angespannt befand, daß weiter das Hinterteil des Ballons in die Windrichtung eingeschwenkt war. Ein grober Verstoß liege auch darin, daß mau die Gondel unbemannt gelassen habe. Wäre das Schiffspersonal nach der Vorschrift an seinem Platz gewesen, so hätte man nur den Motor anlaufen zu lassen brauchen, und das Luftschiff wäre ine und nimmer zerstört worden. Unverständlich sei ihm aucki der Umstand, daß man in Homburg die erprobten Führer aussteigen und mit der Bahn weiterfahren ließ, nur um üüs Gefälligkeit anderen Offizieren eine Fahrt in einem Z.-Kreuzer zu ermöglichen. Jetzt scheine man ihm und seinem System vom Kriegsministerium den Weilburger Unfall in die Schuhe schieben zu wollen. Geschehe das, so werde er sich zu rechtfertigen wissen, Die Abgeordneten und die sonstigen Gäste des Prinzen Schönaich-Carolath waren davon überzeugt, daß gewisse Gegensätze zwischen dem Grafen Zeppelin und dem Kriegsministerium beständen, die zu beseitigen nur im Interesse der Zukunft der Deutschen Luftschiffahrt liegen können. Die Herren ließen über diese ihre Auffassung auch gar keinen Zweifel bestehen,
Roosevelt in Berlin.
st Berlin, 12. Mai, Um halb zwölf Uhr begann die Feierlichkeit zu Ehren Roose- velts in der Aula der Friedrich Wilhelms-Universität, Zu Seiten des Katheders nahmen Senat und Lehrkörper der Universität Platz, davor die geladenen Gäste sowie die Studentenschaft, Unter den Gäst.n befanden sich der Reichskanzler, der Kultus-
ministc-r, der amerikanische Botschafter, die Witwe des Botschafters Frhr, Speck von Sternburg, der Reichstagspräsident, Oberbürgermeister Kirschner, Bürgermeister Reischke u, a. Während des Gesangs des Akademischen Gesangschors „Heil Columbia, glücklich Land" wurde Roosevelt von? ältesten Dekan eingesührt, worauf er bei den Professoren Platz nahm. Gegen Schluß der Hymne betraten, geführt von Rektor Geh. Rat Erich Schmidt, der geschlitzten Purpurmantel mit Degen trug, die Majestäten und die sonstigen Fürstlichkeiten die Aula. Nach einer Begrüßungsansprache des Rektors an die Kaiserlichen Gäste und Roosevelt, den großen Staatsmann, den der Kaiser gestern einen ausgezeichneten Amerikaner und seinen Freund genannt und der auf seinem Umzuge durch Europa hier angehalten habe, um das Katheder zu besteigen, trat Roosevelt vor und begann nach einer Verneigung zu den Majestäten und den Professoren seine Rede über „Zivilisation,"
Roofevelts Vortrag.
Roosevelt leitete seinen Dortrag wie folgt ein:
Ich begrüße mit großer Freude die Gelegenheit, vor der Universität von Berlin in dem Jahr, in den, sie das erste Jahrhundert ihres Bestehens abschließt, eine Ansprache halten zu dürfen. Es ist für Sie in der alten Welt schwer, die Gefühle eines Mannes, der von einer noch im Werden begriffenen Nation in ein Land mit einer in unvordenkliche Zeiten zurückreichendeu Vergangenheit kommt, zu verstehen; und das ist besonders der Fall, wenn dieses Land, mit seiner alten Geschichte hinter sich, dennoch voll stolzen Vertrauens in die Zukunft blickt, und in der Gegenwart all die überschäumende Kraft froher Jugend zeigt. Das ist der Fall mit Deutschland,
In dieses Land komme ich als Angehöriger eines jungen Volkes, das mit jeder der großen Nationen des mittleren und westlichen Europas blutsverwandt und doch wieder von jeder verschieden ist; das von jeder viel ererbt oder erworben hat, aber doch jede Erbschaft und jede Erwerbung in etwas Neues und Fremdes verändert und entwickelt. Der deutsche Anteil an unserm Blut ist groß, denn fast von Anbeginn au ist das deutsche Element unter den einander folgenden Wogen von Ankömmlingen groß gewesen: und ich selbst führe meine Abstammung auf jenen Zweig der Niederdeutschen zurück, der Holland aus der Nordsee empor gehoben hat. Und noch mehr, wir haben von Ihnen nicht nur einen großen Teil des Blutes, das durch unsere Adern rinnt, entnommen, sondern auch einen großen Teil der Gedankenwelt, durch die unsere Denkarbeit bestimmt wird, Generationen amerikanischer Studenten sind zu Ihren Universitäten gezogen, und dank der vorausschauenden Weisheit Seiner Majestät des gegenwärtigen Kaisers ist das innige und freundschaftliche Verhältnis zwischen beiden Ländern jetzt in jeder Beziehung enger, als es je zuvor war,
Deutschland ist ganz besonders ein Land, in dem die Weltkultur-Bewegung von heute in all ihren vielfachen Erscheinunsformen deutlich sichtbar wird. Das Leben dieser Universität füllt mit der Periode zusammen, während der sich jene Bewegung verbreitet hat, bis sie auf jedem Kontinent zu spüren war, während sie an Schnelligkeit zugenommen hat, so daß sich das Antlitz der Erde verän-
Ziehst du zu früh die Angel an. Kein Fischlein beißt sich fest daran, Drum Hab' Geduld zu jeder Zeit. Wer sicher geht, kommt sicher weit.
„Dornenwege."
Roman von C. Dressel.
(Fortsetzung.) Nachdruck verb ten.
Marion, das Köpfchen voll feuriger Unternehmungslust. pch an die Spitze des Hauswesens stellte und die Ün- zuläi'.chichkert der Mittel sowohl als ihre sorglose Verwendung erkannte, suchte sie in die heillose Verwirrung etwas Ordnung zu bringen. Allein es war eine Sisyphusarbeit, des Vaters Achtlosigkeit, des Bruders Leichtsinn rissen ihr saures Mühen immer wieder um. Ja, Eberhard lachte sie einfach aus. Er behauptete, durchaus kein sinnloser Verschwender zu sein, aber wenn die Tante ihr Vergnügen daran habe, ihm die Taschen voll Geld zu stopfen, wäre er ja ein Narr, sich nicht gleichfalls zu amüsieren. Sie dagegen sei mit ihrem unnötigen Schuften und Sorgen eine große Törin. Und doch lehnte sich Marions Stolz so heftig gegen den Mitgenuß dieser einseitigen Wohltaten auf; denn Tante Dina, die Eberhard geradezu vergötterte, n,achte sich seltsamerweise aus ihr selber nicht das geringste. Ja, Marion glaubte zuweilen, die alte sonderbare Dame sei ,hr entschieden abgeneigt, und so vernichte sie immer wieder, wenigstens den Haushalt und ihre bescheidenen Toilettenbedürsnisse ohne Tante Dinas Hilfe zu bestreiten, wenngleich sie für ihre ängstlich durchdachten Sparsamkeitsbestrebungen kaum eine andere Anerkennung fand, als die, welche ihr das Bewußtsein, recht zu tun, zusprach.
Sich aus dem Bann wehmutsvoller Erinnerungen lösend, wandte sich Oberst Nardeck jetzt der Tochter gehobenen Tones zu. „Ich bringe Dir gute Nachricht, Kind. Jawohl, ich habe nun doch etwas für Dich tun können und nichts Geringes." Er richtete sich höher aus, als er mit starkem Selbstbewußtsein weiter sprach: »Ich habe auch heute noch wertvolle Beziehungen, hochstehende Freunde. Kurz und gut, ich konnte dazu beitragen. Deinem Günter den Oberbürgermeisterposten in N. zu sichern.
Marions Augen blitzten in stolzer Freude. »Du liebsr girier Papa. Günter hat ihn so sehr gewünscht."
»Und wird ihn prächtig aussüllen, er ist ein tüchtiger Beamter, energisch und ehrgeizig, wie er sein soll. Der erst so ferne Punkt Eurer Heirat rückt also damit ziemlich nahe. Du wirst bald den Hochzeitstag bestimmen können, vorausgesetzt freilich, daß Tante Dina nun ausführt, was sie für Dich im Sinne hatte, sobald Westerot zu Anit und Brot käme,
Marions Stirn faltete sich. „Muß es sein, Papa? Ich möchte so ungern ihr etwas zu danken haben."
„Närrchen, da hielt ich Dich für gescheiter. Glaubst Du denn, Westerot wird in einer exponierten Stellung ohne die nötigen Mittel ein Haus machen können und wollen? Ich. der ich zu gut weiß, welch ein unnachsichtiger Oger die Reprä- sentatiou ist, kenne auch die Opfer, die sie fordert. Plan entgeht ihnen um so weniger, je ehrgeiziger man ist."
„Die Liebe steht ihm höher," flammte Marion auf. Wir haben uns lieb, das darfst Du nicht vergessen. Wir denken mehr an unser Herzensglück als —-.-
Erschrocken hielt sie inne. Da hatte die Erregung sie zu enier Unbesonnenheit fortgerissen. Der Vater ver eng ja nie eine Widerrede. Ganz bereit, ihren Fehler gut zu machen sah sie ihn schüchtern an.
Aber anstatt gereizt aufzusahren, lächelte er sogar: „Das will ich hoffeil. Ich bin gewiß der letzte, der Liebe i» dem Ehebunde die zweite Stelle anzuweiseii. Aber Hand ,u Hand mit der Vorsicht sollte sie gehen. Nicht nur' an uns, an das Glück der Gegenwart sollen wir denken, sondern mich au die, welche nach uns kommen." Er seufzte leise und , der Tochter mil einem kleinen verlegenen Lächeln in d. s e»
wartungsvolle Gesicht. „Ich selber habe da vielleicht manche- versehen, um so mehr schätze ich die Ueberlegung an Westerot.*
„Dil bist mein guter Papa, aber Du mußt nicht sager^ Günter sei vornehmlich Verstandesmensch."
„So stark drückte ich mich auch gar nicht aus. Dem widerspräche schon seine Werbung um ein von Ha«t au- mittelloses Mädchen. Er würde sich hingegen nie pl einer Unbesonnenheit hinreißen lassen, und diese Kaltblütigkeit imponiert mir gerade an ihm. Sie leitet viel sicherer, als rollköpfige Leidenschaft. Der Führung dieses klugen «rnsicyüge» Mannes durfte ich Deine unerfahrene Jugend getrost anver» trauen."
„Tein Vaterhaus mag Dir jeden Tag genommen »«de« bei meiner unsicheren Gesundheit, und deshalb habe ich nun alles getan. Eure Verbindung zu beschleunigen. Will nun Tante Dina ein übriges tun, laß Dir's gerne gefallen, kleine Marion. Wer stände ihr denn auch näher, als Eberhard und Du?"
„Sie hat doch noch andere Verwandle, Papa."
Er zuckte die Achseln. „Seitenlinie, die selber begütert ist. Sie macht sich auch gar nichts aus den andern."
„Na, ich iveiß nicht, Papa. Bella zum Beispiel ist oft zu Besuch bei ihr."
„Es scheint Dir wahrhaftig Freude zu mache», an Deinen guteu Aussichteu zu zweifeln," vcr,ctzte der Oberst, sich erregend. „Zum Kuckuck, und wenn diese Bella das lange Jahr durch bei der Tante hauste, in ihrem Herzen ist Eberhard absoluter 'Alleinherrscher. Sie hat ja an dem Jungen völlig ihre« Narren gefressen, so zu sagen, und ich habe mit eigenen Ohre« gehört, daß er ihr Erbe sein würde. Seinetwillen wird sie auch Dich berücksichtigen. Also Glück auf, Frau Ob«- bnrgermeisterin," schloß er in heiterer Zuversicht.
Marion drückte dankbar seine hingehaltene Hand. Dabei aber zog ein versonnenes Lächeln über ihr junges Gesicht. Was der Vater von Günter gesagt, mochte richtig sein und schätzbar, sie aber liebte anderes an ihrem Schatz: den warme» Klang seiner Stimme, seine leuchtenden, zärtlichen Augen, di« ritterliche Liebenswürdigkeit seines Wesens. Kenntnisse, ehrgeiziges Streben nach einem hohen Ziel, geziemte sicher der« Mann, dennoch hatte sich ihr die Frage: was kam«, was ist